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Glas sogar 49 % teurer als 2021 So stark hat sich Baumaterial verteuert – Detaildaten

Baumaterial hat sich im letzten Jahr auf breiter Front verteuert. Heute hat das Statistische Bundesamt dazu Details veröffentlicht.

Stabstahl

Nicht nur die seit einem Jahr stark gestiegenen Bauzinsen machen es privaten Bauherren und auch gewerblichen Projektentwicklern derzeit fast unmöglich, neue Bauprojekte anzugehen. Auch das Baumaterial hat sich dank Coronapandemie und Ukraine-Krieg immer weiter verteuert. Heute hat das Statistische Bundesamt Detaildaten veröffentlicht, wie stark sich Baumaterial im letzten Jahr verteuert hat. Die Preisanstiege in vielen Produktgruppen sind enorm.

Kräftige Preisanstiege für Baumaterial in 2022 – Details

Lieferengpässe, Materialknappheit, gestiegene Energiepreise – die Folgen von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben auch den Bausektor erheblich beeinflusst, so schreibt es heute das das Statistische Bundesamt. Nahezu alle Baumaterialien waren demnach im Jahresdurchschnitt 2022 noch einmal deutlich teurer als in 2021, als es bereits hohe Preissteigerungen gegeben hatte. Preistreibend auf den Baustellen wirkten sich demnach vor allem die gestiegenen Energiepreise aus. So verteuerte sich besonders Baumaterial, bei dessen Herstellung viel Energie aufgewendet werden muss, wie Stahlerzeugnisse oder Glas.

Stabstahl war im Jahresdurchschnitt 2022 laut Statistik um 40,4 % teurer als im Vorjahr, Blankstahl um 39,1 %, Betonstahlmatten um 38,1 % und Stahlrohre kosteten 32,2 % mehr. Metalle insgesamt waren 2022 um 26,5 % teurer als im Vorjahr. Flachglas, was üblicherweise für Fenster, Glastüren oder Wände verwendet wird, verteuerte sich 2022 um 49,3 % im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2021. Die Statistiker erwähnen als Vergleich: Der Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte insgesamt legte im Jahresdurchschnitt 2022 um 32,9 % gegenüber 2021 zu. Baumaterial verteuerte sich also bei vielen Produktgruppen deutlich stärker als der Schnitt aller Erzeugerpreise – die im Chart in rot dargestellt sind.

Preisanstiege bei Baumaterial je nach Produktgruppe

Höhere Teuerungsraten auch für chemische Produkte

Deutliche Preissteigerungen gab es laut den Statistikern auch bei Baumaterial auf Erdölbasis. Bitumen verteuerte sich im Jahresdurchschnitt 2022 um 38,5 % gegenüber 2021. Asphaltmischgut, ebenfalls mit Bitumenbestandteil, verteuerte sich im Jahresdurchschnitt 2022 um 25,8 % gegenüber dem Vorjahr. Die insgesamt hohen Energiepreise waren laut den Statistikern auch ein Grund für höhere Teuerungsraten bei im Bausektor vielfach genutzten chemischen Produkten. So lagen die Erzeugerpreise für Dämmplatten aus Kunststoff wie Polystyrol um 21,1 % über dem Niveau des Vorjahres. Epoxidharz, ein wichtiges Bindemittel für Farben und Lacke, verteuerte sich um 15,1 %, Anstrichfarben und Lacke auf Grundlage von Epoxidharzen kosteten im Schnitt 24,0 % mehr.

Uneinheitliche Preisentwicklung bei Holz als Baumaterial

Die Preise für Baumaterial aus Holz entwickelten sich uneinheitlich. So verteuerten sich HDF-Faserplatten um 46 %, Spanplatten um 33,4 %, Fenster- und Türrahmen aus Holz um 24,4 %. Gleichzeitig stiegen die Preise für Bauholz nur um +1,3 %, Dachlatten verteuerten sich nur um 9,3 %. Die Preise für Konstruktionsvollholz gingen sogar um 11,9 % zurück. Im Jahr 2021 hatte es aber vorher – insbesondere bei Konstruktionsvollholz, Dachlatten und Bauholz – starke Preissteigerungen gegeben.

Arbeiten am Bau ebenfalls deutlich verteuert

Mit den Preisen für Baumaterial stiegen auch die Preise für Arbeiten am Bau. Insgesamt verteuerten sich die Preise für den Neubau von Wohngebäuden im Jahresdurchschnitt 2022 laut Statistischem Bundesamt um 16,4 % gegenüber dem Vorjahr. Das ist die höchste gemessene Veränderung gegenüber einem Vorjahr seit Beginn der Erhebung im Jahr 1958. Dabei kletterten die Preise in nahezu allen Bereichen kräftig. Dämm- und Brandschutzarbeiten an technischen Anlagen kosteten 27,2 % mehr als im Jahresdurchschnitt 2021, Verglasungsarbeiten waren 21,2 % teurer als ein Jahr zuvor, Metallbauarbeiten 20,7 % und Stahlbauarbeiten 19,8 %.

Weniger Neubauten genehmigt

Angesichts der steigenden Preise für Baumaterial und Arbeiten am Bau, und vor allem wegen der schnell gestiegenen Zinsen stockt der Wohnungsbau in Deutschland. Von Januar bis November 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen von neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,7 % auf rund 322.000. In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis November 2022 rund 276.000 Wohnungen genehmigt. Das waren 5,8 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei sank die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 15,9 %, für Zweifamilienhäuser um 10,1 %. Bei Mehrfamilienhäusern kam es dagegen zu einer leichten Erhöhung um 1,2 %. Einen Rückgang gab es auch bei bestehenden Wohngebäuden: Hier wurden von Januar bis November 2022 Baumaßnahmen an rund 38.000 Wohnungen genehmigt und damit 1,7 % weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.



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5 Kommentare

  1. Pingback: Aktuelles vom 1. Februar 2023 | das-bewegt-die-welt.de

  2. Dafür wird Gips wohl wieder sehr preiswert werden, weil es bei der Entschwefelung von Abgasen der Kohlekraftwerke entsteht.
    Ist nur die Frage, wo die Bauindustrie in welchen Neu- oder Umbauten dann z. B. die Gipsplatten einbauen will.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. ja, ca. 50% des Gipses für den Bau etc. wird aus Entschwefelungsanlagen gewonnen. Hauptsächlich für Gipsputz und Trockenbauwände. Also auch wieder ein Feld auf dem Mangel entstehen wird.

  3. Hallo Ottonorma,
    ich denke, es läuft anders herum.
    Da jetzt auch die allerletzten Kohle-Dreckscleudern, die schon zum Abriss vorgesehen waren, wieder notdürftig in Betrieb genommen wurden, fällt auch eine Menge Gips an, den die nun brachliegende Bauindustrie nicht mehr benötigt.
    Also wird der Preis für Gips fallen.
    Dafür wird wahrscheinlich der Preis für Kalk steigen, der zur Entschwefelung nun noch Jahrzehnte benutzt werden muss.
    Ab März werden auch etwa 4,5 GW mehr Energie aus fossilen Brennstoffen benötigt, wenn die 3 AKW abgestellt werden. Also Kalk für zusätzlich etwa 10 durchsnittliche Kohlekraftwerke.
    Schöne neue grüne Welt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  4. Danke für die tolle Arbeit die Ihr leistet, hier bekommt man sehr gute Informationen, die sehr nützlich sein können.

    Lieben Gruß Mia

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