Seit gut zwei Wochen hangelte sich der marktbreite S&P 500 um die Marke von 4350 Punkten herum, auch immer den langlaufenden US-Staatsanleihen folgend, die sich zwischen 1,30 und 1,61 Prozent auch nicht für eine Richtung entscheiden konnten. Interessant die ständige Rotation von Tech zu Value und umgekehrt.
Gestern gab es den großen Sprung nach oben, beim S&P 500 um 74 Punkte oder um 1,71 Prozent bis genau an die 50-Tage-Linie bei 4438 Punkten heran. Ist damit die Korrektur beendet, die Bodenbildung abgeschlossen?
S&P 500: Der gestrige Tag, ein Indexing Day
So könnte man den gestrigen Handelstag bezeichnen, oder eine „Alles-Rally“, wie Markus Fugmann es in seinem Abendvideo bezeichnet hat.
Da kletterten zunächst die Indizes – Dow Jones plus 1,57 Prozent, S&P 500 plus 1,71 Prozent, Nasdaq plus 1,73 Prozent und der Dax um plus 1,4 Prozent. Ein Grund dafür wird in der bisherigen Bilanzsaison gesehen, die bei den Banken die erwartet guten Ergebnisse brachte. Nach JP Morgan, am Mittwoch auch durch die Bank of America und Morgan Stanley.
Aber auch die zuletzt etwas schwächelnden Tech-Werte Alphabet, Apple, Facebook und Microsoft legten gestern um bis zu 2,5 Prozent zu, was aufgrund deren schwerer Gewichtung die Indizes in die Höhe hievte. Getrieben durch den Anstieg der Anleihekurse, sprich die Rendite für die 10-jährige US-Treasury fiel auf 1,51 Prozent, was auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, denn die Zinsmärkte spielen damit eine Abschwächung der Wirtschaft. Es war eine breit angelegte Rallye, denn alle elf Sektoren im S&P 500 schlossen auf der Gewinnseite.
Wie es bei Kursgewinnen immer so der Fall ist, Analysten finden rasch Gründe für den Anstieg, wie die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die in der vergangenen Woche auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Coronakrise Mitte März 2020 gesunken war, oder die geringfügig besser ausgefallenen Produzentenpreise.
Vor zwei Tagen hatte ich noch einen Artikel getitelt – Aktienmärkte: Es riecht nach Ausbruch! Welche Richtung? – und darin darauf hingewiesen, dass es trotz der vielen Negativmeldungen keine großen Bewegungen am Markt gab. Eine Kompression bei den Kursen führt oft zu einer Expansion. War dies gestern schon der Ausbruch nach oben?
Die Verbesserung des Sentiments
Wie die letzte Erhebung der Stimmung bei den US-Anlegern ergab, hat sich deren Stimmung deutlich verbessert. Aus der der jüngsten Erhebung der American Association of Individual Investors (AAII) ist ein deutlicher Zuwachs bei den Bullen zu verzeichnen, von 25,5 Prozent auf 37,9 Prozent während sich der Anteil der Bären von 36,8 Prozent auf 31,8 Prozent reduzierte.
Jetzt wartet die 50-Tage-Linie
Heute ist wieder kleiner Verfall an den Börsen und der US-Leitindex ist an seiner so beachteten Aufwärtstrendlinie angekommen. Ein Dreifachboden hat sich als haltbar erwiesen und die Kurse sind nach oben geschnellt:
Was aber hat den S&P 500 und die anderen US-Indizes gestern so nach oben getrieben? Ein Short Squeeze? Eher unwahrscheinlich, bei der jüngsten Positionierung der Anleger. Auffällig die große Breite, die den Index so nach oben getrieben hat:
Überall grün!
Käufe auf breiter Front, auch beim Nasdaq. Dort wurden sicherlich einige Absicherungen verkauft und einige der inversen ETFs auf die Technologie veräußert. Aber wo kam das ganze Geld her, das an die Märkte geflossen ist? Die Rückkäufe eigener Aktien können es wegen der aktuellen Berichtssaison nicht sein, auch wenn diese eine gewaltige Stütze für die Märkte sein müssen. Wie diese Übersicht zeigt, 2021 auf Rekordniveau und es ist noch einiges in der Pipeline:
Viele Anleger sind auf den fahrenden Zug aufgesprungen, die Kurse kletterten an der „Wall of Worry“, die zur Vorsicht animiert hatte. Bei der aktuellen Nachrichtenlage und dies im Herbst. Die Angst etwas zu verpassen in Kombination mit der „erlernten“ Buy the Dip-Mentalität hat wahrscheinlich zu diesem außergewöhnlichen Tag geführt, der den größten Kursanstieg des S&P 500 seit einem halben Jahr brachte.
Sollten die Ergebnisse von Banken tatsächlich Inflationssorgen gemildert haben? Jetzt wird es zunächst einmal interessant, ob die Kurse es über die Aufwärtstrendlinie schaffen, oder ob es sich um einen Fehlausbruch gehandelt hat. Sollte es aber weiter nach oben gehen, wird der Druck für die skeptisch eingestellten Investoren immens – so seltsam sich dies auch anhören mag.
Fazit
War es das bereits mit der Herbstkorrektur der schwierigen Monate September und Oktober? Natürlich ist dies noch nicht entschieden, Mitte des Monats, aber es zeichnet sich die Ausbruchsseite nach oben ab, ein Szenario, welches wir in den letzten eineinhalb Jahren schon öfters erleben konnten – FOMO, oder Fear of Missing Out.
Wir haben zwar noch fast 50 Handelstage bis zur letzten Handelswoche, aber wie viele aktive Fondsmanager stehen aktuell an der Seitenlinie oder haben sich abgesichert, angesichts einer unheilvollen Gemengelage: Inflation, nachlassendes Wachstum, Lieferengpässe, Margendruck, baldiger Beginn des Taperings durch die Notenbanken.
Was aber, wenn die Märkte angesichts des negativen Realzinsniveaus nicht nachgeben, die passiven Fonds munter mit der Benchmark (S&P 500) mitlaufen, die Publikumsfonds aber hinterherhinken? Ein Szenario, welches ich schon öfters beschrieben habe und das ETF-Volumen steigt beständig weiter, auf über 9 Billionen Dollar, ständig zulasten der aktiven Branche.
Aber sollte dieses Szenario Gestalt annehmen – viel dürfte 2021 nicht mehr drin sein, nach den Anstiegen beim S&P 500 von 28,88 Prozent (2019), 16,26 Prozent (2020) und aktuell knapp 18 Prozent.
Und danach? Viele Probleme sind nicht gelöst, nicht nur bei den Wachstumshoffnungen gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
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Heute wieder KLEINER VERFALL,oft hat die Börse nachher wieder „DURCHFALL“ An diesen Tagen treiben oft einige Optionshändler ihr Unwesen und bestimmen wieviel die Firmen auf der Welt wert sind.Alle, die auf Rente angewiesen sind, können nur hoffen ,dass die Spieler auf Jahrzehnte erfolgreich sind und dass eine Überbewertung nie mehr korrigiert wird wie vor der MMT Ära.