Tagtäglich zeigen Kommentatoren die Grafiken über die aktuelle Preisentwicklung für Rohstoffe. Kaum ein Berichterstatter, der nicht deren Druck auf die allgemeine Inflationsrate zu sprechen kommt. Wenn man sich aber die Terminkurve an den Optionsmärkten für Rohstoffe betrachtet, so fällt eines auf: Backwardation, also niedrigere Kontraktpreise auf Jahressicht und auf breiter Front. Könnte Fed-Chef Powell also doch recht haben mit seinem Hinweis auf einen vorübergehenden Preisanstieg?
Rohstoffe: Ein neuer Zyklus
Dies ist nicht ein Preischart einer Kryptowährung, wie Jim Bianco es in einem Tweet bezeichnet, sondern der von Bauholz (Lumber), der raketenhaft nach oben steigt. Mit der Folge, dass der Preis für ein neues Haus in den USA um über 36.000 Dollar binnen Jahresfrist steigen wird.
Hierzu noch einmal die letzten Daten zu dem Anstieg der Rohstoffpreise im Jahresvergleich
Jetzt aber das Phänomen – sinkende Preise in Zukunft
Die Welt braucht Rohstoffe, das Ende von Covid-19, die Flutung der Märkte mit Welt durch Notenbanken und Regierungen, die Konjunkturprogramme der Länder (Infrastrukturpakete der Länder, Build back better in den USA, Wiederaufbaufonds in Europa, als ob etwas zerstört worden wäre – viel davon sind aber ökonomische Einmaleffekte, die keine Dauerwirkung entfalten.
Die aktuelle Knappheit der Rohstoffe hat für eine Entwicklung gesorgt, die es schon seit fast 15 Jahren nicht mehr gegeben hat. Backwardation an den Terminmärkten, also rückläufige Kontraktpreise für spätere Lieferungen.
Auf den Rohstoffmärkten sind Futures bei längeren Laufzeiten zumeist teurer, da sie die Kosten für den Lagerbestand im Zeitverlauf sowie die zukünftigen Nachfrageerwartungen widerspiegeln. Die große Nachfrage hat jedoch etwa die Hälfte der wichtigsten Rohstoffmärkte, die vom Bloomberg Commodity Index erfasst werden, einschließlich Öl, Erdgas, Kupfer und Sojabohnen, in diese besondere Konstellation versetzt.
Faktisch bedeutet das, dass die Märkte in Zukunft mit fallenden Preisen für Rohstoffpreise in der Zukunft rechnen.
Auf den Rohstoffmärkten sind Futures bei längeren Laufzeiten häufig teurer, da sie die Kosten für den Lagerbestand im Zeitverlauf sowie die zukünftigen Nachfrageerwartungen widerspiegeln. Die dringende Nachfrage hat jedoch etwa die Hälfte der wichtigsten Rohstoffe, die vom Bloomberg Commodity Index erfasst werden, einschließlich Öl, Erdgas, Kupfer und Sojabohnen, in die Rückwärtsbewegung versetzt.
Pimco sagt, dass die Rohstoffkundgebung den Mangel an lebenswichtigen Materialien aufdeckt
Die Preise für alles, von Kupfer bis Öl, sind in die Höhe geschossen, als sich die größten Volkswirtschaften angesichts massiver staatlicher Konjunkturausgaben von der Pandemie erholten. Produktion und Bau nehmen zu, und immer mehr Menschen fahren mit dem Auto und buchen Flugtickets, wenn sie geimpft werden. China kauft Rekordmengen an Mais, und landwirtschaftliches Getreide ist so teuer geworden, dass die globalen Handelsströme steigen.
Fazit
Die Preise werden in den nächsten Monaten sicherlich auf breiter Front zulegen. Die Produzenten werden die gestiegenen Kosten auf die Produkte umlegen, bei einem Reopening der Wirtschaft sollten die Verbraucher auch bereit sein, mehr Geld auszugeben, „weil es auch vorhanden ist“, wie es selbst Warren Buffett an Wochenende festgestellt hat.
Allerdings wird sich bei dem Anstieg der Preise für Rohstoffe eine Verlangsamung bemerkbar machen – wegen des Basiseffekts beim Vergleich auf Jahressicht und wegen des Nachlassens der Lieferengpässe. Kaum anzunehmen, dass die Wirtschaft nicht darauf reagieren und die Kapazitäten, die man wegen Covid-19 so zurückgefahren hat, nicht mit allen Mitteln hochfahren wird. Wenn es so viel zu verdienen gibt, beginnend beim Transport in der Container-Schifffahrt, über die Minen, bis hin zur einfachen Gebrauchsgüterproduktion. Ausnahme die Chipproduktion, bei der die teuren Werke nicht so einfach aus dem Boden gestampft werden können. Ähnliches erleben wir doch gerade bei der Impfstoffproduktion. Vor einem halben Jahr gab es noch gar keinen, im Verlauf des Jahres kommen Milliarden Dosen auf den Markt, die die Industrieländer überschwemmen werden.
Recency Bias oder die „Neigung, die jüngere Vergangenheit überzubewerten“, ist ein weit verbreiteter Fehler, den viele Beobachter an den Börsen machen. Man schreibt eine Entwicklung linear fort, obwohl sich die Akteure an neue Entwicklungen anpassen. Das Beispiel ist an den Märkten für Rohstoffe die Backwardation – warum sind die Kontrakte in der Zukunft günstiger, wenn eine wirklich dauerhafte Teuerung zu erwarten wäre?
Das große Problem für die Inflation ist die altmodische Lohn-Preis-Spirale, die schon seit jeher der große Treiber für dauerhafte Preissteigerungen war. Und da zeigt sich tatsächlich, dass Firmen immer tiefer in die Tasche greifen müssen, um Personal zu bekommen. Demografie, die Politik mit ihren Mindestlohnforderungen, der Trend zur Degobalisierung, die Umwälzung der Geldmenge – das alles spricht zunächst dafür, dass die Inflation wieder ins Laufen kommt.
Die Rohstoffe dagegen eher nicht: ob Rohöl, Dr. Copper, Erze, Lumber (Bauholz) etc. werden preislich nicht in den Himmel wachsen. Der mit Abstand größte Nachfrager der Welt, China, hat sich versorgt und tritt schon etwas auf die Bremse, ablesbar an den Aktienmärkten, die als Frühindikatoren keinen weiteren Sugar Rush andeuten.
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