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Solange der Bankkunde nichts von Kosten mitbekommt, ist alles gut!

Es ist ein viel diskutiertes Thema bei Verbraucherschützern. Und rein inhaltlich können wir dem nur beipflichten. Banken inkludieren die Kosten ihrer Beratung in ihre Produkte. Das ist für den Kunden wunderbar angenehmen. Er sieht nicht...

FMW-Redaktion

Es ist ein viel diskutiertes Thema bei Verbraucherschützern. Und rein inhaltlich können wir dem nur beipflichten. Banken inkludieren die Kosten ihrer Beratung in ihre Produkte. Das ist für den Kunden wunderbar angenehmen. Er sieht nicht, wie viel er zahlt. Wenn er/sie es wüsste, würde die Lust auf viele Geldanlagen wohl ganz schnell verfliegen. Die Kosten stehen vielleicht allgemein gehalten irgendwo in einer Broschüre, aber herje, wer liest die schon durch? Kurz unterschreiben, dass man alles gelesen hat, und fertig ist die Geldanlage, seien es nun Fonds, Versicherungen, Sparpläne uvm.

Solange der Bankkunde nichts von Kosten mitbekommt, ist alles gut! Es ist so. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Es ist eine traurige Wahrheit, aber es ist die Wahrheit. Dennoch versuchen die deutschen Verbraucherzentralen nach wie vor (wie gesagt, inhaltlich gerechtfertigt) für Deutschland ein Provisionsverbot durchzubekommen. Die versteckten Provisionen in den Produkten sollen abgeschafft werden. An ihre Stelle sollen Beratungshonorare treten.

Also extra ausgewiesen für die Geldanlageberatung müsste der Kunde dann einen separaten Geldbetrag zahlen. Da würde es vielen Kunden verdammt schwindelig werden, wenn es bei der Empfehlung für einen geschlossenen Fonds beispielsweise hieße: So, das macht dann bitte 300 Euro Beratungsgebühr. Da würden viele Kunden schon am Beginn des Gesprächs sagen: Nee, dann lieber keine Beratung, auch keine Geldanlage. Dass man jetzt aber für die selbe Beratung vielleicht 1.000 Euro verdeckt zahlt (in den Produktkosten inkludiert), fällt nicht auf – daher sind diese hohen Kosten halt bislang kein Problem.

Natürlich versteht sich von selbst, dass Banken beim aktuellen Provisionsmodell gerne die Produkte an den Mann und die Frau bringen, wo die Provisionen am höchsten sind. Selbstverständlich würde das keine Bank zugeben. Der „Verbraucherzentrale Bundesverband“ (vzbv) verweist darauf, dass das Provisionsverbot in Großbritannien bereits seit vier Jahren funktioniere, und dass Kanada kurz davor stehe es ebenfalls einzuführen. Es ist aber eher nicht anzunehmen, dass vor allem CDU/CSU und die wohl erneut im Bundestag dazu stoßende FDP an den Bankprovisionen rütteln werden.

Hier der aktuelle Kommentar der vzbv zu dem Thema.


Die kanadische Finanzaufsicht argumentiert für ein Provisionsverbot in der Finanzanlageberatung. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert, Provisionen auch in Deutschland zu verbieten. Erst kürzlich hatte auch die britische Regierung in einem Bericht auf die für Verbraucher positive Wirkung des 2013 eingeführten Provisionsverbots hingewiesen.

„Schlechte Finanzberatung ist weltweit ein Ärgernis“, sagt Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzmarkt beim vzbv. „Ein Verbot von Provisionen kann Abhilfe schaffen und setzt sich als Lösung zunehmend durch. Das zeigt sich nach Großbritannien nun an der Diskussion in Kanada.“

Altersvorsorge leidet unter schlechter Qualität in der Beratung

„Deutschland hat massive Probleme mit der Qualität der Finanzanlageberatung. Nicht zuletzt die private Altersvorsorge von Verbrauchern leidet darunter“, so Mohn. Deshalb fordere der vzbv, Provisionen bis zum Jahr 2023 vollständig zu verbieten. Eine Übergangszeit von fünf Jahren soll sicherstellen, dass sich Kreditinstitute auf die Änderungen einstellen können.

In Deutschland finanzieren sich die meisten Berater über Provisionen. Kunden zahlen die Kosten der Beratung dabei indirekt über höhere Produktkosten. Bei unabhängiger Beratung zahlen Kunden hingegen ein Honorar an den Berater. Dafür fallen die Produktkosten im Falle eines Abschlusses geringer aus. „Die Provisionsberatung erscheint Verbrauchern kostenfrei, was sie allerdings keineswegs ist. Für den Übergang zur honorarbasierten Beratung könnten die klugen Vergütungsmodelle von Ländern, in denen Provisionen heute schon verboten sind, als Vorlage dienen“, so Mohn.

Am 24. September 2017 ist Bundestagswahl. Der vzbv fordert von den Parteien, die Bedürfnisse von Verbrauchern in den Programmen, im Wahlkampf und im Koalitionsvertrag in den Fokus zu stellen. Eine Kernforderung des vzbv umfasst das Provisionsverbot in der Finanzanlageberatung und bei Finanzvergleichsportalen.


Klaus Müller, Vorstand des vzbv. Foto: vzbv – Jan Zappner



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6 Kommentare

  1. Dann muss man den Wasserkanalnagern nur noch das Gehalt an die Provision binden, welche in Konsequenz dadurch endlich wieder frei werden von der Sklavenbeschei**erei. Nebenbei hören nutzlose Finanz(taschenspieler)konzepte endlich auf zu funktionieren.

  2. Die unerhörte Provisionsgeschichte der Finanzwelt ist ein Grund, warum ich mich bereits vor vielen, vielen Jahren intensiv in die Grundprinzipien der Finanzbranche eingearbeitet habe, weil: Mein Vermögensverwalter mir damals Investmentfonds mit 7,5% Ausgabeaufschlag und ca. 2% jährliche Provision und eine Lebensversicherung mit 3,5% Abschlussgebühr für eine sechsstellige Summ für ein paar Stunden Arbeit feil geboten hat u.s.w. – bereits damals dachte ich, was glaubt diese Branche denn …. wie weiland Lloyd Blankfein von Goldman Sachs schon sagte, man verrichte Gottes Arbeit???? Geht’s noch?

  3. „Deutschland hat massive Probleme mit der Qualität der Finanzanlageberatung“

    Wo Deutschlands Regierung doch der Meister in Sachen falscher Beratung ist, denn wären die so gut, wie sie sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, dann hätten wir ein blühendes Land.

    Leider sind es die Meister im Abzocken. Sie die Empfehlung Riesterrente. Sie Harz4 als besseres Sozialmodell, weil kostengünstiger, etc. etc.

    Man sollte also von diesen Regulierern, nicht erwarten, daß sie es besser machen werden. Im Gegenteil, ruft man nach ihnen, fühlen sie sich bestätigt in dem was sie getan haben, und verlangen noch mehr Macht zur Regulierung.

    Also Vorsicht mit dem Ruf nach Regulierung durch Regierungen.

    1. Völlig richtig. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Solange Schulden bezahlen mit mehr Schulden als vorbildliche Lösung verkauft wird, die Rentenkasse nur durch ständig steigende Bundeszuschüsse überlebt, die Halbwertzeit von Reformen in der Krankenversicherung ständig sinkt, die Kämmerer in den Städten und Gemeinden sich mit Kassenkrediten über von Monat zu Monat retten (die Liste lässt sich noch beliebig verlängern), braucht wirklich niemand eine Lösung durch die Regierung zu erwarten. Hilf dir selbst…

      1. Es wäre ja mal Interessant zu erfahren, wie viel von den aufgerundet rund 1Billion Steuereinnahmen für die „Beratung“ seitens der Regierung für sie selbst und ihre Helfershelfer abgezwackt werden, und wie wenig davon wieder in das sogenannte Allgemeinwohl investiert werden.

        Ich fürchte, man würde ebenfalls große Augen machen.

  4. Vollkommen klar, warum CDU/CSU und FDP nicht an den Provisionen rütteln wollen. Sie verdienen ja ebenfalls blendend durch die Spenden aus der Finanzbranche.

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