Anleihen

Russland mit „erzwungener Staatspleite“? USA blockieren Zahlungen

New York

Russland führt Krieg gegen die Ukraine, und der Westen tut sehr viel um Wladimir Putin auszubremsen. Heute wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Kann ein Land zum Beispiel laufend fällige Zinszahlungen für seine ausgegebenen Anleihen nicht leisten, gilt dies als Staatspleite. Wird diese Klassifizierung auch bald auf Russland zutreffen? Und könnte man von einer Art erzwungener Staatspleite sprechen? Denn wenn der Schuldner das Geld für die Zinszahlung hat, und auch die Zahlung leisten will – aber ihm die Zahlung nicht erlaubt wird – dann fällt es schwer von einer wirklichen Staatspleite zu sprechen.

Aber noch ist es nicht so weit gekommen. Das US-Finanzministerium hat die Bedienung von auf US-Dollar lautenden Anleihen von russischen Regierungskonten bei US-Banken gestoppt. Damit muss Russland sich alternative Finanzierungsquellen suchen um seine Anleihegläubiger pünktlich zu bezahlen und einen Zahlungsausfall zu vermeiden. Es liegen also offenbar ausreichend US-Dollar Russlands in New York, um nun fälligen Anleihe-Verpflichtungen nachzukommen. Nur hat das US-Finanzministerium verboten, dass das Geld fließen kann. Findet Russland keinen anderen Weg zur Bedienung der Gläubiger, wäre es daher nicht wirklich angemessen von einer wirklichen Staatspleite zu sprechen.

Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Person kann die Korrespondenzbank JP Morgan die jüngsten Kuponzahlungen für russische Staatsanleihen nicht bearbeiten. Dafür habe das US-Finanzministeriums JP Morgan keine Genehmigung gegeben – es sei dabei um 600 Millionen US-Dollar gegangen. Es geht um Zahlungen für Anleihen mit der Fälligkeit in den Jahren 2022 und 2042. Russland hat nun noch eine Verzugsfrist von 30 Tagen um seiner Zahlungsverpflichtung nachzukommen.

Die USA wollen laut eines Sprechers des US-Finanzministeriums (der anonym bleiben möchte) erreichen, dass Russland gezwungen wird anderweitige Geldreserven für seine Anleihe-Verpflichtungen aufzubrauchen statt die Dollar-Guthaben in New York. Russland solle entweder seine inländischen Dollar-Reserven abbauen oder neue Einnahmen für die Zahlung von Anleihen ausgeben, oder aber in Verzug zu geraten.

Man darf vermuten, dass Russland alles tun wird um über Transaktionswege außerhalb der USA seine Anleihegläubiger zu bedienen. Wird es eine Lösung geben, werden die Formalien der Anleihebedingungen erfüllt? Vor allem – wird in US-Dollar gezahlt und nicht in Rubel? Denn man darf kaum annehmen, dass internationale Gläubiger eine Zahlung in Rubel akzeptieren werden. Holger Zschaepitz von der WELT formuliert es so: Es sei schwer vorstellbar, dass Russland einen Zahlungsausfall vermeidet – es sei denn man führt Flugzeugtransporte durch mit Dollar-Bargeld oder Gold nach Westen.



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8 Kommentare

  1. Also Sorry Russland ist hier ja auch etwas verblödet, auf der einen Seite wird Geld „geklaut“ und auf der anderen Seite hat Russland schulden ? ja da würde ich nicht lange studieren, Zahlung blockiert, also Geld das mir gehört zugriff auf meine Eigentum verweigert, ok Eigentum im Sinne der Verfassung nicht mehr existent, dann verrechne ich die Schulden ganz einfach mit Guthaben die ich anderswo habe, und zediere die Forderungen ab, schliesslich sind Bankguthaben nur Forderungen und Staatspapiere auch nur Forderungen, gleiche Arten sind Verrechenbar, da würde ich gar nicht lange foutieren, warum Macht Russland das Spiel überhaupt mit ? weil es viel mehr guthaben als Schulden hat, und daher ein Interesse daran hätte das sich alle Rechtskonform verhalten.

    Man muss sich mal den Westen mit seiner Meinung geben, man kann Russisches Geld das Russland gehört, oder Ihr Gold Ihnen einfach wegnehmen, aber auf der anderen Seite will man auf Verträge beharren wo eine Währung definiert ist ??? Faktisch hat Russland seit 20 Jahren kostenlos geliefert, wenn Sie Ihren Währungsreserven tatsächlich verlustig gehen würden, das dies ein 1A Kriegsgrund wäre (ja sogar noch ein gerechtfertigter Geschenkt) das man dann aber selbst nach dem man das Eigentum eines anderen einfach konfisziert, sich auf Verträge berufen will, lächerlicher gehts kaum mehr….

    1. Sehe ich genauso. Die „Beschlagnahmung“ und Einfrierung der Währungsreserven, Guthaben und Anleihen Russlands führen unweigerlich dazu, dass Russland keine USD oder EUR mehr will. Wozu auch, damit die gleich wieder beschlagnahmt werden? Ein Verweis auf „gültige Verträge“ ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.

      Im konkreten Fall wird es spannend zu beobachten was Russland tut. Eventuell wird es seine Gläubiger alternativ entlohnen, weder mit USD noch mit Rubel…

  2. Gut das ich kein Gläubiger Russlands bin ;-)

    Interessant wäre zu erfahren, wo den die Gläubiger sitzen, die nun auf „ihr“ Geld warten.

    Wird Russland nun nur noch die Verbindlichkeiten mit den Gläubigern in den BRICS Staaten begleichen?

    In den Beziehungen mit den aus russischer Sicht „unfreundlichen Staaten“ ist sowieso der eiserne Vorhang gefallen.

    Warum soll Russland noch darauf spekulieren, zukünftig auch nur noch einen Euro/ Dollar Kredit von einem dieser von Russland bezeichneten „unfreundlichen Staaten“ zu erhalten?

    Warum soll es Russland noch Interessieren, ob sie von diesen Staaten (bzw. den amerikanischen Ratingagenturen) zukünftig als zuverlässige Schuldner eingestuft werden?

    Wir sind anscheinend nun in einem vollumfänglichen Wirtschaftskrieg angekommen mit ungewissem Ausgang.

    Hoffentlich werden die getroffenen Maßnahmen nicht zu einem Bumerang.

  3. Ein Schuldner, der zahlungswillig und zahlungsfähig ist, kann nicht als pleite gelten, nur weil ihm die Wege zum Erfüllungsort verwehrt werden.
    Mal sehen was die Creditausfallversicherungen sagen werden, und wieviel hunderte von Millionen westliche Banken nun zahlen müssen, die mit CDS spekuliert haben.
    Bzw. wieviel Insider nun in CDS
    investiert haben, ohne überhaupt eine Forderung gegen Russland zu haben.
    Wieder ein Eigentor, dass Pensionskassen usw. recht teuer werden kann.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  4. Ist doch kein Problem. Russland überschreibt seinen Gläubigern einfach die entsprechenden Anteile an den blockierten Geldern und die Gläubiger müssen sich dann mit dem amerikanischen Finanzministerium rumschlagen.

  5. Man sollte endlich gelernt haben, dass der russische Bär kein Kuschelbär ist und man sollte ihn nicht übermässig reizen, sonst passiert noch mehr Unerwartetes. Hat denn nicht ein Sprecher gesagt, die Atombombe würde nur bei Existenzängsten angewendet?
    Wenn der Wirtschaftskrieg ausartet wäre eine Macht wie Russland auch fähig einen totalen Börsencrash zu inszenieren.Wer wäre dann der Verlierer? Die russischen und chinesischen Aktien haben ja schon korrigiert ( chinesische sogar gewollt) Ein Ukraine Crash nach dem Corona Crash würde das US Kartenhaus am meisten erschüttern und ist nicht unmöglich.

  6. Ich habe eher das Gefühl, dass diese Dinge arrangiert werden, um den Zusammenbruch des Westens voranzutreiben, und den eigenen Bürgern das Zerstören der Wirtschaft im Rahmen des „Ordo ab chao“- Konzeptes so nachzubringen, deren Duldungsfähigkeit „Frieren für de Frieden“ zu erhöhen – um deren längeres Ausharren – noch tiefer gehende Zerstörung der Strukturen – zu erhöhen …
    Der Westen braucht Russland, nicht andersherum – damit richtet sich jede Sanktion per se gegen die eigene Bevölkerung … Alle Leute schaeun nur auf die „Sanktionen“ – aber nicht da, wo sie einschlagen ….
    Das ganze ist dem Namen nach Ablenkung, wenn die Leute merken wo die Bombe hinfällt, ists bereits zu spät …

  7. Pingback: Aktuelles vom 6. April 2022 | das-bewegt-die-welt.de

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