In den letzten Monaten verdichten sich die Anzeichen für eine bevorstehende Rezession in den USA. Während oberflächlich betrachtet der Arbeitsmarkt solide erscheint, offenbaren genauere Analysen eine zunehmende Fragilität der US-amerikanischen Wirtschaft. Das Wirtschaftswachstum könnte durch den von Trump angezettelten Handelskonflikt weiter unter Druck geraten. Ein zentrales Warnsignal ist dabei die seit Monaten invertierte Zinsstrukturkurve, ein historisch zuverlässiger Frühindikator für konjunkturelle Abschwünge.
USA: Indikator für eine Rezession
Die Zinsstrukturkurve der USA ist seit längerer Zeit invers – kurzfristige Zinssätze liegen über den langfristigen. Diese Konstellation trat in der Vergangenheit stets einige Monate vor einer Rezession auf. Investoren und Ökonomen werten diese Umkehr als ernst zu nehmendes Warnsignal. Die Märkte preisen damit ein: Die Federal Reserve könnte gezwungen sein, mittelfristig die Zinsen zu senken, um einen wirtschaftlichen Einbruch zu verhindern. Die inverse Zinskurve ist zwar ein starker Indikator für einen Abschwung, es gab jedoch auch in der Vergangenheit Beispiele, bei denen der Indikator danebenlag.
Trügerische Stärke am Arbeitsmarkt
Die offizielle Arbeitslosenquote in den USA befindet sich weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich: Die Qualität der Beschäftigungsverhältnisse hat sich deutlich verschlechtert. Viele vormals hochqualifizierte Fachkräfte finden sich heute in niedrig entlohnten Dienstleistungsjobs wieder – beispielsweise im Lieferdienst oder im Einzelhandel. Das Arbeitsmarktbild ist somit verzerrt und vermittelt eine Stabilität, die in Wirklichkeit auf wackligen Beinen steht.
Wirtschaftswachstum verliert an Dynamik
Trotz der aktuell noch positiven Wachstumsraten zeigt das Wirtschaftswachstum in den USA klare Ermüdungserscheinungen. Das Bruttoinlandsprodukt wächst zwar, aber deutlich verhaltener als in den Jahren zuvor. Besonders auffällig ist die sektorale Schwäche – einzelne Branchen wie der verarbeitende Sektor, die Transportlogistik und die Immobilienwirtschaft leiden unter stagnierenden oder sogar rückläufigen Entwicklungen. Dieses Phänomen wird im Video von Bravos Research als „rollende Rezession“ beschrieben: Kein abrupter, gesamthafter Einbruch, sondern ein schleichender Rückgang über mehrere Sektoren hinweg.
Ein bedeutender Belastungsfaktor für das US-amerikanische Wirtschaftswachstum bleibt der nach wie vor spürbare Handelskonflikt mit China, der unter der Präsidentschaft von Donald Trump eskaliert ist. Die Strafzölle und Gegenzölle, die im Zuge dieses Konflikts eingeführt wurden, haben nicht nur den bilateralen Handel belastet, sondern auch Lieferketten gestört, Kosten erhöht und Investitionen verlangsamt. Viele Unternehmen zögern seither, neue Produktionsstandorte aufzubauen oder internationale Partnerschaften einzugehen – aus Sorge vor regulatorischen und politischen Risiken.
Diese Unsicherheit hemmt die wirtschaftliche Dynamik. Besonders importorientierte Unternehmen spüren die Auswirkungen der Handelsspannungen bis heute. Der Druck auf die Margen steigt, und die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Produkte auf dem Weltmarkt hat gelitten. Gleichzeitig hat die Abkopplung von China als Hauptlieferant vieler Vorprodukte zu Engpässen und steigenden Preisen geführt – ein zusätzlicher Bremsfaktor für das Wirtschaftswachstum.
In Kombination mit der seit Langem inversen Zinsstrukturkurve, die eine künftige wirtschaftliche Schwäche signalisiert, und dem strukturell angeschlagenen Arbeitsmarkt ergibt sich ein trübes Bild: Den USA droht eine Phase mit anhaltend niedrigem Wirtschaftswachstum und erhöhtem Rezessionsrisiko – ein Szenario, das durch geopolitische Konflikte wie den Handelsstreit noch verschärft wird. Dies hätte selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Aktienmärkte, die sich trotz zahlreicher Krisen in diesem Jahr so widerstandsfähig wie selten zuvor zeigen.
Politisches Dilemma für die Fed
Die US-Notenbank befindet sich in einer Zwickmühle: Einerseits verlangt die hohe Inflation eine straffe Geldpolitik mit hohen Zinsen. Andererseits erhöht die anhaltende Inversion der Zinsstrukturkurve den Druck, gegenzusteuern, um eine tiefe Rezession zu vermeiden. Ein zu spätes Umschwenken könnte die ohnehin fragile Lage am Arbeitsmarkt verschärfen und das rückläufige Wirtschaftswachstum weiter dämpfen. Zwar versucht Trump mit seinem Steuerpaket, der sogenannten „Big, beautiful bill”, dagegenzusteuern. Dieses massive Steuerreformpaket könnte jedoch nur kurzfristig für wirtschaftliche Impulse sorgen und würde das Haushaltsdefizit sowie die ohnehin schon ausufernden Schulden der USA langfristig weiter in die Höhe treiben.
Fazit
Das Video von Bravos Research analysiert eindrucksvoll, wie in den USA mehrere Frühindikatoren – allen voran die Zinsstrukturkurve – Warnungen vor einer bevorstehenden Rezession geben. Die USA stehen wirtschaftlich am Scheideweg. Die Kombination aus inverser Zinsstrukturkurve, nachlassendem Wirtschaftswachstum und einem strukturell geschwächten Arbeitsmarkt weist auf eine drohende Rezession hin. Anleger, Unternehmen und politische Entscheidungsträger sollten die Entwicklungen genau beobachten. Noch ist Zeit zum Gegensteuern – doch das Fenster dafür schließt sich schnell. Die nächsten fünf Monate könnten entscheidend sein.
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