Anleihen

Russland mit „Zahlungsausfall“ – aber keine Staatspleite

Eine Ratingagentur verkündet für Russland den Zahlungsausfall bei Anleihen. Es ist aber keine Staatspleite, denn die Zahlung wurde blockiert.

Kreml im Moskau als Symbol für Russland

Die US-Ratingagentur Moody’s verkündet heute laut Berichten einen „Zahlungsausfall“ Russlands. Aber es ist eben keine Staatspleite. Es geht konkret um das Verstreichen einer Verzugsfrist für die Zinszahlungen zweier Staatsanleihen in Höhe von 100 Millionen Dollar. Offiziell wird nicht gezahlt, aber pleite ist Russland nicht. Denn was zahlreiche Fakten belegen – durch die explodierten Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt kassiert Russland derzeit mehr Geld denn je durch Rohstoffexporte. Das Land schwimmt sozusagen im Geld.

Aber warum wurden dann die Zinszahlungen nicht geleistet? Nun, das liegt ganz einfach an den westlichen Sanktionen. Europa und die USA haben Russland quasi vom westlichen Finanzsystem abgeschnitten, so dass auch solche Zinszahlungen nicht mehr vertragskonform geleistet werden können. Gestern kommentierte Kremlsprecher Dmitri Peskow über die Agentur Interfax, die fällige Zahlung sei bereits am 20. Mai erfolgt. Dass diese Überweisung aber vom Abwickler Euroclear wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland blockiert wurde, sei laut Peskow nicht das Problem Russlands. Abgesehen davon: Russland kann wegen der Sanktionen nicht auf seine im Westen eingefrorenen Auslandsguthaben zurückgreifen, und auch nicht heimische Reserven an ausländische Banken überweisen.

Wenn Russland die Zinsen in der erwarteten Form zahlen will, aber das Geld nicht durchgeleitet werden kann wegen der Sanktionen, dann kann man es beim besten Willen nicht als Staatspleite bezeichnen. Auch hier von einem Zahlungsausfall zu sprechen, ist grenzwertig. Rein technisch ist es wohl ein Zahlungsausfall, weil beim Empfänger kein Geld angekommen ist. Aber diese besonderen Umstände zeigen, dass es quasi ein erzwungener Zahlungsausfall ist. Wenn man die Zahlung blockiert, führt man diesen Ausfall nun mal künstlich herbei.

Es ist wohl ein weiterer Baustein des Westens gegen Russland, um das Land finanziell für den Krieg gegen die Ukraine zu bestrafen. Man tut was man kann. Ob man Russland damit wirklich trifft, ist fraglich. Moskau verlagert seinen wirtschaftlichen Horizont derzeit bereits stark gen Osten, vor allem nach China und Indien.

Dieser aktuelle „Zahlungsausfall“ Russlands juckt den Kapitalmarkt heute gar nicht. Der russische Rubel zeigt keine negative Reaktion, ebenso nicht die Anleiherenditen. Denn dieses Ereignis war wegen der Sanktionen bereits erwartet worden. Und da dieser Ausfall wie gesagt künstlich herbeigeführt wurde, kann man hier auf keinen Fall von einer Staatspleite sprechen, oder von einer Verweigerung des Schuldners zu bezahlen.



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