Anleihen

Aktuelle BaFin-Aussagen Russen-Papiere sorgen für Eigenanlagen-Verlust bei deutschen Banken

Nicht nur Kursverluste wegen Zinserhöhungen sorgen bei deutschen Banken für Abschreibungen, sondern auch Bonitätsprobleme bei Russen-Papieren.

Die Zinsen sind in den letzten zwölf Monaten massiv gestiegen, daher sind die Kurse der Anleihen gefallen. Diese Kursverluste (noch nicht realisiert, sondern Buchverluste) müssen Banken und Sparkassen in Deutschland aber trotzdem abschreiben, auch wenn die Anleihen später zum vollen Nennwert zurückgezahlt werden. Diese volle Rückzahlung wurde dann später positiv wirken. Aktuell aber, da kommt bezüglich der Abschreibungen bei deutschen Banken ein weiterer Aspekt hinzu, nämlich Russland.

Die Milliarden-Abschreibungen deutscher Sparkassen und Genossenschaftsbanken auf Eigenanlagen gehen nämlich nicht nur auf die schnelle Zinswende zurück, sondern teilweise auch auf Wertpapiere russischer Emittenten, die wegen schlechterer Bonität an Wert verloren hatten. Darauf hat die Finanzaufsicht BaFin laut Bloomberg heute hingewiesen. “Der hohe Abschreibungsbedarf auf festverzinsliche Eigenanlagen war größtenteils auf das stark gestiegene Marktzinsniveau, in einigen wenigen Fällen auch auf die verschlechterte Bonität insbesondere russischer Emittenten zurückzuführen”, so die Finanzaufsicht BaFin.

Sparkassen und Genossenschaftsbanken hatten in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass die Abschreibungen zinsinduziert seien und es sich nur um temporäre Verluste handele, da die Banken die Papiere bis zur Endfälligkeit halten würden. Bafin-Chef Mark Branson zufolge hatten die kleinen Institute ausreichend hohe Reserven oder Kapitalpolster, um die Abschreibungen in 2022 auffangen zu können. Aber die erste Verteidigungslinie sei nun weg.

“Eine Handvoll kleiner Institute mit geringen Reserven und Kapitalpuffern und aktuell hohen Zinsänderungsrisiken begleiten wir besonders eng”, so sagte es Branson heute vor Journalisten in Frankfurt. Bisher sehe die BaFin hier aber keine Gefahr für eine systemische Krise. Bei den deutschen Sparkassen hatten sich die Wertberichtigungen auf Wertpapiere eigenen Angaben zufolge auf 7,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr belaufen. Die Genossenschaftsbanken sprachen ihrerseits von etwa 5,8 Milliarden Euro an Abschreibungen. Branson erklärte, die BaFin habe bislang keine Fälle beobachtet, in denen Banken einige Wertpapiere notverkaufen mussten, um Liquiditätslücken zu füllen.

Laut Bafin-Jahresbericht waren vergangenes Jahr auch der enorme Konkurrenzdruck im Bankensektor und die veränderten Wettbewerbsbedingungen durch die Digitalisierung für die Sparkassen und Genossenschaftsbanken herausfordernd. Zudem würden insbesondere kleinere Banken zunehmend unter dem Fachkräftemangel leiden. Branson forderte auch Änderungen bei der regulatorischen Behandlung von Einlagen. Diese seien inzwischen weniger stabil als in der Vergangenheit, weswegen Liquiditäts- und Kapital-Regeln angepasst werden sollten, so der BaFin-Präsident.

FMW/Bloomberg

Sparkassen-Schild
Sparkassen-Schild. Photographer: Adam Berry/Bloomberg News


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4 Kommentare

  1. Aha jetzt sind wieder die Russen schuld. Das Spielchen kennen wir ja auch mit der Inflation. Wer hat Schuld an der Inflation? Gemäss Fed ist es die Fed nicht. Es ist Zeit aufzuwachen und zu erkennen, dass man es alles selber so gewollt hat auch wenn zuerst nur unbewusst.

  2. Kurze Frage unabhängig ob Papiere aus Russland oder nicht: Im Artikel heißt es, das die Banken die Papiere einfach bis Endfälligkeit halten würden. Mal angenommen es wurden Papiere zu Kursen über 100% gekauft, wie kann man dann keinen Verlust machen wenn man bis Endfälligkeit hält? Anleihen werden doch immer zu 100% Prozent zurückgezahlt. Oder sehe ich da was falsch?

    1. Man nehme diese Russen-Papiere als Klopapier!
      … Problem gelöst 😅

      1. Sehr ausführliche Antwort, ich bin begeistert.

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