Europa

Russland: längste Rezession seit Jahrzehnten

Von Markus Fugmann

Der Optimismus war groß bei Putin und der russischen Regierung: die Talsohle sei durchschritten, ab jetzt geht es wieder bergauf – so der Tenor. Aber nun ist der Ölpreis wieder stärker gefallen – und das ist Gift für eine Wirtschaft, die so stark abhängig ist vom Preis des schwarzen Goldes. 80 Dollar pro Barrel braucht Russland für einen ausgeglichenen Haushalt – derzeit aber sind es nur 56 – zu wenig, um nicht noch weitere deutliche Ausgabenkürzungen vornehmen zu müssen.

Analysten der ING Bank gehen davon aus, dass bei einem Ölpreis unter 60 Dollar die russische Wirtschaft auch im nächsten Jahr schrumpfen wird – und das ist eine besonders schlechte Nachricht für Putin, denn im September nächsten Jahres sind Parlamentswahlen in Russland.

Die russische Regierung hat die Ausgaben bereits um 10% gekürzt. Wenn der Ölpreis nicht bald nach oben dreht, dürfte der Militäretat gekürzt werden, vermuten daher Analysten. Oder es folgt der Griff in einen Staatsfond, um das Defizit einzudämmen. Das von der Regierung erwartete Wachstum von 2,3% in 2016 ist beim derzeitigen Ölpreis jedenfalls utopisch – also wird man sich in Moskau vermutllich bereits Gedanken machen, wie ein Plan B aussehen könnte.

Die Projektionen der russischen Regierung basieren jedenfalls auf einem Ölpreis (für das Urals-Öl) bei 60 Dollar – kommt es anders, wird es ungemütlich, wie zuletzt wieder die Zentralbank des Landes gewarnt hat. Bei einem Ölpreis von 40 Dollar würde Russlands Wirtschaft um weitere 7% einbrechen, 187 Banken eine Kapital-Unterdeckung von insgesamt 600 Milliarden Dollar haben, die faulen Kredite sich auf 17,7% nahezu verdoppeln zum jetzigen Niveau, so die Bank of Russia.

Die derzeitige Situation ist für viele russische Unternehmen ohnehin kaum mehr auszuhalten: Rubel-Kredite sind extrem teuer- trotz der jüngsten Zinssenkungen durch die Notenbank. Da aber die Inflation bei 14% liegt, fordern Banken einen saftigen Aufschlag auf den Leitzins – und das ist für viele Unternehmen nicht zu leisten, zumal der Zugang zu den westlichen Kapitalmärkten durch die Sanktionen blockiert ist. Das Schicksal Russlands liegt, so scheint es, weitgehend in der Hand des Ölpreises!



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1 Kommentar

  1. Solche und ähnliche Meldungen gab es schon öfters, aber….erstens kommt es anders und meistens als man denkt….
    Es wird mit 50$ kalkuliert und nicht mit 80$…..wenn ich die Schulden der Eurozone und der Rußlands vergleiche kommt mir das blanke Lachen….
    Bekanntlicherweise sind die westlichen Sanktionen vor allem Horror für die Verursacher….bei allen schönen Zahlen die westlicherseits immer wieder gebracht werden….das der Militäretat schrumpft ist wohl der Wunsch Vater des Gedanken…Begonnen hat der Westen das Chaos 2014..warten wir ab wer daraus gestärkt hervorgeht… bis jezt auf jeden Fall nicht der Westen..im übrigen Fracking und die Junk Bonds lassen grüßen

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