Märkte

Neuer Index der Bundesnetzagentur Industrie-Strompreis fast doppelt so hoch wie vor Ukraine-Krieg

Der deutsche Industrie-Strompreis hat sich zwar vom Top 2022 deutlich erholt, aber ist doppelt so teuer wie vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs.

Strommasten
Strommasten. Foto: Wirestock-Freepik.com

Der Strompreis für die deutsche Industrie ist vom Top im Jahr 2022 wieder massiv gesunken, was sich die Politik auch lautstark als Verdienst anrechnet. Aber warum wandern dann immer mehr Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe in Nachbarländer ab, warum schließen Betriebe, oder verkleinern ihr Produktionsvolumen? Weil Strom zu teuer ist! Wichtig ist nicht, wie stark der Industrie-Strompreis vom Top zurückkommt, sondern ob er wirklich wieder auf dem selben Niveau wie vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist.

Die Bundesnetzagentur hat heute einen neuen Index veröffentlicht, in dem man den Strompreis für die deutsche Industrie ablesen kann. Demnach lag das Top bei 724 Indexpunkten im August 2022. Bis jetzt kam der Wert zurück auf 167,93 Punkte. Ein großer Erfolg? Aber man schaue zurück auf Januar 2022, also unmittelbar vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs, der die Versorgungslage mit Energie verschärfte. Damals lag der Index bei 88,62 Punkten. Im Januar 2018 lag der Index bei 75,81 Punkten. De facto sieht Deutschland für seine Industrie heute also einen fast doppelt so hohen Strompreis wie vor Kriegsausbruch, auch wenn der Chart diesen optisch tollen Rückgang seit Sommer 2022 darstellt.

Grafik zeigt Entwicklung im Strompreis für die Industrie seit dem Jahr 2018

Bei diesem Strompreis handelt es sich laut Bundesnetzagentur um den „Index mit Vergünstigungen“. Dazu schreibt die Agentur als Erläuterung, dass sich der modellierte Industriestrompreis aus folgenden Bestandteilen zusammensetzt: Umlagen, Steuern, Netzentgelten, Abgaben, Vertriebskosten und Marge sowie Beschaffungskosten. Umlagen, Steuern, Netzentgelte und Abgaben werden demnach jährlich im Monitoring erhoben und als konstant angenommen, unterjährige Anpassungen werden direkt berücksichtigt. Vergünstigungen für berechtigte Industrieunternehmen (z. B. bei Netzentgelten, Stromsteuer, Konzessionsabgabe und Umlagen) fließen in den Strompreis-Index mit Vergünstigungen ein. Vertriebskosten und Marge werden auf etwa 5 % des Industriestrompreises geschätzt.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

4 Kommentare

  1. Mit Vergünstigungen:
    Januar 2022: 221,97
    November 2024: 167.93

    Ohne Vergünstigungen:
    Januar 2022: 134,88
    November 2024: 101.72

  2. Kann nicht sein, Frau Esken hat am Montag bei „Hart aber Fair“ mit großem Furor gesagt, daß die Energiepreise, und damit meint sie auch Gas, unter den Preisen von vor dem Ukrainekrieg liegen. Und wer würde Frau Esken nicht glauben? Und die weiß es sicherlich von Robert Habeck, der ihr vertickte, daß die Preise fallen, weil die Inflation sinkt. Und mit diesem Spitzenpersonal können sich alle beruhigt in den Winterschlaf begeben, beim Frühjahrserwachen wird alles ganz toll sein. Mit der geballten Kompetenz kann gar nichts schief gehen. Ich bin froh, daß es solche Koriphäen besonders in Wirtschafts- und Energiefragen in Deutschland gibt, andere Länder beneiden uns darum……………

  3. @Claudio Kummerfeld
    „Aber man schaue zurück auf Januar 2022, also unmittelbar vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs, der die Versorgungslage mit Energie verschärfte. Damals lag der Index bei 88,62 Punkten.“

    Ein Versehen oder bewusste Irreführung durch Desinformation?
    Im Januar 2022 liegt der Index bei 135 (ohne Vergünstigungen) bzw. 222 (mit Vergünstigungen). Aktuell sind 102 bzw. 168.
    Industriestrom ist also 25 Prozent günstiger als kurz vor Kriegsausbruch.

    Der zweite Index wurde lieber gleich ausgeblendet, weil er Ihren Aussagen noch mehr diametral widerspricht.
    Hier wurden in 2024 bereits Werte unter denen vom Januar 2018 erreicht.

    Ähnliches gilt übrigens auch für den langfristigen Gaspreis:
    https://c.finanzen.net/cst/FinanzenNetStyleguide/chart.aspx?instruments=300002,28,0,333&style=snapshot_mountain_big_max&period=Maximum&timezone=W.%20Europe%20Standard%20Time&width=1280&height=700

    Ich denke, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, die Mär vom teuren Industriestrompreis bzw. hohen Energiepreisen im Allgemeinen endgültig zu begraben.
    Die Industrie und immer mehr Ökonomie-Experten haben das schon seit einiger Zeit erkannt und inzwischen andere Ausreden wie Bürokratie, Fachkräftemangel und Lohnkosten für sich entdeckt. Hauptsache kein Wort von Managementversagen, falschen Strategien in der Sackgasse und viel zu lange Untätigkeit statt Transformation.

    1. Das mit Januar 2022 ist definitiv falsch im Artikel. Nimmt man dagegen Januar 2021, dann stimmt die Aussage ungefähr. Was auch nicht verwundert, denn die Inflation zog bereits vor dem Ausbruch des Krieges an. Die Inflation hat nämlich nichts mit dem Krieg zu tun, weder bei Energie noch bei anderen Produkten, sondern mit der katastrophalen Politik der westlichen Zentralbanken. Die EZB sprach noch von transitorisch als die Inflation bereits abhob. Erst als die Inflation nahe 10% lag beendete sie das Kaufprogramm für Anleihen und auch jetzt werden die Zinsen weiter gesenkt, obwohl die Inflation schon wieder seit mehreren Monaten steigt. Dass die Preise für Energie auch wieder steigen – wen wundert das?

      Ich bin im Moment dabei mein Geld aus dem Euro zu verschieben, weil die EZB diese Politik nicht macht weil sie dumm ist, sondern weil sie es muss. Man muss allerdings aufpassen nicht vom Regen in die Traufe zu geraten, denn auch anderswo gibt es Probleme und unfähige Politiker.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage