Indizes

Die verspätete Mini-Herbstkorrektur ist da  S&P 500: Höhere Kapitalmarktzinsen zeigen ihre Wirkung

Höhere Kapitalmarktzinsen beeindrucken den S&P 500. Wir zeigen hier eine ausführliche Analyse zum US-Aktienmarkt.

Foto: chaay_tee-Freepik.com

Sechs Wochen in Folge war der Weltleitindex S&P 500 gestiegen, alle belastenden Faktoren schienen an ihm abzuprallen. Auch ein Anstieg der Kapitalmarktzinsen in Gestalt der Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe konnten den Indizes lange Zeit nichts anhaben. Über ein halbes Prozent Anstieg in wenigen Wochen, dabei ist der Anleihemarkt der natürliche Gegner der Aktienmärkte. „It doesn’t matter, until it matters“, sagen die Angelsachsen zu einer solchen Situation. Denn irgendwann muss auch den optimistischen Investoren bewusst werden, dass damit eine Situation entstehen kann, die dem eingepreisten Goldilocks-Szenario geradezu entgegenarbeitet. Denn steigende Kapitalmarktzinsen verteuern nahezu alle Kreditarten in den USA, sprich den Preis des Geldes.

S&P 500: US-Staatsverschuldung belastender Faktor

Oder wie es bereits an dieser Stelle vor wenigen Wochen geheißen hat: Die Federal Reserve lockert, der Bondmarkt bremst. Der Grund für diese Entwicklung am Kapitalmarkt ist ein zweifacher. Die US-Administration verschuldet sich weiter in nahezu unvernünftiger Weise, gleichzeitig laufen Anleihen in Billionen Dollar Höhe, die aus der Zeit der Niedrigzinsphase stammen aus. Und die global feststellbare Zinssenkungphase führt zu Befürchtungen vor einem Wiederanstieg der Inflation, was sich eben am langen Ende des Anleihemarkts bemerkbar macht. So nahmen die Investoren in dieser Woche Gewinne mit, was man schon einigen Wochen erwarten konnte.

Tesla pusht

Aber dann kam der Mittwoch, mit den nachbörslichen Zahlen von Tesla. Bei denen es CEO Elon Musk wieder geschafft hat, die Anleger mit seinen Zukunftsprognosen zu überzeugen. Die Folge war ein gigantischer Short Squeeze und ein Kursanstieg, wie man ihn eigentlich nicht bei einer solchen großen Aktie verortet. Über 20 Prozent und damit war sie wieder da, die Rückkehr in die großen Tech-Titel, um sich vielleicht in der kommenden Woche nicht wieder die Finger zu verbrennen.

Wahlversprechen

Und das trotz einer US-Wahl, die bereits in sieben Handelstagen nicht nur die USA in Atem halten wird. Der eine Kandidat will Zölle auf ausländische Waren erheben, wie es „die Welt noch nie gesehen hat“, die andere Kandidatin Geschenke an bestimmte Bürgerschichten verteilen und nebenbei die Steuern anheben. Was natürlich nie so kommen wird, denn nahezu in jedem Wahlkampf wird Vieles versprochen und anschließend wird es doch nicht so „heiß gegessen, wie es gekocht wird“. Sprich die politische Umsetzbarkeit ist etwas ganz anderes. Daher auch die Warnung der Anleihemärkte und die Korrektur in dieser Woche. War dies nur ein überaus erwartbares Luftablassen, oder der Beginn einer größeren Phase? Eine sehr spannende Frage, schließlich steht in wenigen Tagen der November vor der Tür, der Monat mit den stärksten Kapitalzuflüssen in die Aktienmärkte.

S&P 500: Der Rentenmarkt als einzig ernstzunehmender Gegner schlug zu

Gemeint ist damit die Warnung an eine Regierung, die glaubt, dass ein Schuldenmachen auf Dauer zu keinen Konsequenzen für die Zinslandschaft in einem Lande führen wird. Seit 2020, dem Jahr mit dem großen Pandemie-bedingten Wirtschaftseinbruch in der Welt (4 Milliarden Menschen zeitversetzt im Lockdown), hat sich der US-Staat zwischen sechs und acht Prozent pro Jahr neuverschuldet. Etwas, was es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat.

In Friedenszeiten und auch außerhalb von Rezessionen. Und nicht nur die gerade gemeldete Neuverschuldung im letzten Quartal von 800 Milliarden Dollar macht deutlich, dass dies in den nächsten Jahren so weitergehen könnte, falls es kein Regulativ gibt, das den politisch Verantwortlichen in den USA ein Stoppschild vor die Nase hält. Denn Schulden müssen eben finanziert werden, was irgendwann zu einem Aufschrei der Investoren führt, in Gestalt eines höheren Aufschlags der bei unseriösem Finanzgebaren fällig wird. Zwar ist dies noch in vergleichsweise niedriger Ausprägung in den USA der Fall, aber die Entwicklung ist absehbar und ab dem 5. November wird es eine neue Führung in den USA geben. Der der Anleihemarkt gerade die rote Karte zeigt, sollte man auch nur ansatzweise die im Wahlkampf getätigten Versprechen in die Tat umsetzen wollen.

Es wäre aber doch zu früh, diese aktuelle Entwicklung am Rentenmarkt fortzuschreiben, denn schließlich beginnt bald die saisonal beste Phase für die Aktienmärkte und politische Entscheidungen können erst ab Mitte Januar gefällt werden, die zudem beide Kammern im US-Kongress passieren müssen. Hier der Übeltäter, die Rendite der US-Treasuries. Die Rendite hat 4,24 Prozent erreicht, an der 200 Tage-Linie anklopfend. Sollte es mit dem Zinssatz bis auf 4,30 Prozent gehen, wittern nicht wenige Banken Unheil. Denn der Rentenmarkt ist der natürliche Feind der Aktienmärkte.

Grafik zeigt Entwicklung der Rendite für US-Staatsanleihen

Sehr interessant dürfte die weitere Entwicklung unter einem möglichen Sieger Donald Trump sein, als ehemaligem und neuen Präsidenten. Momentan wird bereits von einem Trump-Trade gesprochen und von Trumpflation. Also der Wahrscheinlichkeit einer ansteigenden Inflation, falls dieser sein Zoll-Programm tatsächlich auch nur annähernd umsetzen kann. Ein interessanter Aspekt wird in den Finanzmedien noch gar nicht beachtet: Wollte Donald Trump nicht stärkeren Einfluss auf die Zinspolitik der US-Notenbank nehmen (Zitat: ich denke, ich wäre der bessere Notenbankchef), hatte er vor Jahren nicht über Jay Powell geschimpft, der die Zinsen nicht auf null senken könne, wie es in Deutschland schon längst der Fall sei.

Dies würde nämlich bedeuten, dass eine unabhängige Notenbank nicht in der Lage wäre, die Zinsen weiter zu senken, aufgrund der steigenden Inflation. Was aber Donald Trump wünscht. Und damit wäre der Streit von Jerome Powell mit dem neuen US-Präsidenten geradezu vorprogrammiert. Der Future auf den S&P 500 zeigt es: Die zweite Monatshälfte des Oktobers brachte Unsicherheiten, Volatilität und Gewinnmitnahmen.

Insgesamt betrachtet ist das Wahljahr 2024 schon ein außergewöhnlich Gutes, das Beste in einem langen Investorenleben.

S&P 500 und die letzten Tage vor der Wahl

Bisher war der Rückgang an den US-Aktienmärkten nur ein „Korrektürchen“, mit einem Rückgang beim S&P 500 im Oktober von gerade mal 0,96 Prozent. Und nun steht der Monat November kurz bevor und damit der Beginn einer eigentlich guten Börsenphase. Aber vorher geht es erst einmal um die Quartalszahlen der ganz großen Unternehmen in den USA. Nachdem Tesla schon gemeldet hat, sind in der kommenden Woche Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft und Apple dran. Also das ganz große Kapital (mit Ausnahme von Nvidia, 20.November), welches überaus entscheidend sein dürfte für das Wohl und Wehe der großen Indizes in den USA, wie diese Grafik überzeugend dargestellt. Es geht um die Gewinne der Magnificent Seven, nothing else.

Ab Ende Oktober setzen auch die Buybacks wieder mit Macht wieder ein, ganze 22 Prozent des Jahresvolumens stehen noch aus. Damit geht es um über 200 Milliarden Dollar an Aktienrückkäufen, etwa 6 Milliarden täglich. Damit könnte man auch eine Erklärung dafür bekommen, warum sich der Leitindex trotz der Wahlunsicherheit so stabil zeigt – der S&P 500 wie ein Teflonmarkt, an dem alles abperlt. Ist es die Vorahnung, dass ab November sehr viel Kapital an die Börse fließen wird und man sich nicht die Finger verbrennen will?

Der sogenannte Pain Trade, der Weg des größten Schmerzes, ist andererseits eine sich verbreiternde Rally, weil viele Investoren noch im Growth Trade stehen, also auf die Dauergewinner im S&P 500 setzen. Und die Gefahrenmomente? Neben Enttäuschungen bei den Gewinnaussichten der großen Tech-Unternehmen in der kommenden Woche ist es natürlich die bereits angerissene Problematik bei steigenden Kapitalmarktzinsen. Denn um den Nebenwerte-Index, dem Russell 2000 sieht es nicht allzu gut aus, die Unternehmen brauchen niedrige Zinsen. Über 40 Prozent der Aktien erwirtschaften keine Gewinne.

S&P 500 und das Sentiment: Der Bulle wird etwas vorsichtiger, hieß es in der Vorwoche. Und dies setzte sich in dieser Woche fort. Das Bullenlager bei den Privatanlegern in den USA hat sich von 45,5 auf 37,7 Prozent reduziert, während sich das der Bären von 25,4 auf 29,8 Prozent erhöht hat. Da hat sich anscheinend doch etwas Vorsicht eingeschlichen, auch angesichts einer Wahl vor der mehr und mehr Unsicherheit entsteht. Die gerade genannten Zahlen entsprechen auch fast dem Durchschnitt der Erhebung von AAII Members über viele Jahre.

Auch die Profis sind etwas zurückhaltender in ihrer Investitionsquote geworden, die von 81,68 Prozent in der Vorwoche auf 79,19 Prozent zurückgegangen ist. In der Vorwoche hatte ich meinen Wochenendartikel getitelt: Mit Euphorie in eine Jahresendrally, wirklich? Dies scheint tatsächlich nicht der Fall zu sein, was aus sentimenttechnischen Gründen sogar so etwas ist wie eine „conditio sind qua non“ für deren Zustandekommen ist, so zeigt auch das Stimmungsbarometer von CNN etwas Abkühlung. Der so genannte Fear&Greed Index, ist von extremer Gier mit 75 Punkten in dieser Woche auf 59 Punkte gefallen.

Die Konjunkturdaten der Woche – Die Zeichen für ein Soft Landing mehren sich

Lag in der Vorwoche bei den Wirtschaftsdaten der Fokus auf die stärker als erwarteten Einzelhandelsumsätze, so waren es jetzt die Einkaufsmanagerindizes in den USA. Zwar blieb der Index für die Industrie mit 47,8 Punkten unterhalb der Wachstumsschwelle, er hatte sich dennoch um ein halbes Pünktchen zum Vormonat verbessert. Ganz stabil wachsend hingegen der Index für die Dienstleistungen mit 55,3 nach 55,2 Punkten im Vormonat. Was insgesamt zu einem Index von 54,3 Zählern führte, der um 0,3 Punkte über dem Vormonat herein kam. Von einer Rezession ist beim Frühindikator noch nichts zu sehen. Ein leicht gemischtes Bild brachten die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe, die mit 227.000 statt 242.000 zwar besser als erwartet veröffentlicht wurden, aber dafür lagen die Folgeanträge und der vier Wochen-Durchschnitt etwas höher.

Am Freitag erschien noch der sehr beachtete Index der Uni Michigan, der die Konsumentenerwartungen, die Preisaussichten und das Verbrauchervertrauen misst. Letztes kam mit 70,5 Punkten höher herein, als die 68,9 erwarteten. Alles sehr stabil, auch wenn der GDPNow Indikator der Atlanta Fed für das dritte Quartal von 3,4 auf 3,3 Prozent Wachstum zurückgegangen ist.

Schon erstaunlich, schließlich mussten die Amerikaner zuletzt zwei Hurrikane überstehen, und der Streik bei Boeing blieb bisher anscheinend auch ohne große Auswirkungen. Damit erhielt das Soft Landing-Szenario für die US Wirtschaft in der 43. Kalenderwoche sogar noch weitere Unterstützung.

Freitagsschlusskurse

Die Serie beim S&P 500 ist gerissen, nach sechs Gewinnwochen in Folge, gab es ein erstes kleines Wochenminus. Fast schon ungewohnt, keine neuen Allzeithochs, sondern eher ein Abwarten der Investoren. Einzig der Nasdaq Composite sprang kurzfristig auf ein neues Hoch, getrieben von der Erwartung auf große Unternehmensgewinne von Big Tech in der kommenden Woche.

Der Wochenschluss:

Dow Jones: minus 0,61 Prozent, 42.114 Punkte, Vorwoche 43.275 Punkte
S&P 500: minus 0,03 Prozent, 5808 Punkte, Vorwoche 5864 Punkte
Nasdaq Composite: plus 0,56 Prozent, 18.518 Punkte, Vorwoche 18.489 Punkte
Russell 2000: minus 0,49 Prozent, 2208 Punkte, Vorwoche 2276 Punkte
Dax 40: plus 011 Prozent, 19.464 Punkte, Vorwoche 19.657 Punkte (Xetra-Schluss)
Volatilitätsindex VIX: 20,29 Punkte, Vorwoche 18,10 Punkte
10-jährige US-Staatsanleihe: 4,240 Prozent, Vorwoche 4,077 Prozent
2-jährige US-Staatsanleihe: 4,102 Prozent, Vorwoche 3,948 Prozent

S&P 500 und die die große Vermögensblase der Amerikaner – das Medianvermögen

In den letzten Tagen tauchte in den Medien die Feststellung auf, dass das Median-Vermögen der Amerikaner bei Aktien sagenhafte 250.000 Dollar betragen solle. Was ein gigantisches Vermögen impliziert. Schließlich bedeutet dies, dass die eine Hälfte der Amerikaner sogar noch mehr Vermögen besitzen müsse. Aber so abwegig kann diese Statistik gar nicht sein, betrachtet man sich die finanzmathematischen Fakten seit Ende der Finanzkrise 2009. Damals gab es den großen Einbruch beim S&P 500 um 56 Prozent auf einen Tiefstand von 676 Punkten im März des Jahres. Die Marktkapitalisierung des gesamten US-Aktienmarktes in Gestalt des Wilshire 5000 war unter 10 Billionen Dollar gefallen.

Aber was ist seither geschehen? Dieser Wert, der die gesamten Aktien in den USA auflistet, hat die 50 Billionen Dollar Marke deutlich überschritten, damit hat das Volumen des US-Marktes 45 Prozent der gesamten Weltkapitalisierung erreicht. Und das bei einem Bevölkerungsanteil von 3,4 Prozent! Der S&P 500 ist bekanntermaßen bis über 5800 Punkte gestiegen, er hat sich also mehr als verachtfach und mittlerweile um 765 Prozent an Wert zugelegt. Damit hat sich das Vermögen der Amerikaner, von denen nicht weniger als 60 Prozent Aktien besitzen – sehr oft für die Altersvorsorge und in Form der steuerbegünstigten 401k Sparpläne angelegt – gewaltig gesteigert. Allerdings besitzen die oberen 10 Prozent der US-Bürger den ganz fetten Brocken am Aktienvermögen.

Was sich als unnötige Zahlenspielerei darstellen mag, hat in der ökonomischen Realität aber einige gewaltige Konsequenzen. Zum einen ist die US-Gesellschaft extrem abhängig geworden vom Stand der Aktienindizes. Von denen der S&P 500 mit seinem 75 Prozent-Anteil dominiert. Man betrachte nur die rechten Spalten in der Grafik von Charlie Bilello, in denen die Gesamtperformance der Anlageklassen aufgeführt sind – von 2011 bis 2024. Unglaublich besonders die Performance des Nasdaq 100 mit 928 Prozent, aber wesentlich bedeutsamer ist die der Large Caps mit 681 Prozent. Weil dies eben der Wertentwicklung des S&P 500 am nächsten kommt.

Ein Einbruch des großen Index von 20 Prozent, würde bereits das Buchvermögen der Amerikaner um über 10 Billionen Dollar reduzieren. Was zugleich einen Rückgang des Konsums zur Folge haben müsste, mit einem Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession. Denn zumindest die Mittelschicht würde da mit einer milden Form des Angstsparens beginnen. Ein Bärenmarkt, der länger als nur ein paar Wochen andauern würde (wie der Coronakrise im März 2020), müsste die dann amtierende Regierung sofort aufschrecken und zu fiskalpolitischen Maßnahmen animieren. Damit aber gleichzeitig die US-Notenbank, deren Doppelmandat Preisstabilität und Vollbeschäftigung beinhaltet, aber immer damit verbunden die Unterstützung des Wachstums der US-Wirtschaft.

Ich habe in früheren Artikel bereits die historisch nachweisbare These angeführt, dass sich das „Wording“ der US-Notenbank in der üblichen Periode von sechs Wochen bereits dann in Richtung lockerer Zinspolitik geändert hatte, wenn der Aktienmarkt um 10 Prozent (Korrekturmodus) zwischenzeitlich gefallen ist. Und in den vergangenen Jahrzehnten waren die Amerikaner nicht so abhängig vom Zustand des Aktienmarktes, weil sich die Höhe desselben noch nie in solchen Höhen befunden hat, wie derzeit. Erkennbar am Buffet-Indikator, der sich auf 200 Prozent befindet, was nichts anderes bedeutet, als dass die Marktkapitalisierung der Aktienmärkte doppelt so hoch steht, wie das Bruttoinlandsprodukt in einem Jahr. Mathematisch ganz einfach ausgedrückt: zweimal 28 Billionen Dollar.

Ergo: Die US-Gesellschaft hat sich, ungeachtet der Lage der unteren Hälfte die von Paycheck zu Paycheck lebt, in eine deutliche Abhängigkeit manövriert. In die Abhängigkeit der künftigen Performance der Aktienmärkte, neben des Problems der hohen Schuldenlast und deren zinstechnischer Bewältigung. Ist dies vielleicht ein Grund dafür, warum Fed-Chef Powell den aktuellen Zinszyklus mit einer Monsterzinssenkung von 50 Basispunkten begonnen hat? Obwohl die Konjunktur doch immer noch mit Raten von über 3 Prozent wächst? Weil er weiß, dass ein Soft Landing der Wirtschaft und damit auch der heiß gelaufenen Börsen nicht gelingen kann, bei einer Geldpolitik mit einer realen Rate von über 2,5 Prozent (Fed Funds Rate minus PCE Inflationsrate), die stark restriktiv ist. Also mit Zinsen, die sich bei längerer Dauer unweigerlich durchs System fressen müssen und eine Rezession zur Folge haben. Den Statistikern bei der US-Notenbank, insbesondere in der Filiale von St. Louis FRED, dürfte diese Abhängigkeit der Bürger von einem stabilen Aktienmarkt durchaus bewusst sein. Die Achillesferse der US-Gesellschaft, wie in ein keinem anderen Land, salopp ausgedrückt: It’s the stock market, Stupid!

Fazit

Die letzte Zeit hat es gezeigt: Die Frage nach den Leitzinssenkungen ist etwas in den Hintergrund gerückt. Schließlich hat die große 50 Basispunkte-Senkung von Jerome Powell am Anleihemarkt sogar einen Anstieg der Renditen um mehr als sechs Zehntel bewirkt. Damit verschiebt sich der Fokus klar auf die Marktzinsen, die eben eine Wirtschaft über die Kreditraten steuern und auch das Haushaltsbudget beeinträchtigen, bei der riesigen Verschuldung der USA in Höhe von aktuell 36 Billionen Dollar.

Aber nichtsdestotrotz – auch wenn dies von Vielen immer wieder infrage gestellt wird – geht es schlussendlich um die Unternehmensgewinne als Ganzes, die langfristig den großen Index steuern. Und ja, hier hat man auch eine Toleranzschwelle erreicht bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von aktuell 25 (forward 22), welches absolut keine Rückschläge bei den Magnificent Seven verträgt.

Spitzen wie bei der Dotcom-Bubble um die Jahrtausendwende werden in der Folge übelst bestraft, beziehungsweise korrigiert, wie die berühmt-berüchtigte Formel der Rückkehr zum Mittelwert (Reversion to the mean) immer wieder suggeriert. Nach der Wahlen wird es rasch wieder um das große Thema gehen – gelingt ein Soft Landing der US-Wirtschaft und vor allen Dingen, wie verhalten sich die Anleihemärkte angesichts der Schuldenprogramme, die vom Gewinner der US-Wahlen in Angriff genommen werden?

Wenn man ganz nüchtern an die Sache herangeht, könnte man ohne Weissagung zu folgender Feststellung kommen: Der Anstieg der großen Indizes über die letzten beiden Jahre hat (plus 62 Prozent beim S&P 500) so viel vorweggenommen, dass eine größere Marktkorrektur spätestens im Jahr 2025 in der Luft liegt. Weil keine Wirtschaft, keine Unternehmen in einer großen Wirtschaft mehrere Jahre hintereinander so schnell (weiter) wachsen können, wie es die Aktienmärkte durch ihre Anstiege seit nunmehr 24 Monaten in die Kursentwicklung eingepreist haben. Der Volksmund sagt ganz schlicht hierzu: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel.

Die nachfolgende Grafik von Goldman Sachs mag Vielen als zu pessimistisch erscheinen, aufgrund der KI und den möglichen Folgen für die Produktivität der USA. Aber aus finanzmathematischen Gründen und nach einer langen Hausse beim S&P 500 in den letzten eineinhalb Jahrzehnten, dürfte sehr viel Wahres in dieser Grafik stecken.

Nach dem Motto: Es kommt eine lange Dürre.



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