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Sahra Wagenknecht über die große Krise, und wie man sie lösen kann

Sahra Wagenknecht hat den Ruf wirklichen wirtschaftlichem Sachverstand zu besitzen. Bei ihr kann man erkennen: Es wird nicht stumpf das sozialistische Lied abgespielt. Bei ihren Aussagen merkt man, dass sie das Gesamtbild im Blick hat und auch versteht. Natürlich kann und darf man über ihren Lösungsansatz für das große Gesamtproblem streiten. Aber auch ihren Lösungsansatz begründet sie inhaltlich nachvollziehbar.

Sahra Wagenknecht mit Bestandsaufnahme der Krise

In ihrem aktuellsten Video (am Ende dieses Artikels) wirft Sahra Wagenknecht die Frage auf, ob eine große Finanzkrise bevorsteht. Dafür arbeitet sie sich an vielen Ungleichgewichten und wirtschaftlichen Schieflagen ab, die in dieser Form in der Tat auch bestehen. So bespricht sie die gigantische Geldschwemme der Notenbanken, in der Europa verursacht durch die EZB. Diese sorge für einen riesigen Push bei den Aktienkursen. Profitieren würden vor allem die Reichen, die in großem Umfang Aktien besitzen. Der Kleinsparer, der sein Geld nur auf dem Sparkonto parkt, würde durch Nullzinsen (neuerdings immer öfters auch Negativzinsen) und Inflation laut Sahra Wagenknecht real jedes Jahr Geld verlieren.

Die Großkonzerne würden in der Coronakrise mit billigem Geld überschwemmt, so dass sie gar keine Probleme hätten durch diese Krise zu kommen (ja, dafür gibt es zahlreiche Beispiele). Gleichzeitig haben es laut Sahra Wagenknecht kleine Unternehmen und Unternehmer derzeit sehr schwer überhaupt an Geld zu kommen, um die Krise überleben zu können. Demnach seien die großen Konzerne die Krisengewinner, die kleinen Betriebe die Verlierer. Sahra Wagenknecht nennt in diesem Zusammenhang auch die Anleihekäufe der EZB, wo auch in großem Stil Unternehmensanleihen gekauft werden. Und hier geht es eben um Anleihen großer Unternehmen, und nicht um Schulden kleiner Betriebe, die eh keine Anleihen ausgeben.

Als weiteres Ungleichgewicht benennt Sahra Wagenknecht auch die Immobilienblase. Bei den niedrigen Zinsen lohne sich die große Spekulation, welche die Preise immer weiter nach oben treibe. Und letztlich beleuchtet sie die (von uns bei FMW oft angesprochene) steigende Bedrohung für das Bankensystem in Europa. Schon vor der Krise habe es laut Sahra Wagenknecht 600 Milliarden Euro Volumen an faulen Krediten bei Banken in Europa gegeben – jetzt drohe diese Summe auf 1,4 Billionen Euro zu steigen.

Problemlösung

Was sei nun die Lösung des Problems? Laut Sahra Wagenknecht seien immer neue Schulden und immer tiefere Zinsen nicht die Lösung des Problems. Die Wirtschaft könne auch nicht so kräftig ansteigen, dass Volkswirtschaft und Staat aus dem gigantischen Schuldenberg „herauswachsen“ könnten, wie sie es formuliert. Inflation sei auch keine Lösung, da hierbei die kleinen Leute mit ihren Sparguthaben enteignet würden. Die reichen Leute würden mit ihren Immobilien und Betriebsvermögen ihren Wohlstand behalten, während die kleinen Leute bei einer spürbaren Inflation den Preis bezahlen müssten.

Für Sahra Wagenknecht gibt es nur eine Lösung des Problems. Und da kommt natürlich die linke Politik wieder zum Vorschein. Man müsse die enorme angehäufte Schuldenlast restrukturieren, und zwar zu Lasten der wirklich Vermögenden. Dazu kann man anmerken: Das ist eine politische Frage, was man will. Diese Lösung kann man befürworten, oder eben auch nicht. Ansichtssache. Aber abgesehen davon: Die anderen Alternativen sind auch nicht berauschend. Man darf vermuten: So wie die aktuelle Merkel-Regierung wird wohl auch ein Nachfolger wie Herr Laschet keinen großen Wurf machen, sondern stillschweigend zusammen mit der EZB auf die Lösung setzen, die auch die Amerikaner seit Jahrzehnten praktizieren, wenn es um Problemlösungen geht. „Kick the can down the road“ – die Dose die Straße weiter runter kicken. Das Problem also in die Zukunft verschieben. Also jetzt immer neue Rettungsprogramme auflegen (letztlich finanziert durch die EZB, das neue EU-Schuldenprogramm uvm), – und diese Probleme darf irgendwer in ferner Zukunft abzahlen.

Sahra Wagenknecht
Sahra Wagenknecht. Foto: Ferran Cornellà CC BY-SA 4.0



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7 Kommentare

  1. Moin, moin,

    Die Probleme hat sie gut erkannt, aber die Lösung ist wieder klassisch links.

    Wer Vermögen hat, den plündern wir. Wer dabei glaubt, es bleibt bei den Milliadären, der ist m.E. gutgläubig. Kapital ist zum großen Teil flexibel und ich denke nicht, dass sich die Oberschichten rupfen lassen. Dann gehen sie mit ihrem Geld und vorallem mit ihrem Know-How. Know-How ist schon einmal ab ca. Mitte der 1930iger Jahre aus Deutschland verschwunden, Folgen sind bekannt. Auch die Mittelschicht hat keine Lust mehr. Wer steht noch hinter seinem Job? Man macht „Dienst nach Vorschrift“. Den Unterschichten ist alles egal, Hauptsache die ARGE überweist die „Kohle“ rechtzeitig und ab Januar 2021 wieder mehr. Warum sollte man arbeiten gehen? Hauptsache Wohnung wird bezahlt, Geld für Alkohol, Zigaretten und McD. sind vorhanden.

    Vielleicht sollte der BRD Staat einmal das Sparen beginnen. Milliarden Euro für Sozialprojekte, Milliarden Euro für den Rest der Welt, Milliarden Euro für die Eigenverwaltung, Milliarden Euro für Unfug (siehe bspw. BER) etc. .

    So ergibt sich für die zentrale Frage, wann dieser Staat einmal anfangen will zu haushalten? Wann wird wieder vernüftig gewirtschaftet? Wann erklärt man dem Mitzwanziger, dass es nach dem Hauptschulabschluss zur Arbeit gehen muss?

    Fazit: Es wird kein gutes Ende geben. Es wird m.E. viele Verlierer geben. Ob das alles „ruhig“ über die Bühne geht, bleibt abzuwarten.

    1. @Asyoulike

      „Es wird kein gutes Ende nehmen“

      Ja für Leute wie Sie und er und ich. Aber sicher nicht für die Multimilliardäre.

  2. Teil- Wagenknecht - Fan

    Man sollte ehrlich verdientes Geld nicht enteignen und Unternehmen demolieren.Die Notenbanken sollten aber diese Umverteilung beenden bevor der Mainstream es in die Hand nimmt.Mich erstaunt ,dass es nicht schon lange passiert ist.Wenn man denkt wie gut sich heute teilweise Gruppierungen mit hehren und auch unehrenhaften Forderungen dank den sozialen Medien zu riesigen Protesten organisieren können.
    Einer hat es ja gesagt. Im Amiland herrscht ja schon fast Bürgerkrieg

  3. Krall und Wagenknecht sollten DE als Familienunternehmen 10Jahre führen ,dann könnte es an die Börse gehen und würde von den Amis zum millionenfachen Tesla- Wert gekauft werden.
    Ist es gewissen Leuten nicht bange wenn Wagenknecht fast die ganze Krall Einschätzung teilt?
    Die Diagnose ist deckungsgleich, nur die Heilmethoden sind verschieden.

    1. @Krisendoktor, Sie sprechen mir aus der Seele und scheinen das Problem fast zu verstehen. Woran Sie noch arbeiten müssen, ist die Bewertung und Schlussfolgerung hinsichtlich geteilter Einschätzungen.

      Was seit vielen Jahren jeder verstanden hat, ist die Diagnose. Dazu bedarf es weder Scharfsinn, noch besondere Kompetenz oder Analysefähigkeiten. Die kann jeder in sämtlichen Medien nachlesen, vom Spiegel bis zur BILD, von eigentümlich frei bis zur neues deutschland und natürlich der FMW: Ungleichgewichte und wirtschaftliche Schieflagen, die gigantische Geldschwemme der Notenbanken, als Folge ein riesiger Push bei den Aktienkursen, die Reichen als Profiteure, der Kleinsparer als großer Loser, die großen Konzerne als Krisengewinner, die kleinen Betriebe mal wieder als Verlierer, die Anleihekäufe der EZB, die Immobilienblase, faule Kredite…

      Ans Eingemachte geht es bei den „Heilmethoden“, bei den Schlussfolgerungen und Lösungsansätzen. Hier würde das Thema beginnen, interessant zu werden. Hier würde die eigentliche Arbeit und Analyse beginnen. Leider ist darüber kaum etwas zu lesen. Und das Bisschen, das sich findet, könnte unterschiedlicher kaum sein. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie näher erläutern könnten, wo genau Sie die fast komplette Übereinstimmung von Krall und Frau Wagenknecht ausmachen.

  4. Man müsste sich weltweit die Reichen, insbesondere die Milliardäre vorknöpfen und zur finanziellen Mitverantwortung ziehen. Es wäre nur fair und gerecht, wenn die Nutznießer der Rettungsmaßnahmen auch den absoluten Löwenanteil an den Kosten tragen und nicht nur Otto-Normal-Verbraucher. Wenn 5 von 10 Milliarden Gesamtvermögen eines Milliardärs vom Staat eingezogen werden, kann er doch die ihm nun fehlenden 5 Milliarden zu Minizinsen wieder am Kapitalmarkt aufnehmen. Und er kann sie dann gleich wieder in Aktien und Immobilien investieren und kann mit den Gewinnen schon nach wenigen Jahren den Kredit wieder tilgen. Das würde nicht einmal den Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft widersprechen.

  5. Geld an sich arbeitet nicht. Deshalb stinkt es auch nicht. Letztendlich stehen dem erzeugten Geld (es sind ja nicht nur die Zentralbanken) bei den gegenwärtigen Kursen zu wenige Sachwerte gegenüber.

    Jetzt gibt es ja generell mehrere Möglichkeiten diesen Geldüberhang zu bereinigen:
    A. Hyperinflation
    B. Negativzinsen
    C. Enteignung großer Vermögen, Zwangshypotheken etc.
    D. Währungsreform (mit oder ohne vorhergehenden Krieg)

    Dann könnte man einmal (willkürlich) folgende Vermögensklassen (komplett ohne irgend eine Wertung) einteilen:
    Das ist nur ein Gedankenexperiment. (Ich habe keine Patentrezepte, keine Lösungen und keine fertige Meinung dazu.)

    1. Unterschicht / Arme (Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose,
    Kleinrentner)
    2. Untere Mittelschicht (Arbeit, Mietwohnung, Auto, evtl. Urlaub,
    essenzielle Ersparnisse für Autoreparaturen etc.)
    3. Mittlere Mittelschicht (Kleinunternehmer, gut dotierte Arbeit,
    Eigenheim, evtl. mehrere Pkw, private Krankenversicherung,
    Sparguthaben von mehr als 6 Monatsgehältern)
    4. Obere Mittelschicht (KMU Unternehmertum, Manager, sehr gut
    dotierte Arbeitsstelle, sehr komfortables Eigenheim,
    Ferienwohnung, Luxuskarosse oder obere Mittelklasse,
    Aktienbesitz, hohe Sparguthaben, vermietete Immobilien
    5. Millionärsklasse bis zu 6- 15 Millionen
    6. Millionär ausgelassen über 15 Millionen
    7. Megareiche und Superreiche ab 50 Millionen

    1. Frage:
    Bis zu welcher Stufe wird mehrheitlich wertschöpfend /
    realwirtschaftlich gearbeitet/verdient?

    2. Frage:
    Wer sind die (relativen) Gewinner / Verlierer der verschiedenen
    Einkommensschichten 1-7 bei den Szenarien A-D?

    3. Frage:
    Wie ist die gegenwärtige politische Machtverteilung bei den
    genannten Einkommensgruppen 1-7?

    4. Frage:
    Wie ist die demoskopische Verteilung der genannten
    Einkommensgruppen (prozentualer Bevölkerungsanteil)?

    5. Frage:
    Ab welchem Vermögen ist ein noch höherer persönlicher Reichtum
    zum persönlichen Wohlergehen, Bedürfnisbefriedigung, Genuss und
    Zukunftsabsicherung auch nach allerhöchsten Standards nicht mehr
    notwendig?

    Ich habe das nur einmal aufgeschrieben, um die Ängste und Interessen der unterschiedlichsten Gruppen einmal plastisch aufzuzeigen, damit man vielleicht besser versteht, welche Interessengruppe welche Lösungsmöglichkeiten (A bis D) zur Misere bevorzugt. Und welche Chance die einzelnen Gruppen (1-7) auf die von Ihnen bevorzugte politische Lösung haben. Das mag jeder anders beantworten. Ist nur ein Gedanke.

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