Die Spannungen an den US-Geldmärkten halten an und könnten sich bis in den November hinein fortsetzen. Laut Analysten von Wall Street bleiben die Finanzierungskosten hartnäckig hoch, was den Druck auf die Federal Reserve (Fed) erhöht, die Liquidität zu stärken – und das noch bevor sie im Dezember die Schrumpfung ihrer Bilanz beendet. Laut einem Bericht von Bloomberg rückt damit eine mögliche geldpolitische Anpassung näher, noch ehe die sogenannte „quantitative Straffung“ (QT) offiziell endet.
Am Freitag stieg der Secured Overnight Financing Rate (SOFR), ein zentraler Referenzsatz für besicherte Übernachtkredite, um 18 Basispunkte – der stärkste Anstieg außerhalb eines Zinserhöhungszyklus seit März 2020. Zwar sank der Satz am Montag wieder, doch bleibt er über den von der Fed gesteuerten Zielwerten, darunter der Fed Funds Rate. Auch andere kurzfristige Repo-Sätze, über die Banken sich über Nacht refinanzieren, notieren weiter oberhalb der administrierten Fed-Raten.
„Die Fed ist mit der Zeit am Ende und scheint zu improvisieren“, sagte Mark Cabana, Leiter der US-Zinsstrategie bei der Bank of America. „Der 1. Dezember war der einzige Kompromiss, den sie erreichen konnten. Ich vermute, die Märkte werden sie bald zum Handeln zwingen.“
Uneinigkeit innerhalb der Fed
Die Fed kündigte vergangene Woche an, ab Dezember keine weiteren Staatsanleihen zu verkaufen – das Ende eines dreijährigen QT-Zyklus. Der Schritt folgt zunehmenden Liquiditätsengpässen, die sich durch massive Staatsanleiheemissionen seit dem Sommer verschärft haben. Diese zogen Liquidität aus dem System, während die Fed gleichzeitig ihre Bilanz weiter verkleinerte.

Bank of America hatte erwartet, dass die Fed ihre Bilanzreduktion bereits Ende Oktober beenden und neue Anleihekäufe starten würde. Dass dies ausblieb, zeige „unterschiedliche Ansichten innerhalb der Fed“, so Cabana.
Fed-Chef Jerome Powell erklärte, die Zentralbank werde „zu einem bestimmten Zeitpunkt“ beginnen, Reserven wieder aufzubauen, um mit dem Wachstum des Bankensektors Schritt zu halten – ohne einen konkreten Zeitrahmen zu nennen. Andere Mitglieder, darunter Michelle Bowman, plädieren hingegen für eine möglichst kleine Bilanz. Laut jüngsten Daten sind die Bankreserven auf 2,8 Billionen US-Dollar gefallen – den niedrigsten Stand seit September 2020. Analysten sehen darin ein Zeichen, dass die Fed die Reserven zu stark abgebaut hat.
Steigende Repo-Sätze und zunehmender Druck
Lorie Logan, Präsidentin der Dallas Fed, warnte, dass die Notenbank möglicherweise Anleihekäufe tätigen müsse, falls die Repo-Sätze weiter hoch bleiben. Besonders kritisch sei, dass die Tri-Party-Repo-Sätze inzwischen über dem Zinssatz der Standing Repo Facility (SRF) liegen – dem zentralen Liquiditätsinstrument der Fed. Diese Fazilität, die es Banken erlaubt, kurzfristig Bargeld gegen Staatsanleihen zu leihen, wurde in den letzten Wochen regelmäßig genutzt.
Logan betonte, die Ssätze an den Geldmärkten sollten „im Durchschnitt nahe oder leicht unter dem Zinssatz für Reserveguthaben“ liegen. Am Freitag jedoch lag der SOFR 32 Basispunkte über dem IORB (Interest on Reserve Balances) – der höchste Abstand seit 2020. Zwar fiel er am Montag auf 4,13 %, bleibt aber über dem IORB von 3,9 % sowie über der Federal Funds Rate, die Ende Oktober auf 3,75 % bis 4 % gesenkt wurde. Auch der Tri-Party General Collateral Rate liegt mit über 4 % weiterhin oberhalb der administrierten Fed-Sätze.

Historische Parallelen und mögliche Marktinterventionen
Joseph Abate, Zinsstratege bei SMBC Nikko Securities America, warnte in einer Analyse, dass der Druck im Tri-Party-Markt noch stärker sein könnte, als offizielle Daten vermuten lassen. Er forderte „aggressivere Maßnahmen der Fed, einschließlich des Kaufs von Treasury Bills“. Laut Abate sind die Märkte „anfälliger für Druck auf die Tagesgeldsätze als 2019“, als es im September zu erheblichen Marktverwerfungen kam.
Damals pumpte die Fed rund eine halbe Billion Dollar in den Markt, nachdem Repo-Sätze sprunghaft angestiegen waren. Heute halten Hedgefonds rund eine Billion Dollar mehr an Long-Positionen in US-Staatsanleihen, während sich das Repo-Volumen nahezu verdoppelt hat.
Mehrere Strategen an der Wall Street gehen nun davon aus, dass die Notenbank erneut eingreifen könnte, um Liquiditätsengpässe zu verhindern. „Wir halten vorübergehende Offenmarktgeschäfte nicht für ausgeschlossen, falls der Stress an den Geldmärkten anhält und die Sätze weiter über den relevanten Fed-Niveaus steigen“, sagte John Velis, Makrostratege bei BNY Mellon.
Fazit
Die jüngsten Marktbewegungen verdeutlichen das Dilemma der Fed: Sie muss einerseits die Geldmarktfunktion sichern und andererseits ihre Bilanz verkleinern. Doch die anhaltenden Spannungen deuten darauf hin, dass ein baldiger Kurswechsel unvermeidlich sein könnte. Wenn die Finanzierungskosten weiter steigen, dürfte die Fed gezwungen sein, früher als geplant gegenzusteuern – um die Stabilität des Geldmarkts zu wahren und ein Wiederaufflammen der Liquiditätskrise zu verhindern.
FMW/Bloomberg
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Dann treibt die FED den Buffet Indikator bis auf über 250 !
Das ist dann die logische Konsequenz. Wenn sie notwendige Marktbereinigungen nicht mehr zulässt und sich ständig einmischt, in die sensible Preisfindung an der Börse, zwischen Angebot und Nachfrage, wenn sie glaubt jedes Miniloch und jeden Minirückschlag mit noch mehr Geld zuschütten zu müssen, dann ist das die logische Konsequenz…!
Dann geht der Buffet Indikator straff Richtung der 250…260…270…300.. Prozent …in der US-Marktkapitalisierung zum US- Bruttoinlandsprodukt. .!
Und dort oben… jenseits der 300 ..angekommen… fällt ihr sicherlich noch was ein…warum ausgerechnet jetzt der Markt gestützt werden müsste…!
Schließlich gilt für die FED: „Die Blase darf nicht platzen! „…
@Herr Jäger…“Am Freitag stieg der Secured Overnight Financing Rate (SOFR), ein zentraler Referenzsatz für besicherte Übernachtkredite, um 18 Basispunkte – der stärkste Anstieg außerhalb eines Zinserhöhungszyklus seit März 2020.“…nur zur Info…am Tag davor ist er um 23 Basispunkte gefallen…also deutlich stärker vorher gefallen als im Nachgang gestiegen…ist also eher als Entspannungssignal zu werten…
@ Ranzentier. Der Rückgang am 30. Oktober war der Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte geschuldet. Eine so stakte Gegenbewegung einen Tag nach der Zinseenkung hat es in der letzten Zeit noch nicht gegeben.
Alles klar. danke