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So ungleich verteilt ist die Wirtschaftsleistung in einzelnen Regionen der EU

Die EU als Gemeinschaft mit all ihren Maßnahmen soll ja ähnlich wie der Länderfinanzausgleich dazu führen, dass wir in Europa relativ ähnliche Standars und Verhältnisse haben. Bekanntlich liegen in der Realität aber Welten zwischen einigen Ländern in West- und Osteuropa. Die EU-Statistiker haben diese Ungleichgewichte in einer ganz aktuellen Veröffentlichung auch auf regionale Ebene heruntergebrochen.

Mit so einer Betrachtungsweise werden auch die regionalen Unterschiede innerhalb der einzelnen Mitgliedsstaaten offengelegt. Am Größten ist das Missverhältnis innerhalb eines Landes in Großbritannien. Das ist wenig überraschend. Jahrzehntelang hat man Industrie abgebaut und das industrielle Nordwest-England quasi ignoriert. Nur die Innenstadtbezirke von London blühen auf mit der Finanzindustrie, welche die Pro Kopf-Wirtschaftsleistung hoch hält.

Die Balken in der folgenden Grafik zeigen für jeden Mitgliedstaat der EU den Abstand zwischen der Region mit dem niedrigsten Wert (beim BIP pro Kopf) und der Region mit dem höchsten Wert an. Bei Großbritannien ist der Balken mit weitem Abstand am Größten (rot markiert ist der nationale Durchschnittswert). Die Region „Inner London-West“ (also der Finanzdistrikt und umliegende Bezirke) mit +626% liegt am Weitesten über dem durchschnittlichen BIP der gesamten EU.

EU-Wirtschaftsleistung

Hamburg liegt als deutsche Region auf Platz 4 mit 202% des EU-Durchschnitts, Oberbayern liegt auf Platz 9 mit 177%. Auf den vorderen Plätzen finden sich wenig erstaunlich auch Luxemburg mit +253%, dafür aber umso erstaunlicher Prag mit +187%, und gleich zwei Mal Regionen aus Irland mit +220% und +189%. Tja, so sehr konzentriert sich der Wohlstand in Irland offenbar auf die Hauptstadt Dublin und die südlich gelegene Stadt Cork. Am Schlechtesten in der EU liegt die Region „Nordwestbulgarien“ mit 31% des EU-Durchschnitts. Dies sind Daten aus 2017, die aber heute veröffentlicht wurden und somit die aktuellste Datenbasis darstellen. Hier sieht man als Grafik links die stärksten und rechts die schwächsten Regionen beim BIP pro Kopf.

Wer für eine spezifische Region in der EU mal durchstöbern möchte, wo sie im Ranking liegt, findet hier ab Seite 3 alle einzelnen Regionen mit ihren Vergleichwerten zum Durchschnitts-BIP.

Aber auch in ganz unerwarteten Regionen gibt es eine extrem schwache Wirtschaftsleistung pro Kopf. Hier dazu mehr Details im Wortlaut von Eurostat:

Im Jahr 2017 lag das BIP pro Kopf in 21 Regionen mindestens 50% über dem EUDurchschnitt: fünf davon lagen in Deutschland, jeweils zwei in Irland, Österreich, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich und jeweils eine in Belgien, Tschechien, Dänemark, Frankreich, der Slowakei, Polen und
Schweden sowie Luxemburg. In diesen 21 Regionen leben insgesamt 52,3 Millionen Menschen. In allen Mitgliedstaaten mit mehr als einer Region auf NUTS2-Ebene findet sich das höchste BIP pro Kopf in der Hauptstadtregion, mit Ausnahme von Berlin in Deutschland und Latium in Italien. Nach Nordwestbulgarien (31% des Durchschnitts) wurden die niedrigsten Werte in Mayotte in Frankreich und im Nördlichen Mittelbulgarien (je 34%) sowie im Südlichen Mittelbulgarien (35%) verzeichnet. Von den 20 Regionen mit einem BIP pro Kopf von weniger als 50% des EU-Durchschnitts befanden sich fünf in Bulgarien, jeweils vier in Griechenland und Ungarn, drei in Polen und jeweils zwei in Frankreich und Rumänien. In diesen 20 Regionen leben insgesamt 22,9 Millionen Menschen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass sich die Pendlerströme in einigen Regionen erheblich auf das BIP pro Kopf auswirken können. Die Nettozahl der Personen, die täglich in diese Regionen pendeln, erhöht die Produktion auf ein Niveau, das von der dort ansässigen Erwerbsbevölkerung alleine nicht erreicht werden könnte. Das wirkt sich auch entsprechend auf die Ursprungsregionen von Pendlerströmen aus.



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