Märkte

Saudis mit Draghi-Zitat: „Whatever it takes“ für einen steigenden Ölpreis

Hat der saudische Öl-Minister Al-Falih sich heute bei einer Konferenz eines historischen Zitats von Mario Draghi bedient? Denn Al-Falih sagte heute man müsse alles tun was notwendig sei („Whatever it takes“) um den Ölmarkt auszubalancieren. Natürlich meint er damit das aktuell vorhandene Überangebot, welches den Ölpreis in den letzten Wochen brutal runtergebracht hat von 77 auf 60 Dollar (WTI-Öl).

Am Wochenende noch sprach Al-Falih von 500.000 Barrels pro Tag, die die Saudis im November kürzen wollen. Heute nun heißt es, dass die gesamte OPEC 1 Million Barrels pro Tag kürzen solle, wenn sich am Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nichts ändere. Damit bringt Al-Falih Nachdruck in den unausgesprochenen Wunsch der OPEC-Mitglieder, dass die Termin-Trader doch endlich mal den Ölpreis steigen lassen sollen.

Am 6. Dezember findet das zwei Mal pro Jahr angesetzte offizielle OPEC-Treffen in Wien statt, und wie üblich dürften in den nächsten Tagen die Aussagen und Gerüchte vor dem Treffen stetig zunehmen. In den letzten 10 Tagen war der Ölpreis durchgängig gefallen – ein Rekord! Nach 59,82 Dollar Freitag Abend hält er sich heute, sozusagen doppelt verstärkt durch diese beiden Aussagen. Erst die Aussagen vom Wochenende mit den -500.000 Barrels, und jetzt die Aussage mit den -1 Million Barrels pro Tag. Aktuell hält sich WTI-Öl genau bei 61 Dollar. Ist das die Wende? Die Frage haben wir heute Vormittag schon einmal gestellt. Mit den neuen Aussagen wird der Wunsch nach einer Wende jedenfalls bekräftigt!

Der Ölpreis soll steigen - Khalid Al-Falih
Khalid Al-Falih. World Economic Forum CC BY-SA 2.0



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8 Kommentare

  1. Der Ölmarkt ist der idiotischste von allen Idiotenmärkten.Haben wir vor 1 Monat noch diskutiert, was den weiteren Anstieg stoppen könnte, muss man jetzt wieder den Totalzerfall stoppen.Am meisten erstaunt haben mich die „Börsenspezialisten“ mit gefühlten 100 Jahren Erfahrung, die schon die 100 Dollar in Sichtweite hatten.Meine Meinung war schon damals, dass das Iran- Öl irgendwo auf den Markt kommen wird.Was sind denn eigentlich diese Lagerzahlen wert? Hat sich also der Ölnotstand in so kurzer Zeit in eine Ölschwemme verwandelt.Leider haben mich diese Superanalysten von einer Shortposition abgehalten,aber immerhin Nichts verloren, nur wieder geärgert über diese hochbezahlten Anfänger.

  2. An der durchwachsenen Brent-Kursreaktion heute kann man leicht erkennen, dass auch die bedeutendsten historischen Phrasen ala „whatever it takes“ erst mal nur leere Worthülsen bleiben, solange sie nicht mit dem Vertrauen oder Glauben der Anleger gefüllt werden. Beim Droghi reicht normalerweise sein herrlich süffisantes Lächeln, der Al-Falih dagegen muss ein bisschen mehr als seinen arabischen Charme investieren. Sollte er die etwas ramponierte OPEC in der Tat in den Griff bekommen und die 1Mio Barrels Kürzungen durchsetzen, würde der Ölpreis sicherlich eine spürbare (technische) Reaktion zeigen. Ca. 75,50 oder vielleicht sogar 79,50 wären realistische Ziele bei Brent. Das Erreichen der Jahreshöchststände halte ich allerdings für utopisch. Dafür fehlen auf breiter Front die fundamentalen Voraussetzungen.

    Es war übrigens angenehm, die ausgesprochen neutre Analyse von FMW zu lesen. Ist ein Qualitätsmerkmal, das man nicht so oft sieht.

    1. Übrigens war der Grund für den Ölpreisabsacker am Montag Abend ein Tweet:
      https://mobile.twitter.com/realDonaldTrump/status/1062047641889095684

    2. Hallo @Petkov. Da ich Ihr großes Interesse an der Entwicklung des Ölpreises feststelle, hier ein paar fundamental begründete Gedanken von mir zu den verwirrenden Preisen. Es war doch angenommen worden, dass die Iran-Sanktionen den Ölpreis in die Höhe schießen lassen.
      Hierzu eine Meldung im Handelsblatt von Ende Oktober, die aber keinen Ölanalysten zu interessieren schien (ich habe bereits einen Kommentar darüber verfasst).
      „Unsicher ist aber, wie hart die Sanktionen den Iran tatsächlich treffen. Lange dominierten die Meldungen, wonach der Iran kaum noch Abnehmer für sein Öl fiinde. Die Exporte seien von 2,6 Millionen Barrel täglich im Frühjahr auf 1,3 bis 1,1 Millionen Barrel zurückgegangen, hieß es. Doch Satellitenaufnahmen iranischer Supertanker, die das Portal „Tanker Trackers“ ausgewertet hat, nähren Zweifel an diesen Zahlen.
      Die Routen der Tanker lassen sich nicht wie üblich nachverfolgen, weil die Kapitäne auf Anweisung der iranischen Führung ihre GPS-Signale ausgeschaltet haben. Aber auf Satellitenbildern sind die Geistertanker durchaus sichtbar – und steuern offenbar weiter munter indische und chinesische Hafenstädte an. „Tanker Trackers“ beziffert auf Basis der Satellitenbilder die iranischen Exporte im September im Durchschnitt auf 2,2 Millionen Barrel täglich. Das bedeutet: Trumps Sanktionen wären bislang nahezu wirkungslos, die eingepreiste Angebotslücke auf dem Ölmarkt wäre kleiner als angenommen.“
      Jetzt kommt noch hinzu,
      – dass die US-Fracker mit 11,6 Mio. Barrels die Förderung auf einen neuen Rekord getrieben haben und
      – dass die Weltkonjunktur (und damit die Ölnachfrage) anfängt zu schwächeln (abzulesen am Stand des gestrig veröffentlichten Ifo-Weltklimaindex).
      Im Gegensatz dazu will Saudi-Arabien die Förderung kürzen, um den Preis zu stützen. Zu guter Letzt aber steht hier das Interesse der USA gegenüber, deren Präsident eine Steigerung des Ölpreises verhindern will (3 $ pro Gallone als Schmerzgrenze). Viele seiner Wähler fahren schließlich den „spritsparenden SUV“ von Ford. Selbst in diesem Bereich hat D. Trump mit seiner seltsamen „Tweeterei“ Einfluss auf die Märkte.
      Ich betreibe jetzt kein Ölmarkt-Research, wie zum Beispiel Ihr Landsmann und Chefanalyst Eugen Weinberg von der Commerzbank, aber dass die Ölpreisentwicklung in einer schwierigen Gemengelage steht, erkenne sogar ich. Wenn sich die Weltwirtschaft weiter abschwächt, sollte von 100 $ erstmal nicht mehr die Rede sein.
      Hoffentlich habe ich Sie jetzt mit meinem „Geschreibsel “ nicht gelangweilt.
      Grüße

      1. Herzlichen Dank, Wolfgang. Ist immer ein Vergnügen, sich mit jemanden mit so viel Sachverstand wie Sie auszutauschen. Ja, ich habe ebenfalls weiter oben die Einsicht vertreten, dass das Erreichen der diesjährigen Höchststände utopisch wäre.

        Trotzdem erlaube ich mir einen kleinen Einwand: :-) Mein Interesse am Ölmarkt ist nicht größer als das Interesse an den restlichen bedeutenden Märkten (Aktien, Edelmetale etc.). Aber zu den Aktienmärkten dürfen wir regelmäßig Ihre fundierten und ausführlichen Analysen lesen. Denen ist nur schwer was hinzuzufügen, außer dass sie nicht in den restlichen Kommentaren untergehen dürfen. Meine Hoffnung ist, dass am Wochenende in Hamburg eine Lösung dafür besprochen wurde.
        Viele Grüße

        1. Danke. Dürfte laufen. Am Samstag erschien schon ein Kommentar von mir als Kolumne in der Artikelspalte: „Das war die Woche: Neue Erkenntnisse nach US-Wahlen?“ Die letzten 10 Zeilen zum Handelskrieg scheinen heute bereits Thema zu werden.
          Grüße

          1. Ah ja! Habe ich zwar gelesen, wusste aber nicht, dass es von Ihnen ist. Einfach die Autorangabe übersehen. Aber ich finde schon, dass Sie eine eigene Rubrik in der Site-Navigation verdienen.
            Übrigens: ich glaube nicht, dass der Weinberg mein Landsmann ist ;-)
            Beste Grüße

  3. @Petkov. Sorry. Mit der Landsmannschaft habe ich mal richtig spekuliert – mit Hebel.?

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