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Russland: es fließt wieder Geld nach Moskau

FMW-Redaktion

Seit der ersten Hälfte des Jahres 2010 kannte das Kapital nur eine Richtung: raus aus Russland. Dieser Trend fand im Jahr 2014 nach der Annexion der Krim seinen Höhepunkt, als über 151 Milliarden Dollar aus dem Land flossen und das Land von den Sanktionen des Westens getroffen wurde. Auch 2015 gingen die Abflüsse weiter: in den ersten sechs Monaten des Jahres flossen weitere 50 Milliarden Dollar ab.

Doch nun hat sich etwas geändert: im dritten Quartal diesen Jahres floss erstmals seit 2010 kein Geld mehr aus Russland ab – vielmehr verzeichnete das Land wieder Zuflüsse von 5,3 Milliarden Dollar, wie heute die Notenbank Bank Rusii (Bank of Russia) vermeldete. Ist das schon eine Trendumkehr? Vielleicht. Viel wird darauf ankommen, ob die amerikanische Fed die Zinsen anheben wird – oder eben doch nicht. Denn seit die Zweifel größer werden, dass die Fed doch noch ernst macht, fließt wieder Kapital nach Russland, wird auch der Rubel wieder stärker.

Für die meisten Russen ist davon noch nichts zu spüren. Sie leiden unter einer hohen Inflation von über 12% in diesem Jahr, für das nächste Jahr erwartet die Regierung nur noch gut 6% Inflation. Aber für Staatsangestellte wie Militärs gibt es keine Lohnerhöhungen – und das bedeutet in diesem Jahr Wohlstandsverluste von über 12%. Erhöht werden sollen ab Februar nächsten Jahres nur die Sozialausgaben (wozu Renten gehören) um 4% – also weniger, als die Inflation betragen wird.

Russlands Regierung bleibt also letztlich nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass der Ölpreis sich wieder erholt. Derzeit rechnet Moskau für 2015 mit einem Preis von 50 Dollar für die in Russland gültige Benchmark Urals-Öl – auch für 2016 ist dieser niedrige Wert angesetzt. Derzeit produziert Russland ein Haushaltsdefizit von 3% – das aber ist verkraftbar angesichts einer sehr niedrigen Staatsverschuldung von nur 11% des BIP.

Aber der Einsatz in Syrien ist in den Budgets nicht wirklich einkalkuliert. Zwar hat sich Moskau mit der Einmischung in Syrien als zentraler Player im Nahen Osten wieder ins Spiel gebracht – aber die Russen haben in Afghanistan die Erfahrung gemacht, dass ein solches Engagement teuer werden – und vor allem einen ungewissen Ausgang nehmen kann.



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2 Kommentare

  1. Prima Information – Geldrückflüsse nach Rußland`‘! Danke

    Da ich Zeit habe, nehme ich mal zu (hier eigentlich nur am Rande interessierenden) Nebenpunkten des Artikels Stellung:
    1.) „der Annexion der Krim“
    Hawaii wurde „annektiert“, nachdem es vom US-Militär brutal erobert und unterworfen wurde (die Einheimischen wurden praktisch enteignet – typisch für den Liberalismus, der eigentlich immer enteignet, schlimmer als die Kommunisten!). Auch Puerto Rico wurde annektiert .

    Aber die Krim wurde gerade nicht annektiert. Allenfalls kann man sagen daß die Bewohner der Krim der Russischen Föderation beitraten. Ein Beitritt ist aber keine „Annexion“
    Richtigerweise muß man sogar sagen, daß die Bewohner der Krim stets russische Bürger geblieben waren, und daß das Territorium ebenfalls stets russische war.
    Denn die Verfügung des Ukrainers Chrutschow, mit der dieser die Krim der „Sozialistischen Sowjetrepublik Ukraine“ zuwies, war völkerrechtlich unwirksam. Denn ein Potentat kann nicht mal eben 1000ende von Bürgern die Staatsangehörigkeit nehmen und ihnen eine völlig andere zuweisen. Zumindest seit der Auflösung der Sowjetunion muß man von einem Wiederaufleben der russischen Staatszugehörigkeit ausgehen (auch ein Nuklearvertrag von Anfang der1990er Jahre zwischen Rußland und Ukraine konnte keine Staatsbürgerschaft oder Territorialzuordnung rechtswirksam definieren).

    Ich vermute (genaues weiß ich natürlich nicht) sogar ohnehin, daß Chrutschows Verfügung lediglich eine ‚Verwaltungsanordnung‘ war . Denn da es die derzeit gebaute Brücke zur Krim noch nicht gab, .mußte sämtlicher Verkehr ohnehin über das Unionsland Ukraine laufen. Etwa so als wenn die vor Cuxhaven liegende hamburger Insel Neuwerk per Dekret nun von Cuxhaven (Niedersachsen!) aus verwaltet würde (dann gölte nieders. Schulrecht, Wahlrecht usw.). Nach einem Zerfall der BRD würde Neuwerk selbstverständlich an die Staat Freie und Hansestadt Hamburg zurückkommen.

    2.) „Russlands Regierung bleibt also letztlich nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass der Ölpreis sich wieder erholt.“
    Hier rächt sich, daß Putin ein Liberalist ist. Putin ist als Liberalist ein „Privatisierungs“-Fan Dem Wohl eines Landes und seiner Bevölkerung hingegen dient allein das Gegenteil von „Privatisierung“: Nämlich die Errichtung von STAATSBETRIEBEN.
    Alte Säcke, wie ich, erinnern sich noch an den Staatsbetrieb „Volkswagenwerk“ in den 1960er Jahren. DIE Erfolgsgeschichte schlechthin! In der ganzen Welt wurden VWs verkauft wie geschnitten Brot. In den USA waren Käfer und VW-Bus („Bully“) DER Verkaufsrenner unter den dortigen Jugendlichen (siehe den VW-Bus links von Bob Dylan: http://www.feelnumb.com/wp-content/uploads/2009/11/the_freewheelin_bob_dylan.jpg ).
    In der BRD wurde der damalige französische Staatsbetrieb Renault zum erfolgreichsten Importeur. Sein „R4“ war DAS Auto der Jugendlichen in der BRD. Im wilhelminischen Reich lebte die Staatkassen von Reich und Ländern ganz erheblich von den Einnahmen der Staatsbetreibe. Daß das Reich damals technologisch an England vorbeizog lag auch an den fortschrittlichen deutschen Staatsbetrieben.

    Mit „Staatbetreiben“ meine ich natürlich nur solche im merkantilistischen(!) Sinn. Denn Kommunisten können natürlich mit Staatsbetreiben genauso wenig umgehen wie Liberalisten.
    Aber gerade das heutige Rußland zum Beispiel zehrt doch auch heute noch von den paar Staatsbetrieben, die man aus kommunistischer Zeit übernommen hat. Der Jelzin-Zögling und Liberalist Putin hat natürlich – nach Kohl-Schäuble-Merkel-Art – auch fast alle Staatsbetriebe zerschlagen und das Staatsvermögen an Oligarchen und Konzerne praktisch verschenkt. Rußland ist heute deshalb ein rückständiges Land, welches fast ausschließlich vom Verkauf von Rohstoffen lebt (so wie Saudi-Arabien). Mit einer Ausnahme: Die Rüstungsbetriebe wollten Jelzin-Putin doch lieber behalten. Und gerade die Produkte dieser paar Rüstungsbetreibe verkaufen sich heute ebenfalls wie geschnitten Brot! Und sie sind auf absolut toptechnologischem Stand. Auch die russischen Raumfahrtbetriebe, die man ebenfalls behalten hatte, arbeiten überaus erfolgreich!

    3.) „Zwar hat sich Moskau mit der Einmischung in Syrien als zentraler Player im Nahen Osten wieder ins Spiel gebracht …“
    Nein, es handelt sich nicht um eine „Einmischung“ um wieder „ins Spiel“ zu kommen. Wäre es das, hätte sich Rußland doch vor drei Jahren „eingemischt“ als Syrien noch völlig intakt war. Auch hätte Moskau dann doch nicht – zum Entsetzen der chinesischen Vertreters im Sicherheitsrat – der „2Flugverbotszone“ (= Bombardierung) Libyens zugestimmt.
    Moskaus Eingreifen in Syrien beruht vielmehr auf einem Fraktionskampf in Washington und auf dem geschickten Schachzug Obamas, Rußland einzubinden. Siehe dazu: http://www.pravda-tv.com/2015/10/syrien-krieg-usa-bestaetigen-direkte-kommunikation-mit-russland-video/#comment-144665 .

  2. Krim war immer Ukraine. Donetsk wurde durch einen Englaender Gegrundet. Die Taufe der KyivRus auf der Krim war eine Hochzeit zwischen dem Schweden Waldemar (Wladimir), vasallenkoenig aus Kyiv und ne Pinzessin von der Krim, da sehe ich nichts Russisches…Danach war bis ende 1800 Ottomanisches Reich bis die Katharina mit hilfe der Englaender und Franzosen die Krim eroberte. 1917 War es Sowjetisch und nicht Russisch. Also war die Krim vielleicht 30 Jahre Russisch in den letzten 2000 Jahren. Nach dem 2.en Weltkrieg hat Stalin mit Churchil und Roosevelt ausgehandelt das die Ukraine unabhaengig werden wuerde. Hat er aber nie gemacht. Eher das umgekehrte war der fall in ganz Ost-Europa. Erst hat Stalin die Tartaren aus der Krim vertrieben und Russen angesiedelt und Jetzt acht Putin das gleiche. Morgen rufen die Russen in Deutschland das Russisch nicht in Schulen und Kindergarten erlaubt ist und sich unterdrueckt werden, dan Kommt Putin und Sagt das Katharina die Grosse von Sachsen-Anhalt war und deswegen Deutschland Russisch sei. Quatsch; aber solche Maerchen erzaehlt er und die Masse der Schafe glaubts. Ich bin ueberigens Niederlaender. Der Tag nach dem Absturz der MH117 verschwand die Tochter Putins aus Ihrer Wohnung in Holland auf nimmer wiedersehn. Frage; wieso wohl, vielleicht weil die Russen wissen wer die BUK Rakete abgefeuert hatte?

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