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Rohstoffe: Kupferpreis zeigt Blasensymptome

In Erwartung einer boomenden Konjunktur stürzen sich Anleger derzeit auf Rohstoffe aller Art. Das treibt die Preise für Nahrungsmittel, fossile Energieträger und Industriemetalle nach oben. Der Kupferpreis erreichte Anfang der Woche den höchsten Stand seit 2011. Die Positionierungen an den Terminmärkten mahnen jedoch zur Vorsicht.

Rohstoffe als Teuerungsturbo

Es ist verrückt: Einerseits versuchen sich Anleger über Investitionen in Rohstoffe vor Inflation zu schützen, anderseits treiben sie damit die Preise der knappen natürlichen Ressourcen weiter nach oben. Dies wiederum erhöht die Einkaufspreise für die verarbeitende Industrie, die ihrerseits diese gestiegenen „Input-Preise“ an den Endverbraucher weitergeben. Dass dies bereits geschieht, ist an Tankstellen, in Baumärkten sowie bei den Nahrungsmittelpreisen in den Supermärkten spürbar.

Da Versorgungs- und Logistikketten für Rohstoffe nach wie vor eingeschränkt sind, sich die Industrienachfrage aber bereits vom Pandemie-Schock erholt, könnte sich die Knappheit bei den Rohstoffen kurzfristig sogar noch verschärfen.

So steuert der Kupfermarkt im laufenden Jahr mit ca. 327.000 Tonnen auf das größte Angebotsdefizit seit 10 Jahren zu. Gemäß einer jüngst publizierten Studie der Rohstoffanalysten von Goldman Sachs könnte der Kupfermarkt noch bis ins Jahr 2023 hinein defizitär bleiben.

Die gestiegenen Preise für Rohstoffe drohen in den kommenden Monaten die allgemeine Teuerungsrate deutlich anzuheben und eine Preisspierale in Gang zu setzen.

Kupferpreis auf Rekordkurs

Zum Wochenauftakt stieg der Kupferpreis an der Rohstoffbörse in London (LME) bis auf 9.269 US-Dollar pro Tonne an. Das letzte Mal erreichte das Metall dieses Niveau im August 2011. Aktuell notiert der Kupferpreis zwar etwas niedriger, befindet sich seit Jahresbeginn aber immer noch mit gut 15 Prozent im Plus.

Der dynamische Rebound seit März 2020 hat das Metall nahe an die Rekordpreise aus dem Februar 2011 bei damals rund 10.200 US-Dollar pro Tonne herangeführt. Für die kommenden 12 Monate erwarten die Analysten von Goldman Sachs neue Rekorde beim Kupferpreis. Das Kursziel für diesen Zeitraum wurde auf 10.500 US-Dollar pro Tonne angehoben.

Chart zeigt Verlauf im Kupferpreis

Allerdings gibt es bereits deutliche Warnsignale, die eine Blasenbildung an den Terminmärkten für Rohstoffe anzeigen, das gilt auch für Kupfer, wo das spekulative Exposure zuletzt einen neuen Rekordstand erreichte.

Kupfer – das Metall mit dem Doktor in Ökonomie

An der Börse wird Kupfer auch als „Dr. Copper“ bezeichnet. Die Preise für das Metall sind wegen der vielseitigen Verwendung von Kupfer in der Industrie (Automobile, Elektronik) sowie am Bau bzw. im Bereich Infrastruktur ein stark beachteter Frühindikator für die Konjunktur. Das rötliche Metall mit dem Elementensymbol Cu ist das weltweit bedeutendste Industriemetall.

Wobei die Aussagekraft von „Dr. Copper“ in Sachen Wachstumsprognose durch die extrem laxe Geldpolitik verzerrt wird. Die starke Ausweitung der Geldmenge bei gleichzeitig nach wie vor historisch niedrigen Realzinsen fördert den Anlagenotstand sowie die Spekulation im Bereich der inflationssensitiven Rohstoffe.

Profiteure der aktuellen Kupferhausse sind neben den Investoren auch die großen börsengelisteten Produzenten und Recycler wie Freeport-McMoRan, BHP Group, Glencore, Southern Copper, Rio Tinto, KGHM, Vale sowie die deutsche Aurubis. Der Aktienkurs des Kupferproduzenten und Wiederverwerters aus Hamburg hat sich in den letzten 12 Monaten trotz zwischenzeitlichem Pandemie-Crash glatt verdoppelt.

Produzenten für Kupfer

Der Terminmarkt mahnt zur Vorsicht

Bei aller Euphorie zeigen sich an den Terminmärkten in China, Großbritannien und den USA bereits klare Anzeichen einer kurzfristigen Übertreibung. Mit Rückschlägen und steigender Volatilität muss daher beim Kupferpreis gerechnet werden.

So gibt der für das Timing recht gut geeignete COT-Indikator, basierend auf den Terminmarktdaten der COMEX in New York, aktuell mit zwei Indexpunkten ein klares Verkaufssignal. Der COT-Index (untere rote Linie im Chart) pendelt zwischen 0 und 100. Ein Indexniveau unter 25 signalisiert einen überspekulierten Markt, Stände über 80 werden hingegen bullish interpretiert.

Zur Berechnung des COT-Index werden die Pflichtmitteilungen der Terminmarktteilnehmer gegenüber der Aufsichtsbehörde CFTC über ihre aktuelle Positionierung (Long oder Short) genutzt. Die Marktakteure werden dabei in drei verschiedene Kategorien unterteilt: die Großspekulanten, die Kleinspekulanten und die kommerziellen Absicherer (Minengesellschaften Banken etc.).

Umso mehr Großspekulanten, zu denen v. a. Hedgefonds gehören, auf steigende Kupferpreise wetten, desto wahrscheinlicher wird eine Korrektur. Diese Annahme basiert auf der Beobachtung, dass die Großspekulanten überwiegend prozyklisch agieren.

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Anfang Dezember 2020 erreichte die Zahl der netto Kupfer-Long-Kontrakte (Wetten auf steigende Preise) bei den Großspekulanten mit über 80.000 Kontrakten das höchste jemals gemessene Volumen. Ein Kontrakt verbrieft 11,34 Tonnen Kupfer (25.000 Pounds).

Gemäß den jüngsten COT-Daten hat sich die Kontraktzahl der Großspekulanten auf immer noch Rekordhohe 73.900 reduziert. Dafür hat die Gruppe der Kleinspekulanten ihre Wetten auf einen weiter steigenden Kupferpreis zuletzt auf ein absolutes Rekordniveau von 11.761 Kontrakte ausgeweitet.

An den Rohstoffterminbörsen in Shanghai und London haben sich die spekulativen Wetten auf steigende Preise ebenfalls sehr stark aufgebaut.

Die Tatsache, dass der Kupferpreis trotz Rekordspekulation noch gut 13 Prozent unter den Rekordpreisen notiert, ist ebenfalls ein Zeichen von spekulativer Übertreibung.

Fazit und Ausblick

Die mittel- und langfristigen Aussichten für den Kupferpreis sind nach wie vor positiv. Die Erwartung eines großen US-Infrastrukturprogramms in Billionenhöhe trägt mit dazu bei. Auch die anhaltend große und zuletzt wieder stark gestiegene Nachfrage aus China treibt die Preise nach oben und den Markt für Kupfer in ein Defizit.

Das stark aufgebaute spekulative Exposure an den Warenterminbörsen hat zweifellos mit zu der Hausse beim Kupferpreis und generell bei den Preisen für Rohstoffe beigetragen.

Hier liegt kurzfristig das größte Risiko: Durch Anhebung der Einschusspflicht (Margin) oder durch eine Straffung der Geldpolitik in China könnte Kapital in signifikantem Umfang aus dem Terminmarkt herausgedrückt werden und die Preise zumindest temporär belasten. Das Gleiche gilt für die Kupfer-Produzenten und Wiederverwerter.

Nach einer Korrektur um ca. 15-20 Prozent vom aktuellen Kursniveau aus würden sich jedoch mittelfristig Einstiegschancen sowohl bei dem Metall als auch bei den Kupfer-Aktien eröffnen.



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