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Warum der russische Rubel immer weiter aufwertet – Vierjahreshoch!

Der russische Rubel wertet immer weiter auf, aktuell auf ein Vierjahreshoch! Es gibt gut nachvollziehbare Gründe für diese Situation. Die Folgen der Sanktionen und staatliche Eingriffe spielen eine wichtige Rolle.

Russischer Rubel

Der russische Rubel wertet immer weiter auf. Gegenüber dem US-Dollar erreicht er aktuell den höchsten Stand seit vier Jahren. Auch notiert er aktuell deutlich stärker als kurz vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar. Der folgende TradingView Chart zeigt US-Dollar vs russischen Rubel seit Mitte Februar. Kriegsbeginn war der 24. Februar. Kurz zuvor notierte USDRUB noch bei einem Wechselkurs von 81. Heute muss man nur noch 56,48 Rubel für 1 US-Dollar aufbringen. Die russische Währung hat auch zuletzt nochmal deutlich aufgewertet.

Staatliche Eingriffe in Moskau haben Rubel gepusht

Eigentlich denkt man doch, dass Russlands Wirtschaft sank der westlichen Sanktionen den Bach runtergeht. Investoren fliehen aus Russland, und so müsste der Rubel eigentlich abstürzen? Aber nein. Als die russische Währung kurz nach Ausbruch der Ukraine-Kriegs deutlich abwertete, ergriffen Regierung und Zentralbank in Moskau zahlreiche Maßnahmen. Wichtig dabei war, dass man russische Exporteure zwang, dass sie 80 Prozent ihrer Deviseneinnahmen in Rubel konvertieren müssen. Das sorgte wochenlang für immensen Kaufdruck für die eigene Währung – dazu kamen noch Kapitalverkehrskontrollen für Privatpersonen etc. Gestern nun hat die russische Zentralbank die wichtigste Maßnahme gelockert – wohl um zu verhindern, dass der Rubel immer weiter aufwertet. Man beschloss die Schwelle von 80 auf 50 Prozent zu senken. Die russischen Exporteure müssen nun also weniger Anteile ihrer Deviseneinnahmen in Rubel umtauschen, was den Kaufdruck für die russische Währung mindern soll. Aber aktuell hält er weiter an – vielleicht, weil es „nur“ eine Senkung von 80 auf 50 Prozent war, und keine völlige Abschaffung dieser Restriktion?

Sanktionsfolgen helfen

Wieso der russische Rubel seit Wochen so stark aufwertet? Das ist auch eine auf den ersten Blick merkwürdige, aber doch auch logische Folge der westlichen Sanktionen. Der Westen sanktioniert Russland massiv. Deutsche Statistikdaten zeigen beispielsweise, dass Deutschlands Exporte Richtung Russland im April im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent gesunken sind. Bei den Importen aus anderen westlichen Ländern dürfte es ähnlich aussehen. Dementsprechend müssen russische Importeure auch weniger Devisen kaufen für ausländische Waren. Sie halten also ihre Rubel, und müssen deutlich weniger davon in Euro oder US-Dollar umtauschen.

Gleichzeitig sind die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs gestiegen. Für wichtige Produkte wie Öl und Kohle gibt es keine umfassenden westlichen Sanktionen, weil man eben (noch) nicht auf russische Lieferungen verzichten kann. Und so fließen dank höherer Preise und weiterhin ordentlichen fließenden Exportmengen jede Menge Devisen nach Russland. Aufgrund der Vorgabe von Wladimir Putin müssen zum Beispiel beim Kauf von Gas diese Devisen in Rubel konvertiert werden – was jede Menge künstlich erzeugten Kaufdruck für die russische Währung verursacht hat.

Abgesehen von Sanktionsfolgen, hohen Rohstoffeinnahmen und Zwangsumtausch kann für den russischen Rubel derzeit auch positiv wirken, dass exportorientierte Unternehmen in Russland derzeit veranlasst sein könnten wegen einer bevorstehenden Steuerperiode Devisen in Rubel zu tauschen, um in Russland in heimischer Währung Steuern zu bezahlen.

Szenario: Weiterhin massiver Kaufdruck für den Rubel?

Wenn man die russischen Exporteure weiterhin zwingt Teile ihrer Deviseneinnahmen in Rubel umzutauschen, und wenn man weiterhin europäische Gas-Kunden zwingt Gas in Rubel zu bezahlen, entsteht nun mal enormer Kaufdruck für die russische Währung. Würde man solche Maßnahmen beenden, könnte es wohl eine Abwertung im Rubel geben, und die Lage könnte sich normalisieren. Zwar gibt es aktuell viele Analystenmeinungen, wo sich USDRUB hin bewegen könnte. Aber das scheint eher grob geschätzt zu sein. Klar ist aber, dass die derzeitige Rubel-Stärke vor allem auf marktverzerrenden Maßnahmen basiert. Ohne sie würde die russische Währung sicherlich nicht so stark da stehen.

Chart zeigt Verlauf von US-Dollar gegen russischen Rubel seit Mitte Februar



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1 Kommentar

  1. Ich bezweifle doch sehr stark, dass Russland jemals wieder den Rubel an Dollar anbindet. Genauso wie sie ihre Rohstoffe in Dollar oder Euro verkauft.
    Das war doch echt das dümmste was man machen könnte, die Reserven der Russen einzufrieren.
    Wenn wir Pech haben wird sich der Rest der Welt wie China, Saudis und co. dem Beispiel anschließen um deren Geld zu schützen. Und ich bin sicher, dass wir das Pech haben werden.
    Für uns wäre das vielleicht noch verkraftbar weil wir doch einiges exportieren und bei schwacher Währung der Export zunehmen würde.
    Doch wenn BASF, Saarstahl und co. ihre Produktion einstellen müssen weil kein Gas da ist wird es wohl auch nix mit dem Export.
    Ich kann, ehrlich gesagt, den Kurs der Regierung nicht nachvollziehen.
    Es gab schon mehrere kriege überall auf der Welt und noch nie wurde unsere Wirtschaft so sehr aufs Spiel gesetzt. Übrigens führt Türkei gerade ebenfalls eine „Special War Operation“ durch und keinen interessierts…🤦

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