Europäische und US-Aktienmärkte könnten massiv abstürzen, der Ölpreis könnte dramatisch ansteigen auf weit über 100 Dollar. Dies könnte passieren, wenn der Iran die Straße von Hormus sperrt. Es ist eine Meerenge, über die Öltanker aus dem Persischen Golf in den Indischen Ozean gelangen. Wird dieser Weg blockiert, können bedeutende Mengen an Rohöl nicht mehr auf den Weltmarkt gelangen, Verknappung droht.
Straße von Hormus im Fokus nach US-Angriff
In Folge dieses möglichen Ereignisses könnten dann die Preise für Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin für die Endverbraucher massiv ansteigen. Darunter würden vor allem die großen Volkswirtschaften leiden, die viel Öl verbrauchen. Von daher dürften die Börsianer nun gespannt auf den Iran schauen. Nach dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen am Wochenende hat sich das iranische Parlament bereits für die Sperrung der Straße von Hormus ausgesprochen, die auf der nördlichen Seite komplett vom Iran umfasst wird.
Jetzt muss laut iranischen Medienberichten noch der Oberste Nationale Sicherheitsrat des Iran zustimmen, dann kann dieses Ereignis eintreten. Dafür sind die Märkte – egal ob Ölpreis oder Aktienmärkte – heute früh erstaunlich gelassen, so meine Meinung! Dass die Spannung rund um die Straße von Hormus aktuell zunimmt, zeigt folgende Nachricht: Aktuell sind zwei leere Tanker, die über die Meerenge in den Persischen Golf gelangen wollten, wieder umgedreht. Aber schauen wir, was aktuell zahlreiche Analysten dazu sagen.
Analystenaussagen
Bloomberg zeigt aktuelle Aussagen von Analysten:
Rapidan Energy Group
Der Iran werde wahrscheinlich sehr vorsichtig sein, die Straße von Hormus zu stören, die den Iran und die Arabische Halbinsel trennt und durch die etwa 25 % des weltweiten Öls und 20 % des weltweiten Flüssigerdgases transportiert werden, sagte Bob McNally, Präsident und Gründer der Rapidan Energy Group und ehemaliger Energiebeauftragter des Weißen Hauses. „Die Händler halten den Atem an und warten ab, ob Israel oder der Iran diesen Konflikt über militärische und politische Ziele hinaus auf den Energiehandel ausweiten“, sagte McNally im Bloomberg Television. „Bislang hat noch niemand den Abzug betätigt. Und wenn sie es nicht tun, kann ich mir eine Umkehr der Preise vorstellen.“
Kpler
Der Iran hat laut Muyu Xu, Senior Crude Analyst bei Kpler Ltd., noch andere Möglichkeiten, sich zu rächen, darunter den Einsatz regionaler Stellvertreter, um den globalen Handelsfluss indirekter zu stören. Das sei nach der israelischen Invasion im Gazastreifen 2023 geschehen, als Houthi-Rebellen im Jemen begannen, Schiffe im Roten Meer anzugreifen. Eine direkte Maßnahme zur Störung der Ölströme aus dem Nahen Osten hätte schwerwiegende Folgen für die Preise, sagte sie. „Wenn der Iran die Straße von Hormus auch nur für einen Tag blockiert, könnte der Ölpreis vorübergehend auf 120 oder sogar 150 Dollar pro Barrel steigen“, sagte sie. „Und wenn er wichtige Ölförder- oder -exportanlagen in Nachbarländern angreift, könnte dies die Preise noch länger in die Höhe treiben.“
Vanda Insights
Seit Israel Anfang dieses Monats mit Angriffen auf iranische Nuklearanlagen begonnen hat, sind die Ölmärkte unglaublich unruhig. Einige Handelssitzungen begannen mit Preisspitzen, bevor sie wieder auf Tagesverluste zurückfielen. Händler müssen über die Überraschung der Nachrichten hinausblicken und analysieren, ob sich die zugrunde liegenden Risiken tatsächlich verändert haben, sagte Vandana Hari, Gründerin der Beratungsfirma Vanda Insights. „Über die reflexartige Reaktion auf die schockierenden US-Angriffe hinaus muss der Markt beurteilen, ob das Risiko der schlimmsten Szenarien für Versorgungsunterbrechungen gestiegen ist“, sagte Hari. „Ich sehe keinen wesentlichen Anstieg.“
Onyx Commodities
Der langjährige Ölmarktexperte Harry Tchilinguirian sagte, er beobachte insbesondere, ob der Iran das Risiko eingeht, die USA durch Vergeltungsschläge gegen amerikanische Militäreinrichtungen oder die Energieinfrastruktur in der Region tiefer in den Konflikt hineinzuziehen, was die Preise in die Höhe treiben könnte. Wenn die Reaktion auf Israel beschränkt bleibt, könnte dies die Befürchtungen einer Eskalation verringern. „Im Grunde liegt der Ball nun bei Iran, zu reagieren, und obwohl das Land sagt, dass alle Optionen auf dem Tisch liegen, sind einige davon folgenreicher als andere“, sagte Tchilinguirian, Leiter der Ölforschung und -analyse bei Onyx Commodities Ltd.
Sparta Commodities
Nicht nur Rohöl ist gefährdet. Die Straße von Hormus ist auch ein wichtiger Engpass für LNG und raffinierte Produkte wie Diesel und Düsentreibstoff. Einige Kraftstoffmärkte könnten die größten Preisreaktionen auf die jüngsten Entwicklungen erleben, sagte June Goh, Senior-Analystin für den Ölmarkt bei Sparta Commodities. Die Lieferketten für Diesel und Düsentreibstoff sind am stärksten vom Nahen Osten abhängig, da Ölprodukte aus dem Arabischen Golf über die Straße von Hormus fließen, um den Hauptnachfragehub in Europa zu versorgen, sagte Goh. „Es wird erwartet, dass sich die Ost-West-Spread für Mitteldestillate weiter ausweiten wird, um Anreize für den Fluss von Barrel in westliche Märkte zu schaffen.“
Saxo Bank
Selbst ohne eine vollständige Unterbrechung könnte die Gefahr iranischer Maßnahmen in der Meerenge die Lieferungen behindern, sagte Ole Hansen, Leiter der Rohstoffstrategie bei der Saxo Bank A/S. Solche Verzögerungen könnten zu kurzfristigen Preisspitzen führen, aber die Gewinne würden begrenzt sein, nachdem die Länder ihre strategischen Reserven freigegeben hätten und Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate einen Teil ihres Rohöls zu Anlagen außerhalb der Straße von Hormus umgeleitet hätten. „Die derzeitige geopolitische Risikoprämie – die mittlerweile 10 US-Dollar pro Barrel übersteigt – kann ohne eine konkrete Versorgungsunterbrechung nicht lange aufrechterhalten werden“, so Hansen. „Ohne eine solche Unterbrechung könnten sich die Preisgewinne nur schwer halten.“
RBC Capital Markets
Der Iran hat über den Versuch, die Straße von Hormus vollständig zu sperren, hinaus weitere Optionen für Vergeltungsmaßnahmen, wie beispielsweise Angriffe auf Tanker oder den Hafen von Fujairah in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder die Ausübung von Druck auf die verbleibenden verbündeten Gruppen im Irak und im Jemen, um Unterstützung zu leisten, so die Analysten von RBC Capital Markets LLC, darunter Helima Croft. Es könnte Tage oder sogar Wochen dauern, bis die vollständige Reaktion des Landes klar ist. „Vor allem würden wir in dieser Phase vor voreiligen Schlussfolgerungen wie ‚das Schlimmste liegt hinter uns‘ warnen“, sagte Croft. „Präsident Trump mag zwar erfolgreich eine Eskalationsstrategie zur Deeskalation umgesetzt haben, aber eine weitere Ausweitung kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden.“
FMW/Bloomberg
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Also, die USA und Europa kaufen kein Öl oder Gas von dort. Das geht von dort fast komplett nach Asien. Genau deshalb war der Ölpreis in Asien heute morgen auch höher gewesen. Man sieht das auch daran, dass Saudi Arabien jetzt Ol in yuan bezahlen lässt. Ich glaube nicht das der Iran seinem großen Freund China das antun will. Den Russen würde das zwar gefallen, aber die können es sich auch nicht mit China verderben. Insofern glaube ich nicht das das so kommen wird und wenn dann nur für kurz. Spätestens wenn Israel die Gaspipelin vom Iran in Richtung China bombardiert, wird das aufhören.
Ich sehe nur begrenzte Risiken. Der Iran wird sich dreimal überlegen, die Straße von Hormus zu sperren oder amerikanische Truppen anzugreifen. Mit der Reaktion der Amerikaner wäre das Schicksal des militärisch und politisch geschwächten Mullah-Regimes endgültig besiegelt. Die Folge wäre ein Bürgerkrieg im Iran und Terrorangriffe islamistischer Fanatiker in der westlichen Welt. Das will außer den radikalen Islamisten auch keiner. Bei allem religiösen Fanatismus ist zu hoffen, dass noch ein Funken Verstand im Regime besteht.
Eine gefährliche Entspannung.
Russland wird seinen Verbündeten nicht verlieren wollen.
Was passiert eigentlich, wenn Russland dem Iran die nukleare Teilhabe anbietet?
Die Trägerraketen (inkl. Hyperschallmarschflugkörper) sind ja schon vorhanden.
Die USA machen das ja auch.
@Warhead
Russland hat schon das gemacht, was es am besten kann: die Beine in die Hand genommen und weggelaufen. Jegliches Personal, auch das militärische, wurde abgezogen. Und wenn sie wirklich gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen – was sie sich selbst bei Nordkorea nicht trauen –, wird ihnen der Rest ihrer wirtschaftlichen Fähigkeiten genommen.
Wahrscheinlich sind Russlands Generäle im Moment eher damit beschäftigt, ihr eigenes Leben zu retten. Die sitzen vor Putin wie die bedröppelten Schulkinder, und Putin fragt sie, warum sie so unfähig sind und keinen Krieg führen können wie die Israelis – und stattdessen seit drei Jahren dieses komische Land, das viel kleiner ist, nicht besiegen können.
Syrien weg, Houthis weg, Hamas weg, nun Iran. Russland gehen die Proxys aus.