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Franken-Stärke, gleichzeitig Euro-Schwäche Schweizer Franken richtig stark: Euro fällt immer weiter – 2015 im Blick

Der Schweizer Franken ist derzeit richtig stark. Der Euro notiert gegenüber dem Fränkli so schwach wie seit der 2015-Krise nicht mehr.

Schweizer Franken-Geldscheine

Der Schweizer Franken ist derzeit richtig stark gegenüber dem Euro. Die Gemeinschaftswährung notiert gerade auf einem Allzeittief gegenüber dem Franken – wenn man die große Intraday-Schwankung aus Januar 2015 ausblendet. EURCHF notiert derzeit bei einem Wechselkurs von 0,9576 – im Januar 2015 waren es für wenige Minuten Tiefstkurse von 0,82 Im TradingView Chart sehen wir den EURCHF-Kursverlauf seit dem Jahr 2012 als blaue Linie. Als orange Linie sehen wir den Verlauf im Schweizer Leitzins.

Schweizer Franken mit Stärke – die Gründe

Ein fallender EURCHF in diesem Chart bedeutet einen fallenden Euro und einen zunehmend starken Schweizer Franken. Noch am 15. Juni sah man den Wechselkurs von 1,04. Dann kam die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einer überraschenden Zinsanhebung von einem weltweit rekord-niedrigen Satz von -0,75 Prozent auf -0,25 Prozent. Seitdem sieht man diese wochenlang anhaltende Aufwertung des Schweizer Franken und eine Euro-Abwertung um mehr als 7 Prozent.

Neben der eigenständigen Stärke im Schweizer Franken gibt es auch die eigenständige Euro-Schwäche. Man darf annehmen, dass die Eurozone derzeit in die Rezession rauscht aufgrund der explodierenden Energiepreise und allgemein hohen Inflation. Dies sorgt auch dafür, dass der Schweizer Franken als sicherer Hafen in der Krise gefragt ist. Auch kann man allgemein formulieren, dass das Vertrauen des Devisenmarkts in die kleine aber handlungsfähige SNB größer ist als in eine große und schwer zu steuernde EZB, die zwischen den Interessen der Nord- und Südländer in der Eurozone hin und her gerissen wird.

Die Inflation in der Schweiz ist aufgrund des starken Schweizer Franken auch viel geringer als in der Eurozone. Denn mit dem starken Franken kann die Schweiz (vereinfacht ausgedrückt) günstig Waren in Euro und US-Dollar einkaufen, weshalb die Verbraucherpreise für die Schweizer Konsumenten mit 3,4 Prozent derzeit viel geringer ansteigen als in der Eurozone. Die geringere Entwertung des Fränkli stärkt das Vertrauen in die Währung.

Blick auf 2015

Wer lange am Devisenmarkt dabei ist, erinnert sich vielleicht noch an das große Schweizer-Franken-Debakel am 15. Januar 2015. Vorher hatte die SNB jahrelang EURCHF quasi eingefroren um die Marke von 1,20 herum, damit der Fränkli nicht zu stark aufwertet (hier dazu einige Hintergründe). Die SNB hob diese Beeinflussung des Devisenmarkts dann am 15. Januar 2015 völlig überraschend auf, und der Schweizer Franken schoss gegen den Euro in wenigen Minuten in die Höhe. Unzählige Devisenhändler und Vermögensverwalter wurden kalt erwischt und verloren gigantische Summen.

EURCHF fiel im Tief auf bis zu 0,82 innerhalb weniger Minuten am 15. Januar, um dann auch schnell wieder zu steigen. Seit diesem Tag schwankt EURCHF wieder frei am Devisenmarkt, wird aber gelegentlich durch Interventionen der SNB beeinflusst – aber nicht so wie in den drei Jahren vor Januar 2015. Im Großen und Ganzen war es die letzten sieben Jahre ein frei am Markt gebildeter Wechselkurs. Blendet man dieses Event aus 2015 aus, so sehen wir derzeit ein Rekordtief im Euro gegenüber dem Franken.

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Stoppt die SNB die Franken-Aufwertung?

Man kann mutmaßen, dass die SNB der Franken-Aufwertung derzeit passiv wohlwollend zuschaut. Denn damit kann man die Inflation in der Schweiz noch relativ gut im Griff behalten. Aber wird der Franken immer stärker und stärker, werden irgendwann auf der anderen Seite Schweizer Exportwaren für ausländische Käufer zu teuer. Es ist gut denkbar, dass die SNB ab einem bestimmten Punkt am freien Devisenmarkt wieder eingreift und Schweizer Franken gegen den Euro verkauft. Ein stetig weiterer Absturz von EURCHF sollte deswegen nicht als Selbstverständlichkeit hingenommen werden.

Euro gegen Schweizer Franken mit Verlauf des Schweizer Leitzinses



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6 Kommentare

  1. Viele Reiche haben längst ein Teil in Schweizer Anleihen gebracht.
    Vorläufig machts Sinn.
    Gold schon seit länger mit Schwäche, weil die Anfänge der Krisen dementsprechend andauert. Gold zeigt seine Stärke erst noch.

    Kann auf 1500 Dollares fallen, um dann Hopp hinauf.

    1. Hallo ALBI,
      der DAX hat in der letzten 12 Monaten über 16 % verloren und Gold hat in Euro in 12 Monaten über 14 % zugelegt.
      Wenn ich meine privaten Ersparnisse nicht in der Form von Unzen (seit 22 Jahren) in der Schweiz hätte, könnte ich nicht mehr ruhig schlafen.

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Die Schweizerische Eidgenossenschaft hat für die Vereinigte Staaten von Amerika eine diplomatische Funktion gegenüber der Islamische Republik Iran. An der aktuellen Entscheidungsfindung, ob die USA die Ölsanktionen gegen den Iran im Rahmen eines möglichen JCPOA-Deal aufheben, ist die Schweiz somit nicht ganz unbeteiligt.

  3. der CHF ist gar nicht besonders stark sieh dir CHF/USD an, der Euro ist einfach besonders schwach. Es passiert nun was schon längst hätte passieren sollen….

  4. Fränkli schreibt man/ frau nicht!

  5. Ich rate mal den Lesern sich die tradingview EUR/CHF anzuschauen, über die letzten 20 Jahre..

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