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Bundesbank zur deutschen Wirtschaft: Überall brummt es, Eintrübung erwartet, Inflation im Eimer

FMW-Redaktion

Die Bundesbank ist auch ohne Mandat für die Geldpolitik immer noch ein Ort für klare Worte und Analysen. In ihrem heute veröffentlichten Monatsbericht beschreibt sie die aktuelle Wirtschaftslage für Deutschland recht zutreffend. Zunächst einmal: Liest man den Bericht, würde man denken die Inflation in Deutschland müsste irgendwo bei 5% liegen. Denn man bekommt zu lesen, dass z.B. die „gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten“ den höchsten Stand seit mehreren Jahren erreicht haben, dass die Baukonjunktur floriert, und dass der private Verbrauch gut wächst. Hier die wichtigsten Originalausschnitte von der Bundesbank:


Das reale Bruttoinlandsprodukt stieg im ersten Vierteljahr saison- und kalenderbereinigt um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal an“, schreibt die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht und beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes. Der Auslastungsgrad der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten habe den höchsten Wert seit mehreren Jahren erreicht und damit die Bereitschaft der Unternehmen gesteigert, wieder mehr zu investieren. Insbesondere der private Verbrauch und die rege Bauaktivität seien die treibenden Faktoren für das Wirtschaftswachstum gewesen. Im Unterschied zum Jahresende 2015 hätten aber auch die Exporte und die Auslandsinvestitionen wieder Impulse gegeben. Getrieben wurde das Wirtschaftswachstum im Winterquartal durch den kräftig gestiegenen privaten Konsum, heißt es im Monatsbericht. Insbesondere Pkws sowie Baubedarf und Möbel seien stark nachgefragt worden, letzteres stehe im Einklang mit der florierenden Baukonjunktur. Der Einzelhandel habe dagegen wenig Impulse gegeben. Ausschlaggebend für die insgesamt positive Verbraucherstimmung seien der erneute Preisrückgang auf den globalen Ölmärkten, aber auch die guten Arbeitsmarkt- und Einkommensaussichten gewesen. Ein weiterer Impulsgeber für die deutsche Wirtschaft seien die Exporte gewesen, so die Bundesbank-Ökonomen.

Da jedoch nicht mit einem weiteren Ölpreisverfall zu rechnen sei, dürften sich die kräftigen Kaufkraftsteigerungen der vergangenen zwei Quartale verringern. Zudem sei nicht gesichert, dass die Exporte an die gute Entwicklung im ersten Vierteljahr anknüpfen könnten. Die Unternehmen hätten in aktuellen Umfragen zunächst eine abwartende Haltung eingenommen. Insgesamt dürfte sich die solide konjunkturelle Grundtendenz aber auch im zweiten Vierteljahr fortsetzen.

Die Bundesbank erwähnt aber auch, dass die Verbraucherpreise von April 2015 auf April 2016 um 0,1% gesunken sind, was natürlich im krassen Widerspruch zu den vorher genannten traumhaften Wirtschaftsdaten steht. Eine Erklärung dafür liefert die Bundesbank nicht, sondern beschreibt nur die Fakten. Die EZB als Institution, die auf Biegen und Brechen die Wirtschaftsleistung anschieben will um die Inflation anzuheizen, müsste doch bei all den Daten aus Deutschland längst bemerkt haben, dass da was nicht stimmt. Wir hatten schon mehrmals darauf hingewiesen: Daten aus Deutschland und der EU belegen, dass die Inflation auch ohne den niedrigen Ölpreis nicht oder kaum vorhanden wäre. Einen drastischen Wettbewerb um Niedrigstpreise in vielen Segmenten (Amazon vs stationärer Einzelhandel uvm) scheint die EZB als Bremser für die Inflation einfach nicht berücksichtigen zu wollen. Die Bundesbank erwartet wg. dem zuletzt gestiegenen Ölpreis eine Abschwächung der Konjunktur, denn logischerweise wird ein reines Ölverbrauchsland wie Deutschland durch einen höheren Ölpreis belastet.

BIP Deutschland

Preise

Quelle + Grafik: Deutsche Bundesbank



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1 Kommentar

  1. Ich finde es interessant ältere Beiträge zur Finanzwelt zu lesen. Ich hätte nicht gedacht, dass es 2016 eine geringere Nachfrage im Baubedarf gegeben hat. Woran lag das denn?

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