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S&P 500: Händler wetten auf ein Ende der Aktienmarkt-Rally

S&P 500: Händler wetten auf ein Ende der Aktienmarkt-Rally
Grafik: ChatGPT

Die Bullen feiern, die Zocker zweifeln: Während der S&P 500 neue Rekorde jagt, häufen sich Wetten, dass bei 7.000 Punkten Schluss ist. Der Optionsmarkt sendet ein klares Signal – die Rally am US-Aktienmarkt könnte vor dem Jahresendspurt ins Stocken geraten.

Aktienmarkt: Wetten auf ein Rally-Ende

Der US-Aktienmarkt steuert auf ein weiteres Rekordjahr zu, doch am Derivatemarkt mehren sich die Anzeichen, dass die Rally ins Stocken geraten könnte. Wie Bloomberg berichet, positionieren sich die Optionshändler darauf, dass der S&P 500 in den kommenden zwei Monaten kaum von der Stelle kommt.

Die meisten Wetten auf den Stand des S&P 500 zum Jahresende konzentrieren sich auf rund 7.000 Punkte. Das entspräche einem Jahresgewinn von 19 Prozent – und einem Plus von lediglich 2,6 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag bei 6.822,34 Punkten. Damit preist der Markt ein weitgehend ausgereiztes Aufwärtspotenzial ein, obwohl noch zwei Monate im Handelsjahr verbleiben. Eine ausgedehnte Jahresendrally würde damit ins Wasser fallen.

Aktienmarkt: Händler wetten auf ein Ende der S&P 500-Rally
Die am 19. Dezember auslaufenden S&P-500-Call-Optionen notieren bei einem Cluster von 7.000 Punkten.

S&P 500: Warnsignale mehren sich

Zwar bleibt die Stimmung an der Wall Street grundsätzlich optimistisch, doch mehren sich Warnsignale. Fed-Chef Jerome Powell machte jüngst klar, dass eine dritte Zinssenkung im Dezember keineswegs beschlossene Sache ist. Zugleich haben die jüngsten Quartalsergebnisse der großen Technologiekonzerne Zweifel an der Tragfähigkeit der hohen Investitionen in künstliche Intelligenz geweckt.

Hinzu kommen Anzeichen einer abkühlenden Konjunktur und zunehmende Spannungen in den risikoreicheren Segmenten des Kreditmarkts – ein Hinweis auf die wachsende Belastung amerikanischer Verbraucher. Zudem ruht die Rally am Aktienmarkt auf immer schmalerer Basis: Eine Handvoll Schwergewichte, die sogenannten „Magnificent Seven“, trägt weiterhin den Löwenanteil der Kursgewinne. Die Marktbreite hat sich zuletzt deutlich verengt – ein potenziell gefährliches Signal, sollte eines die Tech-Schwergewichte doch noch ins Straucheln geraten.

Runde Marke beflügelt Optionswetten

Während einige Strategen nach den jüngsten hawkishen Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell begonnen haben, ihre optimistische Haltung zu überdenken – trotz der saisonal starken letzten beiden Monate des Jahres – gibt es eine profanere Erklärung für die auffällige Häufung von Wetten im Derivatemarkt: Anleger fühlen sich von großen, runden Zahlen magisch angezogen.

„Der Ausübungspreis von 7.000 Punkten im S&P 500 ist eine sehr beliebte psychologische Marke“, sagte Joseph Ferrara, Anlagestratege bei Gateway Investment Advisors. In der Sprache der Optionshändler bezeichnet der Ausübungspreis das Niveau, zu dem ein Investor den zugrunde liegenden Index zum Verfallstermin kaufen oder verkaufen kann.

„Ein runder Ausübungspreis wird einfach mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen”, sagte Chris Murphy, Co-Leiter der Derivatestrategie bei Susquehanna International Group.

Privatanleger setzen voll auf KI

Daneben gibt es noch schwer verständliche Gründe, die auf die Komplexität und Unwägbarkeiten des Optionsmarktes zurückzuführen sind. Einer davon ist ein Eigenkapitalfinanzierungsgeschäft, das als Box Spread bekannt ist und bei dem häufig Indexoptionen zum Einsatz kommen. Murphy führt etwa die Hälfte der offenen Positionen auf dem Niveau von 7.000 auf solche „Finanzierungsspielchen“ zurück.

In der Branche sind zudem die als „Call-Selling-Whales“ bekannten Akteure von Bedeutung, insbesondere JPMorgan Asset Management, das über eine große Anzahl von Call-Selling-Fonds verfügt.

Unabhängig von den Gründen empfiehlt Murphy Anlegern, die einen Teil der Gewinne der KI-Lieblinge verpasst haben, eher Einzelaktienoptionen in Betracht zu ziehen als den breiteren S&P 500 Index. Für Portfoliomanager, die sich in der wenig beneidenswerten Lage befinden, dem von Privatanlegern getriebenen KI-Boom hinterherzujagen, sind Calls auf einzelne Aktien ein effizienteres Instrument als Indexoptionen.

„Der S&P war nicht so explosiv wie einzelne Titel“, sagte Murphy. „Kurz gesagt: Privatanleger haben voll auf KI gesetzt, während institutionelle Anleger etwas vorsichtiger und skeptischer gegenüber der Rally waren. Daher ist es für sie ein Kinderspiel, Aufwärtspotenzial in Mag-7-Titeln zu kaufen.“

FMW/Bloomberg



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