Allgemein

Russland: Putins Verzweiflungstat in der Ostukraine – der angeschlagene Bär

Warum Putins Schritt ein Zeichen von Schwäche ist!

Putin, Russland und die Verzweiflungstat

Wie steht Russland nun nach Anerkennung der ostukrainischen Gebiete da? Faktisch ist das eher ein Ergebnis eines Verzweiflungsschritts Putins, der vor den Scherben seiner vermeintlichen Strategie steht: Die Anerkennung der beiden “ Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk erfolgt fast acht  Jahre und tausende Tote zu spät, wenn man die russische Taktik näher analysiert.

Russland und die Ukraine

Das ambivalente Verhältnis zum vermeintlich Russland-freundlichen ukrainischen Staatschef Janukowitsch ist eines der vielen westlichen Narrative, die einer genauen Überprüfung nicht standhalten. Nicht nur, dass es unter ihm auch genügend Auseinandersetzung mit Russland bezüglich des Gastransits und vermeintlichen Abzweigungen gab: Es war Janukowitsch,  der noch 2012 selbst die Kampagne für das EU-Asoziierungsabkommen vorantrieb. Erst als die EU mit unannehmbaren Forderungen und die Abkoppelung der Ukraine vom eurasischen Wirtschaftsraum als Bedingung agierte, folgte dieser eigentlich relativ rational den erst jetzt auftauchenden bescheidenen Lockrufen Russlands (500 Millionen) und beendete die Verhandlungen.

Als Ergebnis begannen die Proteste am Maidan mit der nicht demokratischen herbeigeführten Absetzung von Janukowitsch. Die zuvor noch als Garanten für eine durch Wahl mit friedlichem Übergang der Machtverhältnisse fungierenden Westmächte Deutschland, Frankreich und Polen standen plötzlich nicht mehr zu ihrer einen Tag vorher gegebenen Zusage. Dass der gewaltsam herbeigeführte Wechsel in der Ukraine in erster Linie durch extrem nationalistische, teils offen neonazistischen Kräften auf der Straße stattfand, ist unstrittig. Bei all dem hatte sich der Kreml schwer verkalkuliert, denn auf einmal war die „kleine Schwester“ Ukraine als feindlich gesinnter Nachbar auf der Landkarte, mit fest im Staatsapparat integrierten revanchistischen Kräften, die eindeutig mehr Sympathien für die Kollaborateure Hitlers als für die Sieger im Großen Vaterländischen Krieg (also Russland) hegten.

Das Konfliktgebiet

Das war ein Sakrileg vor allem für die russischstämmige Bevölkerung im Osten und Süden der Ukraine. Neben der Krim und dem Donbass betraf dies auch andere große Städte wie Odessa und Charkiw. Dazu bedurfte es keiner externen Intervention durch Russland, um hier Widerstand gegen die an die Macht gekommenen ukrainischen Nationalisten auszulösen. Nach der Krim-Annexion – die selbst bei frier Abstimmung unter anderen Bedingungen zu Gunsten Russlands ausgefallen wäre – wurden sowohl die ukrainischen Nationalisten, als auch der russische „Anti-Maidan“ radikalisiert.

Das brutale Vorgehen offen rechtsradikaler Gruppen und organisiert angereister Hooligangruppen fand mit dem Niederbrennen und dem Erschlagen von Dutzenden Menschen im Gewerkschaftshaus von Odessa am 2.Mai 2014 ihren Höhepunkt. Das war der Auslöser, der vor allem im Donbass den Auftakt zur bewaffneten Revolte endgültig fixierte. Die schlecht organisierte und schwach motivierte ukrainische Armee, welche dort zur Wiederherstellung der staatlichen Ordnung hingeschickt wurde, verweigerte oftmals ihren bewaffneten Einsatz gegen massiv auftretende Proteste der Zivilbevölkerung des Donbass. Es waren wieder die nunmehr mit schweren Waffen ausgestatteten ultra-nationalistischen Freiwilligenverbände, die mit der gleichen Brutalität wie deren geistigen Vorväter vor 80 Jahren gegen die von ihnen so verhassten Moskowiter gnadenlos vorging.

Im Schlepptau gewann die natürlich waffentechnisch klar überlegene ukrainische Armee letztendlich die Oberhand. Donezk und Lugansk, welche sich als unabhängige Volksrepubliken erklärten, aber nur über zusammengewürfelte und schlecht ausgerüstete Einheiten verfügten, standen vor der völligen Niederlage. Da geschah auf einmal das „Wunder“ des wiedererstarkenden Widerstands, der die ukrainischen Streitkräfte wieder zurückdrängte und die Hälfte der Oblasten wieder unter Rebellenhoheit brachte. Wer in einer Diskussion ernst genommen werden möchte, sollte hier die direkte russische Unterstützung weder leugnen noch sie überbewerten.

Russland und sein Ziel

Das Ziel Moskaus war klar: mit dieser dosierten Antwort sollte jene Enklave geschaffen werden, welche in weiterer Zukunft als Faustpfand für die Sicherstellung einer „neutral ausgerichteten Ukraine“ fungieren sollte. Dem tatsächlichen Wunsch des Großteils der im Donbass lebenden Menschen analog zur Krim in die Russische Föderation aufgenommen zu werden, war nicht auf der Tagesordnung. Mit der expliziten „Nicht-Anerkennung“ der beiden Volksrepubliken wurde dem Westen durch Russland auch klar kommuniziert, dass man sich eine „neutrale Ukraine“ wünsche.

Nach der für die ukrainische Armee verheerenden Kesselschlacht um Debaltsevo wurde Minsk 2 abgeschlossen. Russland glaubte, mit der dadurch militärisch erzwungenen Kompromisslösung am Ziel seiner strategischen Überlegung zur Rückführung der Ukraine in einen Neutralität-Sstatus  angekommen zu sein. Mit dem „großzügigen Verzicht“ zur Rückeroberung der kompletten Oblasten und einer Landverbindung zur Krim glaubte man dem Westen genügend „guten Willen“ gezeigt zu haben.

Das war jedoch ein neuerlich schwerer Einschätzungsfehler des Kreml, weil die Führung in Kiew nicht daran dachte, das Abkommen einzuhalten, und die westlichen Garantiemächte es bei verbale Lippenbekenntnissen beließ, ohne Druck auf ihre ukrainischen Verbündeten auszuüben. Wieder einmal war Moskau gescheitert, und sah sich vermehrt von Sanktionen und vor allem propagandistischer Polemik im globalen Stil ausgesetzt.

Nachdem bereits zu Beginn 2021 die mittlerweile modernisierte und mit viel westlicher Waffentechnik augestattete ukrainische Armee sich  anschickte, den Donbass zurückzuholen, war die russische Gegenreaktion durch entsprechende Truppenkonzentrationen so stark, dass die ukrainische Generalität sich wehrte, zur Schlachtbank geführt zu werden.

Die USA, Russland und die Ukraine

Vor allem  die USA nutze diese geopolitisch ideale Gelegenheit, um durch die Rollenzuschreibung des „bad guy“ Putin, die europäischen Verbündeten noch enger an sich zu binden. Mit der sich immer realistischeren Wahrscheinlichkeit des Switch von russischem Erdgas zu US-Frackinggas, wird nicht nur eine massive Verschlechterung der Ökobilanz erreicht, sondern vor allem eine immense Verteuerung der europäischen Energiekosten. Die gestern teilweise crashartige Reaktion der Finanzmärkte wurde nur durch die exorbitanten Kurssteigerungen im Umfeld des US-Frackinggas konterkariert.

Wie sieht denn die Faktenlage wirklich aus? Der von westlicher Seite angekündigte Großangriff zur Besetzung großer Teile der Ukraine durch die Russland stand nie wirklich auf der Agenda. Aber es gab eine Truppenmobilisierung auf ukrainischer Seite: mit der von Kiew durchaus gewünschten Situation, dass so die radikalsten ukrainischen Nationalisten sich weit im Osten des Landes aufhalten und nicht wegen Unterbeschäftigung durch echten Frieden auf dumme Ideen zur Initiierung eines 2.Maidan mit einer noch viel radikalerer Agenda kommen.

Diese auf Russophobie trainierten ukrainischen Ultra-Nationalisten müssen aber auch irgendwann etwas „von der Leine gelassen werden“. Damit hatte die Führung in Kiew in den letzten Tagen begonnen, weswegen sich an allen Frontabschnitten die Auseinandersetzungen intensivierten. Nur so versteht man, warum ein Großteil der Menschen im Donbass sich in Busse zwingen lassen konnte, um nach Russland evakuiert zu werden: Vor mehr als sieben Jahren nämlich waren diese Menschen dem Beschuss ihrer Gebiete mit schwerer Artillerie und Luftangriffen ausgesetzt (was im Westen weitgehehend unbekannt ist!). Und jetzt wurde dieser Beschuss wieder aufgenommen – in einer Heftigkeit, die in den letzten sieben Jahre nicht mehr passiert war.

In diesem Moment dürfte Putin zum ersten Mal seine „coolness“ verloren haben: mit der Anerkennung und der Anordnung zur Entsendung von „Friedenstruppen“ ist nämlich genau jenes oben genannte Szenario 1 als neuer Fakt geschaffen haben, welcher der bisherigen Strategie Russlands eigentlich widerspricht: Es ist das Eingeständnis, die Ukraine als „brüderlichen Partner“ unwiderbringlich verloren zu haben. Und eigentlich auch jegliche Option, die potenziell „russophilen“ anderen süd/östlichen Gebiete der Ukraine wieder in Russland eingliedern zu können. Es ist noch ungewiss, ob es nicht doch zu harten militärischen Auseinandersetzung mit der dort stark massierten ukrainischen Armee kommen wird.

Was sollte der Westen tun? Konsequenzen und Folgen

Nordstream 2 jedenfalls kann man wohl als „gestorben“ betrachten! Ob die finanzielle Atombombe „Swift-Ausschluss“ schon jetzt eingesetzt wird, ist noch schwer abschätzbar.

In Wirklichkeit wäre jetzt die große Chance zur Verhinderung weiteren Blutvergießens. Der Westen hat eine breite Palette zu reagieren, wobei der Preis für die Europäer erheblich sein wird – im Gegensatz zu den Angloamerikanern. Sicher nicht klug scheint eine Überreaktion, die bei einer kompletten Invasion der Ukraine durch Russland keine weitere Droh-Kulisse mehr zulässt.

Der russische Bär, welcher verwundet nun erstmals ziemlich planlos im geostrategischen Sinn um sich schlägt, sollte nicht noch mehr gereizt werden: wer nichts mehr zu verlieren hat, kann dann zumindest auch bis Charkiv und Odessa marschieren. Hinzu kommt: welche Möglichkeiten im cyberspace bestehen, den voll auf den Sanktionszug aufspringenden Europäern zu schaden, sollten die europäischen Staatenlenker auch einmal in Betracht ziehen.

Die von Merkel zitierte regelbasierte Weltordnung, welcher der USA ein Monopol bezüglich globaler Exekutionshandlungen zugesteht, sieht als Ziel eindeutig ein analog zur UdSSR implodierendes Russland vor. Ein Ergebnis, das als Konsequenz harter Sanktionen nicht unrealistisch erscheint, doch wirklich wünschenswert? Westliche Aufklärungsarbeit, die nicht einmal in der Lage war zu beurteilen, wann die Taliban Kabul einnehmen werden, würde dann mit Kräften in Russland konfrontiert werden, die irrationaler agieren als es Putin jetzt getan hat.

Trotzdem darf auch nicht verschwiegen werden, mit welcher Kaltschnäuzigkeit und Ignoranz der „Werte-Westen“ über das Schicksal von ca. 3,5 – 4 Millionen Menschen im Donbass meint hinwegsehen zu können, wenn es um höhere geopolitische Interessen geht. Auch das wird nicht unbeobachtet bleiben, so wie die von China wohl auch sehr kurzfristig betrachtete Distanzierung zu Russland wieder sehr auffällig erscheint – und nur wieder deutlich macht, dass hier keinewegs ein klassisches Bündnis zwischen Russlad und China vorliegt.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

27 Kommentare

  1. Hervorragender Artikel, welcher natürlich nicht in der pro amerikanischen Zeitung mit 4 Großbuchstaben gedruckt wird.

    1. Dafür aber sicher in der Rossijskaja gaseta und auf der Titelseite von RT DE.
      Oder wurde er von dort abgeschrieben?

  2. Ich sehe es eher Global -Stategisch.Russland hat aktuell nicht mehr so viel zu verlieren.Selbst
    weitere Sanktionen sind natürlich hart aber mit eingeplant.
    Entscheidende Machtfaktoren in und für Zentralasien sind China und Russland rein aufgrund ihrer
    geographischen Lage.Die „Westalliierten“ werden nie einen Krieg in dieser Region wagen.
    Wenn die politische Konstellation weiter so bleibt wird Westeuropa und USA als zahnloser Tiger
    verhöhnt werden.Dass allerdings erst wenn sich die Lage verschärft und China versuchen wird zusätzlich Taiwan „heim zu holen“.
    Ein Horrorszenario für den Westen,der machtlos daneben stehen wird wie in Afghanistan und Syrien.
    Ein Krieg ist für alle Beteiligten und für jeden friedliebenden Menschen absolut keine Lösung.
    Nur hat Putin allerdings versucht auf der Weltenbühne Anerkennung zu finden.So wäre mit einem Versuch
    des Verständnisses unterschiedlicher Kulturen es besser gewesen Putin keinen Gesichtsverlust erleiden zu lassen.Dies ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Fehler des Westens gewesen und hätte wahrscheinlich
    sogar eher eine diplomatische Lösung gebracht.Großes Geschrei und monatelange Feindbildung der
    Staaten führt nicht zu einem gewaltfreien Ziel.Insofern kann ich mit Ihnen übereinstimmen,dass in der
    jetzigen Situation kein Öl ins Feuer gegossen werden sollte.Den USA bringt es zur Zeit wirtschftliche
    Vorteile bei Abnahme ihres Fracking Gases zu explodierenden Preisen.Außerdem ist dieses Land schön weit weg vom Konfliktherd,würde allerdings in die Bedeutungslosigkeit fallen,wenn die zentralasiatische Region ohne die USA wirtschaftlich expandiert.Dies sind natürlich zum Teil sehr langfristige Planziele,allerdings befinden wir uns in einem massiven Machtverfall der führenden Wirtschaftsnation USA.

  3. Young Global Leader

    Ich habe nicht ganz verstanden, warum Putin jetzt „irrational“ gehandelt haben soll und wieso er jetzt verwundet sei, das 2014 aber nicht gewesen wäre.

    Mir war, als hätte die westliche Allianz damals unter Obama/Clinton ungleich besser dagestanden als heute: politisch, finanziell und natürlich auch ideologisch. Markus Fugmann hat Recht, dass Russland sich das ökonomisch leisten kann, weil China es nicht fallen lassen wird – er hatte kürzlich noch ein Zitat von Condi Rice aus 2015 gebracht, dass man Russland in die Pleite treiben kann und auch der Vortrag von George Friedman aus demselben Jahr, gab Russland gerade mal 5 Jahre. Stattdessen hat Russland seine Staatsfinanzen saniert und es wurde zum wichtigsten Partner von China im Kalten Krieg 2.0, der von Trump vom Zaun gebrochen wurde. Es ist genau jetzt wieder an dem Punkt, wo es dem Westen gegenüber relativ sicher als Großmacht auftreten kann und zwar zum ersten Mal seit Ende der Sowjetunion. Die Annexion der Krim war, im Vergleich zu seinem gestrigen Zug, sehr waghalsig.

  4. Sanktionen sind ganz schlechte Karten, wenn der andere einen Revolver hat.
    Die EU hat keinen Revolver, was auch besser ist, die würden sich nur gegenseitig verletzen.
    Sanktionen bringen nichts, das sind Selbstschussanlagen.

  5. Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, warum das hier von einigen Kommentatoren und vom Autor allgemein recht locker gesehen wird. Der russische Präsident hat gestern klar gemacht, das er die Ukraine nicht als eigenen Staat betrachtet, und ihr die Daseinsberechtigung abspricht. Angesichts dieser Ausgangslage kann es doch keine Verhandlungen geben, geschweige denn auf Sanktionen verzichtet werden.

    Das kann man nur als Kriegserklärung gegen die Ukraine werten, und das Herr Putin das Land am liebsten einnehmen möchte.

    1. Genau so ist. Ein ehemaliger FSB Schläger legt sich die Welt so zurecht wie es ihm gefällt. Er hat mit 70 Jahren doch nicht zu verlieren. Bejubelt wird er im eigenen Land schon lang nicht. Deswegen umso gefährlicher! Ablenken vom Versagen……
      Widersacher werden ausradiert um den Machterhalt zu sichern.
      Man muss seine Sprache sprechen. Weg ducken bringt bei ihm nichts….

    2. @Stiller User

      Man möchte meinen, dass es so einfach ist. Wenn man sich dann aber etwas genauer mit der Geschichte befasst, wird die Sache kompliziert.
      Dann wird aus schwarz/weiß, wie so oft, grau.

    3. Noch hat er die Ukraine nicht eingenommen. Er wollte vor 4 Wochen Verhandlungen und die EU als auch die USA und die gesamte Nato hat gar nicht reagiert bzw. die Anfrage dazu einfach nicht beachtet. Das ist schon recht unverschämt. Da fährt man dann mal die Panzer vor und schon hat man wieder Potential auf Verhandlungen. Natürlich hat Putin gestern aus meiner Sicht zu schnell gehandelt. Dies hätte er zum Beispiel auch nach einem Biden Treffen machen können.

      Krieg ist immer sehr schlimm und verursacht für die meisten Menschen nur Leid und Elend.

  6. Ein sehr tendenziöser Artikel, der sicherlich nicht zuletzt auf persönliche Gründe des Autors zurückzuführen ist:
    https://www.tt.com/artikel/15092816/wiener-aktivist-will-streichung-von-ukrainischer-staatsfeindeliste
    Die Aspekte, die er einschließt, und diejenigen, die er auslässt, führen zu einer sehr eklektischen Mischung, die historisch so wie beschrieben nicht haltbar ist.

    Die Mehrzahl der Teilnehmer waren erst einmal friedliche Jugendliche und Studierende, die sich als Initiatoren und Anführer der Proteste ansahen. Sie demonstrierten nach eigenen Angaben für Freiheit und Demokratie, sahen die europäische Integration als wichtigen Schritt zum Schutz von Bürger- und Menschenrechten und zeigten sich frustriert über die älteren „post-sowjetischen“ Generationen. Ein Großteil der Demonstranten waren neben den Studenten gebildete Berufstätige mit Familien. Kurz und gut, die absolute Mehrheit der Teilnehmer hatten höhere Bildungsabschlüsse und mit dem neonazistischen Rechten Sektor wenig am Hut. Bereits am 30. November 2013 eskalierte die Spezialeinheit Berkut durch ungewöhnlich brutales Vorgehen, was am nächsten Tag mehrere 100.000 Menschen zu Demonstrationen bewog. Am 9. Dezember wurden Soldaten aus den Spezialeinheiten Tiger und Leopard gegen die noch immer weitgehend friedliche Zivilbevölkerung eingesetzt.

    Mitte Januar bis Mitte Februar 2014 traten erstmals die gewalttätigen Kollaborateure Hitlers auf den Plan. Welch martialisches Attribut, waren doch die professionellen Totschläger der Gegenseite keinen Deut besser und hatten die Gewalt über zwei Monate lang erst einmal einseitig angefacht.

    Eine alternative, etwas neutralere und unvoreingenommene Chronologie der Ereignisse findet sich hier:
    https://www.nzz.ch/international/ukraine-chronologie-der-maidan-revolution-ld.1290571

    1. @Leftutti

      Danke für die erhellenden Links.

      1. @Columbo, immer gerne, auch wenn ich mich mit meiner Besserwisserei und ständigen Nörgelei und Moralapostelei langsam unbeliebt mache! 😌😋

    2. @Leftutti, bei der Chronologie der NZZ kommen die Uktranationalisten leider nicht vor! Die Zivilgesellschaft aber war zu schwach und wenig bewaffnet, um zu gewinnen – das haben dann leider erst die Ultra-Nationalisten geschafft..

  7. Ich kann jedem nur empfehlen, den dicken Wikipedia-Artikel über den Krieg in der Ukraine zu lesen (die erstem Seiten reichen schon). Dann fällt es einem wie Schuppen von den Augen, und man sieht das perfide Vorgehen Putins, wie es sich wohl für einen ehemaligen Geheimdienstmann gehört.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_der_Ukraine_seit_2014

    Was wird hier über eine mögliche Invasion diskutiert, wenn Russland schon seit Jahren Militär und Ausrüstung in die besetzten Gebiete schickt. Die Invasion hat schon vor Jahren begonnen – mit häppchenweiser Steigerung. Jetzt will man endlich mal wieder vorankommen, und dafür braucht man mehr Soldaten und mehr schweres Militärgerät. Das lässt sich aber mit der bisherigen „Tröpfchen-Taktik“ nicht mehr bewerkstelligen. Dafür bedarf es schon einer massiven Invasion, wie sie jetzt offensichtlich von Putin geplant ist. Seinen ganzen Legitimierungs-Popanz gilt einzig und allein der Verschleierung – und ist als solches auch leicht zu durchschauen, sofern man die Fakten kennt. Dann ist es nur noch lächerlich.

  8. Heinz Josef Dieckmann

    Die einseitige Berichterstattung unserer MSM mag man bei Corona noch als erbärmlichen Journalismus abtun, wenn es um Krieg und Frieden geht, ist ein solcher Journalismus aber verhängnisvoll. Den 1. WK hätte es ohne die Propaganda der Zeitungen und den 2. WK nicht ohne den Großdeutschen Rundfunk gegeben. Die BILD von heute ist aber schon wieder geprägt von einseitiger russlandfeindlicher Kriegspropaganda – einfach nur primitiv, abstoßend, niederträchtig und geschichtsvergessen. Die gleiche Einseitigkeit bei den ÖR und unseren überforderten Politikern.

    1. Sie haben mal gar keine Ahnung. Lesen Sie mal das Buch fremdbestimmt oder gucken Sie sich anderthalb bis zweistündige Youtube Interviews und Zusammenfassungen des Buches mit dem Autor an.
      Dann werden Sie zu den ganzen Hintergründen der Geschichte der letzten 140 Jahre aus einer anderen Perspektive sehen und nicht mehr wie ein Schaf unwissend zur Schlachtbank geführt. Lediglich wissend. Denn zur Schlachtbank werden wir die ganze Zeit geführt, gerade wir Deutschen seit Jahrzehnten ökonomisch, die Donbass Bevölkerung und andere Ukrainer seit 8 Jahren leider physisch. Man braucht aber eine signifikante Prozentzahl der Bevölkerung eines Landes um sich zu wehren, wenn dies bei Demonstrationen und Wahlen nicht gegeben ist, wird der Weg zur Schlachtbank unweigerlich fortgesetzt. Warum sollte der Hirte sein Verhalten auch ändern?

  9. Dieser Artikel ist richtiger Dreck, und deiner Seite nicht würdig, Fugi! Putin provoziert, bedroht, invadiert. Und setzt damit sein jahrelanges aggressives Verhalten fort. Morde-/versuche an mehreren Regimekritikern im Ausland auf bestialische Weise (Polonium, Novitchok), andere hatten mehr Glück und wurden „nur“ erschossen. Unterdrückung jeder Opposition im eigenen Land (Nawalny erst vergiftet, dann im Lager). Invasion der Krim. Anzetteln und Unterhalten eines jahrelangen Bürgerkriegs im Donbass. Hilfe für Kumpel Lukaschenko bei der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Belarus. Und so weiter und so fort. Was er im Moment macht, ist für sich den Wahnsinnigen-Status in Anspruch nehmen, mit dem er alles darf. Die atomare Abschreckung hat leider immer auf der Annahme vernünftiger Staatsoberhäupter basiert. Wenn einer bereit ist, Amok zu laufen, oder auch nur so tut, als wäre er das, dann ist die atomare Abschreckung leider ein Freifahrtschein für alles. Ich habe nie eingesehen, dass wir uns von den Amis Nordstream 2 verbieten lassen sollten, bin heute aber heilfroh, dass Scholz das beendet hat. Weniger Abhängigkeit vom aktuellen Russland ist auch einen hohen Preis wert – und es ist ein starkes Zeichen der Solidarität mit 41 Millionen Ukrainern.

  10. Welchen Ansprüche haben denn die USA und die EU gegenüber der Ukraine? Weder historisch noch rechtlich lassen sich die gegenwärtigen Handlungen irgendwie rechtfertigen. Dass Völker frei wählen können stimmt in der Gegenwart nur, wenn diese freie Wahl auf die USA fällt. Andernfalls fallen die Bomben der Freiheit, was nicht passt, wird passend gemacht.
    Der Mensch ist was er ist, Mensch und Gebietsstreitigkeiten hat er schon immer gewaltsam gelöst und das wird auch bis zu seinem Ende so sein.
    Vertan hat man die Chance mit einem gemässigten Führer Russlands, der sich intern auch durchsetzen kann, zu verhandeln und ein sicheres Abkommen zu erzielen. Niemand weiss, was nach Putin kommt. Niemand weiss, wie lange Saudi-Arabien noch Öl aus dem Boden pumpen kann und niemand weiss, wie lange die USA ihr Fracking betreiben können.

    Ein Spiel mit sehr ungewissem Ausgang. Wenn’s nicht klappt, bitte nicht jammern, man hätte es durchaus besser wissen können.

    1. Young Global Leader

      Der einzige Staat der Welt, der seinen Kommunen ein Sezessionsrecht in die Verfassung geschrieben hat, ist das Fürstentum Liechtenstein. Der libertäre Fürst Hans Adam II hatte das als Reaktion auf den gewaltsamen Zusammenbruch Jugoslawiens dort hinein geschrieben. Das war keine Flause. Er hat eine komplette Staatsphilosophie entwickelt.

      Alle anderen Staaten fürchten um ihre Integrität. Warum aber interessiert dies eigentlich das Volk? Das ist nicht leicht zu sagen. Man kann eine Geschichte des Nationalbewusstseins erzählen, aber die begründet ja nichts, sie zeigt nur auf, was im Laufe der Zeit unter bestimmten Bedingungen passiert ist? Das deutsche Nationalbewusstsein z.B. bildete sich in den Freiheitskriegen gegen Napoleon. Nur eine starke Nation, so meinte man, könne das Volk vor den *praktischen Konsequenzen* der Usurpation durch einen Tyrannen schützen, der sich selbst auf eine starke Nation stützt. Dabei war Napoleons Ideologie durchaus fortschrittlich und willkommen und wurde auch eifrig rezipiert, allen voran von preußischen Reformern, die dann letztlich auch den Krieg gegen ihn, in der Völkerschlacht von Leipzig, gemeinsam mit den Russen(!) gewinnen konnten. Die Deutschen Herrscher sind eigentlich immer ganz gut gefahren, wenn sie mit den Russen kooperierten, aber sie fürchteten auch das russische Reich.

      Das, was Putin gerade macht, wäre bis zum 19-ten Jahrhundert ein Kabinettskrieg gewesen. Der eine Fürst beansprucht Land von einem anderen. Da gäbe es Erbrechte usw. Es kommt zum Waffengang. Er wird entschieden, indem entweder der eine oder andere Fürst gewinnt. Danach herrscht erst einmal Ruhe. Warum ist das nicht besser? Wieso wird wegen einer Petittesse wie dem Donbass schon von Weltkrieg geredet? Gewiss, Putin ist böse, aber wie viele Fürsten gab es, die sich den Beinamen „der Böse“ verdienten und deretwegen man nicht den Weltenbrand entfachen wollte, wegen einer unbedeutenden Region? Mir fallen z.B. „Karl der Böse“ ein, ein ausgemachter Psychopath, oder auch „Arnulf der Böse“, ein Luitpolder, der 400 Jahre vor ihm lebte und über den wir weniger wissen.

      1. Das Fürstentum muss sich auch weniger Gedanken um einen gewaltsamen Zusammenbruch machen, dafür ist es einfach zu klein. Aber danke für den Hinweis, werde mich da mal belesen.

        Das Volk ist ohnehin bloss eine abstrakte Idee, ähnlich wie die eines Gottes und beide werden gerne als unwiderlegbare Argumentation benutzt, höhere Gewalt gewissermassen. Auffallend, dass diese höhere Gewalt ansonsten nichts zu melden hat.
        Solche Ideen sind Meme. Einmal ins Gehirn gesetzt, pflanzen sie sich fort und das über Generationen, egal wie doof sie sind. Deswegen ist Blödsinn einfach nicht totzukriegen.

        Solche Landansprüche gibt es auch seit jeher und seit jeher wurden dafür Dokumente gefälscht und gegengefälscht. Es betrifft ja nicht nur die Krim, Südtirol, Elsass-Lothringen, das Veltlin, die preussischen Gebiete, das Baskenland, Nordirland … überall in Europa schlummern Konflikte wie Vulkane.
        Im westlichen Teil werden diese durch die Nachkriegsarchitektur unterdrückt, während sie im Ostteil durch den Zusammenbruch der Sovjetunion aufbrechen bzw. aufgebrochen sind. Man könnte sagen, ein natürlicher Vorgang der absehbar war. Sobald die Amerikaner abziehen, wird das auch im westlichen Teil passieren, inklusive der Sezessionsbestrebungen einiger Provinzen oder Landesteilen, den so viel Friede, Freude, Eierkuchen sind nicht da wie auf der Verpackung aufgedruckt sind.

        Ich würde Putin jetzt nicht als böse bezeichnen. Den Beinamen hatte sich nicht mal Vlad der Pfähler verdient. Trotz seiner etwas brachialen und geschmacklich fragwürdigen Methode, hat er das Land doch befriedet und die Kriminalität fast ganz beseitigt und den Osmanen Widerstand geleistet. Das Gesamtpaket hat dem Volk unterm Strich nicht für den Beinamen „der Böse“ gereicht.

        Die Ukraine ist geostrategisch interessant. Für die Russen zur Verteidigung, für den Westen zum Angriff. Das hysterische Geschrei der Medien lässt einzig den Rückschluss zu, dass der Westen ein starkes Interesse pflegt, einen solchen Angriff dereinst zu starten. Das Motiv des Verteidigers muss indes nicht dermassen hinterfragt werden.

        Da Politiker, zumindest die in Washington, nicht mal auf ihre Generäle hören, dürften unsere wohlfeilen Argumente kaum Gehör finden. Zu Ende ist diese Geschichte jedenfalls kaum. Es wird etwas abkühlen, gewiss, nur um dann um so heftiger wieder aufzuflammen.

        1. Young Global Leader

          Hans Adams Buch heiß „Der Staat im Dritten Jahrtausend“. Ich hatte es mir vor einigen Jahren gekauft, als ich für ein paar Tage in Liechtenstein verweilte. Liechtenstein hat eine Kleinstadt, Vaduz, die auch Zentrum ist, Sozialwohnungen, ein recht großes Gewerbegebiet, nördlich von Vaduz, in dem wohl auch Fertigung betrieben wird, Berge und ein paar Dörfer, fürstliche Weinberge und den Schweizer Franken als Währung. Es ist eine Art Bonsai-Staat. Die dortige Regierung wollte ihn modernisieren, indem sie die absolute Monarchie abschaffte. Seine Durchlaucht ließ sich daraufhin in einer Volksabstimmung bestätigen, entmachtete die Regierung ( „die Oligarchie“ ), indem er die direkte Demokratie und eine neue Verfassung einführte, mit dem angesprochenen Sezessionsrecht für die Gemeinden. Nach seiner Auffassung hat der Staat zu dienen und nicht zu herrschen. Liechtenstein ist eine Erbmonarchie, aber er empfiehlt, für den Fall, dass so etwas nicht zur Verfügung steht, sich einen Präsidenten mit vergleichbaren Vollmachten zu wählen.

          „Ich würde Putin jetzt nicht als böse bezeichnen.“

          Nach den Maßstäben von Liberalen des 21-ten Jahrhunderts ist er das natürlich- was aber auch nicht viel heißen will, schließlich genügt da die Verwendung eines unerwünschten Pronomen.

          1. Ich war auch schon in Vaduz und habe mich da in Sachen Steueroptimierung etwas gebildet. Ist nur was für Dickfische. Aber es hat sich da mittlerweile auch einiges verändert.
            Gute Monarchen sind häufiger wie schlechte. Eine Regierungsform die total unterbewertet ist.

            Ok, das 21. Jh. ist für mich noch etwas Neuland.
            Aber liberal? Ich sehe überall Idealismusfanatiker. An jeder Ecke stehen sie und wollen einem Gutes aufzwingen, wenn nötig mit verbaler Gewalt oder einer Demo gegen Faschos.

          2. Young Global Leader

            Die modernen „libs“ sind freilich keine Altliberalen, die man sich als gut situierte Bürger vorstellt, die ihren Geschäften nachgehen, die Fünfe mal gerade sein lassen und nichts gegen einen schwulen Oberbürgermeister einzuwenden haben, sondern, vollbärtige Menschenbewegte, die Nagellack tragen oder Frauen mit gefärbten Haaren, alle mit Hochschulabschluss, die standardisierte Tests für rassistisch halten. Sie sind „liberals“ nach Art ihrer Herkunft, aber sie haben eine gewisse Anzahl von Kreuzungen und Mutationen durchlaufen. Das kommt nicht aus der Arbeiterschicht, die sich einst emanzipieren wollte.

            Soziologen finden und klassifizieren ja immer neue Milieus ( i.S.v. „postmaterialistische Öko-Futuristen“ ). Die bilden auch ihre eigenen Weltanschauungen aus, die sie aus älteren zusammensetzen, aber mir scheint, die Kennlinien sind unscharf und niemand benutzt deren Terminologie. Stattdessen Regression auf ethnische, politische, sexuelle und religiöse Identitäten, die man sich als Vielfalt vorstellen soll und ein Ranking nach sog. Privilegien, die protokollarische Vorschriften und eine Art Diplomatie für das gemeine Volk nötig machen, ebenso wie eine Klasse von Wächtern („Diskurspolizisten“), die die protokollarischen Vorschriften überwachen. Dem Wesen nach sind weiße Rassisten das gleiche wie schwarze Rassisten, aber das Protokoll kann und wird diese niemals miteinander verwechseln. Niemand kennt i.ü. das Protokoll genau, auch die Wächter nicht. Es ist nicht kanonisiert, es gibt keine Liste von Versionsupdates, es hat letztlich auch keinen Autor. Man oder mehr noch frau muss immer dabei bleiben, „sozial“ sein, wie das heißt. Leute, die sich dem protokollarischen Stress entziehen und unter sich bleiben wollen, werden mit der Sammelbezeichnung „rechts“ bedacht. Sie werden zwar politisch verfolgt, müssen das aber klaglos hinnehmen. Auch das ist Teil des Protokolls.

            Leider können wir uns nicht zurücklehnen und diese Gesellschaftskomödie aus der Distanz genießen, oder wie Ethnologen, die Geschichten der Naturvölker sammeln und aufschreiben, denn die Gesellschaft ist eine Totalität. Jeder muss kleine Opfer bringen und sei es, dass er Gendersternchen oder Genderdoppelpunkte in amtlichen Formsachen parsen muss. An m/w/d erkennt man, dass es der Obrigkeit ernst ist, dass das angenommen wurde, dass es kein Kinderspiel der soz. Medien ist, kein „Internetmob“. Solche Distanzierungsfloskeln sind nicht hilfreich, wie Frau Merkel sagen würde.

  11. Während ihr euch am WE währscheinlich digital verlustiert habt, habe ich mich analog durch diese Schnitte
    gewühlt:

    Catherine Belton – Putins Netz

    Aber Spaß beiseite, das Strickmuster ähnelt dem Pekinger Machtzirkel, was da auf uns zurollt, könnte
    Angst machen. Ob wir darauf Antworten entwickeln werden … by the way: Eine Ch-47M2 Kinschal mit
    Mach 12 braucht für die 700 km von Kaliningrad bis zur Alster … hmm … nicht länger als die Suppe
    aus der Mikrowelle.

    1. @Manuhiri

      Das Buch habe ich auch gelesen, absolut empfehlenswert. Das ist investigativer Journalismus vom Feinsten und zeigt alles auf, was man zum Thema wissen muss. Außer jemand beweist das Gegenteil.

  12. @Young Global Leader

    Die Zeichen der Zeit sind die Neudefinitionen althergebrachter Begriffe und neue Formeln für alte Grössen. Besonders beliebt ist diese Funktionsoptimierung bei problembehafteten Dingen wie „Inflation“ oder „Völkerrecht“, was, je nach Situation, mal als gut, schlecht oder überflüssig betrachtet wird. Das geht, weil die Lebendigkeit von Definitionen das Hirn vom Denken entbindet und die Vorgabe bequem und einfach über ein kleines Bildschirmchen jederzeit und an jedem Ort, jeden unmittelbar auf den neusten Stand bringen kann. Der schwammig konditionierte Mitbürger hinterfragt nicht kritisch, er ruft das kritische Verhalten nur noch ab, wie ein Rechner eine Telefonnummer aus der Datenbank.

    Der soziale Lemming sammelt dabei virtuelle Beliebtheitspunkte, anonym und vergänglich und muss immer neuen „Däumchen nach oben“ nachjagen um seine Existenz vor sich selbst zu rechtfertigen. Dabei hat er keine Mühe, China als Überwachungsstaat zu brandmarken obwohl er dieses Land niemals bereiste oder je bereisen wird. So wird die Realität zum Fertiggericht aus der Mikrowelle.

    Die virtuell vermittelten Informationen werden im Hirn zur virtuellen Realität, einer Wahrnehmungsblase, die wie ein Fundament aus Beton wahrgenommen wird, jedoch keinen Härtetest bestehen muss. Nur hie und da wird diesen Menschen gewahr, dass es anders sein könnte, wenn zum Beispiel Russland die Ukraine eben doch invasiert. Doch die Haltbarkeit von Informationen wird bald im Nanosekundenbereich gemessen, das Kätzchenvideo ist da genau die richtige Ablenkung, die Welt ist doch schön und die Börse wird schon wieder steigen, dafür hat man ja Notenbanker, das Smartphone hat es ja so gesagt.

    Doch, man kann zurücklehnen und es geniessen, denn Luftschlösser haben keinen Bestand. Man sollte sich aber darauf vorbereiten dass der Aufschlag am Boden der Realität unschön sein wird und eine grosse Masse an Menschen dann in völliger Verzweiflung unkoordiniert und ohne Anweisungen sich in tiefblöden Handlungen ergeben wird.
    Das ist nichts neues, die Parabel vom Turm zu Babel sagt uns, dass es vor langer Zeit auch schon so war.

    Nur so nebenbei: Wie ein zukünftig, ausbeutender „young global leader“ klingst Du nicht gerade.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage