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Schrottkredite: EZB hilft Italien, Extrawurst für jede schwache Bank

Im März hatte die EZB grundsätzliche Richtlinien erlassen, wie in Zukunft mit neuen (!) Krediten umzugehen ist, die sich in Schrottkredite verwandeln. Banker sprechen hier von „non performing loans“ (NPL), also Kredite, bei denen die Schuldner die monatlichen Raten nicht mehr zahlen können. Für neu entstehende NPL´s gibt es jetzt die Vorschrift durch die Bankenaufsicht der EZB, dass die betroffenen Banken die neu entstehenden NPL´s schrittweiste vollständig mit Rückstellungen abdecken sollen.

Aber entscheidend ist: Der Altbestand dieser Schrottkredite, die zum großen Teil durch die Finanzkrise entstanden, ist von dieser Regelung nicht betroffen. Also wollte die Bankenaufsicht jetzt auch für diese Altkredite eine Regelung einführen. Das sorgte (wie man in Finanzkreisen hört) vor allem bei italienischen Bankern für Alarmstimmung, weil die Halde der Schrottkredite dort mit Abstand am Größten ist in Europa. In der gesamten Eurozone beläuft sich die Halde der Schrottkredite bei großen Banken auf 720 Milliarden Euro (Stand Ende 2017).

Man plante auch für die alten Schrottkredite eine generelle Vorschrift einzuführen, die für alle Banken in der Eurozone gleichermaßen gelten soll. Aber vermutlich dank des Drucks der Italiener (Mario Draghi ist ja ein Landsmann) ist diese Idee nun vom Tisch gewischt worden. Man wird nun quasi für jede Bank mit Schrottkrediten eine individuelle Regelung treffen, wie sie mit ihren alten Schrottkrediten zu verfahren hat.

Das klingt doch gleich viel besser aus Sicht der italienischen Banken. So wird (unsere Vermutung) jede einzelne Problembank eine „Sanierungsregelung“ für ihre Problemkredite erhalten, die es jeder einzelnen Bank erlaubt nicht unterzugehen. In Italien kam es bei all den letzten Bankenpleiten oder beinahe Bankenpleiten schon zu obskursten Fällen. So wurde beispielsweise die Banca Monte dei Paschi als eigentlich gesund eingestuft, obwohl sie die kaputteste aller Banken war. Nur weil sie von EZB und EU-Kommission als gesund eingestuft wurde, war es möglich ihr quasi als „vorübergehende Liquiditätshilfe“ mal einfach so einige Milliarden Euro zuzuschieben.

Wenn man nun verkündet, dass man für die Altprobleme der Banken für jede Bank eine individuelle Lösung finden will, dann sind alle Schweinereien möglich. Es geht hier also nicht wirklich um eine „Bankenaufsicht“, sondern um Politik. Das Gesamtkonstrukt (in diesem Fall der italienische Bankensektor) soll notdürftig am Leben gehalten werden, obwohl er völlig im Eimer ist. Egal wie, man wird schon Sprachregelungen finden, die es den kaputten Banken erlauben weiter zu arbeiten. Vielleicht wird es endlos lange Übergangsfristen geben, in denen die Banken anfangen müssen minimal kleine Rückstellungen für Alt-NPL´s zu bilden? Das wäre nur eine harmlose Variante von dem, was alles möglich ist.

Das Entscheidende dabei ist: Es muss irgendwie weitergehen. Würde man wirklich in der ganzen Eurozone strenge einheitliche Kriterien anlegen, wäre die nächste Welle von Bankpleiten oder notwendigen massiven Kapitalerhöhungen vorprogrammiert. Doch welcher Investor leiht bei der neuen Regierung in Rom aktuell italienischen Pleitebanken frisches Geld beziehungsweise wird Aktionär dieser Banken? Das könnte schwierig werden.

EZB-Tower - Neue weiche Regelung für Schrottkredite
Die Zentrale in Frankfurt. Foto: EZB



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3 Kommentare

  1. Moin, moin,

    die Geschichte erinnert stark an die Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen, hier nur für Staaten und Banken. Motto: Sag was du brauchst, wir überweisen.
    Natürlich kann es nicht gut gehen auf Dauer, aber darum gehts auch nicht. Es geht ums erst einmal weiter machen. Die Verantwortung trägt am Ende niemand und der Bürger steht mit leeren Händen da. Nun das Gute an der Sache, der Bürger weis davon nichts, da diese Info nicht in seiner Tagesschau kommen. Michel interessiert das super Wetter und der Jahresurlaub.
    Fazit: Viel Spass mit dem Kater beim Erwachen.

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