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Stärkerer Schritt als erwartet Russland erhöht zum ersten Mal seit 17 Monaten die Zinsen

Zum ersten Mal seit der massiven Not-Anhebung vor 17 Monaten hat die Zentralbank in Russland heute den Leitzins angehoben.

Russland hat zum ersten Mal seit den Notmaßnahmen, die nach der Invasion in der Ukraine vor fast 17 Monaten ergriffen wurden, die Zinssätze angehoben. Die Anhebung fiel stärker aus als von Ökonomen erwartet und signalisiert, dass die Kreditkosten noch weiter steigen könnten. Die Zentralbank hob vor wenigen Minuten ihren Leitzins von 7,5 % auf 8,5 % an. Die folgende Grafik zeigt die Bewegung im Leitzins in den letzten fünf Jahren. Fast alle von Bloomberg befragten Wirtschaftswissenschaftler erwarteten eine Zinserhöhung, wobei die Prognosen zwischen 25 und 75 Basispunkten lagen. Goldman Sachs war der einzige Abweichler, der eine Beibehaltung vorhersagte.


source: tradingeconomics.com

„Die Bank von Russland hält die Aussicht auf eine weitere Leitzinserhöhung auf ihren nächsten Sitzungen offen, um die Inflation im Jahr 2024 und darüber hinaus in der Nähe von 4 % zu stabilisieren“, so heißt es in der aktuellen Erklärung laut Bloomberg. Der Rubel wurde nach der Ankündigung gegenüber dem Dollar um 0,2 % stärker gehandelt.

Ein schwächerer Rubel beschleunigte den Zeitplan für die geldpolitische Straffung, nachdem die Zentralbank monatelang vor höheren Zinsen gewarnt hatte, um auf die Inflationsrisiken in Russland zu reagieren, die sich aus den hohen Staatsausgaben, den Sanktionen und dem Arbeitskräftemangel aufgrund der Einberufung von Männern zum Kampf in der Ukraine ergeben. Eine gescheiterte Meuterei im Juni rückte den Rubel weiter ins Rampenlicht und verstärkte den Druck durch eine Verschlechterung des Außenhandels, die ihn zu einem der schlechtesten Schwellenländer-Währungen in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar gemacht hat.

Kursverlauf des Rubel

Die Entscheidung, die Zinsen anzuheben, beendet die längste Pause der Zentralbank seit mehr als sieben Jahren, die seit dem Ende von sechs Lockerungsrunden im September keine Zinsanpassung mehr vorgenommen hat. Das letzte Mal hatte sie den Leitzins für Russland wenige Tage nach der Invasion mit einer Notanhebung auf 20 % angehoben, dem höchsten Wert seit fast zwei Jahrzehnten, als beispiellose internationale Sanktionen die russische Wirtschaft und das russische Vermögen erschütterten.

Dazu hier die aktuelle Meinung von Bloomberg Economics: „Es ist unwahrscheinlich, dass diese Zinserhöhung allein eine weitere Abwertung des Rubels verhindern kann, angesichts der starken Kapitalabflüsse und der verminderten Unterstützung der Währung durch den Leistungsbilanzüberschuss des Landes.“
-Alexander Isakov, Wirtschaftsexperte für Russland.

Der bewaffnete Aufstand der Wagner-Söldner, der kurzzeitig die Macht von Präsident Wladimir Putin bedrohte, birgt das Risiko, weitere Geldabflüsse auszulösen, und das zu einer Zeit, in der sinkende Energieeinnahmen und eine Erholung der Importe der Wirtschaft harte Währung entziehen. Diese Aussicht könnte den Rubel in den kommenden Monaten belasten. Die russische Währung hat in diesem Jahr bereits rund 18 % an Wert verloren, wobei mehr als ein Drittel der Abwertung auf den versuchten Einmarsch Wagners in Moskau zurückzuführen ist.

Auch die implizite Dreimonatsvolatilität der Währung, ein Gradmesser für die zu erwartende Entwicklung, ist die höchste der Welt. Obwohl die Gouverneurin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, den frei schwankenden Wechselkurs des Rubel als „Segen“ für die Wirtschaft bezeichnet hat, verteuert der Rückgang der Währung die Importe, während sich das jährliche Preiswachstum dem Ziel der Zentralbank von 4 % nähert.

Die Inflationserwartungen für die nächsten 12 Monate – ein Hauptanliegen der Zentralbank – stiegen im Juli auf über 11 %, der stärkste Anstieg seit fast einem Jahr. Angesichts der Ungewissheit in Bezug auf die Inflation in Russland und den Wechselkurs haben die Anleger in Erwartung eines Kurswechsels kürzlich Rubel-Staatsanleihen abgestoßen.

Laut Sofya Donets, Ökonomin bei Renaissance Capital, wird der Preisdruck in der zweiten Jahreshälfte größtenteils auf einem hohen Niveau bleiben, so dass bei den nächsten drei geldpolitischen Sitzungen ein Zeitfenster für weitere Erhöhungen besteht. „Die Beschleunigung des Preiswachstums in Verbindung mit dem unerwarteten Ausmaß der Rubel-Schwäche hat eine Zinserhöhung unvermeidlich gemacht“, so Donets in einer Notiz vor der heutigen Entscheidung.

Zentralbank von Russland
Zentralbank von Russland. Photographer: Andrey Rudakov/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Der anstehende BRICS-Gipfel und ein kommender Russland-Afrika-Gipfel könnten eventuell dazu beitragen, die Wirtschaft des OPEC+-Mitgliedslandes Russische Föderation zu stimulieren.

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