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Russland: im Jahr 2044 kein Öl mehr laut Minister

FMW-Redaktion

Russland hat nach Angaben des russischen Ministers für Naturressourcen und Umwelt, Sergey Donskoy, nur noch Ölreserven bis zum Jahr 2044. Demnach lägen die Ölreserven des Landes bei 29 Milliarden Tonnen, die sicher nachgewiesenen Reserven jedoch nur bei 14 Milliarden Tonnen – und das würde dann bis zum Jahr 2044 reichen.

Laut Donskoy werde spätestens ab dem Jahr 2020 die Ölproduktion zurück gehen, da die bisherigen Förderstätten dann weitgehend ausgeschöpft seien, sodass der Anteil des nur kostenintensiver – weil unter größerem Aufwand – zu fördernden Öls dann steil zunehme. Daher werde Russland auch weiter nach neuen Vorkommen suchen – die Investitionen der russischen Ölfirmen für diese Explorationen blieben im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Problem sei jedoch, dass die Kosten für Landexplorationen um 50% zunehmen würden. Stark aktiv ist Russland derzeit vor allem in der Arktis, wo das Land fünf Milliarden Tonnen Öl und Natural Gas fördern will – das würde bei den gegenwärtigen Preisniveaus Einnahmen von 30 Milliarden Dollar bringen.

Faktisch heißt das: wenn der Ölpreis nicht steigt, würde unter diesen Umständen die Exploration neuer Ölvorkommen in Russland kaum Sinn machen. Und insgesamt stellt sich – angesichts der Nicht-Nachprüfbarkeit der von Donskoy genannten Fakten – die Frage, ob derartige Äusserungen nicht eine Art Verbalintervention zur Stützung des Ölpreises sind. Naturgemäß hat Russland ein starkes Interesse an steigenden Ölpreisen, im April sollen in Doha endlich die Gespräche zwischen OPEC-Ländern und Nicht-OPEC-Ländern stattfinden über die Einfrierung der im Januar erreichten Produktionslevels der jeweiligen Produzenten.

Vor allem durch die gestrige Haltung der Fed, die den Dollar schwächte und damit auch den Ölpreisen Rückenwind geben dürfte, könnte sich die prekäre Lage Russlands verbessern – nicht zufällig erreichte der russische Rubel nach der gestrigen Fed-Entscheidung ein neues 2016-Hoch. So hat auch der Preis für Brent-Öl seit dem Tief im Januar unter 28 Dollar zugelegt, die kürzliche Korrektur scheint vorbei, neue Verlaufshochs wahrscheinlich. Da schaden wohl dann auch von russischer Seite zur Unterstützung des Preis-Aufschwungs Äusserungen über das absehbare Ende der russischen Ölproduktion nicht wirklich.

Mit Hilfe der amerikanischen Notenbank scheint also langsam der gemeinsame Wille der großen Ölproduzenten Früchte zu tragen, den Preis verbal wieder nach oben zu bringen – woran, und das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, auch die Amerikaner verstärktes Interesse haben. Gestern hatte Janet Yellen auffällig oft von den negativen Auswirkungen des kollabierten Ölpreises für Jobs und Investitionen in den USA gesprochen..

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2 Kommentare

  1. Und ich dachte immer, in Russland sei man Anhänger der von sowjetischen Wissenschaftlern entwickelten „abiotischen Theorie“, nach der sich Erdöl in den Tiefen ständig neu bildet und daher nie alle wird. So kann man sich täuschen.

    1. Nie alle vielleicht ja, aber es regeneriert sich – insofern – eben auch nicht an einem Tag (Entnahmekapazität kontra Neubildung).

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