Stellantis ist vielen Anlegern hierzulande immer noch kaum ein Begriff. Mal wieder ein neues Kunstwort. 2021 entstand Stellantis durch eine Mega-Fusion aus PSA (Peugeot, Opel etc) und Fiat Chrysler. Neben VW ist Stellantis ein Mega-Schwergewicht der europäischen Autoindustrie. Nachdem VW erst Freitag Abend das zweite Mal in kurzer Zeit eine Warnung für seine Finanzdaten veröffentlichte inklusive einer deutlichen Senkung der Absatzerwartung, ist jetzt der französisch-italienische Konzern an der Reihe! Die Aktie fällt heute früh um 8 %.
Stellantis hat seine Gewinnprognose für das Jahr gesenkt und dabei auf Pläne verwiesen, die Produktion zurückzufahren und mehr für verkaufsfördernde Anreize in einem sich verlangsamenden und wettbewerbsintensiveren Automobilmarkt auszugeben. Bloomberg berichtet wie folgt: Die bereinigte Betriebsgewinnmarge wird in diesem Jahr auf 5,5 % bis 7 % sinken, nachdem zuvor ein zweistelliger Prozentsatz prognostiziert worden war. Stellantis geht nun auch davon aus, dass der industrielle freie Cashflow zwischen minus 5 Milliarden Euro und minus 10 Milliarden Euro liegen wird, gegenüber der vorherigen Prognose einer positiven Cash-Generierung.
Während Stellantis der jüngste einer Reihe von Autoherstellern ist, die kürzlich ihre Gewinnaussichten gesenkt haben – darunter die VW, wo man gerade die zweite Warnung in drei Monaten herausgegeben hat – ist der Vorstandsvorsitzende Carlos Tavares in letzter Zeit besonders stark unter Druck geraten. Investoren, Händler und Gewerkschaften haben den CEO gleichermaßen wegen sinkender Verkaufszahlen, einer veralteten US-Fahrzeugpalette und überfüllter Lagerbestände zur Rede gestellt.
Stellantis verspricht nun aggressivere Maßnahmen, um die Fahrzeugversorgung wieder in Einklang zu bringen, und strebt bis zum Jahresende statt bis zum ersten Quartal 2025 nicht mehr als 330.000 Einheiten des Händlerbestands an. Der Hersteller will dies erreichen, indem er in der zweiten Jahreshälfte 200.000 Fahrzeuge weniger produziert – eine doppelt so große Reduzierung wie ursprünglich geplant – und die Ausgaben für Anreize erhöht.
Die Ankündigung reiht sich in eine ganze Litanei von Kürzungen der Prognosen europäischer Autohersteller ein, die unter schleppenden Verkaufszahlen und zunehmender Konkurrenz durch chinesische Rivalen leiden. Aston Martin Lagonda Global Holdings schloss sich am Montag Stellantis, VW, BMW, Mercedes-Benz und Volvo Car an, die innerhalb des letzten Monats ihre Gewinnprognosen gesenkt haben.
Die Hersteller haben mit der sinkenden Nachfrage zu kämpfen, da sie auf Elektrofahrzeuge umsteigen, was sie zu Maßnahmen wie Stellenabbau und Fabrikschließungen zwingt. Sie haben auch mit zunehmenden Handelsspannungen und der Möglichkeit von Bußgeldern in Milliardenhöhe in der Europäischen Union zu kämpfen, die im Zusammenhang mit strengeren CO2-Vorschriften im nächsten Jahr stehen.
Es gab bereits Zweifel, ob Stellantis sein bisheriges Ziel erreichen würde. Die Finanzvorstand Natalie Knight sagte letzte Woche, dass dies kein „Spaziergang“ werden würde. Die an der US-Börse notierten Aktien des Unternehmens sind in diesem Jahr um 31 % eingebrochen.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Umsatzeinbruch in USA spricht für boomende Konjunktur…