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Staatsschulden in der Eurozone: Deutlicher Rückgang mit dickem Schönheitsfehler

Die heutige Verkündung der europäischen Statistikbehörde Eurostat: Die Schuldenquote der Eurozonen-Mitgliedsstaaten ist spürbar zurückgegangen. Das klingt doch so weit erstmal gut. Hier dazu der...

FMW-Redaktion

Die heutige Verkündung der europäischen Statistikbehörde Eurostat: Die Schuldenquote der Eurozonen-Mitgliedsstaaten ist spürbar zurückgegangen. Das klingt doch so weit erstmal gut. Hier dazu der Originaltext:

Am Ende des dritten Quartals 2016 belief sich der öffentliche Schuldenstand (Bruttoschuldenstand des Staatssektors) im Verhältnis zum BIP (Verschuldungsquote) im Euroraum (ER19) auf 90,1%, gegenüber 91,2% am Ende des ersten Quartals 2016. In der EU28 sank die Quote von 84,2% auf 83,3%. Verglichen mit dem dritten Quartal 2015 verringerte sich der öffentliche Schuldenstand im Verhältnis zum BIP im Euroraum (von 91,5% auf 90,1%) wie auch in der EU28 (von 85,9% auf 83,3%). Am Ende des dritten Quartals 2016 machten Schuldverschreibungen 79,7% des öffentlichen Schuldenstands des Euroraums und 81,0% des öffentlichen Schuldenstands der EU28 aus. Kredite machten 17,3% des öffentlichen Schuldenstands des Euroraums und 15,1% des öffentlichen Schuldenstands der EU28 aus und Bargeld und Einlagen machten 3,0% bzw. 3,9% aus. Auf Grund der Beteiligung der EU-Regierungen an den Finanzhilfen für einige Mitgliedstaaten werden ebenfalls vierteljährliche Daten zu zwischenstaatlichen Krediten veröffentlicht. Der Anteil der zwischenstaatlichen Kredite als Prozentsatz des BIP belief sich am Ende des dritten Quartals 2016 für den Euroraum auf 2,2% und für die EU28 auf 1,6%.

Wo soll da der Haken sein? Werfen Sie mal einen Blick auf diese Grafik (rot umrandet): Auch wenn die Quartalszeiträume nicht exakt mit denen aus dem obigen Text übereinstimmen, sind sie doch nahezu identisch. Und es fällt auf: Während die prozentuale Verschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zurückgeht von 91,5% auf 90,1% binnen eines Jahres, so ist doch die Schuldenlast in Euro gestiegen von 9,47 auf 9,61 Billionen Euro. Wie kann das sein? Es gibt dafür nur eine logische Erklärung: Während die Schuldenlast in Euro gestiegen ist, ist im selben Zeitraum das BIP noch schneller angewachsen. Dementsprechend sinkt die prozentual gemessene Verschuldung in Relation zum BIP. Das Fazit: Die Verschuldung selbst ist weiter gestiegen. Nur die Relation zur gesamten Wirtschaftsleistung sieht ein wenig gesünder aus! Schön für die Optik und die öffentliche Verkündung!


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Auch zum Haushaltsdefizit der Mitgliedsstaaten gibt es neueste Daten, nämlich mit Stand Ende 3. Quartal 2016. Nach Rückgängen in den beiden Vorquartalen steigt es jetzt wieder an von 1,5% auf 1,7%. Einen positiven Haushalt aufweisen tun zuletzt in der EU nur die Tschechei, Deutschland, die Niederlande und Schweden. Zitat Eurostat:

Im dritten Quartal 2016 belief sich das saisonbereinigte öffentliche Defizit (Finanzierungssaldo des Staatssektors) im Verhältnis zum BIP im Euroraum (ER19) auf 1,7%, ein Anstieg gegenüber 1,5% im zweiten Quartal 2016. In der EU28 belief sich das Defizit im Verhältnis zum BIP auf 1,9%, ein leichter Anstieg gegenüber 1,8% im Vorquartal. Im dritten Quartal 2016 beliefen sich die Gesamteinnahmen des Staates im Euroraum auf 46,5% des BIP, unverändert gegenüber dem zweiten Quartal 2016. Die Gesamtausgaben des Staates lagen im Euroraum bei 48,2% des BIP, ein Anstieg gegenüber dem Vorquartal (48,1% des BIP). In der EU28 betrugen die Gesamteinnahmen des Staates im dritten Quartal 2016 45,1% des BIP, gegenüber 45,0% im zweiten Quartal 2016. Die Gesamtausgaben des Staates beliefen sich in der EU28 auf 46,9% des BIP, im Vergleich zu 46,8% im Vorquartal.

Grafik + Daten: Eurostat



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