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Sparkassen mit Jahresbilanz: Hohe Einlagen und Niedrigzinsen machen ihnen zu schaffen

Bankentürme in Frankfurt

Wie es zu erwarten war, häufen Millionen von Bankkunden bei ihren Sparkassen in Zeiten von Corona immer mehr Geldreserven an. Denn wer nicht in Urlaub fliegt, nicht ins Restaurant geht, wenig bis gar keine Klamotten kauft, der hat mehr Geld um es auf die hohe Kante zu packen. Ganz abgesehen davon gleich viele Sparer auch den Nullzinseffekt dadurch aus, dass sie pro Monat einfach mehr Geld auf die Seite packen. Die Sparkassen bekommen das doppelt zu spüren.

Je höher der Einlagenüberschuss (mehr Einlagen als vergebene Kredite) der Sparkassen ausfällt, desto mehr Strafzinsen müssen sie an die EZB zahlen. Und desto größer wird auch die Notwendigkeit, die Kunden mit Strafzinsen oder kreativen Zusatzgebühren zur Kasse zu bitten. Und durch die Null- und Negativzinsen schmilzt die Zinsmarge bei Krediten immer weiter weg. Das sägt am Hauptgeschäft der Banken und Sparkassen. Kann da ein größeres Vergabevolumen zum Beispiel bei Immobilienkrediten einen Ausgleich bescheren? Heute haben die Sparkassen (der Dachverband) für alle Sparkassen in Deutschland Jahreszahlen präsentiert. Hier einige Auszüge aus der Verbands-Veröffentlichung im Wortlaut.

Zu den großen wichtigen Kennzahlen:

Insgesamt erzielten die 376 Sparkassen im Jahr 2020 ein Ergebnis vor Steuern von 4,1 Milliarden Euro, das sind 145 Millionen Euro weniger als im Jahr 2019. 2,7 Mrd. Euro werden den Vorsorgereserven zugeführt, 2,5 Mrd. Euro an Steuern gezahlt. DSGV-Präsident Helmut Schleweis sprach von einem im Wettbewerbsvergleich sehr achtbaren Ergebnis.

Zum Jahresende 2020 weisen die Sparkassen ein aufsichtsrechtliches Eigenkapital von 133,2 Milliarden Euro aus. Das sind 5,3 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Die Gesamtkapitalquote liegt Ende 2020 bei 17,55 Prozent; die Kernkapitalquote beläuft sich auf 16,42 Prozent und als harte Kernkapitalquote errechnet sich ein Wert von 16,40 Prozent. Die regulatorischen Anforderungen werden damit deutlich übertroffen.

Zu den Zinsen:

Neben der Virus-Pandemie belasten nach wie vor die negativen Marktzinsen die Institute spürbar. So fiel der Zinsüberschuss im Jahr 2020 um 3,3 Prozent oder 662 Millionen Euro geringer aus als im Vorjahr. Ohne das hervorragende Baufinanzierungsgeschäft wäre der Rückgang noch deutlicher gewesen.

„Corona wird irgendwann gehen, die Niedrigst- oder sogar Negativzinsen aber bleiben. Die Rückgänge beim Zinsüberschuss werden deshalb auch in den kommenden Jahren anhalten. Die Sparkassen müssen da gegensteuern: Durch Einsparungen, durch mehr Provisionsgeschäft und unter Umständen auch durch Konditionenanpassungen“, sagte Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), der heute bei der Bilanzpressekonferenz des DSGV die Zahlen der Sparkassen-Finanzgruppe für das Corona-Jahr 2020 vorstellte.

Schleweis forderte, den Freibetragsfaktor für Einlagen bei der EZB deutlich zu erhöhen. Rund 120 Millionen Euro Strafzinsen mussten die Sparkassen 2020 dafür an die EZB zahlen. Bei dem aktuellen Einlagenbestand würde sich für 2021 sogar eine Verdoppelung ergeben.

Zu Einlagen und Krediten:

Einlagenzuflüsse und Kreditgeschäft jeweils auf Rekordniveau, aber ein zinsbedingt zurückgehendes Betriebsergebnis – das hat das vergangene Geschäftsjahr der deutschen Sparkassen geprägt. „Es war ein besonderes Jahr. Im Vordergrund stand nicht, Marktanteile oder Gewinne zu steigern; für die Sparkassen hatte es absolute Priorität, ihren Kunden durch die schwierige Zeit zu helfen“, so der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, anlässlich der Bilanzpressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe in Berlin.

Die Sparkassen verbuchten im vergangenen Jahr einen Einlagenzuwachs in Höhe von 79,1 Millionen Euro – ein Plus von 7,9 Prozent. „Dieser Rekordwert ist Ausdruck eines riesigen Kundenvertrauens in Krisenzeiten. Diese liebevolle Umarmung der Kunden nimmt uns unter Negativzinsbedingungen aber zunehmend betriebswirtschaftlich die Luft zum Atmen. Deshalb müssen die Sparkassen gegensteuern“, so Schleweis. Derzeit kosteten zusätzliche Einlagen jedes Kreditinstitut real Geld. Alternativen zur Anlage in zinslose Termin- und Sichteinlagen seien z.B. in Immobilien und an den Kapitalmärkten zu finden.

2020 stieg das Neugeschäft der Sparkassen bei privaten Wohnungsbaukrediten auf den Rekordwert von 67 Milliarden Euro – gegenüber dem bisherigen Bestwert aus 2019 noch einmal ein deutliches Plus von 8,1 Milliarden Euro. Schleweis: „Es ist eine der entscheidenden gesellschaftspolitischen Aufgaben der kommenden Jahre, mehr Menschen den Weg in die eigenen vier Wände zu ermöglichen; egal ob klassisches Einfamilienhaus oder Eigentumswohnung. Niemand bringt in Deutschland mehr Menschen in die eigenen vier Wände als Sparkassen und Landesbausparkassen.“



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