Die Wall Street hat allmählich gelernt, mit dem Zollchaos von Donald Trump umzugehen und daraus Profit zu schlagen. Seit dem Ausverkauf Anfang April, als Trump seine Handelspartner mit Zöllen belegte, erholen sich die US-Aktienmärkte wieder. Allerdings verläuft der Anstieg im US-Leitindex S&P 500 nicht gradlinig, sondern ist immer wieder durch starke Rückschläge gekennzeichnet, die meist durch neue Zolldrohungen von US-Präsident Trump ausgelöst werden. Die Erholungen erfolgen jedoch meist genauso schnell wie die Rücksetzer. Die Marktteilnehmer bezeichnen die Zollpolitik Trumps und ihre Auswirkungen auf die Börse daher als „Taco-Trade”.
Wall Street profitiert vom Zoll-Chaos
Die Bezeichnung Taco-Trade meint „Trump always chickens out“ und verweist damit nicht nur auf sein hühnerhaftes Hin und Her in der Handelspolitik, sondern auch auf den Effekt an den Aktienmärkten: Dort profitieren nämlich jene, die sich – wenn Trump mal wieder eskaliert – den Dip nutzen, um günstig Aktien zu kaufen.
Während die Handelssorgen an den US-Aktienmärkten wieder aufflammen, überlegen sich einige Wall-Street-Händler, wie sie von den zollbedingten Ausverkäufen und Erholungen profitieren können, die das Geschehen an den Aktienmärkten in den ersten fünf Monate des Jahres 2025 bestimmt haben.
Wie Bloomberg berichtet, zeigt eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie des Nomura-Strategen Charlie McElligott, dass eine Wette gegen S&P-500-Futures, jedes Mal wenn Präsident Donald Trump die Handelsrhetorik eskalierte, und der Kauf dieser Futures fünf Tage später, seit Anfang Februar eine Rendite von 12 % gebracht hätte. Im Gegensatz dazu hätte ein Anleger, der einfach den Leitindex gehalten hätte, in diesem Zeitraum – nach einer Reihe magenverstimmender Aktienschwankungen – praktisch keine Gewinne erzielt. Andere Anleger haben ähnliche Strategien entwickelt, die auf der Annahme beruhen, dass sich das Muster von Eskalation und Lösung, das den Handelskrieg bisher kennzeichnet, fortsetzen wird.
Diese Strategien könnten schon bald auf die Probe gestellt werden. Während der S&P 500 gerade eine steile Rally hinter sich hat, rasselt Trump erneut mit dem Zollsäbel: Die in der letzten Woche angekündigte Erhöhung der Zölle auf Stahl und Aluminium um 50 % soll am Mittwoch in Kraft treten, während sich die USA und China gegenseitig beschuldigen, gegen die Bedingungen der im letzten Monat geschlossenen Vereinbarung verstoßen zu haben. Zuvor hatten beide Seiten die Zölle von ihren astronomischen Höchstständen herabgesetzt.
US-Aktienmärkte: Jetzt bearish werden?
Gareth Ryan, Gründer und Geschäftsführer der Investmentfirma IUR Capital, ist angesichts der jüngsten Handelsspannungen zwischen den USA und China bearish für US-Aktien eingestellt. Er hat bearishe Positionen beim börsengehandelten Fonds SPDR S&P 500 Trust eingenommen. Er sagt: „Der S&P 500 befindet sich wahrscheinlich am oberen Ende seiner Handelsspanne.“
Stuart Kaiser, Leiter der US-Aktienhandelsstrategie bei Citigroup, sagt: „Das immer wiederkehrende Muster derzeit ist, dass man wirklich schlechte Schlagzeilen über Zölle bekommt, die Schlagzeilen werden zurückgenommen und das bringt die Volatilität zurück.“
Holprige Fahrt des S&P 500
Zu Beginn des Jahres schwammen die Aktienmärkte auf einer Welle des Optimismus, ausgelöst durch die Hoffnung, dass eine zweite Trump-Präsidentschaft das Wachstum durch eine Lockerung der Vorschriften und Steuersenkungen ankurbeln würde. Dies brachte den S&P 500 im Februar auf ein Allzeithoch. Doch Anzeichen dafür, dass Trump zunächst die Zölle – ein weiterer wichtiger Bestandteil seines politischen Programms – in Angriff nehmen wollte, dämpften die Begeisterung an der Wall Street schnell.
Mitte März befand sich der Index in einer Korrektur – häufig definiert als ein Rückgang von 10 % oder mehr gegenüber dem Höchststand –, nachdem Trump Zölle gegen Mexiko, Kanada und China angekündigt hatte. Die Aktienmärkte erholten sich, nachdem Trump einige dieser Zölle ausgesetzt oder abgeschwächt hatte. Doch die Erholung war nur von kurzer Dauer: Mit seiner Ankündigung vom 2. April, Zölle gegen praktisch alle Handelspartner der USA zu verhängen, brachte Trump den S&P 500 an den Rand eines Bärenmarktes.

Unerschrockene Händler, die damals eingestiegen sind, wurden mit einem Anstieg um 20 Prozent auf das aktuelle Niveau belohnt. Es gab Anzeichen dafür, dass die endgültigen Abgaben weniger streng ausfallen würden als befürchtet.
Laut Kaiser sind die Händler an der Wall Street nun aufgrund dieser Achterbahnfahrt bereit, auf jeden Sprung in der Volatilität mit der Annahme zu reagieren, dass sich die Lage schnell wieder beruhigen wird.
„Jedes Mal, wenn der Volatilitätsindex VIX in die Höhe schießt, sehen wir, dass die Leute ihn ausblenden wollen, anstatt ihm nachzujagen“, sagte er.
Gewöhungseffekt setzt ein
Natürlich besteht die Möglichkeit, dass zollbedingte Marktschwankungen weniger stark ausfallen, da sich die Anleger an die Zollrhetorik gewöhnen und ihre Aufmerksamkeit auf andere Faktoren richten. Tatsächlich scheint der S&P 500 Trumps jüngste Zollsalven gelassen zu nehmen, denn der Index liegt nur etwa 3,5 % unter seinem jüngsten Rekordhoch.
Das zeigt sich auch an den Optionsmärkten, wo die Wetten im Moment weder eine extreme bullishe noch eine extreme bearishe Stimmung widerspiegeln, so Joe Mazzola, Head Trading & Derivative Strategist bei Charles Schwab.
„Trumps Zollankündigungen haben nicht mehr den gleichen Schockfaktor“, sagte er. „Man sieht im Moment einfach nicht die großen Bewegungen.“
FMW/Bloomberg
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Heute geht’s bergauf, im Nasdaq 100 ,weil ein hoher EU Kommission- Beamter heute morgen meinte, man dürfe die US- Techs nicht weiter sanktionieren, weil wir ja für diese Unternehmen und deren Produkte ,in der EU keinen gleichwertigen Ersatz hätten…..
Die Dominanz der US Unternehmen , auch in Europa,sei einfach zu stark….Man würde sich damit selbst schaden..
Die Märkte sind entsprechend gut gelaunt ….Die Meldung kam ungefähr 10 Uhr MESZ über die Ticker…
Ähnlich äußerten sich immer wieder Fachberater und andere Lobbyisten ,innerhalb des mächtigen EU Gremiums..
Gemeint war hier das Beispiel einer Digitalsteuer- auf Umsätze und Gewinne der großen US Techs…
Man sieht schon- wer investiert ist und wer nicht….“Wes Brot ich ess….“…