Allgemein

Realität gegen Euphorie Schulden, steigende Zinsen: Trump und US-Finanzminister Bessent in Zwickmühle

Kann das gut gehen?

Foto: Bloomberg

Aufgrund hoher Schulden und steigender Kapitalmarkt-Zinsen sind Trump und sein designierter Finanzminister Bessent in einer schwer aufzulösenden Zwickmühle!

 

Kapitalmarkt-Zinsen, Schulden: Trump und Bessent in Zwickmühle

Lange Zeit herrscht nun schon Euphorie, aber auch viel Rätselraten über Präsident-elect Donald Trump und sein disruptives Wirtschaftsprogramm. Deregulierungen, Zölle und vor allen Dingen Steuersenkungen sollen die Wirtschaft weiter antreiben. Man verspricht sich wahre Wunderdinge vom alten und neuen US-Präsidenten, obwohl er „Gott und die Welt“ mit seinen Ankündigungen verschreckt.

Auch weil er ein illustres Team zusammenstellt, wie zum Beispiel mit Elon Musk, der zusammen mit Vivek Ramaswamy einen überbordenden Staatsapparat zusammenstutzen soll oder dem designierten Finanzminister Scott Bessent, der als Finanzprofi Haushalt und Schulden der USA managen wird. Aber gerade das Amt des neuen Leiters des US-Schatzamtes dürfte alles andere als ein Zuckerschlecken werden, man könnte es auch anders formulieren: Mission Impossible. Denn Scott Bessent hat, falls er bestimmt wird, ein Problem zu managen, das in den letzten Jahren der scheidende Präsident Joe Biden, aber auch sein Vorgänger in Form einer Schuldenorgie ohnegleichen generiert haben – wenngleich auch mit der weltweiten Pandemie eine Extremsituation aufgetreten ist.

Aber die US-Staatsschulden sind von Beginn der ersten Amtszeit von Donald Trump von etwa 20 Billionen auf mittlerweile 36 Billionen Dollar gestiegen. In einer Phase extrem niedriger Zinsen, die jetzt vor rapiden Zinsänderungen steht. Ex-Hedgefondsmanager Bessent erbt damit einen Finanzhaushalt, der aus allen Nähten platzt und bei dem Präsident-elect Trump sogar noch Öl ins Feuer gießt, indem er mit seinen Zolldrohungen, Inflation und die Kapitalmarktzinsen in die Höhe treibt. Zu den Einzelheiten.

Hausse der Zinsen folgt auf Schulden-Hausse

Die USA stehen vor einer neuen Epoche in der Zinslandschaft, die Nullzinsphase nach Corona war ein Experiment mit unbekanntem Ausgang, deren Folgen aber schon länger sichtbar werden. Geld kostete damals kaum etwas, Unternehmer und Konsumenten, aber auch der Staat konnten sich billigst verschulden, was man auch leidlich wahrnahm. Am Cleversten waren zahlreiche US-Häuslebauer, die sich mit 30-jährigen Immobilienkrediten völlig immun gegen jeglichen Anstieg der Zinsen gemacht hatten, was auch die aktuelle Krise am Häusermarkt verständlich macht. Wer verkauft schon sein Haus, wenn er für ein Neues dreimal so hohe Kreditzinsen wie nach 2020 berappen muss.

Die Unternehmer nutzten sehr viele Kredite mit 5-Jahres-Laufzeiten, aber insbesondere der Staat glaubte daran, dass die Niedrigzinsphase sehr lange andauern würde. Sprich, man verschuldete sich recht kurzfristig. Zuletzt war von einer Duration bei gut sechs Jahren Laufzeit bei ausstehenden US-Staatspapieren die Rede. Was dabei ist, zu einem echten Problem heranzuwachsen.

Bereits seit längerer Zeit ist bekannt, dass in den nächsten eineinhalb Jahren bis zu 10 Billionen Dollar an Staatsanleihen auslaufen. Also refinanziert werden müssen und dazu kommt bestimmt auch noch die ein oder andere Billion Dollar an Neuemissionen, egal wie radikal das Restrukturierungsprogramm von Elon Musk auch ausfallen möge.

Hier eine Übersicht über die historischen Renditen der einzelnen Anleihen, von drei Monaten bis zu 30 Jahren.

Ein Jahrzehnt mit Zinsen in allen Laufzeiten von unter vier Prozent ist zu Ende gegangen.

Treasury Yields Since 2007 Trump Bessent

Die aktuelle Finanzministerin Janet Yellen hatte zuletzt geglaubt, sie könne mit der Emission kurzlaufender Anleihen die Situation in den Griff kriegen. Schließlich sollte die Fed die Zinsen in 2025 rasch senken und da könnte man für ein- bis zweijährige Papiere rasch günstige Nachfolger emittieren. Weil diese eben direkt an die Leitzinsen gekoppelt sind. Die langfristigen Papiere werden am Markt gemacht.

Eine schwerwiegende Fehlprognose, wie man aktuell erleben kann.

Donald Trump, ungewollter Beschleuniger der Zinsfalle?

Denn eine Kombination von steigenden Inflationsaussichten in Kombination mit einer erwartbaren Zollphase lässt die Kapitalmarkt-Zinsen immer weiter klettern. Hier in der Übersicht von Charlie Bilello klar zu erkennen (von 3,62 auf 4,78 Prozent, in einem Quartal).

Dies hat mittelfristig nicht nur ungute Auswirkungen auf die US-Konjunktur, weil an dieser Benchmark so ziemlich alle US-Konsumentenkredite gebunden sind: Immobilien-, Auto-, Studenten-, oder Kreditkartenkredite. Der Preis des Geldes steigt wieder.

Aber für den künftigen Chef des US-Schatzamtes Bessent gibt es eben das gewaltige Refinanzierungsproblem eines zweistelligen Billionen Dollar Betrages während seiner Amtsperiode.

Die Rendite der gerade ausgelaufenen 10-jährigen US-Staatsanleihe lag am 1. Januar 2015 bei 1,639 Prozent, die aktuelle gut 3 Prozent höher. Wie es mit den kürzeren Laufzeiten aussieht, ist aus der obigen Übersicht unschwer zu erkennen.

Eben deshalb liegt die Rendite für die gut 36 Billionen Dollar an Staatsschulden gerade mal bei gut 3dreiProzent, die Zinslast bei 1100 Milliarden Dollar. Dies wird sich sukzessive ändern.

Und in diesem Umfeld treibt sein künftiger Regierungschef Trump die Renditen für die Anleihen weiter nach oben. Wie bereits in einem vorherigen Artikel ausgeführt, ist ein Teil der guten Konjunkturlage im vierten Quartal bestimmt der Tatsache geschuldet, dass der Verbraucher mit baldigen, höheren Preisen rechnet. Weil eben die Zölle gegen China, einem Hauptlieferanten an Verbrauchsgütern, die Preise nach oben treiben werden. Und da kauft man eben ein wenig vorher.

Fazit

Es ist schon eine merkwürdige Situation entstanden. Auf der einen Seite will Trump niedrige Zinsen, eine niedrigere Inflation und einen schwächeren Dollar, auf der anderen Seite befördert er gerade das Gegenteilige mit seiner jetzigen Politik. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe ist am Freitag nach starken Arbeitsmarktdaten auf 4,78 Prozent gestiegen, dem höchsten Niveau seit 2023.

Sicherlich wird Donald Trump nach dem 20. Januar verbal sofort niedrige Zinsen fordern und eventuell auch den Dollar kleinreden, wie es auch schon im Jahre 2017 getan hat.

Aber eines bleibt eben erhalten, egal was Donald Trump oder Elon Musk für Maßnahmen ergreifen werden: die Schuldenlast der USA und deren Bewältigung. Vor diesem Problem wird Finanzminister in spe, Scott Bessent stehen, welches ihm in seiner Haushaltsführung vor große Probleme stellen sollte.

Donald Trump möchte nämlich auch wieder Steuern senken, was nachweislich die stärkste Triebfeder wäre, um Wachstum und Unternehmensgewinne anzutreiben. Zölle sind es definitiv nicht. Aber wie so etwas durchführen, wenn die US-Zinslast auf dem Weg ist, zum höchsten Posten im US-Haushalt zu werden?

Was einigen Analysten anscheinend entfallen ist, ist der wirtschaftspolitische Verlauf der ersten Amtsperiode von Donald Trump. 2017 kam zunächst die große Steuersenkung von 35 auf 21 Prozent, begleitet von einem Börsenjahr, das nahezu korrekturlos gestiegen ist. Erst als 2018 der große Handelskrieg mit China begann und Fed-Chef Powell die Zinsen anhob, kam es zum größeren Rückschlag an den Märkten.

Jetzt kommen die Zölle vorher, um mit den Einnahmen die Steuersenkungen zu finanzieren. Eine Reihenfolge, die aus den dargelegten Gründen nicht klappen dürfte.

Nächsten Donnerstag, drei Tage vor der Amtsführung Donald Trumps, wird der neue Finanzminister schon öffentlich Rede und Antwort stehen müssen, um genau zu diesen Themen Stellung zu beziehen. Eine schwierige Situation für den bekennenden Gegner von Einfuhrzöllen. Good Luck, Mister Bessent.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Deswegen, der verzweifelte Versuch, und das mit ernsthafter Absicht, sich Grönland, erst Verbal, zu kassieren, auszubeuten.
    Von Kiew nach Moskau ist gescheitert.Vorerst. Trump ist der Richtige für die Weiterführung eines Pokerspiels der USA. Wir hoffen das ihr Blatt gewinnt. Denn wir sind einer ihrer Karten…..sicherlich nicht die wichtigste, aber immerhin…..

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage

Exit mobile version
Place this code at the end of your tag:
Capital.com CFD Handels App
Kostenfrei
Jetzt handeln Jetzt handeln

67,0% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld.