Ein Gastbeitrag von Thomas Müller
Bei Durchsicht der TIC-Daten, also den Angaben, welche langfristigen US-Wertpapiere –Staatsanleihen, Agency-Anleihen, Unternehmensanleihen und Aktien – aus welchen Ländern heraus gekauft werden, gibt es einiges zu entdecken. Dass Steueroasen wie die Cayman Islands, Luxemburg oder die Schweiz hohe Bestände an US-Staatsanleihen halten – also vermutlich nicht die Länder selber, sondern Personen mit Konten in diesen Ländern – war mir lange bekannt. Bisher hatte ich mich aber immer auf die US-Staatsanleihen konzentriert und die anderen Papiere links liegen lassen. Schon da fiel auf, dass etwa die winzigen Karibikstaaten über 165 Mrd. USD oder Luxemburg ebenfalls rund 165 Mrd. USD an US-Staatsanleihen halten. Noch deutlich höher ist aber das Volumen an Aktien und Unternehmensanleihen, die aus diesen Staaten heraus gekauft wurden. Vom Ausland gehaltene langfristige US-Wertpapiere (4/2018, Mio. USD).
Auch Großbritannien hält größere Volumina als es nach Wirtschaftskraft oder Einwohnerzahl erwartbar wäre. Hier zeigt sich die Wichtigkeit des Finanzzentrums London, über das auch viele Nicht-Briten Investitionen tätigen. Bei den anderen Destinationen ist hingegen recht eindeutig, dass hier die Funktion als Steueroase die Ursache ist. Alleine in Belgien, Luxemburg, Irland, der Schweiz und den Karibikstaaten liegen in Summe knapp 6 Bio. USD an langfristigen US-Wertpapieren, was einem Drittel des ausstehenden Volumens entspricht (Anleihen der Bundesstaaten und Kommunen bleiben hier außen vor). Andere Steueroasen wie die Kanalinseln oder Panama sind in dieser Zahl noch gar nicht eingerechnet. Das soll an dieser Stelle gar nicht bewertet werden, die Zahlen sollen lediglich ein Schlaglicht auf die immense Bedeutung der Steueroasen werfen.
(Grafik durch anklicken vergrößern)
Foto: Hendrik Dacquin aka louf
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