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Schäubles schwarze Null und die Angelsachsen

Deutschland hat erstmals einen ausgeglichenen Haushalt vorgelegt und damit ein zentrales Wahlkampfversprechen der CDU/CSU erfüllt. Und das in einem globalen Umfeld, in dem die Schulden praktisch aller anderen Länder konstant weiter wachsen. Man könnte meinen, dass die „Restwelt“ Beifall klatschen würde – aber bekanntermaßen ist das Gegenteil der Fall.

Es ist ja auch ziemlich exotisch, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, wenn praktisch alle andern Länder dieser Welt, vorrangig dabei die angelsächsischen, an Schulden-getriebens Wachstum glauben. Schäuble aber will wachsen, ohne zusätzliche Verschuldung – und im Ansatz gelingt das derzeit sogar. Aber die Perspektiven, dass das so bleibt, sind gering.

Erstens, weil die Welt eher im Abschwung als im Aufschwung ist (sieht man mal von dem künstlichen Boom in den USA einmal ab), was Spuren bei der exportlastigen Wirtschaft hinterlassen wird. Zweitens weil die Lage für Deutschland angesichts einer ungünstigen Bevölkerungsentwicklung schwieriger wird: so ist etwa das deutsche Rentensystem ein Schneeball-Sstem erster Güte: wie alle Schnebballsysteme funktionert es nur, wenn mindestens so viele „Neukunden“ generiert werden, um die Altkunden (Rentner) auszuzahlen. Das aber ist nicht der Fall – sodass dieses ponziartige System doch sehr stark an die Machenschaften Bernie Madoffs erinnert.

Die Technikrevolution, in der wir stecken, ist darüber hinaus hochgradig deflationär. Immer mehr Jobs werden überflüssig. Die Notenbanken reagieren darauf bekannternmaßen mit einer ultralaxen Geldpolitik, um eben diese deflationären Tendenzen zu bekämpfen. Genau das aber entspricht dem angelsächsischen Mantra: wenn du nicht wächst, musst du Schulden machen, um zu wachsen. Wenn du dann gewachsen bist, kannst du die Schulden ja zurück bezahlen. Dumm nur, wenn man weder wirklich wächst, noch die Schulden wirklich zurück zahlen will. Genau an diesem Punkt sind wir.

Also lautet die Antwort der Notenbanken und ihrer vorwiegend angelsächsischen Ideologen: dann musst du eben noch mehr Schulden machen. Du bist nicht gewachsen, weil du zu wenig Schulden gemacht hast. Es ist daher vielleicht sogar ganz gut, wenn die EZB über den Kauf von Staatsanleihen genau diesen Weg gehen wird: scheitert er nämlich – was absehbar ist – würde endlich klar, dass dieser Denkansatz grundsätzlich falsch ist. Da hilft auch nicht der Verweis auf die Fed, die scheinbar mit ihrem QE die Wirtschaft zum boomen gebracht hat. Es wird sich nämlich zeigen, dass dieser sogenannte Boom in den USA nur eine Art Echoblase ist, die bald in sich zusammenfallen dürfte.

Es ist vielleicht bitter, aber doch eine notwendige Erkenntnis: Wachstum findet nach der Internetrevolution nicht mehr statt. Wenige werden immer reicher, die Mehrheit tendenziell immer ärmer. Man kann sich damit abfinden, die Supereichen in die Verantwortung nehmen und schlichtweg bescheidener werden – oder man macht so weiter wie bisher. Aber so besonders erfolgreich war der bisherige Weg leider nicht..



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1 Kommentar

  1. Das monetaristische Denken „angelsächsischer Ideologen“ hat die Welt in diesen Zustand getrieben. Vergessen ist, daß die „physische Ökonomie“ Vorrang haben muß. Dringend erforderlich ist ein Trennbankensystem, am besten Abschaffung der FED und Ersatz durch eine Nationalbank.
    Bereitstellung günstiger Kredite für realwirtschaftliche Investitionen nach dem Beispiel der Kreditanstalt für Wiederaufbau wie in Deutschland nach dem Krieg.
    China und Russland wie auch Indien forcieren realwirtschaftlichen und Infrastrukturaufbau, sie verwirklichen die Idee der „Neuen Seidenstraße“, die Afrika mit einbezieht und auch Lateinamerika wird mitmachen.
    Würde Deutschland, am besten ganz Europa da mitmachen, könnten sich diese Staaten, auch die Mittelmeeranrainer, in kurzer Zeit aus der Krise herausarbeiten. Das könnte auch das Problem „zuwenig Nachwuchs“ mittelfristig beheben, denn: fände dieser Aufbau statt, Zusammenarbeit ganz Eurasien, wuechse auch wieder Hoffnung, daß die Zeiten wieder besser werden, eine Voraussetzung für mehr Kinder.

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