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Selbsterfüllende Prophezeiung? Der Brexit-Minister und die Pfund-Schwäche

Was war zuerst da? Die Pfund-Schwäche, oder die Aussagen des speziell für den Brexit zuständigen Ministers David Davis? Der sah das ständige Abrutschen des britischen Pfund...

FMW-Redaktion

Was war zuerst da? Die Pfund-Schwäche, oder die Aussagen des speziell für den Brexit zuständigen Ministers David Davis? Der sah das ständige Abrutschen des britischen Pfund gestern im britischen Parlament mehr als locker. Mehr noch. Erst gestern Nachmittag hatten wir die mögliche Strategie der neuen Premierministerin Theresa May angesprochen, ganz gezielt auf ein extrem schwaches Pfund hinzuarbeiten.

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David Davis, explizit für den Brexit wurde er als Minister ernannt. Foto: UK Government/Wikipedia (OGL3)

Die scheint sich in den Aussagen von Davis zu bewahrheiten. Er sagte gestern das schwache Pfund helfe den britischen Exporteuren. Es notiert jetzt sogar unter 1,23 gegenüber dem US-Dollar, und notiert damit auf Niveaus von Anfang der 1980er-Jahre. Kritischen Fragen im Palament zum schwachen Pfund wich er aus. Als aber zum Beispiel der Tory Philip Hollobone sagte das schwache Pfund sei ein kräftiger Schub für die Wettbewerbsfähigkeit Großbritanniens, stimmte Davis ihm ausdrücklich zu.

Er sagte UK könne auch außerhalb des EU-Binnenmarktes sehr erfolgreich sein. Es sei eben nicht notwendig Mitglied im Binnenmarkt zu sein um „unglaublich“ erfolgreich zu sein, so Davis. Mit der Anmerkung sofort nach dem Brexit wolle man Handelsvereinbarungen treffen, deutete er einen harten Austritt aus der EU an. Von der Opposition musste er sich anhöhren das Pfund schwächer und schwächer zu reden (das will er wohl auch). Während das schwache Pfund auch Nachteile habe, bringe es auch sehr viele tolle Vorteile mit sich, so Davis. Der ehemalige Notenbankchef Mervyn King legte später bei Sky News nach und sagte die Pfund-Schwäche seine eine sehr willkommene Änderung.

https://twitter.com/minefornothing/status/785503709463576576

Ach ja… wie die „Times“ aktuell enthüllt hat, wurden Kabinettsmitglieder in einem geheimen Regierungspapier davor gewarnt, dass ein harter Brexit 66 Milliarden Pfund weniger an Steuereinnahmen bedeuten könnte, sowie ein um 9,5% rückläufiges Bruttoinlandsprodukt.

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Währenddessen fällt das Pfund immer weiter. Es notiert gegen den US-Dollar jetzt unter 1,23. Hier GBPUSD seit letzten Freitag.



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6 Kommentare

  1. Die fortlaufende Brexit-Schwarzmalerei – oder muß man nicht schon gar von „Hysterie“ sprechen? – der FMW-Redaktion und besonders von Herrn Fugmann kann man nicht mehr nachvollziehen.
    Nein, Großbritannien wird nicht untergehen.

    Wer über etwas Lebenserfahren verfügt, weiß, daß nur die wenigsten Dinge „so heiß gegessen werden, wie sie gekocht werde“. Selbstverständlich wird derzeit gepokert – und schrille Äußerungen und ‚Total‘-Forderungen gehören nun einmal eben mit zum (Verhandlungs)-Geschäft.

    Auf http://www.stock-channel.net/stock-board/article.php3?a=18191 finden wir den klugen Hinweis:
    Seit dem Referendum in England vor wenigen Wochen hat sich an der Informationslage nicht viel geändert. Außer dem (möglichen) Verhandlungsbeginn im neuen Jahr, gibt es keine neuen Erkenntnisse. Interessant war aber, dass Theresa May auch sagte, dass sie englischen Unternehmen weiterhin den Zugang zum europäischen Markt ermöglichen will, nur wird dies leider in den Medien meist unterschlagen. Sie weiß natürlich, dass sie dafür der EU Zugeständnisse machen muss. Gerade vor den Verhandlungen spielen beide Seiten die machtpolitischen Karten aus, um später einen besseren Standpunkt zu haben. Ich rechne fest damit, dass über einen Zeitraum von zwei Jahren (evtl. deutlich mehr) viele Kompromisse geschlossen werden, da beide Seiten, sowohl die EU als auch England viel zu verlieren haben.

    1. @Jörg, pardon für die „Brexit-Schwarzmalerei“ – ja, vermutlich wird Großbritannien als Insel nicht untergehen, da haben Sie recht. Aber wer über etwas „Lebenserfahrung“ verfügt weiß, dass Theresa May nun keinen Rückzieher mehr machen kann, wenn sie die Freizügigkeit abschaffen will – ansonsten wäre das ihr sofortiges politische Ende. Entscheidender fast noch ist die Abwendung Mays von der Londoner City – und das ist neu und eben kein Verhandlungs-Geschäft. Und die EU wird in der Frage der Freizügigkeit auch keinen Rückzieher machen können – sonst wäre das das Ende der EU; wie sie sich selbst versteht. Wie die Dinge stehen, sieht man doch am britischen Pfund – da wird offenkundig also doch ziemlich „heiß gegessen“..

      1. @Markus Fugmann
        dass Theresa May nun keinen Rückzieher mehr machen kann, wenn sie die Freizügigkeit abschaffen will – ansonsten wäre das ihr sofortiges politische Ende„.
        Doch, Doch, sie kann alle Rückzieher der Welt machen. Sie bräuchte doch den britischen Bürgern nur ‚Angst‘ machen – so verfährt doch ‚die Politik‘ heutzutage. Damit Mrs. May das auch kann, werde ich ihr Ihre, sehr geschätzter Herr Fugmann, Artikel zuleiten (natürlich mit „google-translate“ übersetzt!). Dann kann sie doch wieder die „Freizügigkeit“ (oder eine leicht gekappte – zur Gesichtswahrung der Frau May!) mit Brüssel vereinbaren.

        die Abwendung Mays von der Londoner City
        Diese „Abwendung“ gibt es nicht und sie wäre auch absolut illusionär. Sonst gäbe es einen Aufstand in Mrs. Mays eigener Partei. Denn genauso wie bei CDU/SPD stecken die meisten Abgeordneten doch längst in den Taschen dieser Banker – oder sitzen an ihren Tischen (Stichwort: Ackermann).

        Auch wird der Brexit – falls er überhaupt kommt – nach meiner Einschätzt frühestens in 5 Jahren umgesetzt. bis dahin passiert noch viel in der Welt.

        Aber ich nehme jetzt einmal die Gelegenheit, Ihnen und Ihrer Redaktion, sehr geehrter Herr Fugmann, das Kompliment zu machen, daß dieses einer des besten blogs ist, die ich überhaupt kenne. Und keinen klicke ich am Tag so oft an als diesen, da ständig neue, knusprig-frische Nachrichten/Informationen serviert werden. Die Info z. B., daß die EZB (Streß-Test) bei der Deutsche Bank geschummelt hatte, war überhaupt NUR HIER zu lesen! Bis heute! eine echte „Fundstelle“!

        Apropos ‚Fundstelle‘: Meine heutige ist der „rant“ von Dirk Müller, gefunden hier: https://propagandaschau.wordpress.com/2016/10/10/dirk-mueller-platzt-der-kragen-manipulationen-luegen-und-drohender-weltkrieg/ . Wenn man dort das Bild anklickt springt es auf ein Stelle im Video. Es lohnt sich aber auch, das ganze Video von Anfang an zu sehen.

        1. @Jörg, vielen Dank für Ihre Worte. Meinungsverschiedenheiten wie etwa zum Brexit machen die Sache doch spannend und sind konstruktiv – wir wollen ja niemand unsere Meinung aufzwängen, sondern sind dankbar für kritische Betrachtungsweisen unserer Leser!

          Liebe Grüsse!

  2. Mit einem schwachen Pfund können sie ihre Industrie stärken, von daher ist diese Politik nicht verwunderlich. Habe mir auch schon überlegt nach GB in den Urlaub zu fahren. 25% niedrigere Preise alleine wegen des schwachen Pfundes sind schon verlockend. ;

    Andererseits glaube ich auch dass es für GB nicht so hart kommen wird. Sie werden sich sicherlich mit der EU einigen und die meisten ihrer Privilegien behalten, trotz EU-Austritt.

  3. Bei „Lehmann“ hatten auch einige gedacht, sie verfügten über Lebenserfahrung und verbrannten sich ordentlich den Mund.

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