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Theresa May: Brexit – eine „Erfolgsstory?“

Morgen Abend wird Teresa May die neue Premierministerin Großbritanniens sein. Sie will aus dem Brexit einen "Erfolg" machen - aber vieles liegt nicht in ihrer Hand..

FMW-Redaktion

Morgen Abend wird Teresa May die neue Premierministerin Großbritanniens sein. Sie will aus dem Brexit einen „Erfolg“ machen:

Schön. Nur wird ihr das gelingen? Sie braucht nun in kurzer Zeit ein neues Team, vermutlich muß Finanzminister Osborne seinen Hut nehmen. Aber ob der Brexit dann vor allem für den Finanzplatz London eine Erfolgsstory wird, liegt nicht in ihrer Hand.

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Morgen Abend neue Regierungschefin: Theresa May
Foto: UK Home Office, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

Da ist zunächst die geplante Fusion zwischen Deutscher Börse und der London Stock Exchange (LSE). Die Chancen, dass London, sollte die Fusion doch noch klappen, den Sitz der fusionierten Unternehmen innehaben wird, tendieren derzeit gegen Null (siehe dazu später mehr mit einem gesonderten Artikel).

Das gilt auch für andere Bereiche: Heute berichten Insider, dass das größte Cloud-Start-Up der Welt, WeWork mit Sitz in New York, sich nicht mehr um Mieträume im Epizentrum des Londoner Finanzsektors, der Canary Wharf, bemühen wird (offiziell hält die Firma an weiterer Expansion in Großbritannien noch fest, aber die diesbezüglichen Bekundungen sind schon etwas älter..).

Und das Schicksal der zahlreichen Hedgefonds, der Private Equity-Unternehmen sowie der Immobilienfonds, die in London ihren Sitz haben, wird, wohl noch in diesem Monat, nicht in London entschieden, sondern in Paris. Denn dort sitzt die „European Securities and Markets Authority“ (ESMA). Sie wird in diesem Monat eine Empfehlung darüber abgeben, ob diese Finanzfirmen mit Sitz in UK ihre Produkte weiterhin in der EU verkaufen dürfen – oder eben nicht.

Und wenn nicht, dann rumpelt es: denn 85% aller von europäischen Hedgefonds verwalteten Gelder werden aus London heraus gemanaged. Auch Private Equity-Firmen haben in London ihren Schwerpunkt – wenn der ESMA also der Europäischen Kommission die Empfehlung geben würde, dass aus UK heraus nicht mehr in die EU-Länder verkauft werden darf, wäre das ein schwerer Schlag für die Finanzindustrie Londons.

Die Grundfrage ist nun, ob der sogenannte „Alternative Investment Fund Managers Directive passport for non-EU funds“ (AIFMD) auch für Großbritannien gültig sein wird. Damit ist eine Ausnahmegenehmigung gemeint, die einigen Ländern oder Sonderzonen eingeräumt wird, wenn sie „ähnliche Regularien“ wie in der EU haben. Diese Sondergenehmigung wird derzeit diskutiert für die USA, Isle of Man, Bermudas, Japan, Singapur und viele andere mehr.

Normalerweise müßte dann auch Großbritannien in diesen erlauchten Kreis aufgenommen werden. Aber hier geht es um Politik, geht es um Begehrlichkeiten vor allem in Paris und Frankfurt, es ist mithin eine politische Entscheidung. Insider berichten, dass viele Hedgefonds-Manager bereits die Lage in Dublin oder Luxemburg sondieren, um notfalls schnell eine Alternative zu haben.



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1 Kommentar

  1. „..wenn der ESMA also der Europäischen Kommission die Empfehlung geben würde, dass aus UK heraus nicht mehr in die EU-Länder verkauft werden darf,…“

    ..würde ich anstelle von Frau May meinem Wirtschaftsminister sofort die Empfehlung geben, dass aus den EU-Ländern heraus kein Auto mehr nach GB verkauft werden darf.
    Wollen wir doch mal sehen, wie stark die Industrielobby in der EU ist.

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