Die Nvidia-Aktie erreichte am vergangenen Freitag ein neues Rekordhoch und liegt seit Jahresbeginn rund 200 Prozent im Plus, der Aktienkurs von Nvidia hat sich damit fast verdreifacht. Trotz des enormen Anstiegs sind die Analysten an der Wall Street durchweg positiv für den Chiphersteller gestimmt. Starinvestor Terry Smith zeigt sich davon jedoch unbeeindruckt. Er meidet die Aktie weiterhin, weil er den KI-Hype für übertrieben hält.
Nvidia-Aktie im Höhenflug dank KI-Hype
Der von der britischen Presse als „Warren Buffett Großbritanniens“ bezeichnete Vermögensverwalter ist skeptisch, denn seiner Meinung nach fehlt es der wertvollsten Aktie der Welt an einem vorhersehbaren Ertragsstrom und einer starken Erfolgsbilanz mit hohen Kapitalrenditen. Smith meidet die Nvidia-Aktie, obwohl er einräumt, dass dies die Performance seines Portfolios beeinträchtigt.
„Ich bin nicht zuversichtlich, dass wir wissen, was die Zukunft der künstlichen Intelligenz sein wird, weil es fast keine profitablen Anwendungen gibt, für die Menschen Geld ausgeben“, sagte Smith in einem Interview am 5. November in Tokio. „Werden die Verbraucher bereit sein, in ausreichendem Maße und zu einem Preis zu zahlen, der den derzeitigen Hype rechtfertigt? Wenn nicht, bekommen sowohl die Anbieter der Chips als auch die großen Technologiekonzerne, die massiv in die Chips investiert haben, ein Problem.
Smiths Vorsicht trifft eine der größten Sorgen über die Zukunft der KI-Branche: Werden die Einnahmen aus der Technologie am Ende die Milliardeninvestitionen der Tech-Konzerne rechtfertigen? Diese Zweifel trugen vor einigen Monaten zu einem Ausverkauf bei, der den Marktwert von Nvidia zwischen einem Höchststand im Juni und einem Tiefstand im August um rund 900 Milliarden Dollar schrumpfen ließ, auch wenn sich die Aktie seither wieder erholt und neue Höchststände erreicht hat. Die Aktie wurde zuletzt sogar in den Dow Jones aufgenommen.
Skepsis an dem KI-Hype
KI-Enthusiasten weisen darauf hin, dass Nvidias größte Kunden, darunter Microsoft, Meta und Alphabet, weitere Investitionen zugesagt haben, nachdem sie im dritten Quartal einen Rekordbetrag von 59 Milliarden US-Dollar in die Ausstattung von Rechenzentren und andere Sachanlagen investiert haben. Strategen prognostizieren für das Geschäftsjahr 2025 eine Nettogewinnmarge von 56 %, da Technologieunternehmen ihre Ausgaben für KI weiter erhöhen, um mit ihren Konkurrenten Schritt zu halten.
Smith ist jedoch der Meinung, dass solch hohe Gewinnspannen nicht von Dauer sein werden. „Selbst wenn KI das nächste große Ding ist und wir genug Geld zahlen, um es zu rechtfertigen, wird es mehr als nur einen Hersteller dieser Chips geben“, sagte er. „Wenn man wie Nvidia fantastische Renditen erzielt, zieht das den Wettbewerb an.“
„Wenn man sich anschaut, wer die großen Nutzer der Chips sind, die Nvidia liefert, wie Microsoft, Amazon und Oracle, dann haben sie in der Vergangenheit ihre eigenen entwickelt“, fügte er hinzu.
Smiths Fundsmith Equity Fund erzielte in diesem Jahr eine Rendite von 9 % auf Dollarbasis und blieb damit hinter dem MSCI World Index für Schwellenländeraktien zurück, der um fast 20 % gestiegen ist.
Die unterdurchschnittliche Performance ist auf die Konzentration der Performance auf eine Handvoll Tech-Aktien zurückzuführen“, sagte Smith und fügte hinzu, dass die steigende Popularität von Indexfonds diesen Trend noch verstärkt.
„Die Beliebtheit von Indexfonds ist besorgniserregend“, sagte er. Die Konzentration auf wenige stark gelaufene Aktien führt zu einem Klumpenrisiko. „Viele Leute bezeichnen sie als passiv. Aber sie sind nicht passiv. Sie sind eine Momentum-Strategie. Und das Momentum wird so lange anhalten, bis es nicht mehr da ist.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
