Russland will als Gegenmaßnahme zu neuen US-Sanktionen seine Bestände an US-Staatsanleihen weiter abbauen, wie der russische Finanzminister Anton Siluanow am Wochenende sagte. Dabei hielt Russland laut offiziellen US-Angaben Ende Mai nur noch 14,9 Milliarden Dollar Volumen an US-Schulden. Und in den Monaten davor hatte Russland schon für 48,7 Milliarden Dollar US-Papiere verkauft. Möglicherweise besitzt man also längst keine US-Staatsanleihen mehr.
Das gilt aber nur für die offizielle Länderzahlung durch das US-Finanzministerium. Es ist aber in Finanzkreisen kein Geheimnis, dass Länder wie Russland, China etc gerne auch Papiere über Drittländer halten, als da wären Standorte wie Belgien, oder auch Karibik-Inseln. Die großen Volumen der in diesen Ländern gehaltenen US-Anleihen ist eh mehr als auffällig. Es ist also anzunehmen, dass Russland über solche Dritt-Länder noch bedeutende Mengen an US-Staatsanleihen hält, und diese als Druckmittel einsetzt – bleiben die USA weiter im Sanktions-Modus gegen Russland, dann verkauft man weiter US-Papiere.
Zweite Drohung viel wirkungsvoller
Das wäre vielleicht weniger schön für Washington, aber vermutlich verkraftbar im Gesamtbild der US-Schuldenlast, und bei der globalen Nachfrage nach steigenden Renditen bei US-Schulden. Genannt hat Siluanow jüngst ebenfalls den US-Dollar als Zahlungsmittel, den Russland in Zukunft meiden wolle bei internationalen Transaktionen. Und welche internationalen Transaktionen hat Russland hauptsächlich?
Richtig, Verkäufe von Öl und Gas. Und da ist global der Dollar die Leitwährung. Die Kopplung von Öl an den US-Dollar verlieh ihm jahrzehntelang quasi einen Status als unangefochtene Währung Nummer 1. Wer den Golfstaaten Öl abkauft, muss sie seit Jahrzehnten ausschließlich in Dollar bezahlen. Also müssen sich alle ausländischen Importeure bislang erst mal US-Dollar besorgen, und ihn somit kaufen. Damit ist der Dollar ständig ein gefragtes Gut!
Wenn aber ein wichtiger Öl-Verkäufer wie Russland nun sagt, dass man eher auf Rubel oder zum Beispiel auf den Euro umsteigen wolle, dann zerlöchert das den Status des US-Dollar – zumindest ein kleines Stück weit. Wirklich bröckeln würde er erst, wenn die Saudis und ihre Nachbarn aufhören würden auf Bezahlung in US-Dollar zu bestehen. Aber Russland wie vorher schon einige andere Länder unterwandern dieses Devisen-Monopol für Energie-Lieferungen. Das könnte für die USA mittel- und langfristig viel mehr ein Problem sein als die Drohung der Russen vielleicht 20, 30, 40 oder 50 Milliarden Dollar an US-Anleihen auf den Markt zu werfen.
Wladimir Putin. Foto: Kremlin.ru (CC BY 4.0) – Ausschnitt aus Originalfoto
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„Es ist aber in Finanzkreisen kein Geheimnis, dass Länder wie Russland, China etc gerne auch Papiere über Drittländer halten, als da wären Standorte wie Belgien, oder auch Karibik-Inseln.“
Ne, das ist bei China und auch Russland als staatlichen Investoren eher unwahrscheinlich. Belgien, Luxemburg, die Karibik-Länder sind eher Steueroasen für europäische und nordamerikansische Privatanleger.
Zudem sind die Verkäufe m.E. ohnehin kaum ein Druckmittel. Ein schwächerer USD wäre ja prima für die US-Wirtschaft und die verkaufenden Länder bauen damit ihre USD-Bestände auch nicht ab, sondern tauschen lediglich Wertpapiere gegen Cash.
„Wenn aber ein wichtiger Öl-Verkäufer wie Russland nun sagt, dass man eher auf Rubel oder zum Beispiel auf den Euro umsteigen wolle, dann zerlöchert das den Status des US-Dollar – zumindest ein kleines Stück weit.“
Dass dies für die USA so wichtis ist, wird gerne behauptet, aber worauf gründet die Aussage? Das Leistungsbilanzdefizit der USA beträgt lediglich 2,3% des BIPs. Zahlreiche andere Staaten weisen höhere LB-Defizite auf und finanzieren diese offenbar problemlos ohne dass Rohstoffe in deren Währungen gehandelt werden – nur für die USA scheint das lebenswichtig zu sein?
Lerztlich ist es doch eher so, dass die Ölförderstaaten selbst nicht wollen, dass sie in ihrer eigenen oder anderen, eher illiquiden Währungen bezahlt werden. Für die USA selbst ist das fast irrelevant, aber was würde Dubai denn mit indischen Rupien anfangen und wie würde China mit seienr nicht-konvertierbaren Wwährungen bezahlen? Dafür sind extra Verträge notwendig.