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Kompletter Stillstand bedeutet auch für Russland hohe Verluste Russland: Wieviel Gas noch nach Europa? Faustpfand Nord Stream 2

Gas Russland Nord Stream

Die Spekulationen um die Lecks an den beiden Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 schlagen Wellen: Gegenseitige Schuldzuweisungen aus Russland, Europa und den USA machen die Runde. Wie viel Gas aus Russland nach Europa tatsächlich strömt, tritt dabei fast in den Hintergrund. Das mag daran liegen, dass der einstige Kunde Nummer 1 Deutschland seit Ende August kein russisches Gas mehr erhält, und Länder wie Ungarn, Serbien oder Bulgarien weniger im Fokus stehen. Dazu bröckelt es kräftigt bei den zweitwichtigsten Kunden des russischen Gaskonzerns Gazprom in Südeuropa. Der aktuelle Kunde Nummer 1 Türkei bittet um Zahlungsaufschub, und Italien zahlt an Österreich Geld für neue Regularien, um den Transit von russischem Gas durchzuführen. Auch der Gastransport über die Ukraine und das Schwarze Meer ist von Fragezeichen überschattet.

Gas: Exportvolumina von Russland

Im ersten Halbjahr 2022 exportierte Gazprom nach Europa und in die Türkei 68,9 Milliarden Kubikmeter Gas und somit 31 Milliarden Kubikmeter weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Bis Ende September erhöhten sich die Exporte um lediglich 18 Milliarden Kubikmeter auf 86,9 Milliarden Kubikmeter Gas. Aktuell fließt nur noch über die Ukraine und einen Strang der Schwarzmeergasleitung Turkish Stream russisches Gas nach Europa. Zusammen sind dies am Tag rund 87 Millionen Kubikmeter.

Auf die letzten drei Monate dieses Jahres umgerechnet, ergeben sich daraus knapp 8 Milliarden Kubikmeter Gas, so dass das Exportvolumen von Gazprom bis zum Jahresende auf 95 Milliarden Kubikmeter steigen kann. Sollte die Türkei ähnlich viel Gas aus Russland wie im letzten Jahr beziehen und die Importkapazitäten voll nutzen, kann der Wert die Marke von 100 Milliarden Kubikmetern überspringen. Große Exportsprünge sind bis zum Jahresende allerdings nicht mehr zu erwarten. Exporte nach China sind hierin nicht berücksichtigt. Die sollen sich nach russischen Medien in diesem Jahr bei 15 bis 20 Milliarden Kubikmeter Gas belaufen.

Fragezeichen zu Transport und Auslastung

Welchen Umfang Turkish Stream bis Ende genau transportieren wird, ist zugleich unklar. Das betrifft die Lieferungen in die Türkei und nach Europa gleichermaßen. Beide Stränge sind zusammen auf eine Transportkapazität von 31 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr ausgelegt. Schwächelt die türkische Wirtschaft und kämpft mit Zahlungsproblemen, steht für die Exporte nach Europa das Sanktionsargument ähnlich wie bei Nord Stream 1 im Raum. So berichteten Medien aus Russland im September, dass der Betreiber South Stream Transport keine Exportlizenz wegen jüngster europäischer Sanktionen erhalten habe. Lieferungen sollen weiter gehen, da für den Gastransport selbst keine Sanktionen im Wege ständen.

Ebenso wirft der Gastransport über die Ukraine nach Europa Fragen auf, wenn Gazprom und der ukrainische Gasversorger Naftogaz im Clinch um Transitleistungen liegen. Wie stabil der Transitbetrieb bei diesem Hickhack bis Ende 2022 läuft, ist ungewiss. Unterdessen teilten der italienische Gasimporteuer Eni und Gazprom am 5. Oktober mit, dass die Gaslieferungen von Gazprom durch Österreich wieder aufgenommen worden seien. Eni und die beteiligten Parteien hätten eine Lösung zu den Beschränkungen durch die neue Gesetzgebung der österreichischen Regulierungsbehörden gefunden. Anfang Oktober war der Transitbetrieb über Österreich wegen neuer Vorschriften zum Erliegen gekommen. Es gehe um Garantiezahlungen in Höhe von 20 Millionen Euro an den europäischen Transporteuer, um vor Tarvisio gestopptes Gas nach Italien zu bringen, erklärte laut Medienberichten der CEO von Eni, Claudio Descalzi. Wie die Einigung konkret aussieht, und wer für die Garantien jetzt zahlt, teilten die Unternehmen nicht mit. Descalzi hatte zuvor durchblicken lassen, dass der Eni-Konzern bereit sei, das zu übernehmen. Italiens Gasimporte aus Russland hängen zugleich davon ab, wieviel Gas Gazprom über die Ukraine liefert.

Russland und Gazprom: Bestechende Gewinne

Möglicherweise findet ein russisches Gasembargo im Verlauf der letzten drei Monate seinen Abschluss, weil Gazprom seinen Schnitt in diesem Jahr bereits gemacht hat. So schlug das Ergebnis mit hohen Preisen und geringeren Liefermengen im ersten Halbjahr alle Rekorde.
Mit Zweidrittel der sonst üblichen Gasexporte nach Europa und in die Türkei konnte Gazprom sein Ergebnis EBITDA im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 mehr als verdoppeln. Der Nettoreingewinn belief sich in den ersten sechs Monaten 2022 umgerechnet auf 41,67 Milliarden US-Dollar und übertraf den Gewinn der beiden Vorjahre mit 29,8 Milliarden US-Dollar in Summe.

Auf Grund des starken Finanzergebnisses empfahl der Aufsichtsrat von Gazprom, für das erste Halbjahr 2022 erstmals in der Unternehmensgeschichte eine Zwischendividende in Höhe von 51,03 Rubel pro Aktie (rund 90 US-Cent) auszuzahlen. Dem stimmte die außerordentliche Aktionärsversammlung Ende September zu. Die Gesamtsumme der Dividendenzahlungen soll 50 Prozent am bereinigten Nettogewinn der Gazprom-Gruppe für das erste Halbjahr 2022 gemäß internationalen Rechnungslegungsstandards betragen, teilte Gazprom hierzu mit. Bedeutet: über 20 Milliarden US-Dollar sollen am Ende ausgezahlt werden.

Rekordgewinne zweifelhaft

Zum Rekordgewinn ist anzumerken, dass Gazprom eigenen Angaben zufolge im ersten Halbjahr keine Kredite für den Mutterkonzern aufgenommen hat, wodurch sich die Gesamtverschuldung stark verringerte. Außerdem sind umfangreiche Leitungsbauprojekte nach China noch umzusetzen, um den europäischen Markt ersetzen zu können. Auch wenn die Exporte nach China über Kraft Sibiriens 1 im Osten Russlands sukzessive steigen, ist offen, wie Gazprom das nächste Jahr ohne Exporterlöse von Europa auskommen will.

Sowohl China als auch die Türkei stellen, was Gaspreise angeht, Forderungen, denen sich Russland nicht komplett verweigern kann, um nicht die letzten beiden Großkunden zu vergrätzen. Zusammen können beide Länder im Jahr in etwa so viel Gas aus Russland importieren wie Gazprom im ersten Halbjahr 2022 nach Europa und in die Türkei exportierte, wenn sie bestehende Pipeline-Kapazitäten voll in Anspruch nehmen. Doch Rekorddividenden sind damit nicht zu machen.

Hintertür in der Ostsee für Russland?

Erwartet Europa ein schwerer Winter, sind die Geschäftsaussichten für Gazprom für 2023 nicht minder trüb. Der letzte intakte Strang von Nord Stream 2 in der Ostsee mag aus russischer Sicht wie ein Faustpfand wirken. Immerhin kann er im Jahr 27,5 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren. Der aktuelle Transportdurchsatz über die Ukraine und das Schwarze Meer liegt im Vergleich dazu bei rund 30 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr.

Steht Europa energetisch an der Wand, setzt Gazprom darauf, dass diese Hintertür in der Ostsee ins Spiel kommt. Solange Gas nach Europa fließt, bietet dies Gelegenheit, von hohen Preisen zu profitieren. Ein kompletter Stillstand bedeutet auch für Russland hohe Verluste. Wie verschmerzbar sie sind, lässt sich allerdings nicht klar umreißen.

Auch wenn manches auf Russland als Saboteur in der Ostsee weisen dürfte, liegen noch keine Ergebnisse zu den Schäden an den Nord Stream Gasleitungen vor. Die Untersuchungen laufen. Vizepremier Alexander Nowak machte jetzt im Oktober laut Medien hierzu klar, dass Russland an diesen Untersuchungen beteiligt sein sollte. Mit Blick auf Nord Stream 2 erklärte er, dass ein Leitungsstrang aufgrund von Sabotage beschädigt worden und daher eine Untersuchung erforderlich sei. „Was den zweiten Leitungsstrang betrifft, so ist er fertig, er ist gebaut, und wenn die notwendigen rechtlichen Entscheidungen von europäischen Kollegen zur Zertifizierung und Aufhebung von Beschränkungen getroffen werden, denke ich, dass Russland in kurzer Zeit entsprechende Lieferungen durch diese Gaspipeline bereitstellen könnte.“ Glaubwürdigkeit und der russische Krieg in der Ukraine stehen dem jedoch entgegen.

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24 Kommentare

  1. Damit ist doch nicht sehr sinnvoll für Russland, dass Gasleitungen in der Ostsee kaputt sind. Am Ende wollen die doch weiter verkaufen.

    1. So ist es die Russen wollen verkaufen, die USA wollten es von Anfang an verhindern.
      Hier ist noch ein interessanter Artikel dazu.

      Nordstream – the Signal That Washington Knows It Has Lost the ‚Great Game‘
      https://www.unz.com/kbarrett/did-uncle-sam-a-k-a-wile-e-coyote-blow-up-the-wrong-pipeline/

  2. Es ist weitaus wahrscheinlicher, dass die USA hinter den Attentaten steht als Russland. USA hätte einen Vorteil wegen dem teuren Fracking Gas LNG und würde zusätzlich Russland schaden. Ebenso die russische Opposition hätte ein großes Motiv um Putin zu schwächen und irgendwann zu stürzen. Nur Putin selbst hat überhaupt nichts davon wenn er sich eine potentielle Einnahmequelle in die Luft sprengt. Wenn er kein Gas liefern will muss er nur abschalten, aber dann kann er auch jederzeit wieder einschalten wenn die Situation es erlaubt.

  3. freundlich nachgefragt

    Sehr geehrte Frau Bollinger-Kanne,

    sehen Sie den krassen Widerspruch in diesen beiden Zitaten aus Ihrem Artikel?

    Zitat 1:
    „Auch wenn manches auf Russland als Saboteur in der Ostsee weisen dürfte, …“

    Zitat 2:
    „Steht Europa energetisch an der Wand, setzt Gazprom darauf, dass diese Hintertür in der Ostsee ins Spiel kommt. Solange Gas nach Europa fließt, bietet dies Gelegenheit, von hohen Preisen zu profitieren. Ein kompletter Stillstand bedeutet auch für Russland hohe Verluste. …“

    Wenn es die Russen waren, warum sprengen die dann nicht die in Konkurrenz stehende, neue norwegische Pipeline, die ganz in der Nähe verläuft??? Warum die eigene Pipeline, von der Russland noch stark profitieren könnten, wenn uns Deutschen im Winter mangels Gas der Hintern auf am Stuhl festfriert???

    Wenn Sie ihren Nachbarn ärgern wollen, dann schnappen sie sich einen Baseballschläger und demolieren ihr eigenens Auto, damit der Nachbar Angst um sein Auto bekommt???? Echt jetzt????

    MfG

    1. @freundlich nachgefragt
      Wenn Sie einmal etwas angestrengter nachdächten, würde sich der Widerspruch von ganz alleine auflösen.

      Zitat 3:
      „Mit Zweidrittel der sonst üblichen Gasexporte nach Europa und in die Türkei konnte Gazprom sein Ergebnis EBITDA im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 mehr als verdoppeln.“

      Mit nur einem Strang könnte man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen:

      1. Europa, speziell Deutschland, müsste zähneknirschend der Nordstream 2 zustimmen und eine geopolitische Niederlage eingestehen.

      2. Bei intakten Leitungen, speziell Nordstream 1, müsste sich Gazprom früher oder später wieder an ihre langfristigen Verträge vergleichsweise günstigen Preisen halten. Irgendwann würden die lachhaften Ausreden von technischen Problemen nicht weiter verfangen. Nun aber könnte man sich auf Höhere Gewalt berufen, und die überschüssigen Fördermengen anderswo auf dem Weltmarkt verkaufen.

      3. Eine dauerhafte Gasknappheit durch begrenzte Transportkapazitäten würde die Preise hoch halten, weiterhin für gute Gewinne sorgen und Europa hinge dennoch ständig am ausgestreckten Arm Putins. Das Erpressungspotenzial wäre nicht minder hoch als zuvor.

      1. zuvor wurde Deutschland nicht erpresst. 50 Jahre hat die SU und Russland vertragsgertreu geliefert.
        Und jetzt hat sich Deutschland durch die Sanktionen selbst geschadet, da die notwendigen Freistellungen für die Turbine weder von Kanada noch von der EU, noch von GB erstellt wurden

    2. Zitat: „Wenn Sie ihren Nachbarn ärgern wollen, dann schnappen sie sich einen Baseballschläger und demolieren ihr eigenens Auto, damit der Nachbar Angst um sein Auto bekommt????“

      Das mache ich immer so – hat eine durchschlagende Wirkung…😆 Jetzt nennen mich meine Nachbarn nur noch „den wahnsinnigen Putinski“…🤪

  4. freundlich nachgefragt

    @Selina Sarezki
    Wenn Sie noch etwas angestrengter nachdenken, werden Sie auf folgendes kommen:

    – Gazprom hat im ersten Halbjahr in der Tat prächtig verdient: Weniger Gas für mehr Geld. Unser Boykott war hier also völlig wirkungslos, aber extrem schädlich für uns. Allerdings wollen wir ja trotz krassem Energiemangel und schon in Bewegung kommender Deinstrialisierung Deutschlands so schnell wie möglich raus aus russischem Gas. Einsicht bei Deutschen Politikern ist nicht zu erwarten, denn bekanntlich „geht es in der Politik nicht darum, Recht zu haben, sondern Recht zu behalten“. Die Bockigkeit deutscher Politiker dürfte Putin durchaus richtig einschätzen.

    – Ein Blick auf das Pipeline-Netz hiflt dem Verständnis:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-ukrainischer_Gasstreit#/media/Datei:GaspipelinesNachDeutschland.png
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d7/Major_russian_gas_pipelines_to_europe.png
    Neben Nordstream 1 und 2 gibt es die Jamal-Pipeline und die Druschba-Pipeline (Brotherhood). Über alle 4 Pipelines kann Deutschland versorgt werden. Die Bluestream-Pipeline in die Türkei hilft Deutschland nichts, denn unsere South Stream-Anbindung wurde von der Politik verhindert. Es gibt also mit oder ohne gesprengt NS1/2 genug Pipline-Kapazität. Das Problem ist ja nur, dass wir das Gas nicht wollen oder unsere lieben Freunde in Polen (Jamal) und der Ukraine (Druschba) uns ständig Steine in den Weg legten und legen.
    Nicht vergessen, Nordstream 2 wurde (gegen massiven Widerstand der Ukraine) auf UNSEREN Wunsch hin (und zum guten Teil mit unserem Geld!) gebaut, weil die Ukraine als Durchleitungsland so unzuverlässig war. Erinnern Sie sich noch an den Winter, als die Ukraine damit gedroht hatte, uns das russische Gas in der Druschba-Pipeline abzudrehen? Denn für die Ukraine waren die Gasdurchleitungsgebühren und die „Miete“ der Russen für die militärische Nutzung der Krim die Haupteinnahmequellen. Hatte nicht damals sogar unsere ausgabefreudige Kanzlerin den Ukrainern zugesagt, dass sie trotz Nordstream 2 die wegfallenden fetten Gasdurchleitungsgebühren aus deutschem Steuergeld voll ersetzt bekommen, selbst wenn gar kein Gas mehr durch die Ukraine fließt?

    Die Russen haben mit dem massiven Anstieg der Gaspreise ein sehr gutes Geschäft gemacht. Allerdings haben sie das „überschüssige Gas“ größtenteils abfackeln müssen. Es gibt halt keine Pipelines von diesen Gasfeldern nach China (die Power of Siberia-Pipelines nach China kommen von anderen Gasfeldern weiter östlich) und die LNG-Produktionskapazität müssen die Russen erst noch weiter ausbauen. Durch das Abfackeln ergibt sich also kein Vorteil, wenn die Gasdurchleitekapazität sinkt.

    Da der Flaschenhals weder die Leitungskapazität noch der Lieferwille der Russen ist, sondern unser Wunsch nach Abnabelung von russischem Gas (und zwar so schnell wie möglich), hilft eine Sprengung der NS1/2 gar nichts. Sollte die Bundesregierung bei extremer Mangellage doch noch einknicken (unwahrscheinlich), dann käme das Gas halt über Jamal und Druschba. Diese Leitungskapazität dürfte immer noch locker ausreichen, um den TTF-Gaspreis wieder eine erhebliches Stück zu normalisieren.

    Warum sollte es die Russen kümmern, ob Sie die „Ausrede“ „technische Probleme“ für lachhaft halten oder nicht?

    Warum sollten die Russen sich an langfristige Verträge halten, wenn wir das nicht tun und wenn wir in einer Notlage stecken? Wissen Sie, dass wir vertraglich verpflichtet sind, eine Mindestabnahmemenge zu bezahlen, auch wenn wir gar kein Gas abnehmen?

    Sind diese Verträge nicht mit der deutschen Gazprom-Töchtern geschlossen, die Russland quasi isoliert hat und die wir konfisziert/verstaatlicht haben, oder irre ich da? Zu welchem Preis Gazprom Russland diesen Ex-Töchtern Gas liefert, steht dann auf einem ganz anderen Blatt.

    Nein, aus russischer Sicht macht die Sprenung gar keinen Sinn. Zumal ja anscheinend alle 4 Stränge von NS1/2 gesprent werden sollten und der eine verbleibende das wohl eher aus Zufall überlebt hat.
    Wir wolle doch eh schnellstmöglich raus aus dem russichen Gas, egal was in den Verträgen nun steht. Was kümmert es dann die Russen, ob WIR sie als zuverlässige Lieferanten betrachten? Niemand kann die Russen zwingen, durch eine funktionsfähige Pipeline etwas zu liefern. Aber nur mit funktionierender Pipeline haben sie die Möglichkeit, das zu tun, falls sie es doch wollen.

    Klare Motive haben dagegen die Polen (Polen war extrem stark gegen NS2, durch Polen läuft außerdem die Jamal) und die Ukainer (Krieg, Druschba)

    Noch viel klarere Motive haben die USA: Die haben mit dreisten Sanktionsdrohungen gegen UNS alles versucht, NS2 zu verhindern. Biden hat noch im Februar erklärt, falls Russland in die Ukraine einmarschiert, würden die USA NS2 beenden: „Vertrauen Sie mir, wir haben die Mittel“
    Vorteile für die USA: Sie verbessern ihre katastrophale Außenhandelsbilanz, indem sie uns zu ihren LNG-Kunden machen und gleichzeitig eine Verlagerung der deutschen (und europäischen) Industrieproduktion in Länder mit niedrigeren Energiepreisen erzwingen – z.B. in die USA. Diese Verlagerung in die USA hat bereits begonnen!

    Gleichzeitig tun unsere Politiker in Deutschland und der EU alles, um die Energiepreise kurzfristig und dauerhaft unbezahlbar zu machen.
    Die Weigerung der EZB, die selbst erzeugte Inflation zu gekämpfen, wertet den Euro gegen den Dollar ab, was Energie für uns massiv verteuert. Vergleiche Sie mal den Ölpreis in Euro und Dollar.
    Der Gaspreis fing schon im im Spätsommer 2021 seinen krassen Anstieg an. Ich habe daher schon im letzten Herbst mit Gas sparen begonnen. Der Ukrainekrieg kam später nur oben drauf. Das Gleiche sehen Sie beim Kohlepreis.
    Ursache ist einerseites die Inflation (erzeugt durch Geldmengenausweitung) und andererseite die ESG-Politik (sowohl durch die EU-Kommission als auch rechtswidrig durch die EZB). Durch die ESG-Politik wird Exploration, Development und Förderung von allen fossilen Brennstoffen global massiv erschwert. Daraus folgt ein sich immer weiter zuspitzender Energiemangel, der die Preise immer weiter nach oben treiben wird und schon bald zum größte Problem der Menschheit werden wird.

    Soweit mir bekannt liefern erneuerbar Energiequellen nur 16% der globalen Primärenergie. Ein Problem, dessen Lösung etlich Jahrzente benötigen würde, wenn es denn lösbar wäre. Denn einerseits haben die meisten Länder gar nicht das Geld dafür. Andererseits sind Windrädchen und Solarzellen nun mal nicht für Grundlast geeignet. Außerdem ist Primärenergie ja noch viel mehr als Strom: Denken sie z.B. mal an das Heizen, Prozesswärme in der Industrie, an Frachtschiffe und Flugzeuge etc.

    Die Welt kann auf russiche Rohstoffe nicht verzichten, ganz egal ob man das nun gut oder schlecht findet. Unsere Russland-Sanktionspolitik wird daher zu einer dramatischen Isolation des „Westens“ gegenüber dem Rest der Welt führen, die keinen Bock haben werden, wegen unser Dekandez nun Mangel, Armut, Inflation und Hunger zu erleiden. Beim G20-Treffen hat man diese Teilung der Welt schon deutlich gespürt, genau wie zuletzt beim OPEC+ Treffen.

    Gleichzeitig prognostiziere ich an dieser Stelle ein massive Verarmung der deutschen Bevölkerung bis zum Ende dieses Jahrzehnts aufgrund von Inflation und der durch ESG/Russland-Sanktionen ausgelösten Energiekrise mit nachfolgender Depression. Falls sich die Energieversorgung und Energiepreise nicht erheblich bessern, wird es danach auch keine Erholung mehr geben, sondern wir werden dauerhaft verarmen.

    MfG

    1. Oha, da habe ich ganz unabsichtlich einen offenliegenden Nerv getroffen, als ich Ihr halb durchdachtes Argument von Widerspruch um weitere Fakten ergänzt habe.
      Dafür entschuldige ich mich. Sorry vielmals für die Aufregung, die ich verursacht habe! Und danke für Ihr umfangreiches Traktat, auch wenn es an vielen Stellen etwas chaotisch durcheinander gewürfelt und inkonsistent wirkt.
      Ich hoffe, Sie konnten den wunderschönen goldenen Oktobertag trotzdem genießen.

    2. Sehr schön aufgeführt. Informativ
      Eine Anmerkung habe ich aber zum Verhältnis der Alternativenergie : Die dürfte mit 16% für den globalen Verbrauch zu hoch gegriffen sein. Es zählen zwar auch Wasserkraft und Biomasse mit dazu, landläufig werden aber denk ich nur Wind und Sonnenenergie mit Erneuerbaren verbunden und die sind bisher nur gering vertreten.
      Die Bundeszentrale für polit. Bildung gibt an : (Anteil an Primärenergie)
      Biomasse, Biogas, bio Abfälle : 9,4%
      Wasserkraft : 2,5%
      neue erneuerbare Energie : 2,2%
      auf Statista wird angegeben :
      Wasserkraft : 6,8%
      Erneuerbare : 6,7% (ohne weitere Untergliederung)
      Alles zusammengerechnet kommt man in etwa an Ihre Zahl
      Wir hier in Deutschland haben Anteil an Primärenergie an
      Wind : ca. 4%
      Solar : ca. 2%
      Biomasse werden wegen der Bodenbelastung nicht weiter ausgebaut und Wasserkraft ist so gut wie alles genutzt. Pumpspeicherwerke werden wegen der Kosten und der fehlenden Geologie nicht gebaut.

      Frau Sarezki möchte m.E. nur provozieren, ansonsten bringt sie nichts.

      1. @ottonorma, wesentlich besser geeignet ist die Betrachtung des Endenergieverbrauchs. Der Primärenergiebedarf ist wenig aussagekräftig, weil dieser statistisch über das Wirkungsgradprinzip ermittelt wird. Dabei werden folgende Wirkungsgrade angenommen:
        Wind, Wasserkraft und Photovoltaik: 100 %
        Kohlekraft: 40 %
        Kernenergie: 33 %

        Nehmen wir einmal ein Beispiel mit rein hypothetischen Verbrauchszahlen:
        Unser Endenergieverbrauch liegt bei 3 MWh.
        Davon wird je ein Drittel aus Erneuerbaren, Kohlekraft und Kernkraft unter Berücksichtigung der genannten Wirkungsgrade erzeugt.

        Primärenergieverbrauch:
        Erneuerbare: 1 MWh
        KKW: 2,5 MWh
        AKW: 3 MWh
        Gesamt: 6,5 MWh

        Anteil Erneuerbarer am Primärenergieverbrauch: 15,4%
        Anteil Erneuerbarer am Endenergieverbrauch: 33,3%

        2021 lag der Anteil bei knapp 20%, 2022 dürften es nach jetziger Entwicklung zwischen 21 und 22% werden.
        Die Zielvorgabe bis 2030 liegt bei 30%.
        Das absolute Maximum soll 2050 mit 60% erreicht werden. Mehr ist nicht geplant.

        P.S. Frau Sarezki hat nach meinem Ermessen sehr gute und plausible Gründe genannt, mit denen sich der Widerspruch auflösen lässt. Diese sind den Argumenten von @freundlich nachgefragt mindestens ebenbürtig. Von einer reinen Provokation kann nicht im Ansatz die Rede sein. Warum unterstellen Sie das ständig anderen Diskussionsteilnehmern?

        1. Ich habe mich hier nur an die offiziellen im Netz jederzeit verfügbaren Daten zur Energieversorgungsverteilung gehalten. Ich stelle hier keine Eigenberechnungen an die meiner Einstellung nützlich sind.
          Nur 60% Ausbau der Primärenergie ist mir nichts bekannt. Mal war von 80 dann wieder bis 100% die Rede. Kraftfahrzeuge sollen alle auf E-Mobilität wechseln, also Strom und der soll auf alle Fälle bis auf 100% ausgebaut werden
          Heute verbuchen die 20 Millionen öffentlichen und privaten Gebäude in Deutschland rund 40
          Prozent des gesamten Energieverbrauchs und produzieren etwa ein Drittel der CO 2-
          Emissionen. Bis 2050 wollen wir einen fast klimaneutralen Gebäudebestand ohne
          klimaschädliche Treibhausgase erreichen: Das heißt, die Gebäude werden etwa für die
          Heizung deutlich weniger Energie verbrauchen und überwiegend erneuerbare Energien
          nutzen. (laut Bundesumweltamt
          Also werden diese 40% auch noch umgestellt auf Erneuerbare, bzw. es wird elektrisch geheizt. Somit überschreitet das bei weitem ihr 60% Ziel. Ziel jetzt sind 80%
          Eine andere Grafik zeigt, daß der Primärenergieverbrauch bis 2050 um 50% gesenkt werden soll.
          Wie gesagt ich kenne Aussagen (schon vor 2, 3 Jahren) die 100% anstreben, was irrig ist.
          Also man kann sich eine Zahl aussuchen.

          https://www.bundesregierung.de/resource/blob/997532/778196/8c6acc2c59597103d1ff9a437acf27bd/infografik-energie-textversion-data.pdf?download=1

          China will es jetzt bis 2060 erreichen, aber die stellen massiv auf Kernkraft um. Deren Programm dazu wurde schon vor gut 7-8 Jahren aufgestellt mit 600 GW Leistungsziel bis 2050

          1. @ottonorma, ich werfe Ihnen auch nicht vor, eigene Berechnungen zu verwenden. Es gibt offiziell tatsächlich die beiden Zahlen (Anteil an Primär- und Endenergieverbrauch). Ich wollte nur Ihren Horizont erweitern und erläutern, dass ersteres wenig aussagekräftig und verzerrend ist.

            Ihr verlinktes Dokument ist Stand September 2010 und somit uralt.
            Sie müssen streng unterscheiden zwischen Primärenergiebedarf, Endenergieverbrauch und Stromverbrauch.

            Die offiziellen Ziele lauten:

            Anteil Erneuerbarer am Bruttostromverbrauch
            2030: 65%
            2045: 100%

            Anteil Erneuerbarer am Bruttoendenergieverbrauch
            2030: 30%
            2040: 45%
            2050: 60%

            Netto-Treibhausgasemissionen gegenüber 1990
            2030: 65%
            2040: 88%
            2045: 100%

            Dass der Primärenergieverbrauch massiv gesenkt werden soll, ist eine logisch-mathematische Folgerung der zunehmenden Elektrifizierung durch Erneuerbare. Ein E-Auto schafft mit einer kWh etwa die 7-fache Entfernung eines ineffizienten Verbrennermotors. Eine Wärmepumpe besitzt den 2,5 bis 5-fachen Wirkungsgrad einer ohnehin schon effizienten Gasheizung. Bei der Stromerzeugung gehen nicht mehr 40 bis 60% durch ungenutzte Abwärme verloren. Entsprechend sinkt natürlich der Primärenergiebedarf. Er ist ja auch bereits seit 2006 am Fallen.
            https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/2_abb_primaerenergieverbrauch_2022-06-03.png

  5. Neues von Radio Eriwan

    Mehrere Tausend AfD-Anhänger demonstrieren in Berlin gegen alles und für nichts.
    Fahnen Deutschlands und Russlands und auch die Flagge des deutschen Kaiserreichs waren bei der AfD-Demo zu sehen. Vermutlich haben einige der demonstrierenden Parteianhänger noch nicht realisiert oder akzeptiert, dass das deutsche Kaiserreich seit einiger Zeit passé ist.
    In einer ausgefeilten PR-Kampagne und perfekten Choreografie skandierte man philosophische Weisheiten von elementarer Tragweite wie „Wir sind das Volk“ oder „Habeck muss weg“. Entsprechend kreative Intelligenzbestien wie Tino Chrupalla und Beatrix von Storch führten den Demonstrationszug an.

    Russland wechselt Kommandeur in der Ukraine aus.
    Mal wieder… Eine leere Flasche gegen eine andere zu tauschen, ist eine beliebte Taktik der Russen, um die Verantwortung vom kleinen giftigen Zaren fernzuhalten. Erst kürzlich wurde das Tier (Putins Bluthund) Ramsan Kadyrow, der Tschetschenen-Schlächter, wegen Facharbeitermangels zum General-Oberst ernannt.
    Sektenführer Kirill weiht derweil klein Wladi als Gottgesandten.

    Der Zar feiert pompösen Geburtstag.
    Alexander Lukaschenko schenkte Putin zum runden Geburtstag einen Gutschein für einen Traktor aus heimischer Produktion in „Handmontage“, das beste an High-Tech, was Belarus zu bieten hat. Außerdem erhielt der Zwergenzar Berge von Wasser- und Honigmelonen als Präsent, was nicht fälschlicherweise als Hommage an seine massenträge Kugel zwischen den Schultern zu verstehen ist.

    Zwischenzeitlich versohlen die schlauen und motivierten Ukrainer den desorientierten Schwerverbrechern und Aggressoren an allen Fronten zunehmend erfolgreich den zart und weich operierten Spezial-Hintern.
    Da hilft auch nicht, dass Wechsel-Elon gerade etwas pro-russisch agiert, sein Starlink regional sabotiert und russische Diktat-Friedenspläne als eigene Ideen in die Welt hinaus twittert.
    Denn Pro-Russen sind gar nicht so pro. Halten wir es also mit Oleksandr Wilkul, Vizepremier unter Meister Janukowytsch: „Nach dem, was Russland gemacht hat, haben wir keine gemeinsame Vergangenheit, nur eine unterschiedliche Zukunft.“

    Slawa Ukraini!

  6. freundlich nachgefragt

    @Selina Sarezki

    Liebe Frau Sarezki

    vermutlich haben Sie meinen Text ja bestenfalls überflogen, daher bringe ich es mal kurz auf den für UNS wichtigen Punkt:

    – Wer de Pipeline gesprengt hat ist für uns letztlich ziemlich egal.

    – Gar nicht egal ist, dass uns unsere eigene ESG-/Russland-/Energie-/Finanz-Politik in eine massive Verarmung stürzen wird. Im Gegensatz zu normalen Rezessionen wird es nach der jetzt kommende Wirtschaftskrise nämlich keine Erholung mehr geben, weil wir das Fundament unsere Wirtschaft zerstören.

    Sollten Sie so etwas für Vermögen haben, dann kümmern sie sich JETZT darum, es zu retten!

    (Sollten Sie keines haben, ist es auch schon egal, denn dann können Sie sich nicht mal gegen ihren Abstieg in die Verarmung wehren. So viel zur sozialen Gerechtigkeit unserer Politik.)

    MfG

    1. @freundlich nachgefragt
      Wenn es letztlich egal ist, wer die Pipelines gesprengt hat, warum haben Sie dann überhaupt damit angefangen?

  7. richtig : „no way back“

  8. freundlich nachgefragt

    @ottonorma
    Danke für Ihre Rechnung!

    @leftutti
    Hallo leftutti,

    ich vermute, sie berücksichtigen in Ihrer Rechnung nur den Strom und diesen wiederum nur für Deutschland.

    Allerdings ist im Primärenergieverbrauch ja erheblich mehr enthalten als nur der Strom!
    Nach diesen Zahlen von 2017 lag der Anteil von Strom am deutschen Enderenergieverbrauch gerade mal bei 20 % !!
    https://de.wikipedia.org/wiki/Prim%C3%A4renergieverbrauch#/media/Datei:Energieverbrauch_DE_2017.png

    International wird das noch viel weniger sein, denken Sie beispielhaft mal an ländliche Gegenden in ärmeren Entwicklungsländern.
    Prozesswärme in der Industrie, Öl-/Gasheizung, PKW/LKW/Flugzeug/Schiff haben alle nichts mit Strom zu tun. Und dabei hat die Wärme-Erzeugung einen extrem hohen Wirkungsgrad.

    Außerdem wird beim Strom ja immer gerne das Problem der Grundlast/Mittellast übersehen. Sie müssen in jeder Sekunde die Strommengen herstellen, die gerade verbraucht wird, die zulässigen Abweichungen sind minimal. Da wir kein Gleichstrom-, sondern ein Wechselstromnetz haben (genauer gesagt ein Drehstrom-Netz) machen sich Abweichungen zwischen Erzeugung und Bedarf in der Netzfrequenz in Hertz (Hz) bemerkbaren. Minimale Hz-Abweichungen sind möglich, danach kollabiert das Netz, weil die Kraftwerke gegeneinander arbeiten.
    https://www.netzfrequenz.info/

    Deswegen gibt es Grundlastkraftwerke, Mittellastkraftwerke und sogar Spitzenlastkraftwerke (bis zu den extremen, spezielle Druckluftspeicher-Kraftwerke, die im Minutenbereich Schwankungen ausgleichen). Dazu kommt die riesige Schwungmasse der Generatoren großer Kraftwerke (die den vergleichsweise kleinen Windkraftanlagen fehlt).
    Während Kohlekraftwerke und AKWs einfach lange zum Hochfahren benötigen, können Gaskraftwerke schneller hochgefahren werden. Genau DAS machte Gas ja so attraktiv, auch wenn Gasstrom auch schon lange vor dem schon seit einen Jahr stark anziehenden Gaspreis immer zu teuer war.

    Wind und Sonne liefern halt nur zeitweise Strom, und man kann diese Kraftwerke eben nur abschalten. Bei Dunkelflaute ist die Produktion eben Null. Und Wind und Sonne sind leider miteinander verbunden. Tagsüber frischt der Wind auf, nachts flaut er ab. Das ergänzt sich für uns negativ. Da kann man so viel Windkraftwerke/Photovoltaik bauen wie man will, es hilft nichts:
    1 x 0 = 0
    10 x 0 = 0
    100 x 0 = 0
    Wenn wir weniger Gaskraftwerke haben, dann müssen eben vermehrt Kohlekraftwerke und AKWs in Betrieb gehalten werden, um die Grundlast abzusichern (egal, ob die nun bei uns oder in Frankreich oder Polen stehen). Dann aber lässt es sich nicht vermeiden, dass man tagsüber oft Wind und Sonne abschalten muss wegen der Überkapazität. Alternativ wird der Überschuss ins Ausland verkauft. Nicht selten müssen wir dafür auch noch bezahlen, dass die anderen uns unseren überflüssigen „Strom-Müll“ zur ungünstigesten Tageszeit abnehmen. Deshalb schwankt der Strompreis über den Tag ja so stark. (Und ich denke, genaus deshalb hat die Politik die Merit Order-Preise an der Strombörse eingeführt, weil sonst der bevorzugte Ökostrom zu oft am Tag chancenlos wäre).

    Für ein Land wie Norwegen ist das lösbar: Die haben nicht nur Gas, sondern eine geringe Bevölkerung, viel Platz, viel Regen = Wasser und eine Geografie, die sowohl große Mengen grundlastfähiger Wasserkraft erlaubt als auch alternativ den Einsatz von Pumpenspeicherkraftwerken, um den zur falschen Zeit erzeugten Wind-/Photovoltaikstrom zu speichern. Für Deutschland dagegen sieht die Lage erheblich schlechter aus.

    Spätestens seit wir das modernste deutsche Kohlekraftwerk Moorburg nach nur 5 Jahren zwangsweise abgeschaltet haben (lange vor seiner Amortisierung) und es nun auf ausdrücklichen Wunsch der Politik trotz katastrophaler Versorgungslage abreißen lassen, wird in Deutschland nie wieder jemand auch nur einen müden Cent in konventionelle Kraftwerke investieren. Damit droht bei der Grund- und Mittellast eine katastrophale Veralterung der ohnehin nicht mehr sehr modernen Kraftwerksstruktur, die uns mittelfristig auf das Niveau von Entwicklungsländern absteigen lassen werden.

    Ja, wir könnten mehr Gas schon verdammt gut gebrauchen:
    – Für Grund/Mittel/Spitzenlast beim Strom als Balance für Sonne + Wind.
    – Zum Heizen (Wirkungsgrad nahe 100 %!)
    – Für die riesigen Mengen an Prozesswärme in der Industrie von BASF bis runter zur Bäckerei um die Ecke (Wirkungsgrad nahe 100 %!)
    – Sogar für den Betrieb von Autos wäre es eine Option. Denn machen wir uns nichts vor: Wenn wir jetzt schon keine Kraftwerke für den aktuellen Strombedarf haben, wie wollen wir denn dann auch noch Millionen von PKW und LKW auf E-Antrieb umstellen? VÖLLIG illusorisch!

    Leider träumt die Ampel den Traum von Energie-Schlaraffenland, in dem einem die gebratenten Kilowattstunden rund um die Uhr in den geöffneten Mund fliegen. Das wird sich bitter rächen!

    Wenn diese Art der Energiewende nun selbst in Deutschland bereits im Anfangsstadium scheitert, wie sieht das wohl in Argentinien aus? Indonesien? Ägypten? Bangladesh? Ghana?

    Was man im Rohstoffsektor bei Exploration und Development einmal versaut, das braucht 10-20 Jahre, um die aufgerissene Lücke wieder zu schließen (vom Beginn der Exploration über die Entwicklung von (hoffentlich) dabei entdeckten Vorkommen zu einem Minenprojekt bis zur maximalen Förderung der Mine). Die große Lücke bei Rohstoffen wie Kupfer oder Uran ist mit Markteinblick schon offensichtlich (weshalb ich hier investiere). Die bei Kohl/Öl/Gas wird noch viel dramatischer werden.

    MfG

    1. @ freundlich nachgefragt

      Vielen Dank für den erneuten Erklärungsversuch.

      @ alle Grünen hier

      Eure Einstellung führt nicht zu mehr Umweltschutz, sondern zu Elend. Wollt Ihr das? Einige von Euren Vordenkern bestimmt. Aber die, die das nicht wollen, sind hier nochmals aufgerufen nachzufragen, wenn sie immer noch Zweifel haben.

      1. @Felix, netter Versuch, aber leider basierend auf einer reinen Behauptung und dazu maximal pauschalisierend.

        1. Das ist keine Antwort. Sie, Leftutti, haben sich schon einmal dagegen verwehrt, die Gesellschaft in Armut und sozialistische Diktatur führen zu wollen.
          Dann also jetzt Ihre Antwort, wie die Stromversorgung funktionieren soll… wir warten.

          Dazu braucht es langen Wiederholungen. Nur ein Ansatz, der den Gesetzen der Physik entspricht.

          Sonne und Wind alleine entsprechen dem nicht, Also was?

          1. @Felix, Suchfunktion bemühen, dann finden Sie seitenweise Erläuterungen von mir, wie das funktionieren kann und wird.

    2. @freundlich nachgefragt, mein hypothetisches Beispiel dient nur dazu aufzuzeigen, wie sehr die Betrachtung des Primärenergiebedarfs als Vergleichsbasis die Realität verzerrt.
      Die Zahlen am Schluss (Anteil am Endenergieverbrauch) berücksichtigen sämtliche Sektoren, also Strom, Gebäude, Industrie, Verkehr, alles. Den gesamten Endenergieverbrauch also, und natürlich nur für Deutschland.

      Was den weiteren langen Rest (Dunkelflaute, Netzstruktur, Grundlast, Residuallast, Merit-Order usw.) angeht, will ich darauf an dieser Stelle nicht schon wieder eingehen. Dafür ist diese Plattform denkbar ungeeignet. Ich habe das bereits zwei- oder dreimal ebenso ausführlich bis ins kleinste Detail dargelegt, doch immer wieder erscheint nach vier bis sechs Wochen ein neuer Kommentator und beginnt wieder ganz von vorne.
      Leider gibt es hier keine strukturierten Threads, sortiert nach Themenbereichen und mit detaillierter Suchfunktion. Also müsste man sich im besten Fall ständig wiederholen. Das machen zwar andere mit Vorliebe, zumeist sogar mehrmals täglich; ich persönlich finde das eher ermüdend und nervtötend.

    3. Millionen E-Autos ? mit Strom versorgen ? Tja dann geht das halt nicht, dann kann eben nicht mehr so viel Auto gefahren werden, dann werden unsere Strassen einsamer. Das kommt den Plänen – und die existieren – der Grünen zugute. Die Bevölkerung nimmt es bloß nicht ernst. An sich ist E-Auto eine gute Sache, hat weniger Verschleißteile ist unkomplizierter – nur eben die bekannten Nachteile, angefangen mit dem Preis und dem langen Warten an den Tankstellen. Ganz abgesehen von den notwendigen Resourcen dafür im Hinblick auf die Verbreitung der E- Mobilität auf der ganzen Welt. Ärmere Länder müssen dann auf ihre Natur verzichten die die Reichen unbedingt behalten wollen. Aber das ist eben der Neokolonialismus der dem Westen vorgeworfen wird und diese vielen Staaten, der globale Süden, sich mehr Russland und China zuwenden.
      Angefangen mit dieser Ideologie, der Rettung der Welt – bisher ist sie mindestens schon 2x untergegangen, Prinz Charles jetzt King, war einer der ersten Propheten – haben die Superreichen die Oligarchen des Westens. Maurice Strong der Kanadier war treibende Kraft und steckte hinter dem ersten Klimagipfel 1992 in Rio. Er nannte sich selber einen sozialistischen Milliardär.

      Ich verweise hier auch auf Michael Shellenberger. Er war über 30 Jahre lang für den Klimaumwelgedanken tätig und 20 Jahre lang Aktivist, bis er 2019 ? sich vor ein Publikum stellet und sich öffentlich für diese seine Tätigkeit entschuldigte und sagte, daß der Klimaschutz und alles was damit zusammenhängt in Wahrheit die Natur zerstört. Er warb ab dem Zeitpunkt für Kernkraft und nicht mehr für Wind und Sonnenenergie.
      Hut ab vor diesem Mann !!
      https://www.youtube.com/watch?v=ciStnd9Y2ak
      https://www.youtube.com/watch?v=N-yALPEpV4w&t=620s ( Why renewables can’t save the planet )

      und aktuelle Videos.

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