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Schwächelnder Arbeitsmarkt im Detail: Langfristig noch ok, aber kurzfristig Abschwung erkennbar

Die konjunkturelle Schwäche scheint aktuell auf dem Arbeitsmarkt angekommen zu sein, wie wir es vorhin schon als Sofortmeldung geschrieben hatten. Die folgende aktuelle Grafik der Bundesagentur für Arbeit zeigt die langfristige und kurzfristige Entwicklung. Die offizielle (!) Arbeitslosenquote sinkt im Mai im Jahresvergleich um 80.000 Personen. Im Vergleich von April 2019 auf Mai 2019 steigt sie aber bereinigt um saisonale Faktoren (sinnvolle Korrektur für kurzfristige Vergleiche) um 60.000 an. Die „Unterbeschäftigung“ (tatsächliche Gesamt-Arbeitslosigkeit) fällt im Jahresvergleich um 94.000, steigt aber saisonbereinigt im Monatsvergleich um 42.000. Also ist der kurzfristige Trend negativ, langfristig im Jahresvergleich sind wir aber noch im positiven Bereich!

Arbeitsmarkt

Saisonbereinigt steigt die Quote von April auf Mai von 4,9% auf 5,0%. Nicht bereinigt bleibt sie aber bei 4,9%. Die tatsächliche reale Zahl offiziell Arbeitsloser steigt im Monatsvergleich nur minimal, nämlich von 2,228 Millionen auf 2,235 Millionen Personen. Also gerade mal 7.000 mehr Arbeitslose als im April. Aber wie gesagt, durch die Saisonbereinigung mit 60.000 verlorenen Stellen binnen eines Monats erhält man ein faireres Bild. Der Bestand der gemeldeten Arbeitsstellen sinkt leicht von 795.551 auf 791.694.

Die Aussagen der Bundesagentur für Arbeit zeigen es ganz klar (hier im Detail nachzulesen). Selbst nach dem Herausrechnen von Sondereffekten steigt die Arbeitslosigkeit aktuell spürbar an! Hier aktuelle Aussagen zur Gegenseite, also der Erwerbstätigkeit. Im Wortlaut:

Die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im April saisonbereinigt um 32.000 zugenommen, nach +35.000 im März und +39.000 im Februar. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist nach vorläufigen, hochgerechneten Angaben der Bundesagentur für Arbeit, die bis März reichen, saisonbereinigt um 27.000 gestiegen, nach +48.000 im Februar und +59.000 im Januar. Nicht saisonbereinigt lag die Erwerbstätigkeit im April bei 45,11 Mio. Gegenüber dem Vorjahr ist sie um 484.000 oder 1,1 Prozent gestiegen, nach +491.000 oder ebenfalls +1,1 Prozent im März. Der Anstieg der Erwerbstätigkeit beruht weit überwiegend auf dem Zuwachs sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Nach der Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit waren im März 33,31 Mio sozialversicherungspflichtig Beschäftigte registriert. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Plus von 646.000 oder 2,0 Prozent. Dabei hat die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung im März im Vorjahresvergleich um 359.000 oder 1,5 Prozent und die sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung um 287.000 oder 3,1 Prozent zugenommen. Sonstige Formen der Erwerbstätigkeit haben gegenüber dem Vorjahr überwiegend abgenommen. So ist die Zahl der Selbständigen (einschließlich mithelfender Familienangehöriger) nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im ersten Quartal 2019 gegenüber dem Vorjahr um 70.000 oder 1,7 Prozent auf 4,17 Mio gesunken. In Arbeitsgelegenheiten waren nach vorläufigen hochgerechneten Angaben der Bundesagentur für Arbeit im April 74.000 Arbeitslosengeld IIEmpfänger beschäftigt, das waren 4.000 oder 6,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten hat sich im März nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit im Vorjahresvergleich um 109.000 oder 2,3 Prozent auf 4,55 Mio verringert.

Die folgende Grafik (zeitversetzt um zwei Monate) zeigt, dass alle Bundesländer und alle Branchen im Jahresvergleich zulegen. Also kann man erst in zwei Monaten wissen, ob im Jahrestrend bei diesen Detailzahlen schon Änderungen erkennbar werden. Rechts unten sieht man, dass nur beim Sektor Zeit- und Leiharbeit 88.000 Stellen abgebaut haben. Und das zeigt, wie immens stark der Arbeitsmarkt noch ist. Die Unternehmen ziehen ihre Leiharbeiter lieber schnell rüber in die Festanstellung, weil sie dringend Arbeitskräfte benötigen, und Angst haben keine mehr zu finden. Wird die Konjunktur wirklich schwächeln, müssten Zeit- und Leiharbeit dann wieder zunehmen.

In der Hauptrubrik „Arbeitslosigkeit“ der jeweiligen Monatsberichte der Bundesagentur für Arbeit wurde seit geraumer Zeit jeden Monat die Integration von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt auf zwei gesonderten Seiten im Detail besprochen. Diesen Monat wird das Thema gar nicht mehr extra angesprochen. Hat sich diese Thematik als Herausforderung für den Arbeitsmarkt also erledigt? Offenbar.

Aktueller Bericht für den Arbeitsmarkt von der BA
Bundesagentur für Arbeit, Zentrale in Nürnberg. Foto: Kassandro CC BY-SA 3.0



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