
Es sind dieselben Technologieriesen, die den S&P 500 im April an den Rand eines Bärenmarktes brachten und ihm nun zu einer Erholung verhelfen. Big Tech hat wieder das Steuer des S&P 500 übernommen, da der Gewinnmotor weiter brummt. Angetrieben von Kursgewinnen bei Unternehmen wie Nvidia, Microsoft, Apple und Co. konnten die US-Aktienmärkte die Verluste vom Anfang April wieder wettmachen. Doch wie lange können die sogenannten Magnificent Seven die Rally noch antreiben?
Big Tech stützt den S&P 500
Nvidia setzte letzte Woche den Schlusspunkt unter eine Berichtssaison für Big Tech, die über den Erwartungen lag, indem das Unternehmen trotz der US-Beschränkungen für den Verkauf seiner Chips in China einen starken Umsatzausblick gab. Angesichts der Tatsache, dass Nvidia und Microsoft wieder an der Schwelle zu ihrem Rekordhoch stehen, wetten Händler darauf, dass diese Unternehmen den breiteren Aktienmarkt ankurbeln werden.
„Ich habe ein sehr gutes Gefühl, was die Technologiebranche nach dieser Berichtssaison angeht”, sagte Brett Ewing, Chefmarktstratege bei First Franklin Financial Services. „Es ist noch mehr Benzin im Tank.“
Der S&P-500-Index liegt nur noch 4 % von seinem Rekordhoch vom Februar entfernt. Ein Großteil dieser Erholung ist auf die nachlassenden Spannungen zwischen den USA und ihren Handelspartnern sowie auf die Ergebnisse der großen Technologieunternehmen zurückzuführen. Diese haben gezeigt, dass die Nachfrage nach Produkten wie Cloud-Computing-Diensten, Software, elektronischen Geräten und digitaler Werbung intakt ist – wenngleich die Gefahr höherer Zölle auf Verkäufe weiterhin besteht.
Die Aktien von Tesla sind seit dem Tiefststand am 8. April um 56 % gestiegen, während Nvidia und Microsoft um 40 % bzw. 30 % zugelegt haben.
Magnificent Seven schwächer als der S&P 500
Infolgedessen hat eine Bloomberg-Index der sogenannten „Magnificent Seven” – Nvidia, Microsoft, Tesla, Apple, Alphabet, Amazon.com und Meta Platforms – den S&P 500 in den letzten acht Wochen übertroffen. Dies ist eine starke Stütze für den Leitindex, wenn man bedenkt, dass diese Gruppe ein Drittel des Index ausmacht. Laut den von Bloomberg zusammengestellten Daten sind die Magnificent Seven für fast die Hälfte der 19-prozentigen Rallye des S&P 500 seit dem Tiefpunkt im April verantwortlich.

Trotz dieser starken Performance liegt die Gruppe der Tech-Giganten im Jahresverlauf immer noch hinter dem S&P 500 zurück – ein seltenes Ereignis in den letzten zehn Jahren. Die Aktien von Apple und Amazon, die aufgrund von Zöllen auf importierte Produkte größeren Risiken ausgesetzt sind, belasten die Magnificent Seven und hinken dem Gesamtmarkt hinterher.
„Der Kauf von Tech-Titeln wird das ganze Jahr über ein Thema sein”, so Ewing. „Es gibt immer noch eine Menge Geld an der Seitenlinie, und das muss eingesetzt werden.“
Risiken für die Erholung
Zölle und andere politische Maßnahmen Trumps bleiben ein großer Unsicherheitsfaktor für die Aktienmärkte. Am Freitag sank der S&P 500 zeitweise um mehr als ein Prozent, nachdem Trump China beschuldigt hatte, eine Vereinbarung mit den USA über die Lockerung von Zöllen verletzt zu haben, und nachdem in den Nachrichten berichtet worden war, dass die USA weitergehende Beschränkungen für den Technologiesektor des Landes planen. Der S&P 500 konnte diese Verluste bis zum Ende des Tages jedoch größtenteils wieder wettmachen. Am Montag notieren die US-Futures aber schon wieder im Minus.
Ein weiterer Bremsklotz für die Rally sind die hohen Bewertungen von Big Tech. Die „Magnificent Seven“ werden mit dem 30-fachen der prognostizierten Gewinne bewertet, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Der S&P 500 wird mit dem 21-fachen der für die nächsten zwölf Monate erwarteten Gewinne gehandelt. Damit liegt er deutlich über dem Durchschnitt von 18,6 in den letzten zehn Jahren.

Barry Knapp, geschäftsführender Partner bei Ironsides Macroeconomics, betrachtet die hohen Bewertungen von Big Tech mit Vorsicht, auch wenn die Gruppe aus fundamentaler Sicht attraktiv erscheint. Er hat den Sektor „leicht untergewichtet“ und ist in Erwartung einer Erholung der Investitionsausgaben in der zweiten Jahreshälfte stärker in Industrie-, Rohstoff-, Energie- und Finanzwerten engagiert.
„Eine Übergewichtung des Technologiesektors grenzt an Leichtsinn, da ein so großer Anteil des Portfolios in diesem einen Sektor liegt, was einen anfällig macht“, so Knapp.
Katalysator für die Aktienmärkte
Keith Lerner von Truist Advisory Services sieht jedoch, dass Big Tech die Aktienmärkte in der zweiten Jahreshälfte 2025 nach oben führen wird, da die Ausgaben für künstliche Intelligenz weiter steigen werden.
Meta Platforms erhöhte seine Prognose für die Investitionsausgaben in diesem Jahr und Microsoft kündigte an, die Ausgaben im nächsten Geschäftsjahr zu steigern. Damit wurden die Befürchtungen zerstreut, die Unternehmen könnten sich nach zwei Jahren großzügiger Ausgaben zurückhalten.
„Wir sind der Ansicht, dass die Gewinne der Magnficent Seven immer noch etwas flacher ausfallen könnten, aber wahrscheinlich weniger nach unten tendieren, als wir zu Beginn der Gewinnsaison gedacht hätten“, sagte Lerner, Co-Chief Investment Officer und Chefmarktstratege bei Truist.
Die Gewinnschätzungen für die „Magnificent Seven” sind in den letzten zwei Monaten stabil geblieben. Analysten prognostizieren für die Gruppe ein Gewinnwachstum von 15 %. Dies entspricht in etwa den Erwartungen der Analysten vor Beginn der Berichtssaison Mitte April und ist doppelt so hoch wie das für den S&P 500 prognostizierte Wachstum. Dies geht aus Daten von Bloomberg Intelligence hervor.
„Die Anleger werden sich von den Unternehmen mit langfristigem Wachstum angezogen fühlen”, so Lerner. Die Technologiebranche „könnte später der Katalysator sein, der die Aktienmärkte im Laufe des Jahres wieder beschleunigt“.
FMW/Bloomberg
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