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S&P 500 teuer – Gewinnboom oder Zinssenkungen müssen her

Der S&P 500 hat ein erwartetes KGV von 22, obwohl es eher bei 17,7 liegen sollte. Die Firmengewinne müssten also kräftig steigen.

New York Stock Exchange
New York Stock Exchange. Foto: Michael Nagle/Bloomberg

Immer noch gibt es eine enorme Diskrepanz: Der Dax zeigt ein für die nächsten zwölf Monate erwartetes KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 16,31, der Stoxx Europe 600 liegt bei 14,78. Der Wert zeigt an, mit dem wievielfachen eines Jahresgewinns eine Aktie oder ein Index bewertet ist. Je höher das KGV, desto teurer die Bewertung. Werte unter 10 gelten als sehr günstig, zwischen 10 und 20 ist es eine moderate Bewertung. Über 20 wird es langsam teuer. Der S&P 500 als Leitindex für die USA liegt aber seit einiger Zeit über 20. Es müsste sich eigentlich etwas tun, um diese Bewertung wieder ins Lot zu bringen.

S&P 500 zu teuer

Selten in der Geschichte hatte der US-Markt mit so vielen Gegenwinden zu kämpfen wie im Jahr 2025: Ein neuer Präsident, der die globale Ordnung neu ordnet, umfassende Zölle und eine Welle der Unsicherheit aufgrund des Konflikts im Nahen Osten. Trotz aller Widrigkeiten haben sich Aktien behauptet und liegen nur einen Katzensprung von ihren Allzeithochs entfernt, so Bloomberg. Weiter wird berichtet: Doch je höher der S&P 500 Index steigt, desto lauter werden die Bedenken, dass seine Multiplikatoren allmählich überhöht erscheinen. Der Index wird derzeit mit dem 22-fachen der für die nächsten 12 Monate erwarteten Gewinne (KGV) gehandelt und liegt damit 35 % über seinem langfristigen Durchschnitt, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht. Von den 20 Bewertungskennzahlen, die von den Strategen der Bank of America verfolgt werden, schneidet der S&P 500 in jeder einzelnen als teuer ab.

Grafik zeigt langfristige KGV-Entwicklung im S&P 500 Index

Auch wenn Bewertungen kaum als Markt-Timing-Instrumente dienen können, zeigt eine vereinfachte Berechnung, wie extrem die Diskrepanz in den Bewertungsdiagrammen geworden ist, während die Aktienkurse stärker steigen als die Unternehmensgewinne der S&P-500-Firmen. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Anleger vor einigen entscheidenden Risiken stehen. Die von US-Präsident Donald Trump selbst gesetzte Frist vom 9. Juli für den Abschluss von Abkommen mit den wichtigsten Handelspartnern des Landes rückt immer näher, und kurz darauf beginnt der nächste Gewinnzyklus.

KGV sollte eher bei 17,7 liegen

Ein Modell von Bloomberg Intelligence, das Faktoren wie Renditen von Staatsanleihen, Gewinne pro Aktie und Aktienrisikoprämien berücksichtigt, zeigt, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 auf Basis der letzten 12 Monate bei etwa 17,7 liegen sollte, verglichen mit dem aktuellen Stand von 23,7. Damit das KGV wieder auf sein faires Niveau zurückkehrt, müssten die Gewinne des Index im nächsten Jahr um 30 % steigen, vorausgesetzt, die Preise bleiben unverändert.

Ausblick: Fed-Zinsen wichtig?

„Die aktuellen Niveaus für den Markt sind nachhaltig, aber wir können keine hohe Überzeugung für die weitere Entwicklung haben“, sagte Kevin Gordon, Senior Investment Strategist bei Charles Schwab. „Die Erwartungen für die zweite Jahreshälfte sind wahrscheinlich zu optimistisch, und wenn man dies mit der Tatsache kombiniert, dass die Multiplikatoren nahe ihren Zyklushöchstständen liegen, erhöht sich der Druck auf die Gewinne, die Erwartungen zu übertreffen. Das ist keine unmögliche Aufgabe, aber die Messlatte liegt hoch.”

Abgesehen vom Gewinnwachstum wären laut den Strategen Gina Martin Adams und Michael Casper von Bloomberg Intelligence drastische Zinssenkungen durch die US-Notenbank eine weitere Möglichkeit für den S&P 500, die Kluft zwischen Fundamentaldaten und Marktpreisen zu verringern. Sie quantifizierten jedoch nicht, wie viel Lockerung seitens der Zentralbank dafür erforderlich wäre.

Am Dienstag bekräftigte Fed-Chef Jerome Powell seine Ansicht, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger keine Eile bei der Anpassung der Politik haben, dass aber eine niedrigere Inflation und eine schwächere Beschäftigungslage eine frühere Zinssenkung in diesem Jahr bedeuten könnten. Bislang hat selbst die Diskrepanz zwischen den Fundamentaldaten und den steigenden Aktienkursen die Wall-Street-Strategen nicht davon abgehalten, den Anlegern zu empfehlen, mögliche Rückgänge als Kaufgelegenheiten zu nutzen – insbesondere für Investitionen in Technologie- und Wachstumsaktien.

FMW/Bloomberg



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