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S&P 500: US-Banken schalten auf Rezession – warum?

S&P 500 Banken

Gestern kam der US-Leitindex S&P 500 unter Druck, nachdem die großen Adressen der Bankszene, von JPMorgan bis Morgan Stanley, von heute auf morgen unisono auf das Szenario Rezession umschalteten.

Mit der Warnung vor einem künftigen Wirtschaftsabschwung, kommuniziert mit dem Hinweis, dass dann die Aktienmärkte viel zu hoch bewertet seien. Was könnte dahinter stecken, tatsächlich eine Manipulation oder eher etwas viel Profanes? Die Suche nach einer Erklärung.

S&P 500: Gefahr in Verzug – für die Unterinvestierten

Warum dies? Jeder Charttechniker konnte es in der letzten Woche sehen. Ein Ausbruch nach oben stand unmittelbar bevor. Der Weltleitindex S&P 500 konnte zum ersten Mal seit dem Beginn der Zinsanhebungen durch die US-Notenbank den so bedeutsamen 200-Tage-Durchschnitt überwinden. Eine sehr bedeutsame Marke, die sehr häufig den Trend anzeigt, ein sehr beachtetes Signal beim Durchbrechen von oben oder unten kommend. Bei etwa 4050 Punkten.

Tweet Bilello S&P 500

Viele Investoren erachten dies zunächst als Fehlsignal, schließlich verlief nur wenige Punkte darüber der Abwärtstrend für die jetzige Börsenphase. Am Ende der letzten Woche war es dann soweit, mit knapp 4100 Punkten überwand der Markt sogar diesen Trend, wie diese Übersicht von Thomas Callum aufzeigt:

Tweet Callum Abwärtstrend S&P 500

Dies bedeutet aber gleichzeitig, dass damit erneut ein Kaufsignal entstanden wäre, welches viele große Adressen in den Markt gezwungen hätte und die Stillhalter am Optionsmarkt zu weiteren Käufen. Worüber nicht so gerne berichtet wird ist der Umstand, dass in diesem Jahr immer noch um die 50 Prozent der aktiven Fonds hinter ihrer Benchmark liegen – zum Beispiel den kostengünstigsten ETFs auf den S&P 500. Eine Zwangslage, die nur wenig mit der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen zu tun hat, aber in Bärenmärkten so überraschend oft vorkommt.

Warum die Zusammenarbeit der Großen?

Wenn man sich die Märkte als Ganzes vorstellt, als eine Einheit die nur ein gemeinsames Ziel verfolgt, so dürfte man ganz schön schief damit liegen. Im Haifischbecken Aktienmarkt geht es um Rendite, ob mit Long- oder Shortspekulation oder einfach nur mit erhöhter Cash-Hortung.

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Ob die größten Staatsfonds der Welt, hier statista (Stand 02/2022):

Staatsfonds statista

..die Großbanken, Hedgdefonds, Publikumsfonds, Pensionskassen oder der kleine Spekulant, alle wollen Rendite erzielen, mit unterschiedlichen Strategien.

Gemeinsame Eingriffe machen, wenn überhaupt, beim 35 Billionen Dollar schweren S&P 500 nur an bestimmten Marken Sinn. Wie fnanzmarktwelt.de in großer Breite erläutert hat.

Die Großbanken haben sonst kein gemeinsames Interesse, als Rendite zu erwirtschaften, sie sind in der Regel erbitterte Konkurrenten beim Kampf um Kunden und Jahresüberschlüsse.

Und wenn diese sich in der Öffentlichkeit äußern, muss man immer ein bestimmtes Eigeninteresse voraussetzen. Auf keinen Fall geht es um die Information der Öffentlichkeit um geplante Investments. Das wäre so ähnlich, als wenn Warren Buffett vor seinem Kauf von Öltiteln wie Chevron oder Occidental Petroleum dies ankündigen würde. Die Folge wäre ein riesiger Kursanstieg, der Deal zerschossen.

Schlussfolgerung

Obwohl dem gemeinsamen Umschwenken der Großbanken ein Hauch von Manipulation anhaftet, um eine bestimmte Anlegergruppe zu übervorteilen, so könnte es doch vielmehr mit der einmaligen technischen Lage an den Märkten zu tun haben. Dass längerfristige Abwärts– oder Aufwärtstrends gebrochen werden, kommt nicht so sehr oft vor, hierzu braucht man sich nur den Verlauf des Index und seiner 200-Tage-Linie über ein ganzes Jahrzehnt zu betrachten:

10-Jahreschart S&P 500

Big Money lag im Verlauf des Börsenjahres am Markt sehr häufig daneben, temporär manchmal schlechter als der Privatanleger. Wie oft hat er sich der „Most Crowded Trade“ bei der Umfrage der Bank of America aus Kontraindikator erwiesen? Jedenfalls, die gemeinsame koinzidierte Warnung der US-Banken ist sicherlich kein sozialer Akt zum Schutz der Kleinanleger gewesen, sondern eigenen wirtschaftlichen Interessen geschuldet.



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1 Kommentar

  1. Der mit dem Schwan singt

    Sehe ich auch so und war schon vor diesem Artikel meine Meinung. Das das Rezessionsthema auf den Tisch kommt, war klar. Die Frage war nur, wann. Die Banken wollen es jetzt, damit sie jetzt einen sauberen Jahresabschluss haben und ihnen der Markt in der Weihnachtszeit nicht davon läuft. Würde ich an Stelle der Banken auch so machen.

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