Die meisten namhaften Marktstrategen reden seit Wochen davon: Europa ist als Aktienmarkt den USA vorzuziehen, dort ist noch viel mehr Luft nach oben vorhanden, so vereinfacht gesagt die Aussagen. Erst heute berichteten wir über Aussagen von JPMorgan und Citigroup – dort ist man der Meinung, dass die Outperformance europäischer Aktien noch länger anhalten dürfte. Bewertungsdaten zeigen in der Tat, dass Europa immer noch deutlich günstiger bewertet ist. Zunächst der Blick auf die Performance: In den letzten sechs Monaten ist der Dax um 26 % angestiegen. Beim Stoxx Europe 600-Index war es ein Plus von 10 %, während sich der S&P 500 mit +0,79 % eher mau entwickelte.
S&P 500 im Bewertungsvergleich zum Stoxx Europe 600
Schauen wir im folgenden Chart nur auf S&P 500 und Stoxx Europe 600. Beide Indizes sind gut miteinander vergleichbar, das sie mit 500 und 600 enthaltenen Aktien breite Marktindizes sind. Und beide sind reine Kursindizes, was sie ebenfalls gut vergleichbar macht. Im folgenden Chart sehen wir im Verlauf der letzten fünf Jahren die KGV-Erwartungen (Kurs-Gewinn-Verhältnis) für die beiden Indizes für das nächste Geschäftsjahr. Bei S&P 500 (blaue Linie) sehen wir seit Jahren eine höhere Bewertung als für europäische Aktien.
Der US-Leitindex zeigt derzeit eine KGV-Erwartung von 22,6, gegenüber 15,3 beim Stoxx Europe 600 (weiße Linie). Das Kurs-Gewinn-Verhältnis zeigt an, das wie vielfache eines Jahresgewinns in einem Aktienkurs oder einem Index enthalten ist. KGV-Werte unter 10 gelten als recht günstig, um die 15 sind sie normal, ab 20 wird es langsam teuer. Die Grafik zeigt, dass sich der Abstand in den letzten drei Jahren eher noch vergrößert hat. Man kann es so oder so betrachten: Entweder hat der S&P 500 stark zugelegt in der Bewertung, weil die Kurse schneller stiegen als die Unternehmensgewinne. Oder die Anleger haben die letzten Jahre zu wenig auf Europa gesetzt, weswegen europäische Aktien weiterhin günstig bewertet blieben.
Einordnung
Dazu muss man natürlich erwähnen: Anders als Europa, haben die USA ihre gigantischen Tech-Konzerne mit Billionen-Marktbewertungen, siehe Amazon, Nvidia, Microsoft, Meta und Co. Eine Hand voll Konzerne haben derart große Marktkapitalisierungen, dass sie den S&P 500-Index entscheidend beeinflussen. Und wenn die KGV-Erwartungen dieser wenigen Unternehmen überteuert sind, zieht das auch den Gesamtschnitt des Index nach oben. Anleger haben vor allem in 2024 massiv die US-Big-Techs gekauft, das war die große Börsenstory. Dadurch stieg auch die Bewertung am US-Markt weiter an. Nun kann Europa weiter „aufholen“, oder die USA sich auf moderatere Niveaus anpassen. Oder es passiert, was im Lauf der Jahre immer wieder passiert: Die US-Konzerne überraschen Anleger und Analysen mit erneut kräftigen Gewinnsteigerungen, was die KGV-Bewertungen ein Stück weit moderater erscheinen lässt. Europa ist zwar deutlich günstiger bewertet als der US-Markt, aber ein KGV-Wert von 15 ist grundsätzlich eine akzeptable Bewertung, aber eben nicht mehr billig.
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Höher schneller weiter
Weil Amerika mit den Bewertungen übertreibt heisst es das man jetzt in Europa auch übertreiben muss damit die Übertreibungen in America nicht mehr so übertrieben aussehen.
Stupid logic – maybe the future