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Studium in USA: Die Schuldenbombe und die Wall Street

20.000 Dollar an Gebühren pro Semester für das Studium, das ist in den USA keine Seltenheit. Die Wall Street macht daraus ein Geschäft!

Wie die Wall Street aus dem Studium junger Amerikaner Profit schlägt

In letzter Zeit ist das große Thema an den Märkten die Inflation, insbesondere in den USA – aber was seit der Finanzkrise besonders gestiegen ist, sind nicht etwa die Komponenten Energie oder etwa Materialkosten (Rohstoffe), es sind die Ausgaben für das Studium der jungen Amerikaner. Was das gesamte US-Bildungssystem, aber auch die Studenten selbst in die Bredouille bringt. Jetzt hat aber die Wall Street dieses Thema ein weiteres Mal aufgegriffen und möchte wie immer ein Geschäft daraus machen.

Der langfristige Anstieg der Inflation

Seit dem Jahr 2000 am deutlichsten gestiegen sind die Gebühren für das Studium (College Tuitions & Fees), als Unterkomponente von Education & Communication.

Ausfallraten bei Studenten-Krediten

Studium in den USA – eine weitere Schuldenblase

15- oder 20.000 Dollar an Gebühren pro Semester für das Studium, das ist in den USA keine Seltenheit, sondern Normalität. Junge Menschen müssen Kredite aufnehmen und zahlen Zinsen, die bei fünf Prozent p.a. beginnen und damit höher sind, als für andere Kreditarten.

Wie die folgende Übersicht der New Yorker Fed anzeigt, ist die Quote bei Krediten für das Studium bis 2019 jahrelang angestiegen und auch die Schwierigkeit diese Kredite zu bedienen.

Zu Beginn des Jahres 2003 waren es etwa sechs Prozent, die Schwierigkeiten bei der Rückzahlung hatten. Mit Beginn der Coronakrise (bei 12 Prozent) gab es einen plötzlichen Rückgang zu verzeichnen. Der Grund dafür: Diese Entwicklung spiegelt offenbar das Hilfspaket des US-Kongresses im Rahmen des CARES Acts wider, welches Ende März 2020 von US-Präsident Donald Trump in der Corona-Krise unterzeichnet wurde.

Ausfallraten bei Studenten-Krediten

Derzeit sind es etwa 44 Millionen Amerikaner, die einen Kredit für das Studium abbezahlen müssen, fünf Millionen sind in Verzug geraten. Es geht um 1,5 Billionen Dollar. Das entspricht bereits dem Bruttoinlandsprodukt des Nachbarlandes Kanada in einem Jahr. Diese Summe ist über die letzten Jahre stark gestiegen, so dass in den USA schon von einer „College Bubble“ gesprochen wird.

Der neue Weg, Finanzierung durch Hedgefonds?

Seit ein paar Jahren ist eine weitere Finanzierungsmöglichkeit für ein Studium entstanden, dass so genannte Income-Sharing-Agreement (ISA).

In diesem Vertrag wird festgelegt, dass Investoren das Studium bezahlen, aber dafür später einen Teil des Gehaltes dafür bekommen. Eine kleine Wette auf eine große Karriere des akademischen Schuldners. Seit 2015 ist dies in Fahrt gekommen, inzwischen bieten Dutzende Hochschulen eine solche Finanzierung an. Mit dabei natürlich Hedgefonds, aber auch Onlinebroker, die solche Finanzierungen anbieten. Besonders beliebt sind Studenten in technischen Fachrichtungen, von den man sich später besondere Gehälter verspricht.

Es geht um börsentypische Konditionen. Die Investoren bezahlen das Studium und erhalten in den nächsten Jahren einen Teil des Gehaltes zurück. Zwei, fünf oder auch acht Prozent p.a. und über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren. Wird der Absolvent später arbeitslos, bekommen die Geldgeber nichts zurück. Eine Spekulation auf eine große Karriere des Studenten.

Manch ein Hedgefondsmanager wittert in den nächsten Jahren schon das große Geschäft, denn diese Kredite werden immer mehr angenommen. Besonders beliebt für die Investoren sind natürlich die derzeit gefragten Studien auf dem Tech-Bereich wie Informatik. Damit könnte sich auch ein Problem für andere, nicht so lukrative Studiengänge ergeben. Wer bezahlt die Studiengebühren für Fachrichtungen mit geringeren Karrierechancen – kann man hier vielleicht höhere spätere Beteiligungen verlangen?

Wieder einmal eine neue Spielart des Kapitalismus, die in den USA ihren Ursprung nimmt. Man kommentiert diese Kritik wieder einmal typisch amerikanisch und auf den Konsum ausgerichtet: hoch verschuldete Studenten könnten ansonsten nicht nicht viel zum Wirtschaftsleben in den USA beitragen.

Fazit

US-Präsident Biden hatte schon im Wahlkampf mehrfach betont, welche Ungerechtigkeiten es im amerikanischen Bildungssystem gibt, mit der Benachteiligung der unteren Gesellschaftsschichten, die sich die hohen Ausgaben für ein Studium einfach nicht leisten können. Dass viele Studenten nach ihrem Abschluss auf gewaltigen Schulden sitzen würden, die sie erst über viele Jahre würden abstottern müssen – eine Summe, die die Billionen Dollar-Marke längst überschritten hat. Bernie Sanders und Elizabeth Warren hatten im Wahlkampf für eine staatliche Tilgung der Studentenkredite geworben. Vonseiten der neuen Regierung unter Joe Biden war bisher nur von einer Aufschiebung der Tilgungen bis zum 30. September 2021 die Rede.

In der Zwischenzeit wird die US-Finanzindustrie nach weiteren Möglichkeiten suchen, um aus dieser finanziellen Zwangslage Profit zu erzielen.



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3 Kommentare

  1. Das ist ein echt genialer Schachzug von unserem großem Bruder aus Übersee. Man ruft zum (Wirtschafts-/System-) Kampf gegen China auf und sorgt dafür das die Bildungselite schrumpft oder es zumindest schwerer hat.
    Und das wo man doch von vorn herein mit einem 1:5 Verhältnis hinsichtlich der potentiellen schlauen Köpfe hinten ansteht – ok, das kann man jetzt (gerade hinsichtlich China) definitiv nicht ganz so einfach rechen …. aber man sollte mal drüber nachdenken.
    Man schaue nur was die Chinesen in den letzten 40..50 Jahren erreicht haben und was die Amerikaner seid dem zweiten Weltkrieg gestemmt haben – auch wenn dies (bewußt oder unbewußt) nur mit fremder Hilfe möglich war, aber entwicklungstechnisch haben die gerade mächtig Bumms im Pantoffel !
    Die Frage ob man jetzt mehr Handwerker oder Akademiker braucht kann sich jeder selbst stellen.
    Sorry, das ist jetzt nicht respektierlich gegenüber Nichtakademikern gemeint denn eine funktionierende Gesellschaft braucht ein Mix aus ALLEN ! Aber aus geostrategischer Sicht kommt eine solche Frage ebend auf.

  2. Ein Verweis auf die Quelle „Welt am Sonntag“ wäre auch hier wieder schön gewesen. Ich schätze die Artikel des Herrn Müller, aber man muß nicht alles als sein Eigenes ausgeben.

    1. Sonntags-Weltmeister

      Jetzt greift der tolerante Wikinger auch noch den Herrn Müller an.Nach jahrelangem Krall- Bashing und monatelangen Kummerfeld -Beschimpfungen ist jetzt anscheinend Herr Müller sein Opfer.
      Ich schätze die Kommentare von Herr Müller ausserordentlich während der Welt-am -Sonntag- Leser immer grässlicher wird.

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