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Saudi-Arabien: Mal wieder… König tot – Geldregen fürs Volk

 

Von Claudio Kummerfeld

Der neue Herrscher von Saudi-Arabien König Salman bin Abdulaziz Al Saud lässt zum Amtsantritt einen Geldregen auf das Volk niederregnen, schätzungsweise mehr als 30 Milliarden US-Dollar. „Wir im Westen“ denken jetzt: „Toll, aber schon irgendwie lächerlich“. Wir haben mal einen kleinen Blick zurückgeworfen und uns ein paar Gedanken gemacht, ob das wirklich so lächerlich ist…

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2012: Damals noch Prinz Salman mit US-Verteidigungsminister Leon Panetta
Foto: Wikipedia / Erin A. Kirk-Cuomo (CC BY 2.0)

Die Gießkanne

Schätzungsweise mehr als 30 Milliarden US-Dollar sollen auf das Volk niederregnen. Mehr als die Hälfte der tatsächlich arbeitenden Bevölkerung ist im Staatsdienst tätig. Und dieser Geldregen ist für alle Staatsbediensteten gedacht, also einem sehr großen Teil der normalen Bevölkerung, wenn man die Familienangehörigen mit dazu rechnet. Alle Staatsangestellten (Beamte, Soldaten, aber auch Rentner etc) bekommen sofort zwei zusätzliche Monatsgehälter ausgezahlt. Sport- und Kulturvereine bekommen ebenfalls direkte Extra-Zuwendungen, auch Studenten mit staatlichen Stipendien werden bedacht. Diverse Privatunternehmen haben für ihre Angestellten gleich nachgezogen, wohl um nicht blöd da zustehen.

Der Vorgänger

König Salmans Vorgänger auf dem Thron König Abdullah erhöhte zu seinem Amtsantritt im Jahr 2005 dauerhaft die Gehälter der Beamten um 15 %. Als er 2011 von einer längeren medizinischen Behandlung aus Marokko gesund zurückkehrte, wurden die Staatsdiener mit 1 Monatsgehalt Bonus bedacht. Man sieht also: es ist der Normalzustand in Saudi-Arabien sich dem Volk gegenüber generös zu zeigen, wenn der „Anlass stimmt“. Geschenke erhöhen die Zufriedenheit des Volkes – so einfach ist das. Das klappt natürlich nur einem Land, das für so etwas genug Geld hat. Und Saudi-Arabien hat mit 700 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante genug Cash. Bei dem aktuellen Ölpreis und dem Verprassen von Cash hat der Staat zwar ein Haushaltsdefizit – aber die Liquidität wird noch einige Zeit reichen.

Social Media

Bereits am 29.01.2015 verkündete der König über seinen Twitter-Account die frohe Kunde. Wie begeistert das Volk diese Nachricht aufnahm, sieht man an den Reaktionen. In 3 Wochen gab es für diesen Tweet 350.000 Retweets. Das Volk zeigt sich erfreut und viele Twitter-User haben einen Konsumrausch angekündigt. Hier nur mal ein paar Tweets als Beispiele:

https://twitter.com/Latif_A_M/status/565695203378749441

Woher kennt man das?

„Wir im Westen“ lachen jetzt oder sind belustigt, oder wir finden diesen Geldsegen albern, unprofessionell, peinlich, unökonomisch, kurzfristig auf Machterhalt ausgelegt. Aber Saudi-Arabien funktioniert anders, denn es ist keine Demokratie, noch nicht mal eine gelenkte Demokratie wie in Russland. Saudi-Arabien ist ein Königreich ohne gewähltes Parlament, ohne Mitspracherecht, mit einem absoluten Herrscher, der einfach aus der Königsfamilie nachrückt, wenn der vorige König stirbt. Was in Demokratien Wahlgeschenke an die Wählergruppen sind (z.B. niedrigere Umsatzsteuer für Hotels?), macht ein König, der ohne Parlament und ohne Legitimation durch das Volk herrscht, mit Geld, Geld und nochmal Geld, und zwar direkt aufs Konto der Untergebenen. Wohl nach dem Motto: „Gibt es vielleicht Unzufriedenheit im Volk? Ich bin neu an der Macht. Damit auch gleich alle zufrieden mit mir sind, kriegen eben alle Geld“. Wohl nur in Saudi-Arabien ist das möglich, mit diesen Geldreserven. Na gut, in Kuwait und Katar wohl auch.



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4 Kommentare

  1. 30 Milliarden Dollar extra fürs Volk!Was für’n Knauserprinz ist denn der?Unsere Geldkönige verteilen Billionen(1,14).Das ärgerliche daran ist aber,dass sie es an als Volk verkleidete notleidende Banken&den gierigen,nie genug bekommenden, Finanzmarkt ausschütten.Daher ist das Volk rebellisch&wird demnächst putschen!

  2. Man hört aber Denkwürdiges, Merkwürdiges, wie unwürdig das (ausländische, bereits im Heimatland verarmte Personal) unter sklavenähnlich unwürdigen Bedingungen arbeitet.

  3. Warum sind die Retweets auf englisch?…

    1. In der Tat ist das sehr unglaubwürdig

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