Was für eine Entwicklung an den US-Märkten um den dominanten S&P 500, seit dem Wahlsieg von Donald Trump. Nach einem kurzen Durchschnaufer Mitte November ging es stetig weiter nach oben.
S&P 500: Märkte erwarten Wunderdinge von Trump – aber die Widersprüche..
Die Märkte stiegen genauso wie das Vertrauen der Anleger in die künftige Wirtschaftsentwicklung. In die Fähigkeiten eines neuen Präsidenten Trump, dem man praktisch Wunderdinge zuschreibt. Obwohl sein Wirtschaftsprogramm so extrem voll an Widersprüchen ist, dass dies eigentlich in relativ kurzer Zeit zu Disruptionen führen muss. Eine riesige Welle von Zöllen, begleitet von einer Senkung der Unternehmenssteuern, die Ausweisung von Migranten, zugleich mit einer massiven Förderung von zu schaffenden (teuren) Arbeitsplätzen in den USA. Bei einer Verschuldung der USA, die das Haushaltsbudget in einen Würgegriff nehmen muss. Auch wenn der zweite Heilsbringer, Elon Musk, die Axt an die Bürokratie im Lande ansetzung will und dabei Arbeitsplätze in der Administration abbauen möchte.
Der designierte US-Finanzminister Scott Bessent, ein ehemaliger und anerkannter Profi in der Finanzszene, will ein US-Wachstum von drei Prozent erreichen, gleichzeitig ist er ein Gegner von Zöllen. Weil sich diese nicht nur in der Geschichte der USA als absolut wachstumsfeindlich erwiesen haben. Quid pro pro, wie du mir so ich dir, lautet dann so die Devise, denn Zölle provozieren Gegenzöllle, die Inflation steigt und das Wachstum geht in Summa zurück.
Nichtsdestotrotz herrscht eine Aufbruchstimmung in den USA, weil man nach der Phase des altersschwächelden Präsident Biden Hoffnung verspürt – und nicht nur dort gilt der Spruch: Wirtschaft und Börse sind zu 50 Prozent und mehr Psychologie. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, war dies der Auftritt Donald Trumps am Donnerstag an der Wall Street, als President-elect die Glocke betätigte und auf dem Balkon stand, wie einst Herrscher aus vergangenen Epochen. Aus seinen Worten im Interview mit Jim Cramer gab es nur überschwelgenden Optimismus zu hören – selbst bei den Moderatoren im Wirtschaftssender CNBC begannen im Anschluss an die Interviews die Augen zu glänzen. Aber die Realität wird bald einsetzen. Auch wurde der Tag an der Börse nach dem Auftritt der „Person des Jahres“ mit einem Minus bei den Indizes beendet.
Wie bereits in der Vorwoche dargestellt, dürfte es sogar noch einen von Donald Trump ausgelösten, kurzen Sonderboom geben, denn es ist das Logischste in der Wirtschaftswelt, dass in der Erwartung von steigenden Preisen Unternehmen als auch Verbraucher versuchen werden, noch an günstige Produkte zu kommen. Was natürlich eine Art Strohfeuer verursacht, bis es zur Umsetzung der von Donald Trump so herbeigesehnten „Tariffs“ kommt.
In den letzten Handelstagen des Jahres geht es an der Wall Street um die Vollendung eines überaus erfolgreichen Börsenjahres. Welcher aktive Fondsmanager verkauft jetzt noch die Gewinner des Jahres, wo er sie doch beim Abschlussbericht in seiner Aufstellung vorweisen muss. Und ewig locken die Boni.
Zunächst ein Rückblick auf die vergangene Börsenwoche.
S&P 500: Die letzten 10 Prozent kann auch jemand anders haben
Dieser Spruch des legendären André Kostolany wäre eigentlich angebracht, bei einer nüchternen Betrachtung der Börsenentwicklung in den USA, wo selbst ein Multi-Billionen Dollar schwerer Index wie der S&P 500 in gut zwei Jahren um über 70 Prozent gestiegen ist. Aber nichts ist eben „bullisher“ als steigende Kurse, ein starker Bullenmarkt lässt sich vor einem Jahresende nicht einfach so umdrehen. Ob durch Meldungen aus der Wirtschaft, aus der Geopolitik oder selbst von der Notenbank.
Da wird Vieles ausgeblendet, Investoren verfallen dem „Confirmation Bias“, also dem starken Fokussieren auf das Positive und dies wird aktuell einfach mit dem Namen Donald Trump verknüpft. Denn der US Präsident gilt als derjenige Staatslenker in den USA, der am stärksten auf die Börse und deren Fortentwicklung fokussiert ist, weil er seine Performance eben direkt mit der Wertentwicklung von Indizes verknüpft. Auch hier blendet man das Negative aus und das Positive lautet: Die Senkung von Unternehmenssteuern ist der stärkste Antrieb für die Steigerung von Unternehmensgewinnen, auch wenn dies mit einer weiteren Verschuldung verknüpft ist.
In dieser drittletzten Handelswoche, die traditionell eine schwächere im Dezember ist, ging es konkret auch um eine marktspezifische Besonderheit:
Investmentfonds, so wie staatliche US-Pensionsfonds, die nach dem 60/40-Prinzip agieren – dem Verhältnis von Aktien zu Anleihen – müssen die Aufteilung im Dezember neu justieren. Was nach dem super Aktienjahr nichts anderes bedeutet, als dass Aktien verkauft werden müssen, um diese Relationen wiederherzustellen. Einige Berichterstatter haben sich in den letzten Tagen gewundert, warum ausgerechnet die Titel, die in diesem Jahr 100 Prozent und mehr gewonnen hatten, plötzlich an der Börse verkauft wurden.
Wir haben niedrige Umsätze, eine niedrige Volatilität. Verwundert es da, dass die Königin beim Rückkauf eigener Aktien, die Firma Apple, in den letzten Tagen neue Allzeithochs erreicht hat? Auch in diesem Jahresabschnitt gilt es noch viele eigene Aktien kursfreundlich zu repatriieren.
Bisher verlief der Börsenmonat Dezember auch rechts typisch, dem saisonalen Muster folgend. Nach einem Durchhänger bis Mitte des Monats kommt Santa Claus:
Oder wie bereits oben erwähnt, wenn das Jahr gut gelaufen ist, gibt es normalerweise keinen gravierenden Einbruch mehr im Dezember. Diese Statistik über 70 Jahre zeigt auch, dass der Dezember nur ein einziges Mal der schwächste Monat des Jahres gewesen ist.
Hier noch mal die Entwicklung des US-Aktienmarktes am Beispiel des Futures auf den S&P 500: Schön erkennbar die Korrektur zur Monatsmitte. Aber viel mehr sollte in diesem Jahr nicht mehr kommen..
S&P 500 und das Sentiment: Die saisonübliche Rückkehr des Zweifels
Wie bereits früher angedeutet, verläuft das Ende des Jahres nicht geradlinig nach oben. Phasen der Euphorie bei den Privatanlegern wechseln sich ab mit Phasen des Zweifels. Was aber geradezu essenziell ist für einen positiven Jahresabschluss. Bei einer Rückkehr des Zweifels liegt wieder etwas Kapital an der Seitenlinie und wenn die Märkte steigen, wird auch der Kleinanleger wieder in den Markt gespült. Man könnte es auch so formulieren: Der Anleger hat zu wenig Aktien, wenn es nach oben geht. Und zu viele, wenn die Kurse einbrechen. Zur Wochenmitte hat sich das Lager der bullishen Anleger von 48,3 Prozent in der Vorwoche auf 43,3 Prozent reduziert, das Bärenlager ist von 30,7 Prozent leicht auf 31,7 Prozent gewachsen. Nichts Außergewöhnliches also von dieser Seite der Privaten.
Die Instutitionellen kennen natürlich all die Statistiken über die Saisonalität, der Zwang dabei sein zu müssen, wird in den letzten Handelstagen immer stärker, zumindest dann, wenn es keinen substanziellen Kursrückgang gibt. Demzufolge ist der Anstieg der Investitionsquote von 85,49 auf 99,24 Prozent als Zeichen dafür zu werten, dass man langsam auf das Jahresende zusteuert.
Das Stimmungsbarometer von CNN, der Fear and Greed Index, zeigt mit seinen neutralem Wert von 50 Punkten einmal mehr, dass sich seine sieben Unterindikatoren seit einigen Wochen geradezu neutralisieren. Nix Genaues weiß man nicht.
Die Konjunkturdaten der Woche – Steigende Inflationsraten, von den Märkten weitgehend ignoriert
Wenn es in der letzten Woche um die Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Frühindikatoren ging, lag jetzt der Fokus auf den Inflationsdaten. Und diese gingen insgesamt betrachtet doch wieder deutlicher nach oben. Zwar kam der Verbraucherpreisindex in seiner Kernrate mit 3,3 Prozent und seiner allgemeinen Rate mit 2,7 Prozent in etwa wie erwartet herein. Bei den Erzeugerpreisen, die gerne als Pipeline Inflation bezeichnet werden, war der Anstieg in der allgemeinen Rate von 2,6 Prozent auf 3,0 Prozent doch schon eine kleine Überraschung. Zugleich zeigte die wöchentliche Statistik bei den Erstanträgen für Arbeitslosenhilfe einen weiteren Anstieg, mit 240.000 statt 221.000 angenommenen Anträgen.
Der Arbeitsmarkt weist damit weitere Anzeigen für eine Abkühlung auf, die Teuerungsraten deuten wieder nach oben. Was macht der Markt daraus? Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der US-Notenbank am 18. Dezember stieg trotz der Inflationsdaten auf über 90 Prozent. Gleichzeitig zog die Rendite für die maßgebliche zehnjährige US-Staatsanleihe weiter an, Tag für Tag in dieser Woche auf 4,39 Prozent.
Wobei wir wieder bei der giftigen Gemengelage für das neue Jahr wären.
Die US-Regierung verschuldet sich gerade wie in einer Wirtschaftskrise, muss immer mehr Anleihen teuer refinanzieren, und die Märkte fordern hierfür ihren Tribut. Gleichzeitig gerät die US-Notenbank aufgrund ihres gesetzlichen Auftrags – Preisstabilität und Vollbeschäftigung – in einen Zwiespalt. Senkt sie die Zinsen weiter, befördert sie die Inflation. Tut sie das nicht, riskiert sie eine Schwäche am Arbeitsmarkt und damit auch in der Konjunktur. Dies könnte oder wird bald in einen Konflikt mit US-Präsident Trump münden.
(Noch) ist dies kein Störfeuer für den Aktienmarkt, der sich auf das erfolgreiche Jahr 2024 fokussiert und auf die positive Seite der Präsidentschaft Trump 2.0.
Die Freitagsschlusskurse
Der altwürdige Dow Jones fiel zuletzt sieben Tage in Folge. Die vorletzte Woche brachte auch ein Minus für den marktbreiten S&P 500, was aber absolut in das oben vorgestellte saisonale Muster zu Monatsmitte passt.
Die Entwicklung des Lieblingsindex von Donald Trump dürfte ihm sogar ein bisschen zupass kommen, denn wenn der Dow demnächst nicht über 45.000 Punkte steigt, sondern um über 1000 Punkte darunter bleibt, dann könnte er in seiner Amtszeit gleichmal den ersten Meilenstein nach oben als seinen Verdienst verkünden.
Für den Leitindex gab es in dieser Woche tatsächlich kein neues Allzeithoch. Die Marke für 2024 bleibt bei 57 neuen Rekorden. Das Jahresplus beim S&P 500 steht weiter bei sagenhaften 26,81 Prozent plus.
Der Wochenschluss:
Dow Jones: minus 0,20 Prozent, 43.827 Punkte, Vorwoche 44.642 Punkte
S&P 500: minus 0,002 Prozent, 6051 Punkte, Vorwoche 6090 Punkte
Nasdaq Composite: plus 0,12 Prozent, 19.926 Punkte, Vorwoche 19859 Punkte
Russell 2000: minus 0,60 Prozent, 2436 Punkte, Vorwoche 2408 Punkte
Dax 40: minus 0,1 Prozent, 20.406 Punkte, Vorwoche 20.384 Punkte (Xetra-Schluss)
Volatilitätsindex VIX: 13,79 Punkte, Vorwoche 12,77 Punkte
10-jährige US-Staatsanleihe: 4,397 Prozent, Vorwoche 4,153 Prozent
2-jährige US-Staatsanleihe: 4,241 Prozent , Vorwoche 4,098 Prozent
Die aktuelle Rallye ist schon sehr ungewöhnlich. Bereits seit zehn Tagen fallen mehr Aktien als diejenigen, die steigen.
Exkurs:
S&P 500: Warum sich die zyklisch, normale Rezession in den USA verzögert
Bereits seit zwei Jahren erwarten Ökonomen und Analysten eine Rezession in den USA, von der man vor Jahresfrist so überzeugt gewesen ist wie selten zuvor. (Die sicherste Rezession aller Zeiten). Doch diese stellt sich einfach nicht ein, die Wirtschaft wächst mit passablen Raten. Reihenweise versagen Indikatoren, die in den letzten Jahrzehnten mit annähernd 100-prozentiger Treffsicherheit eine Wirtschaftsschrumpfung in den USA vorhergesagt hatten. Haben diese Indikatoren an Bedeutung verloren oder ist in diesem Wirtschaftsyklus alles anderes als in früheren? Eine nicht uninteressante Frage angesichts der Tatsache, dass man sich nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten für das Jahr 2025 wahre Wirtschaftswunder erwartet.
Was sind diese sicheren Indikatoren?
Zunächst die sogenannte inverse Zinskurve, also die Anomalie, dass die Renditen der kurzlaufenden US-Staatsanleihen über der der Langläufer steht. Bedingung für eine Rezession erfüllt.
Wie lange kann aber der Timelag bis zum Eintritt einer Rezession sein? Bis zu eineinhalb Jahren, sagt die Statistik.
Als nächstes die SAHM-Rule, benannt nach einer ehemaligen Fed-Ökonomin, die besagt, dass bei einem Anstieg der Arbeitslosigkeit nach einem geglätteten 3-Monats-Durchschnitt von über 0,5 Prozent eine Rezession ins Haus steht:
Bisher nicht eingetroffen, selbst die Entdeckerin dieses Zusammenhangs, Claudia Sahm, hat die Wirksamkeit ihres Indikators in diesem Zyklus für nicht wirksam erklärt.
Dann der Buffett-Indikator, der das Verhältnis zwischen dem Gesamtaktienmarkt und dem US-Bruttoinlandsprodukt bemisst. Er steht in dieser Darstellung auf 188 Prozent, so hoch wie fast noch nie zuvor.
Auch hier muss man sich die Frage stellen, ob der Indikator noch zeitgemäß ist. Denn der Wilshire 5000, der als Maßstab herangezogen wird, wird zu einem großen Ausmaß vom S&P 500 beherrscht. Und dieser hängt maßgeblich an der Performance der Magnificient Seven, also der Billionen Dollar schweren Titel wie Apple, Nividia, Microsoft und Co.
Ähnlichkeiten zu Deutschland sind unverkennbar. Dort hat ein Wert (SAP) einen Anteil von über 15 Prozent.
In Deutschland sieht man aber die Entwicklung der Wirtschaft anhand der Indizes für mittelgroße Werte, wie den MDax oder den SDax. In den USA ist das Pendant der Russel 2000, der Index für Nebenwerte. Und die genannten Indizes haben in den drei letzten Jahren keine Zuwächse erzielt.
Und es gibt natürlich noch weitere Indikatoren, wie den Sammelindex der Frühindikatoren des Conference Board LEI, der schon lange Zeit im negativen Terrain notiert. Oder auch der ISM Einkaufsmanagerindex gesamt für die USA, der zuletzt unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gefallen ist.
Trotzdem hat der S&P 500 in diesem Jahr 57 Allzeithochs erklommen. Wie passt das zusammen?
Zunächst der Buffett-Indikator, der fast auf 200 Prozent steht. Dieser ist kein Timing-Indikator, denn seine Korrelation zur Kursentwicklung der nächsten Jahre steht bei niedrigen 22 Prozent, das heißt, es können noch Jahre vergehen, bis der Indikator mit Macht zuschlägt.
Auch die inverse Zinskurve ist kein Timing-Instrument. Die durchschnittliche Zeitdauer bis einer Rezession ist zwölf Monate, aber es gab schon 17 Monate bis dahin.
Bei der SAHM-Rule gibt es eine Besonderheit. Die Arbeitslosigkeit nach 2020 ist nicht zu vergleichen mit der früherer Zyklen. Im Zuge der Coronakrise bekamen Arbeitnehmer derart hohe Zuwendungen, dass es sich für viele Arbeitnehmer gar nicht rentiert hat, eine Arbeit anzunehmen. Das Helikoptergeld und die Arbeitslosenunterstützung waren äußerst opulent, manch Arbeiter bekam in der Krise mehr Geld als mit seiner regulären Arbeit. In einigen US-Bundesstaaten lag die monatliche Zuwendung bei über 4000 Dollar.
Als die Pandemie vorbei war, wartete man auf höher dotierte Jobs. Dies führte in letzter Zeit dazu, dass US-Bürger nach Arbeit suchen, die es vorher gar nicht mehr für nötig gehalten haben. Weil eben das Helikoptergeld zur Neige gegangen ist sowie die Ersparnisse, plus der Möglichkeit höherer Kreditaufnahme.
Außerdem gibt es Millionen von illegal eingewanderten Migranten, die in der Arbeitslosenstatistik nicht auftauchen, aber dennoch beispielsweise in der Landwirtschaft für wirtschaftliche Erträge für das US-BIP sorgen.
Dies alles sind Gründe für einen Anstieg der Arbeitslosenquote, ohne Rezession, die es früher nicht gegeben hat.
Nichtsdestotrotz ist die Arbeitslosigkeit am Steigen, der Arbeitsmarkt ist verzerrt, wie auf FMW schon an vielen Stellen aufgezeigt wurde – wie zum Beispiel beim Jobzuwachs im öffentlichen Dienst.
Es gibt auch noch weitere Argumente, warum die US-Gesellschaft nicht wie üblich auf die steigenden Zinsen mit einer Wirtschaftsabschwächung reagiert hat. Zum einen lag das an den Ersparnissen der Bürger, entstanden durch das Füllhorn staatlicher Maßnahmen. Dann hatten sich viele clevere US-Bürger die niedrigen Zinssätze am Immobilienmarkt mit 15 Jahre laufenden Darlehen gesichert. Zu absolut niedrigen Zinsen im Bereich von 3 Prozent. Für all diejenigen spielte die Zinsanhebung von 0,25 auf 5,50 % keine besondere Rolle.
Kleine Nebenbemerkung: Die Fed hat mit ihrem langen Festhalten an den Niedrigzinsen selbst dafür gesorgt, dass ihre Zinswaffe etwas stumpfer geworden ist.
US-Administration und Geldpolitik: Wollte man Donald Trump verhindern?
Eine gewagte These, aber es gibt eben eine Auffälligkeit im Bereich der Zinspolitik. Es war vor drei Monaten unschwer zu erkennen, dass sowohl das US-Finanzfinanzministerium (Janet Yellen) als auch die US-Notenbank darauf gesetzt haben, dass Kamala Harris die neue US-Präsidentin wird. Wieso hatte Fed-Chef Jerome Powell auf Höchstständen bei den Indizes die Zinsen um 50 Basispunkte gesenkt? Und jetzt folgt ein dritter Schritt im Dezember, weil Powell nach der überraschenden Wahl Donald Trumps nicht plötzlich in seiner Strategie umschwenken kann. Aber im Januar ist aufgrund der Inflationsentwicklung (sticky) eine Zinspause sehr wahrscheinlich und damit könnten die beiden Slogans, die ich vor wenigen Wochen als Fazit meiner Artikel in den Raum gestellt hatte, bald Wirklichkeit werden. Im nächsten Jahr gibt es zwei Duelle: Fed-Chef Powell gegen US-Präsident Trump und US-Aktienmärkte gegen die Anleihemärkte.
Denn eines ist unübersehbar: Die US-Staatsschulden stehen auf dem höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg, in Relation zur Wirtschaftsleistung. Die Zinsbelastung hat die Eine-Billion-Dollar-Grenze überschritten, vom Staatshaushalt müssen bereits 23 Prozent für Zinszahlungen aufgebracht werden. Die Schuldenaufnahme hat die Konjunktur gepusht, bei 6-8 Prozent jährlicher Neuverschuldung in den letzten fünf Jahren wurden zuletzt 20.000 Dollar pro US-Haushalt aufgenommen, um die Wirtschaft am Laufen zu halten.
So etwas ist nicht haltbar – Donald Trumps Steuersenkungspläne sind aus meiner Sicht von vornherein bereits zum Scheitern verurteilt. Und damit wären wir beim Jahr 2025, welches mit hoher Wahrscheinlich ganz anders verlaufen wird, als sich dies viele Marktbeobachter, Analysten und Anleger für die US-Indizes vermutlich vorstellen.
Die nächste Krise könnte eine Schuldenkrise werden, die auch wieder einmal die Banken treffen wird. Dieses Thema wurde in der letzter Woche in einem Abschnitt dargestellt.
Warum verkaufen die ganz großen Investoren in den letzten Jahren Bankaktien – Warren Buffett und Co? Weil das Bankensystem eben ganz besonders negativ auf Fragilität reagiert. Wenn nur ein größeres Institut in Schwierigkeiten gerät, kommt das ganze System ins Wanken. Zuletzt gesehen beim Carry Trade Crash am 5. August in Japan. Aber hier waren blitzartig die Notenbanken wieder zur Stelle. Das Problem lauert auch in den USA. Wie in der nächsten Grafik über die nicht realisierten Verluste bei den US-Banken erkennbar. Und ganz besonders bei dem Institut, welches jahrelang der Wert mit dem höchsten Anteil in Warren Buffets Berkshire Hathaway gewesen ist. Und dessen Aktien er 2024 unentwegt verkauft hat, bis unter die Meldeschwelle, der Bank of America.
Ein bisschen schwer zu erkennen: Aber es könnte ein Hinweis sein, auf die nächste größere Marktkorrektur, eine Staatsschuldenkrise. Nicht wie 2007, damals war es eine Krise der Bankkredite.
Was aber automatisch eine Rezession auslösen dürfte, wenn höhere Kapitalmarktzinsen Verbraucher und Unternehmen strangulieren werden. Die Frage ist nur, wann es soweit ist.
Fazit
Nur noch sechs Handelstage bis zu den Weihnachtstagen und wenige mehr bis zum Jahresultimo entfernt, scheint sich die Annahme aus der Vorwoche zu bestätigen. Die Wall Street will die Jahresgewinne bis zum Jahresende halten – und ewig locken die Boni! Zwar gibt es unter der Oberfläche der Indizes bereits erste Umschichtungen für das kommende Börsenjahr. Aber insgesamt betrachtet herrscht eben große Stabilität bei S&P 500 und Co, bei einer außergewöhnlich niedrigen Volatilität.
Weder geopolitischen Ereignisse, noch die Zinserwartungen für die US-Notenbank spielen derzeit eine größere Rolle.
US-Notenbankchef Powell wird nicht Jahre nach seinem Kommunikationsgau von Dezember 2018 erneut die Märkte negativ überraschen wollen. Hätte er ernsthafte Bedenken an einer Zinssenkung, so hätte er dies bei seinen öffentlichen Auftritten in letzter Zeit bereits kundgetan.
Warum es bisher in den USA keine Rezession gegeben hat, habe ich versucht darzustellen. Aber das erste Präsidentschaftsjahr ist dadurch geprägt, dass der Staat eben nicht mehr so viele Schulden aufnimmt, um die Konjunktur zu unterstützen, als es zum Beispiel im vierten Präsidentschaftsjahr der Fall ist. Hierzu die historische Statistik:
Dies aber würde dazu führen, dass eine wesentliche Quelle für den Anstieg des Aktienmarktes wegfällt. Trump hin oder her. Die vom ihm erwarteten Wunder könnten ausbleiben, bald Ernüchterung eintreten. Denn die Aktienkurse sind in den letzten Monaten nicht gestiegen, weil die Unternehmensergebnisse insgesamt so hoch geklettert wären, sondern weil man bereit war, höhere Multiples, also höhere Kurs/Gewinnverhältnisse zu akzeptieren. In Erwartung einer neuen Wirtschaftspolitik, die nicht mehr auf Verschuldung wie bisher laufen kann. Aber genau das ist das Problem für das kommende Jahr, die bisherigen Prognosen könnte man eigentlich getrost in einen bestimmten Behälter verschwinden lassen.
2025 neues Jahr, neues Spiel, neue Einflussfaktoren.
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DIE FRAGE IST NICHT WAS DIE WANDSTRASSE VORHAT. SONDERN WER MIT TRUMP NOCH EIN HÜHNCHEN ZU RUPFEN HAT. Er hat wandstrassengrössen die seine Gegner sind. Aus ihrer Sicht, aus guten Grund.
Bitte nehmen Sie das nicht persönlich, rein geschäftlich, lesen Sie die Geschichte der Baubranche New York City durch. Graben Sie nach. Es ist erstaunlich. Und wenn dann noch ein Roy Cohn auftaucht, lesen Sie.
Wer hat da nicht Lust die Börse……. Bitte nehmen Sie das nicht persönlich. Es ist nur ein Spiel…………
Ja, o. k. Dann eben Mauer strasse. Ein Wall gebaut von den nederlandsiedlern im 17 ten Jahrhundert o. s. ä.
Hallo Herr Müller, die Russell 2000 Kurse nochmals anschauen.
Ansonsten Top wie immer.
Mit freundlichen Grüßen
Marcel Biesinger
möglich ist auch die Kurse steigen, trump ist einfach zu erklären. Gesicht, Figur. Haarfrisur, Fertig. Musk el will schon immer zum MARS, fertig. Das Marsprogramm war sein innigster Antrieb, schon immer.
Er müsste die Ausgaben umdenken und auch das Millitär, die M Industrie umlenken in eine Weltraumindustrie. Traum.Hm. Das mit den Kriegen…Spielzeug wegnehmen. Wer Krieg unterstützt und angeblich was zu verteidigen hat, wie am Hindukusch, ab an die Front. Soll er. sie sein Denken unter Beweis stellen.
@Marcel Biesinger. Ja, ein Zahlenverdreher beim Russell 2000. Zuletzt 2346 Punkte, nicht 2436 Punkte. Sorry.
Wieder bärenstarke Analyse von Herr Müller. Er hat mindestens die riesigen nicht- realisierten Verluste der Banken nicht vergessen. Diese Leichen in den Kellern der Banken könnten spätestens an Ostern von den Toten auferstehen und gewaltige Probleme bereiten. Interessant, dass die nicht realisierten Gewinne negiert werden, aber die nicht.- realisierten Buchgewinne immer als real betrachtet werden.Die Bombe tickt.
Korrigenda, statt nicht realisierten Gewinne muss es heissen: nicht realisierten Verluste.