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Die Rally basierte auf wenige Aktien - die müssen nun weiter liefern S&P 500: Entscheidend werden die Tech-Riesen

Enttäuschungen kann man sich nun nicht mehr leisten..

S&P 500 und Big Tech

Seit einem halben Jahr etwa warnen einige Analysten an der Wall Street bereits davor, dass die Gewinnerwartungen für den marktbreiten S&P 500 viel zu hoch seien. Man senkte den durchschnittlichen Gewinn pro Aktie von 220 Dollar auf zuletzt knapp über 170 Dollar.

Was brachte die bisherige Berichtssaison über das erste Quartal 2023? Eine ziemliche „Beat Rate“ der meldenden Unternehmen, bisher konnten über 80 Prozent der Firmen die abgesenkten Prognosen um 7,6 Prozent übertreffen. Das lag speziell an den großen Banken, die ein klein wenig auch Nutznießer der letzten Bankenkrise gewesen sind.

Aber bald geht es um die entscheidenden Werte, die aufgrund ihrer bisherigen Performance und ihrer gigantischen Marktgewichtung den großen Einfluss auf den S&P 500 haben sollten.

S&P 500: Berichtssaison, erstes Quartal 2023 – Basis für ein „Sell in May“?

Die erste große Berichtssaison für das Jahr 2023 hat begonnen, mit den angedeuteten Überraschungen, aber das war eben nur der Anfang. Hier eine Übersicht über die entscheidende Phase, die in der letzten April- sowie der ersten Maiwoche ihre entscheidende Phase durchläuft.

Tweet Earnings Whispers S&P 500

Dazu eine Darstellung der 11 Sektoren mit den bekannten Namen:

XLF Financials (JP Morgan, Goldman Sachs, BlackRock)

XLK Technology (Apple, Microsoft)

XLC Communication Services (Google, Meta)

XLV Health Care (Johnson&Johnson, Pfizer)

XLY Consumer Discretionary (Tesla, Amazon)

XLP Consumer Staples (Walmart, Coca-Cola)

XLI Industrials (Raytheon, Honeywell)

XLRE Real Estate (Prologis, American Tower Corp.)

XLE Energy (Exxon, Chevron)

XLU Utilities – Versorger (NextEra Energy)

XLB Basic – Rohstoffsektor (Linde, Air Products)

An der Grafik sieht man zwar, wie gering die Zahl der bisherigen Unternehmensergebnisse noch ist, aber man sollte bedenken, dass der Finanzsektor für 18 Prozent der Gewinne im S&P 500 steht, sein Anteil an der Marktkapitalisierung hingegen nur 10,2 Prozent ausmacht. Zum Vergleich hierzu: Information Technology mit 28,47 Prozent und mit einem Gewinnanteil von etwa 22 Prozent.

Natürlich haben noch nicht alle Banken ihre Zahlen gemeldet.

Viele vor allem der Regionalbanken sind aber im Nebenwerte-Index Russell 2000 notiert, der nur etwa ein Zehntel der US-Börsen-Marktkapitalisierung repräsentiert. Und davon liegt der Bankensektor bei etwa 17 Prozent.

Enttäuschungen aus diesem Sektor dürften daher nicht mehr stark ins Gewicht fallen, aus finanzmathematischen Gründen. Aber auch, weil der Markt diese Werte schon stark abgestraft hat. Wie im Jahreschart des Regionalbankensektors (anhand des ETF KRE) erkennbar:

Jahreschart Regionalbanken KRE ETF

S&P 500: It’s Technology, Stupid!

Wie bereits in einem Artikel dargestellt, ist das Klumpenrisiko zurück. Einige schwergewichtete Aktien sind für einen Großteil des Anstiegs sowohl beim Technologie-Index Nasdaq 100, als auch beim marktbreiten S&P 500 verantwortlich. Schön zu erkennen in der Heatmap des S&P 500 seit Beginn des Jahres. Je größer das Rechteck, umso stärker der Einfluss auf die Entwicklung beim Index:

Heatmap S&P 500 ytd

Wie bereits auf finanzmarktwelt.de von Markus Fugmann dargestellt, waren 12 Aktien für 90 Prozent des Indexanstiegs verantwortlich. Einer dieser großen Highflyer – Tesla, meldet heute nach Börsenschluss seine Quartalsergebnisse.

Hierzu noch einige Fakten, die aufzeigen sollen, warum die eigentlichen Tests für eine Plausibalität beim Anstieg des S&P 500 erst bevorstehen. Es geht um die ganz großen Dickschiffe:

Apple (Marktkapitalisierung 2,63 Billionen Dollar) und Microsoft (MK 2,15 Billionen Dollar) haben einen Anteil von über 14 Prozent im 33,2 Billionen Dollar schweren Leitindex der Welt. Nicht sehr viel geringer ist damit die Gewichtung im MSCI World, der zu etwa zwei Drittel von amerikanischen Aktien bestimmt wird.

Diese Werte dürfen also am 25. April (Microsoft) oder am 4. Mai (Apple) nicht enttäuschen, wenn sie ihre Quartalszahlen präsentieren.

Aber natürlich auch nicht die zehn weiteren aus der Kategorie der Big 12, die 50 Prozent des Gewichts im Nasdaq 100 oder über ein Viertel beim 500 Aktien großen S&P 500 ausmachen.

Fazit

Die Quartalssaison hat begonnen, das Financial Engineering der Finanzbranche hat wieder hervorragend funktioniert. Also das vorherige Herunterbeten der Quartalsergebnisse, um diese am Berichtstag deutlich übertreffen zu können. Ein Meister darin ist Jamie Dimon vom Marktführer bei den Banken, JP Morgan.

Jetzt geht es aber um BigTech, die nicht nur für eine formidable Rally beim S&P 500, sondern mehr noch beim Nasdaq 100 gesorgt haben. Während die Kurse im Bankensektor im bisherigen Jahresverlauf stark gedrückt waren, stiegen einige Notierungen im Techsektor fast schon exponentiell, wie bei Nvidia, Meta oder Tesla.

Aus diesem Zusammenhang heraus könnte man zu dem Schluss kommen: Ob es zu dem saisonal häufig auftretenden „Sell in May, and..“ kommt, könnte in nicht unerheblichem Maße davon abhängen, was einige Titel in den nächsten Wochen melden werden. Über die jüngste Vergangenheit, über die Zukunft und wie sich Big Money vorher für dieses Zahlenwerk positioniert hat. Für Enttäuschungen ist aber wenig Luft..



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3 Kommentare

  1. Danke, finanzmarktwelt!

    Transformation! Wahr oder falsch: Zukünftige große Gewinner und Verlierer stehen eigentlich jetzt bereits fest.

    1. @Unbetreut

      „…Zukünftige große Gewinner und Verlierer stehen eigentlich jetzt bereits fest…“

      Sie kennen also jetzt schon die zukünftigen Gewinner genau?
      Das ist toll!
      Sie glauben gar nicht, welch großen Gefallen Sie mir machen würden, wenn Sie mir die verraten würden. Aber ich weiß, ich kann das nicht verlangen.
      Falls Sie es mir doch nur ganz privat mitteilen wollten (muß ja nicht jeder wissen), evtl. über die FMW-Redaktion?
      In vorauseilender Dankbarkeit,
      herzlichst Columbo

      1. Transformation heißt das Zauberwort. Um deren Gewinner zu kennen, braucht es allerdings eine Vorstellung vom Ziel jener Transformation. Und da wird es dann richtig spannend, behaupte ich — meine Empfehlung für den Einstieg: Scenarios For The Future of Technology And International Development, Studie der Rockefeller Foundation vom Mai 2010. Ich möchte mich vorerst zurückhalten, aber Freiwillige vor, bitte, interessiertes Publikum dürfte garantiert sein. Falls Sie mögen, Columbo, dann übernehmen Sie!

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