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Warum der US-Dollar dominant bleiben wird Russland und Indien: Streit um Bezahlung der Öl-Lieferungen

Indien und Russland haben Gespräche über Bezahlung von russischen Öl-Lieferungen ausgesetzt

Russland Indien Öl

Indien und Russland haben ihre Gespräche über die Bezahlung von russischen Öl-Lieferungen vorläufig ausgesetzt. Dies geschah nach Gesprächen am Rande des Treffens der Shanghai Cooperation Organisation (SCO). Die Diskussion konzentriert sich insbesondere auf die Bezahlung von Ölexporten nach Indien. Nun droht Russland damit, die Lieferung von S-400-Boden-Luft-Raketen auszusetzen. Die beiden BRICS-Staaten können sich nicht auf eine Bezahlung in Yuan oder Dirham einigen. Dies wirft einen Einblick auf die komplexe Realität der Beziehungen zwischen den BRICS-Staaten, die eigentlich davon träumen, die Dominanz des US-Dollars zu brechen.

Indien und Russland: Aussetzung der Gespräche über Bezahlung russischer Öl-Lieferungen

Nach Gesprächen am Rande des Treffens der SCO haben Indien und Russland ihre Gespräche über die Bezahlung von Lieferungen aus Russland ausgesetzt. Es ging zwar allgemein um die Frage, wie Exporte Russlands bezahlt werden, aber insbesondere um die Bezahlung der Ölexporte an Indien.

Russland benötigt das Geld, um seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren. Bis zu den Sanktionen des Westens gegen Russland infolge des Einmarsches in die Ukraine wurde der Handel zwischen den beiden Ländern in US-Dollar beglichen. Seitdem dieser Weg versperrt ist, suchen die beiden Staaten nach einer anderen Lösung. Erschwert wird dies durch den Umstand, dass Indien eine strikte Devisenkontrolle eingeführt hat, was dazu führt, dass jeglicher Betrag in Rupien zunächst in US-Dollar umgetauscht werden muss, bevor er in eine Drittwährung konvertiert werden kann. Dadurch ist jegliche Transaktion zwischen Indien und Russland, die eine indische Bank ausführt, von amerikanischen Sanktionen bedroht.

Keine Zahlung in BRICS-Währungen

Ein Ausweg wären die Regelungen der BRICS-Staaten, zu denen beide Länder gehören und die eine Bezahlung entweder in Yuan oder in Dirham (AED) ermöglichen würden. Indien weigert sich jedoch, den Yuan für die Begleichung der Rechnungen für Öllieferungen zu akzeptieren und hatte letzten Monat die Banken „gebeten“, Transaktionen zwischen indischen und russischen Händlern in Yuan nicht abzuwickeln. Russland wiederum akzeptiert den Dirham nicht.

In der Zwischenzeit wurden die fälligen Beträge für die Öllieferungen auf ein indisches Konto in Rupien eingerichtet, auf das Russland zwar Zugriff hat, aber das Geld nicht ausführen kann.

Russland fordert Bezahlung für Öl-Lieferungen

Der russische Außenminister, Sergei Lawrow, äußerte sich während einer Pressekonferenz in Goa am 5. Mai 2023 unverblümt darüber, dass Indien in seinen Geschäftsbeziehungen mit Russland offenbar auf zwei Hochzeiten tanzen möchte. Indien hat günstiges russisches Öl sowohl für den inländischen Verbrauch als auch für den Export als raffinierte Produkte genutzt, hat Russland jedoch nicht angemessen für seine Öleinfuhren entschädigt.

Lawrow wies darauf hin, dass Russland Milliarden von Rupien auf indischen Banken angesammelt hat, die Russland nicht nutzen kann. „Das ist ein Problem. Wir müssen dieses Geld nutzen. Aber dafür müssen die Rupien in eine andere Währung umgewandelt werden, und das wird derzeit diskutiert.“

Nun droht Russland damit, nicht nur die Lieferung von billigem russischem Öl auszusetzen, sondern auch die Lieferung von S-400 Boden-Luft-Raketen auszusetzen. Indien und Russland haben eine lange waffentechnische Partnerschaft, die es Indien erlaubt, moderne militärische Ausrüstung kostengünstig zu erwerben, ohne von den USA abhängig zu sein. Im Rahmen des SCO-Meetings trafen sich Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh und sein russisches Pendant, Sergei K. Shoigu, in New Delhi, wo es unter anderem um die Produktion russischer Systeme in Indien ging. Dass Russland die S-400 nicht liefern könnte, könnte aber auch daran liegen, dass Russland aufgrund des Ukraine-Krieges schlicht keine S-400 zum Export übrig hat.

Rivalitäten in BRICS und SCO hindert die Zusammenarbeit

Der Konflikt über die Bezahlung russischer Exporte durch Indien ist auf mehreren Ebenen interessant: Russland und Indien sind beide BRICS-Mitgliedsstaaten, und eines der Ziele der Zusammenarbeit von Anfang an war es, die Dominanz des US-Dollars zu brechen und den Handel zunächst in lokalen Währungen abzuwickeln, um später den US-Dollar durch eine eigene Währung zu ersetzen.

Erst in den letzten Wochen nahm die Diskussion um eine BRICS-Ersatzwährung nach Äußerungen von Lawrow neuen Schwung auf. Insbesondere China hofft darauf, dass der Yuan diese Ersatzwährung wird. Nun zeigt sich jedoch, dass die BRICS-Partner weder in der Lage sind, den Handel in lokalen Währungen abzuwickeln, noch sich auf eine interne Drittwährung (Dirham oder Yuan) zu einigen.

Dabei wird einmal mehr deutlich, dass es auch ein einfaches technisches Problem gibt: Praktisch alle Währungen der BRICS-Länder sind nicht frei konvertierbar und an den US-Dollar gekoppelt. Dabei spielt die Rivalität zwischen Indien und China eine besondere Rolle. Indien, als fünftgrößte Wirtschaftsnation, erkennt die Führung Chinas nicht an, und ohne diese mächtige Wirtschaftsmacht wird es keine gemeinsame Währung geben.

Indien und Russland sind ebenfalls in der SCO organisiert und haben zudem eine lange sicherheitspolitische Partnerschaft. Der Streit um die Bezahlung würde ein weiteres Glied sein, das diese Partnerschaft schwächen könnte.

Waffenlieferungen aus Russland gehen zurück

Den Angaben des Friedensforschungsinstituts SIPRI zufolge sind die russischen Waffenexporte zwischen 2013-2017 und 2018-2022 an acht der zehn größten Empfänger zurückgegangen. Die Exporte nach Indien, dem größten Empfänger russischer Waffen, gingen um 37 Prozent zurück, während die Exporte zu den anderen 7 Empfängern im Durchschnitt um 59 Prozent sanken. Allerdings stiegen die russischen Waffenexporte nach China (+39 Prozent) und Ägypten (+44 Prozent) an, und sie wurden zu den zweit- und drittgrößten Empfängern Russlands.

„Es ist wahrscheinlich, dass die Invasion der Ukraine die russischen Waffenexporte weiter einschränken wird. Dies liegt daran, dass Russland Priorität auf die Versorgung seiner Streitkräfte legen wird und die Nachfrage von anderen Staaten aufgrund von Handelssanktionen gegen Russland und zunehmendem Druck von den USA und ihren Verbündeten, keine russischen Waffen zu kaufen, gering bleiben wird“, sagte Siemon T. Wezeman, leitender Forscher des SIPRI-Programms für Waffenübertragungen.

Indien wird sich nach anderen Waffenlieferanten umsehen (müssen). Sie könnten bei europäischen bzw. amerikanischen Herstellern landen, denn eine Kooperation mit China scheidet aus offensichtlichen Gründen aus. BRICS und die SCO erweisen sich also wieder einmal als Scheinriesen.

Indiens Wirtschaft kann die Chancen in Russland nicht nutzen

Indiens Wirtschaft hätte die einmalige Chance, ihre Waren in Russland zu verkaufen und damit die westlichen Produkte in Russland zu ersetzen. Allerdings zeigen sich hier zwei Schwächen Indiens.

Zum einen sind die indischen Produkte qualitativ nicht in der Lage, mit den chinesischen Produkten, die in Russland dominant sind, zu konkurrieren. Damit fällt Indien auch als Substitut für China aus, was im Zuge der Entkopplung mit den USA mit Abzügen von Produktionskapazitäten zu kämpfen hat.

Indien hätte als einziges Land der Erde die Masse an Arbeitern, um mit China zu konkurrieren. Dazu wären eine Reihe von Reformen im innen- und außenpolitischen Bereich notwendig, die den indischen Markt von ausländischen Konkurrenten abschirmen sollten, nun aber verhindern, dass indische Produktionen auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sind. Multinationale Konzerne produzieren in Indien bisher praktisch nur für den inländischen Markt. Und selbst die Disposition innerhalb Indiens ist aufgrund der schwachen Infrastruktur, der innerindischen Zollgrenzen und Gesetzgebung eine Herausforderung.

Komplexe Herausforderungen der BRICS-Initiative

Der Streit um die Bezahlung russischer Exporte zwischen Indien und Russland wirft ein Schlaglicht auf die komplexen Herausforderungen, vor denen beide Länder stehen. Während sie sich darum bemühen, die Dominanz des US-Dollars zu durchbrechen und ihre Zusammenarbeit in den BRICS- und SCO-Organisationen zu stärken, offenbaren sich gleichzeitig Rivalitäten und technische Hindernisse. Die Unfähigkeit, eine gemeinsame Lösung für die Bezahlung russischer Öl-Lieferungen zu finden, unterstreicht die Schwierigkeiten bei der Schaffung einer stabilen Alternativwährung und wirft Fragen nach der Zukunft der BRICS-Initiative auf.

Es wirft aber auch ein Schlaglicht auf Indiens Innenpolitik, die, im Wunsch, die indische Wirtschaft abzuschirmen, nun einen weiteren Aufstieg Indiens verhindert.



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14 Kommentare

  1. Gegen den Dollar zu wetten ist gefährlich. Die USA wachsen seit ihrer Gründung. Die USA sind eines der wenigen westlichen Industrieländer mit Bevölkerungswachstum (laut Prognosen ca. 830 Millionen in 2100). Die libertäre Philosophie der USA schlägt alles. Ich mag die Aussenpolitik der USA nicht. Aber, wenns ums investieren geht, kommt man nicht an den USA vorbei.

    1. 1980 226 Millionen Einwohner
      2000 282 Millionen Einwohner
      2020 321 Millionen Einwohner
      2040 385 Millionen Einwohner
      2060 450 Millionen Einwohner
      2080 540 Millionen Einwohner
      2100 620 Millionen Einwohner
      Meine Prognose. Wenn mehr dann eine Flüchtlingswelle aus Europa.
      Sicher werden sich die Brics Staaten sich selber ein Bein stellen.
      Die Hegemonie von den USA bleibt Unangetastet.
      EIN Provozieren eines Krieges um Taiwan wird gelingen.
      EIN KRIEG mit Iran wird die Saudis und Andere zur Räson bringen.
      Der Dollar und die Vormachtstellung von Apple, äh, Berkshire äh, USA werden bleiben……….

      1. Einen Krieg um Taiwan provoziert nur einer: China.

  2. Man sieht schon, verteil und herrsche tut’s scheinbar wieder gut.
    Was ich immer nocht nicht verstehe, wieso unterwerfe ich mich Amerika’s Macht indem ich außerhalb der USA etwas mit US Dollar bezahle, wenn ich diese im Besitz habe?. Indien hat doch US Dollars genug?
    Wer erklärt mir das?

  3. Ich finde es in Ordnung, daß Indien, wie Außenminister Sergej Lawrow es nennt, auf zwei Hochzeiten tanzen will. Ja zu einem sogenannten Dualen System, in diesem Fall zu einem Bekenntnis sowohl zu G20, als auch zu BRICS.

  4. Komisch, dass sich die Verfechter der US-Dollar-Gegner hier jetzt gar nicht zu Wort melden. Passt denen wohl nicht wirklich in den Kragen, dass sich Russland und Indien nicht einigen koennen

    1. Vielleicht haben die auch andere Probleme. Z. B. Arbeiten, um den maroden Staat am Leben zu erhalten. Der klügere gibt nach.

      1. Glaub ich nicht. @Helmut sitzt in Andalusien und zaehlt seine Goldtaler und dass @ottonorma und die anderen den Staat unterstuetzen, halte ich fuer ein Geruecht. Die haben doch auch immer Zeit, jeden Mist zu kommentieren.

      2. @Scholz: da triffst du den Nagel auf den Kopf. Und erste getroffene Hunde bellen bereits.

        In übrigen ist wohl den meisten ohnehin klar daß die Abkehr von einer Weltleitwährung nicht von heute auf morgen nahtlos passiert. Der Trend dazu besteht jedenfalls auf breiter Front weiterhin.

        1. „Nicht von heute auf morgen“… Die sind noch nicht einmal in der Lage, ne popelige Oellieferung in einer anderen Waehrung zu begleichen, als USD. Wohlgemerkt: Staatliche Akteure.
          Vor 10 Jahren hatten die BRI-Staaten gesagt, sie wollten im ersten Schritt den Handel in lokalen Waehrungen abwickeln. 10 Jahre spaeter: Nix geaendert.
          „Der Wunsch besteht“. Ja, wuenschen kann man sich viel, wenn der Tag lang ist. Ich wuensch mir auch seit Jahren, so reich zu sein, wie Bill Gates. Passiert auch nicht.

  5. Naja, es dauert alles seine Zeit.
    Wie lange hat es gedauert bis der Euro als Gemeinschaftswährung eingeführt wurde.
    Von den Problemen bis heute gar nicht zu reden. Eine Rettungsaktion nach der anderen.
    Aber als Zahlungsmittel bei LIDL und Co. reicht es doch.
    Um Vermögen zu sichern und aufzubewahren und durch das tiefe Tal zu retten, ist der Euro natürlich nicht geeignet.
    Aber dafür gibt es ja andere Möglichkeiten.
    Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
    Und wenn die heutigen BRICS, plus der Anwärter, sich auf die Art der Bezahlung geeinigt haben, und auch auf das Zahlungssystem, dann wird alles mit den dann sicherlich auch immer vorkommenden Schwierigkeiten rund laufen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  6. Das habe ich noch vergessen.
    Egal wie es nun in einer noch zu gründenden Währungsunion oder „Zweitwährungsunion“ mit den BRICS klappen wird, und wieviel Teilnehmer es geben wird.
    Ich bin ja mal gespannt, ob ein Land (wie z. B. Deutschland es ist) innerhalb der BRICS so dämlich ist, und seinen Partnern Waren im Wert von über 1 Billionen Euro an unverzinsten Krediten, die kein Fälligkeitsdatum haben, zur Verfügung stellen. Und dann zusieht, wie die Inflation das Geld für die gelieferten Waren langsam in Luft auflöst.
    Und in dem selben Land, das diese Kredite gibt, wird sich darüber lustig gemacht, dass Russland und Indien im Moment darüber streiten, in welcher Währung die Waren bezahlt werden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Leider haben zu viele Leute viel zu kleine Teller unter sich. Und selbst denen ist der Rand zu weit weg, um darüber hinaus zu schauen. Viele stehen sogar auf einen Teller mit dem Radius 0. Da stehen sie dann und krähen vergnügt, dies sei ihr Standpunkt.

    2. Ach so – viele Grüße aus Belize. (nee, ein Verbleiben in der EU schien mir nicht geraten)

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