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Wer wegen steigender Inflation „Ängste schürt“, ist laut Marcel Fratzscher ein Populist

Geld wird symbolisch eingesaugt als Zeichen für Inflation

Professor Marcel Fratzscher ist Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Er ist eine recht umstrittene Persönlichkeit, die wir seit Jahren auch öfters kritisch beleuchten. Die FAZ bezeichnete ihn im Jahr 2017 als „Claqueur der SPD“, also als Beifallklatscher. Inzwischen kann man ihn getrost als Claqueur der EZB bezeichnen. Aber heute setzt er nochmal richtig einen drauf. Aber lesen Sie selbst.

Wer vor zu hoher Inflation warnt und „Ängste schürt“, ist laut Marcel Fratzscher ein Populist

Ein einem Blog-Eintrag auf der DIW-Seite spricht Marcel Fratzscher davon, dass man populistisch und falsch argumentiere, wenn man wegen der wachsenden Geldentwertung Ängste schürt! Man brauche dringend eine „sachliche Auseinandersetzung“ mit Preissteigerungen, Zinsen und Geldpolitik in Deutschland, so seine Worte. Dabei erwähnt er auch den Vorwurf der Kritiker, dass durch die Inflation Sparerinnen und Sparer enteignet würden. Frage: Ist dieser Vorwurf denn etwa falsch, Herr Fratzscher? 5,2 Prozent Inflation, dem gegenüber 0 Prozent Zinsen – der Sparer (sorry, und die Sparerinnen) erleben also keine Entwertung ihrer Sparguthaben?

Dieses Narrativ der Inflation ist laut Marcel Fratzscher „populistisch, falsch und schädlich“. Viele der Verantwortlichen in Politik und Medien, die diese Behauptungen aufstellen, würden es besser wissen. Daher liege die Vermutung nahe, dass bewusst Ängste und Sorgen geschürt werden, um politische und wirtschaftliche Ziele zu erreichen. In keinem anderen Land in Europa gebe es eine solche Panikmache, und in keinem anderen Land ist diese Angst seiner Meinung nach ungerechtfertigter.

Entwarnung – laut Marcel Fratzscher alles nur Sondereffekte

Marcel Fratzscher ist sich ganz sicher (wir bei FMW können die Zukunft nicht so gut voraussagen, aber wir sind ja auch keine Wirtschaftsforscher). Das, was wir da gerade an hoher Inflation sehen, basiere nur auf Sondereffekten. Er erwähnt einmal die im zweiten Halbjahr 2020 gesenkte Mehrwertsteuer. Jetzt im zweiten Halbjahr 2021 ist sie wieder auf normalem erhöhten Niveau, was die Preise steigen lässt – logisch. Auch erwähnt er die im letzten Jahr stark gefallenen Energiepreise, die jetzt wieder höher liegen würden. Dass die Inflation nicht wirklich grassiert, will Herr Fratzscher auch daran erkennen, dass die Preise im Monatsvergleich in den meisten Monaten des zweiten Halbjahres 2021 gar nicht gestiegen seien. Er sagt es mit voller Überzeugung: Die erhöhte Inflation sei nichts anderes als das Resultat sogenannter Basiseffekte fallender Preise im Jahr 2020, und sie seien in den allermeisten Fällen nicht durch hohe Preise im Herbst 2021 verursacht worden.

Ich bastel mir die Welt, wie sie mir gefällt

Wie Marcel Fratzscher es hinbekommt die de facto Entwertung von Sparguthaben schönzureden? Da hat er gleich mal eine einfache Begründung parat. Knapp ein Drittel der Deutschen würden nämlich überhaupt keine Ersparnisse haben – und es sei daher für diese Personengruppe ziemlich egal, ob die Zinsen bei null, fünf oder zehn Prozent liegen. Auch könne man anmerken, dass die Zinsen auf den Sparkonten zwar bei null liegen, die Werte für Immobilien und Aktien jedoch auch wegen niedriger Zinsen deutlich gestiegen sind. FMW-Anmerkung: Ach so… die Kleinsparer (die anderen zwei Drittel der BürgerInnen), die vielleicht 50.000 Euro auf dem Sparbuch haben, sind nebenbei auch ALLE noch Aktien- und Immobilienbesitzer, und durch dort steigende Preise sind ihre Realzins-Verluste beim Sparbuch bestens ausgeglichen, oder wie?

Das wichtigste Argument gegen die „Panikmache“ ist nach Meinung von Marcel Fratzscher, dass negative Realzinsen in den vergangenen 60 Jahren in Deutschland überhaupt nichts Ungewöhnliches waren, auch nicht in Zeiten der Bundesbank und der D-Mark. Im Durchschnitt seien die realen Zinsen auf dem Sparkonto in der Bundesrepublik zwischen 1957 und 1999 negativ gewesen. Die meiste Zeit sei die Inflation also höher als die Nominalzinsen. Für die Sparerinnen und Sparer sei es daher letztlich egal, ob die Zinsen bei null Prozent und die Inflation bei drei Prozent oder die Zinsen bei vier Prozent und die Inflation bei sieben Prozent liege. Man darf dazu anmerken: Auch wenn der Realzins vielleicht öfters niedrig war: In den von ihm besprochenen Zeiträumen gab es in der Regel deutlich spürbare Nominal-Verzinsungen, die einem zu großen negativen Realzins entgegenwirkten. Jahrelang waren die negativen Realzinsen bei weit unter 1 Prozent – dem gegenüber standen auch lange Phasen von positiven Realzinsen. Wer sich überzeugen möchte – rufen Sie HIER die Tabelle der Bundesbank auf, die bis 1967 zurückreicht. Was man hier sieht, ist etwas völlig anders als laut Bundesbank aktuell satten negativen Realzinsen von 4,3 Prozent!

Bald wieder niedrigere Inflation

Und außerdem, nächstes Jahr werde man mit 3 Prozent und danach noch geringeren Sätzen kein Problem mehr mit der Inflation haben, so die Worte von Marcel Fratzscher. Die EZB werde dann eher wieder vor dem Problem einer zu niedrigen Inflation stehen. Es sei sehr viel wahrscheinlicher, dass die Inflation kurz- und mittelfristig zu niedrig als zu hoch sein wird.

Lohn-Preis-Spirale gibt es nicht mehr!?

Eine weitere Sorge ist, dass die Löhne für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Zukunft stark steigen könnten, weil Gewerkschaften zu hart verhandeln, und es somit zu einer Lohn-Preis-Spirale kommt. Auch diese Sorge kann Marcel Fratzscher den Panikmachern nehmen. Diese Problematik gab es seiner Aussage nach in der Tat in Deutschland in den 1970er Jahren und auch in vielen anderen europäischen Ländern. In Deutschland und in ganz Europa gebe es das jedoch seit Langem nicht mehr, und die Gewerkschaften seien mittlerweile auch in Deutschland so geschwächt, dass es wohl selbst angesichts eines Fachkräftemangels kaum zu einer solchen Lohn-Preis- Spirale kommen wird (eine erstaunliche Aussage).

Inflation durch explodierende Energiekosten? Kein Problem, das wird schon

Auch die derzeit explodierenden Energiekosten und den damit hohen Druck auf die Inflation sieht Marcel Fratzscher unproblematisch. Es sei zwar richtig, dass die Energiepreise in den kommenden Jahren weiter steigen könnten, zumal mit der Einführung und einer stetigen Erhöhung des CO2-Preises. Aber ist das wirklich etwas Negatives, etwas, das verhindert werden sollte, so seine Frage? An dieser Stelle überlappe sich die Kritik an der EZB mit den Forderungen nach mehr und schnellerem Klimaschutz. Denn deutlich höhere Preise für nicht klimaneutrale Energiequellen seien notwendig und richtig. Daher gelte es dies nicht zu beklagen, sondern zu begrüßen, da höhere Preise die richtigen Anreize setzen, effizienter und klimafreundlicher zu werden.

Amen, Marcel Fratzscher.



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9 Kommentare

  1. Das sind die Leute, die bei 10 % Inflation von einem Komplott spinnen werden, das unbedingt bekämpft werden muss.
    Aber ein Komplott hätte man ja nicht voraussehen können.
    Er wird schon dann die Schuldigen benennen. Wahrscheinlich Putin oder die Ungeimpften. Oder doch der Sparer, der nun das Geld was er angeblich gar nicht hat, noch versucht in Güter anzulegen. Dieser Schwätzer wird schon einen oder mehrere Schuldige finden, er ist doch Professor.
    Hoffentlich bleibt er uns nur als Speichellecker der EZB lediglich ohne Posten bei der EZB erhalten. Ein Schnabel reicht uns bei der EZB.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut 5

  2. Warum denn ein Drittel keine Ersparnisse haben, hinterfragt der Herr Frat natürlich nicht. Dann würde er nämlich bemerken, daß zwei(!) Drittel eben Ersparnisse haben. Und das eine Drittel leidet nicht unter fehlenden Zinsen, sondern unter höheren Preisen, und das weitaus mehr, als diejenigen mit Ersparnissen.

    Nebenbei erklärt er negative Realzinsen zum Standard. Auch Herr Frat wird noch zum Wendehals, wenn die EZB dem Papa FED nach dem Munde redet.
    Wenn man ihn dann auch zur Lohn-Preis-Spirale anhört, so wundert man sich doch, ob er wirklich SPD-nah ist.

    Wenn Klopapier immer teurer und teurer wird, können wir dieses nur ein stückweit effizienter nutzen. Am besten, wir nutzen gar keines mehr.

  3. Wenn Marcelo nicht Bundesbankpräsident wird, kann Fugi ihm ja zum Trost eine Kolumne bei FMW anbieten. Wer weiß, vielleicht werden wir dann alle noch Anhänger der MMT?

  4. Es ist logisch,dass Klopapier immer teurer wird bei so vielen Arsch ……Wenn die Gesellschaft solche Leute als sogenannte Elite heranbildet muss man Angst um die Zukunft haben.Es ist höchste Zeit, dass die lebenswichtigen Berufe geschätzt und besser bezahlt werden,dafür braucht es zum Glück keine Gewrkschaften mehr.Wenn in der produktiven Industrie Ingenieure fehlen weil diese in die geldvermehrende Finanzindustrie abwandern ist es höchste Zeit,dass diese Dekadenz beendet wird.

  5. Ein Drittel hat keine Ersparnisse und hat somit einen sofortigen Kaufkraftverlust in Höhe der Inflation ( wenn die Löhne nicht steigen) Dass diese Leute infolge Minuszinsen später grosse Rentenverluste haben ist für Kurzfristdenker noch kein Thema. Für Visionäre wie Fratscher kann man auch das positiv sehen, denn weniger Konsum belastet die Umwelt weniger.Diese LINKSBLINKER/ Rechtsabbieger sind die grössten Umverteiler und enteignen die Unterschicht total ,also sie machen genau das Gegenteil ihres Parteiprogrammes.
    Bin ich jetzt ein Populist, wenn ich die Realität der schweigenden Mehrheit anspreche?

    1. Ich fürchte, Herr Fratzscher hat ausgesprochen, wie Politiker handeln werden. Dafür wird zur Not die Realität bis zur Unkenntlichkeit verdreht und Kritik als Populismus abgestempelt und als Kritik der vermeintlich Dummen im Land verpönt (schließlich kommt die Kritik nicht von Personen, die einen hervorragenden gekauften Abschluss einer Privatuni oder dergleichen vorweisen können).

      Im Zweifelsfall lässt man die „Unterschicht“ über die Klippe springen indem man die Inflation laufen lässt und ignoriert. Herr Fratzscher und die seinen werden immer so entscheiden, wie es für sie am Gewinnbringendsten ist. Außerdem lautet die Devise: Klimaschutz über alles!!! Und das kostet ein paar Billiönchen;-)

      Und die SPD hat in der Vergangenheit doch bewiesen, dass Ideologie („Schutz der Schwachen“) im Zweifelsfall hinter wirtschaftlichen Interessen gestellt wird.
      Auch Herr Scholz und sein Gefolge sind nicht Jesus und seine Jünger*Innen. Maximal wird man den Mindestlohn anheben, der dann durch die Inflation wieder gefressen wird.
      Wer bitte schön glaubt z.B., dass Herr Scholz politischen Druck zur Eindämmung der Inflation ausüben würde? Seine sozialistischen Freunde im europäischem Süden wird er nicht brüskieren und deren Abwahl gefährden. ​

      Würden politische Entscheidungsträger wirklich einmal die Interessen der „Unterschicht“ vertreten, dann würde es wohl nicht so viele Fälle von Hyperinflationen in der Geschichte gegeben haben. Die Geschichte widerholt sich nicht, aber sie reimt sich.

      Tipp: Macht es der Bourgeoisie gleich. Vermeidet Steuern so gut ihr könnt, nehmt so viele Subventionen mit wie möglich und bringt euer Erspartes (wer noch was hat) außer Reichweite der daran Interessierten. ;-)

      Ich hoffe, dass war ausreichend populistisch :-)

      1. These: Nicht die Zentralbanken sind die Urheber von Inflation. Es ist (immer) „die Politik“!

        https://www.zeit.de/wirtschaft/2012-11/hanke-krus-hyperinflation/komplettansicht

        Spätestens wenn ihr festgestellt, dass Staaten wild mit Geld um sich schmeißen, dann wird es interessant. So wie jetzt…. :-)

  6. Jetzt sind die reinen Theoretiker und Möchte-Gern-Macht-Menschen in die wichtigsten Institutionen durchs Hintertürchen auf die Stühle gekrochen und wissen, dass sie sich da nur mit Sandstreuen und Unterstützung der eigentlichen Profiteure halten können. Und wer sind die Profiteure der Niedrigzinsen und Geldorgien der EZB? Genau… Siemens die anscheinend Bärbock über alles lobt, profitiert davon, wenn mit Steuergelder neue Technologien entwickelt werden, während der Weltumsatz weiterhin ausserhalb der CO2-Verbotszone DE sichergestellt ist. Während DE mit ihren Theoretikern die Zukunft mit vollem Risiko wagt, können die Profiteure risikolos mal zuschauen, was es da dann zum abzocken geben wird.

  7. Ja, diese miesen Sparer, die sich erdreisten darüber zu klagen, dass ihnen von ihrem Sparvermögen schon bei 5 % etwa 350 Milliarden im Jahr weginflationiert werden.
    Was diese miesen Populisten dann erst bei 10 % sagen werden?
    Ab wieviel Prozent wäre denn vielleicht mal ein dezenter Hinweis auf die Enteignung der Sparer dem Herrn Professor genehm?
    Ich weiß gar nicht, wie man mit soviel dummen Gelaber auch noch Geld verdienen kann.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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