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S&P 500: Klumpenrisiko! In den Fängen der Tech-Werte

Der S&P 500 und das Klumpenrisiko Tech

Gestern waren es vor allem die Tech-Schwergewichte, die den S&P 500 nach unten gezogen haben. Schon mehrfach wurde das Thema Klumpenrisiko in Bezug auf den S&P 500 beleuchtet, zu extrem ist der Wert einiger Techtitel angestiegen. Allein Apple wäre mit seiner Marktkapitalisierung an Nummer acht in der Welt anzusiedeln, wenn man den etwas schrägen Vergeich mit der Marktkapitalisierung und dem Bruttoinlandsprodukt der G20-Staaten heranzöge. Doch wie beeinflussen die einzelnen Sektoren eigentlich die Bewegungen im US-Leitindex? Der gestrige Handelstag zeigt ein wenig die Folgen der extremen Sektorgewichtung.

S&P 500: Branchenrotation und dennoch Indexverluste

Am gestrigen Handelstag konnte man ganz deutlich erkennen, welche Gewichte den US-Leitindex S&P 500 bewegen. Aufgrund des Renditeanstiegs bei den US-Staatsanleihen korrigierten die zinssensitiven Hightech-Titel, während hingegen ein Reflation Trade stattfand: sprich Finanz- und Industriewerte legten eine schöne Rallye hin, Energiewerte haussierten sogar etwas. Und was machten die Indizes? Sie gaben von Anfang an stark nach und beendeten den Handelstag tiefrot: Dow Jones minus 1,6 Prozent, S&P 500 minus zwei Prozent und der Nasdaq gleich um 2,6 Prozent.

Die Erkenntnis:

Wenn Tech-Schwergewichte so stark fallen (Alphabet -3,7%, Facebook -3,7%, Microsoft-3,6%, Apple -2,4%), so können Dutzende Industriewerte nach oben schießen – der Effekt verpufft trotzdem beim Index. Dies wird sogleich verständlich, wenn man sich die aktuelle Gewichtung beim S&P 500 betrachtet:

Technologie 27 Prozent (Apple, Microsoft, Nvidia, Visa)
Kommunikationsdienste 12 Prozent (Alphabet, Facebook, Netflix)
Gesundheit 12 Prozent (Johnson&Johnson, Pfizer, United Health)
Konsumgüter (Discretionary) 12 Prozent (Amazon, Tesla)
Finanzwerte 11 Prozent (JP Morgan, Berkshire Hathaway)
Energie 3 Prozent (Exxon, Chevron,
Andere 23 Prozent (Boeing, Procter&Gamble, Walmart)

Oder anders ausgedrückt: Wenn die 9,5 Billionen Dollar schweren FAANG-Titel auch nur um wenige Prozent nachgeben, so wird auch der Index sinken.

Der Zinsanstieg führt zu einer Renaissance von Industrie- und Grundstoffherstelllern, aber auch bei den Finanzwerten. Eine steilere Zinskurve ermöglicht eine Verbesserung der Zinsmarge, die sehr hohen Energiekosten treiben die Gewinne bei den Energiewerten. Aber selbst eine Hausse in diesem Bereich kann eine Schwäche bei den Techwerten nicht kompensieren. Die Finanztitel im S&P 500 sind nur mit 10 Prozent gewichtet, allerdings noch wesentlich stärker als der Energiesektor, der es auf winzige drei Prozent bringt.

Fazit

Ist er nun da, der Monat, der die erste Korrektur seit Januar bringt – nach sieben Monaten steigender Notierungen? Noch sind es zwei Handelstage, in denen ein Window Dressing noch etwas Aufholpotenzial besäße. Aber der Schaden, den die neuen (und alten Ängste) am Markt technisch angerichtet haben, ist bereits heftig und in zwei Börsensitzungen kaum zu korrigieren.

Eines sollte man sich für die Zukunft bewusst machen, bei Betrachtung der Bewertungsrelationen an der US-Aktienmärkten: Wenn Hightech korrigiert, korrigiert der marktbreite S&P 500, aber auch der MSCI World. Investieren in Indizes hat normalerweise den Zweck ein Rückschlagsrisiko durch Diversifikation zu verringern, dieses ist nach den Entwicklungen im letzten Jahrzehnt mit der Dominanz von FAANG nicht mehr gegeben.



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1 Kommentar

  1. Interessant ist nur, dass die hochgewichteteTechnologie von 27% ohne die kleine Energiesparte ( 3%) überhaupt nicht funktioniert.
    Es müsste schon längstens eine Umschichtung in lebenswichtige Sparten geben.Es scheint, dass gerade etwas im Tun ist.
    In England könnten schon bald Kryptohändler und andere Nullsummenspiel- Berufe zu Chauffeuren und Hilfsarbeitern umgeschult werden.Die werden staunen wenn sie die erste Lohnabrechnung sehen

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